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12. August 2014

Guardians of the Galaxy

We’re just like Kevin Bacon.

Ungeachtet dessen, zu was sich Hollywoods Blockbuster-Maschine entwickelt hat, ist ein interessanter Trend zu beobachten: große Filme werden kleinen Regisseuren anvertraut. Egal ob Colin Trevorrow (Safety Not Guaranteed) nun Jurassic World inszeniert, Gareth Edwards (Monsters) zuvor Godzilla, Josh Trank (Chronicle) in Kürze Fantastic Four oder wie in Guardians of the Galaxy der Fall James Gunn (Slither) hinter der Kamera Platz nimmt. Oftmals unverbrauchte Kreative mit frischen Ideen – vielleicht das einzige Zugeständnis einer Branche, die sich schon lange von kreativen frischen Ideen verabschiedet hat. Und so gerät auch Marvels jüngstes Werk vom Produktionsband: streckenweise frisch, grundsätzlich aber konventionell.

Als Ausgangsbasis dient eine Comic-Serie von 2008 um eine Gruppe merkwürdiger außerirdischer Typen, die zum Heldenteam und Schützern der Galaxie avancieren. Wie man das gewohnt ist, weicht die Filmadaption an den Stellen vom Original ab, wo es aus besseren Vermarktungsgründen empfehlenswert ist. Im Mittelpunkt des Films steht ein mysteriöses Artefakt, dessen sich der Kleinkriminelle Peter Quill aka Star-Lord (Chris Pratt) bemächtigt, hinter dem aber auch der Soziopath Ronan (Lee Pace) her ist. Er will das Artefakt für Bösewicht Thanos (Josh Brolin) besorgen, damit dieser wiederum für Ronan den Planet Xandar ausmerzt. Helfen soll Ronan dabei die Attentäterin Gamora (Zoe Saldana), eine von Thanos’ Adoptivtöchtern.

Zugleich ist Peters Ex-Team rund um Space-Pirat Yondu Udonta (Michael Rooker) wegen des Artefakts hinter ihm her, genauso wie ein Kopfgeldjäger-Duo. Das Zusammentreffen von Waschbär Rocket (Bradley Cooper) und Baumwesen Groot (Vin Diesel) mit Peter und Gamora verläuft jedoch suboptimal, weswegen sich das Quartett bald im Gefängnis wiederfindet. Dort lernen sie Drax (Dave Bautista) kennen, der eine eigene Rechnung mit Ronan und Thanos offen hat. Jetzt gilt es nur noch, gemeinsam auszubrechen, sich das Artefakt zu sichern und es zu dem ominösen Käufer The Collector (Benicio del Toro) zu bringen. Und das am besten, bevor die zwei Parteien rund um Ronan und Yondu mit ihnen aufgeschlossen haben.

Jede Menge Figuren – zu denen sich Nebula (Karen Gillan), eine weitere Adoptivtochter Thanos’, und die Xandar-Beamten Nova Prime (Glenn Close) und Rhomann Dey (John C. Reilly) gesellen –, weshalb es nicht verwundert, dass Guardians of the Galaxy sich keiner von ihnen wirklich widmet. Randbemerkungen müssen als Charakterisierung ausreichen (Ronan tötete die Familie von Drax, Thanos die Familie von Gamora, Peter verlor seine Mutter an Krebs und Rocket ist ein wissenschaftliches Experiment), was zwar als lose Motivation ausreicht, einem die Figuren allerdings nicht näher bringt. Noch schlechter schneiden da nur die Antagonisten ab, deren Handeln – und Rolle – sich der Film nicht einmal die Mühe macht, wirklich zu erläutern.

Ronan will kaputt machen, der Collector will sammeln, Thanos will das Artefakt und Nebula will irgendwas (oder auch nichts) – weitere Infos gibt es wohl in den Comics. Da verwundert es nicht, dass es für die hier erzählte Geschichte des Collectors und Thanos’ nicht bedarf, sondern diese wohl eher als Marvel-Bindeglied zu Thor: The Dark World und The Avengers dienen. Vielleicht dient Ronan auch nur als MacGuffin, um eben unsere Heldengruppe zusammenzuführen. Deren Interaktion ist das szenische Highlight eines Films, der ähnlich wie The Avengers zuvorderst von dem Zusammenspiel seiner unterschiedlichen Figuren lebt. Seien es ironiefreie Straight Player wie Gamora und Drax oder sarkastische Einzeiler von Peter und Rocket.

Allerdings weiß James Gunn auch hier nicht, wann es zuviel ist, weshalb manches letzte Wort oder mancher letzte Blick als Pointe nicht vollends überzeugen. Generell hätte der Film etwas mehr Zeit mit den Figuren im Gefängnis verbringen können, um diese sich tatsächlich kennenlernen zu lassen. Opferungswürdige Szenen hierfür gibt es anschließend noch genug. Grundsätzlich stimmt jedoch die Atmosphäre von Guardians of the Galaxy, als sich nicht ernst nehmendes Space-Fantasy-Abenteuer voller illustrer Figuren. Die sind zwar in der Regel nur bunt angemalt und nicht so liebevoll zelebriert wie von Guillermo del Toro in Hellboy II, dennoch macht die Alien-Truppe rund um einen Waschbär und wandelnden Baum oft (genug) Spaß.

Hierbei können sich an sich auch die Effekte sehen lassen, selbst wenn diese im – wie man es von Marvel leider inzwischen gewohnt ist – überfrachteten Finale ins Comic-hafte abzurutschen drohen. Bei Rocket und Groot gibt es jedoch wenig zu meckern, womöglich hat man auch aufgrund gleich zweier wichtiger CGI-Charaktere auf die Ausstaffierung weiterer Statistenfiguren verzichtet. Für zusätzlichen Charme neben Chris Pratt als überzeugenden Space-Söldner sorgt der von Gunn zusammengestellte Soundtrack voller Evergreens, die im Film selbst eine ganz eigene Rolle spielen – allerdings zugleich ein paar Fragen aufwerfen. An diesen ist Guardians of the Galaxy keineswegs arm, immerhin handelt es sich um einen Blockbuster.

Als swashbuckling Weltraum-Abenteuer kann der Film trotz Überlänge und nur angerissener Figuren(-dynamik) aber überzeugen. Wenn man so will eine Art Mischung aus Star Wars und Firefly, weshalb der Film bei Marvels Christopher-Nolan-Pendant Joss Whedon sicher auf Anklang stößt. So ist Guardians of the Galaxy zwar einerseits erfrischend anders im Vergleich zu seinen Marvel- und Genre-Geschwistern, zugleich aber in Struktur und Aufbau wieder ziemlich konventionell. James Gunn macht folglich viel richtig und manches genauso „falsch“ wie seine Kollegen. Zumindest hat Guardians of the Galaxy ein eigenes Flair und eine eigene Geschichte, muss also nicht Wegbereiter für einen anderen Film sein – außer für sein eigenes Sequel.

6.5/10

15. August 2010

The Losers

Am I the only one who sees the shirt?

Soldaten dienen gemeinhin dazu, Befehle von Leuten auszuführen, die wissen, was sie tun. Bewaffnete Schachfiguren, die je nach Spielzug in Position gebracht und bisweilen, für ein höheres Ziel, auch geopfert werden. Problematisch beziehungsweise interessant wird es immer dann, wenn Soldaten plötzlich anfangen, (mit) zu denken. So weigerte sich Elias Koteas’ Captain Staros in The Thin Red Line den Hügel 210 zu stürmen, um das Leben seiner Männer zu wahren. Die Konsequenzen sind dabei meist dieselben: Das Ziel der Vorgesetzten wird erfüllt, die Leidtragenden sind die widerspenstigen Soldaten. Wo Terrence Malick der Staros-Episode nur begrenzt Raum einräumte, nahm der britische Comic-Autor Andy Diggle ein derartiges Szenario als Aufhänger für seine Comic-Serie The Losers. Unter dem Banner des DC-Imprints Vertigo erschien die Reihe um eine Gruppe tot geglaubter US-Militärs von 2003 bis 2006 und erhielt dieses Jahr, wie so viele andere Comics inzwischen, eine Kinoadaption.

Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hatte sich Vertigo zum lachenden Dritten neben Marvel und DC Comics entwickelt und mit Comic-Reihen wie The Sandman, Preacher oder 100 Bullets Duftmarken in der Szene setzen können. Wie in vielen Fällen (Neil Gaiman/The Sandman, Garth Ennis/Preacher, Alan Moore/Watchmen) zeichnet sich auch The Losers als „amerikanisches“ Werk aus britischer Federführung aus. Gemeinsam mit Zeichner Jock präsentierte Diggle seine Version einer A-Team-artigen Truppe von Freunden, die von der eigenen Regierung geopfert werden. Als Vertigo-Imprint hatte Diggle nun die Möglichkeit, diese Geschichte ohne Weichspülcharakter zu erzählen und so nutzte Jock die Chance, bisweilen grafisch explizit zu werden. Es ist aber vor allem der von Ausgabe zu Ausgabe variierender Zeichenstil, der störend gerät und den wechselnden Zeichnern geschuldet ist. Mehr Konstanz wie etwa bei Pia Guerra in Brian K. Vaughans Y: The Last Man wäre wünschenswert gewesen.

The Losers dreht sich um eine Gruppe US-Soldaten, genauer gesagt um ein Special Forces Team rund um Colonel Franklin Clay. Bei einer Markierungsmission für einen Raketenangriff stoßen die Losers auf die Involvierung von Kindern und wollen den Auftrag abbrechen. Als dies nicht möglich ist, werden sie selbst aktiv und schreiben damit ihr eigenes Todesurteil. Die Kinder werden zwar gerettet, doch der Helikopter, der die Losers abholen soll und mit ebenjenen Kindern beladen wird, explodiert kurz darauf. Nunmehr offiziell tot, setzen die Losers alles daran, ihren CIA-Kontaktmann „Max“ ausfindig zu machen und nicht nur für den Anschlag auf sie, sondern auch für den Tod der Kinder zur Verantwortung zu ziehen. Unterstützung erfahren sie dabei von der mysteriösen Aisha, die ihrer eigenen Agenda folgt. Um des Phantoms Max habhaft zu werden, müssen Aisha und die Losers zuerst eine Fährte seiner Spur aufnehmen, was sie nicht nur zurück in die USA bringt, sondern in den Rest der Welt.

Für eine Comic-Verfilmung eignen sich 32 Ausgaben in 6 Bänden erdenklich schlecht. Vor allem hinsichtlich des Handlungsverlaufs, den The Losers spätestens im finalen Band Endgame einschlägt. Was in den ersten Bänden Ante Up und Double Down noch als nettes und überschaubares domestic teasing beginnt, gerät unter Diggles Führung schließlich etwas größenwahnsinnig. Insofern war es also die richtige Entscheidung von Drehbuch-Mitautor und Produzent Peter Berg, sich in seiner Adaption primär auf die Goliath-Storyline aus den ersten beiden Bänden zu konzentrieren. Gewürzt mit dem Hintergrund der Losers aus der Ausgabe The Pass im dritten Band Trifecta, sowie einigen „romantischen“ Panels der Close Quarters-Ausgabe London Calling, gibt der von Sylvain White inszenierte The Losers schließlich ein überaus gelungenes Bild ab. Ein derart gutes, dass der Film ohne Frage als die beste (direkte) Comic-Verfilmung seit Guillermo del Toros Hellboy bezeichnet werden darf.

Der unchronologischen Ereigniskette des Comics wird von White erstmal ein Riegel vorgeschoben. Entsprechend beginnt The Losers mit der Adaption von The Pass, wenn auch dessen Geschehnisse dann aus unerfindlichen Gründen vom Mittleren Osten nach Bolivien verlegt werden. Unter den Klängen von Ram Jams „Black Betty“ donnern die Losers nach kurzer graphischer Einführung durch den Dschungel und veranschaulichen, wofür der folgenden Film in den nächsten 90 Minuten stehen wird. Die Farben sind satt und kräftig, derart prägnant, dass der Charakter einer Comic-Verfilmung evident ist. Mit Ram Jam hat White bereits eine exzellente Eröffnung gestartet und greift damit seiner überaus gelungenen musikalischen Untermalung voraus. Als entscheidendes Merkmal zeigt sich jedoch, dass das Casting gelungen ist. Nicht nur aus optischer Hinsicht, sondern auch im Zusammenspiel der Darsteller, kauft man bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ab, dass die Losers Freunde repräsentieren.

Im Folgenden nehmen nun die Ereignisse aus The Pass ihren Lauf. Die Kinder werden gerettet, der Helikopter in die Luft gejagt, die Losers sind offiziell verstorben. Fortan hadert Clay (Jeffrey Dean Morgan) mit seinem Schicksal, ein Militärmann zu sein, ohne zum Militär zu gehören. Er will Rache an der Stimme, die den Abschuss angeordert hat, während das übrige Team nur sein Leben zurückhaben will. “You want your life back? You’re gonna have to steal it”, gibt Clay später die Prämisse des Films wieder und greift in gewissem Sinne dem Ende voraus. Es folgt der Auftritt von Aisha (Zoe Saldanha), welche die Losers mit einer Suizidmission ködert, um sie auf den kleinsten gemeinsamen Nenner Max zu bringen. Ebenjener Max (Jason Patric) versucht sich derweil am Kauf von terroristischen Sonarwaffen aus indischer Hand, die es letztlich für die Losers gelten wird, auszuschalten. Um jedoch der Spur von Max habhaft zu werden, müssen sie zuerst einmal einen Anhaltspunkt haben.

Der Film hakt nun diese Stationen ab und zieht die Schlinge um Max enger, während er das Band der Freundschaft bei den Losers etwas aufzulösen beginnt. Speziell die Beziehung zwischen Clay und seiner rechten Hand, Roque (Idris Elba), ist angesichts des sakrosankten Umgangs mit Aisha mehr als angespannt. Es sind daher diese vier Figuren, die im Grunde die zentrale Achse des Filmes darstellen, auch wenn es Chris Evans’ Jensen schafft, bisweilen in die Spitzengruppe vorzudringen (primär dank seiner eigene Szene des Goliath-Einbruchs). Dem Comic über weite Teile entsprechend sind es also Pooch (Columbus Short) und Cougar (Óscar Jaenada), die etwas zurückfallen, aber dennoch in den Momenten, in denen sie gefordert sind, den Anforderungen gerecht werden (was jedoch auch der Integration von Evans in diesen Szenen geschuldet ist). Und das ist in einem Film wie The Losers essentiell, funktionieren Vehikel wie diese oder The A-Team weniger aufgrund ihrer Geschichte, denn ihrer Figuren.

Dabei ist ein Vertigo-Comic nicht gleich ein Vertigo-Film. Um dem PG-13-Rating gerecht zu werden und auch die Sympathien der Zuschauer zu gewinnen, werden charakterliche Abstriche gemacht. So kommt Saldanhas Aisha weitaus freundlicher daher als die bitchige Amazone von Diggle, die erst schlägt und dann Fragen stellt. Auch Roque wurde aufgewärmt im Vergleich zu seinem pragmatischen Comic-Pendant. Ähnlich verhält es sich mit Max, der hier weniger die düstere Schimäre ist als vielmehr ein rassistischer Kotzbrocken, der mit knackigen Einzeilern (“Who wants to be a billionaire?”) durchaus gelungen ein paar Lacher aus dem Publikum herausquetscht. Aber auch mit den Light-Versionen der etwas unterkühlten Figuren bleibt White der Vorlage nicht nur in charakterlicher Hinsicht treu. Unabhängig vom Ton des Films und der Treue gegenüber der Handlung ist es gerade die audio-visuelle Verpackung, die The Losers schlussendlich seinen gewissen einnehmend-unwiderstehlichen Charme verleiht.

Grundsätzlich arbeitet White viel mit Videoclip-Ästhetik, sprich Slow-Motion und Jump Cuts, was dem Flair, ein bewegtes Comic zu sein, nur zuarbeitet. So gibt es Ende des zweiten Akts eine Schießerei, in der Aisha einen an der Decke angebrachten Spiegel zerschießt. White nutzt nun die herabfallenden Scherben exzellent, um einen Blickwechsel zu inszenieren. Auch die Einblendungsidee der Ortsangaben passt sich dem Comic-Flair exzellent an und gefällt allein durch ihre kreative Aufbereitung. Nicht minder lobenswert ist der Soundtrack, der auf stimmige Weise Stücke wie „Sweet Misery“ von Amel Larrieux oder „U.R.A. Fever“ von The Kills mit der Handlung verbindet. Höhepunkt des Filmes ist jedoch der Goliath-Einbruch von Jensen in der Mitte des Filmes. Nicht nur aufgrund seiner Vorlagentreue und der exzellenten Darstellung von Evans selbst weiß diese Szene zu unterhalten, sondern speziell durch die Integration von Journeys Klassiker „Don’t Stop Believing“, das den Film am Ende auch ausleitet.

Nun wartet The Losers nicht mit dem üblichen Brimborium anderer Comic-Verfilmungen auf, schon alleine, weil sich das Ganze eher als Action-Komödie versteht. Diesbezüglich dürfte der Film für diejenigen, die mit der Comic-Serie nicht vertraut sind, eher unspannend sein, da die Geschichte des Films - die in ziemlich offensichtlicher Weise auf mehrere Filme verteilt werden müsste - so manches Erzählelement wie Aishas Agenda erst mal hinten anstellt. Als direkte Verfilmung eines Comic-Bandes ist White jedoch ein verhältnismäßig großer Griff gelungen. Ob der Treue gegenüber der Vorlage was Handlung, Charaktere und Stimmung angeht, kann sich ein Christopher Nolan noch eine Scheibe abschneiden. Aufgrund seiner kompakten Zusammenfassung ist der Trailer von The Losers zwar fast der bessere Film, dennoch ist auch dieser ein netter Spaß für zwischendurch. Vermutlich kein Klassiker oder Kultfilm, aber dennoch ein rühmlicher Vertreter seines Genres. Es gibt sie also noch, die guten Comic-Filme.

8/10

16. Dezember 2009

Avatar

That’s what I’m talking about, bitch.

Ein Sprichwort besagt: Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Die Wenigsten pflegen es in die Tat umzusetzen, ein Mann schien es getan zu haben. Hollywood-Regisseur James Cameron stand am 23. März 1998 auf der Bühne des Shrine Auditoriums in Los Angeles und verkündete, seinen ersten Academy Award für die beste Regie in der Hand haltend, dass er der „König der Welt“ sei. Ein Zitat aus seinem Monumentalwerk Titanic, mit welchem Cameron nicht nur elf der begehrten Trophäen gewann - und sich damit neben dem Klassiker Ben Hur einreihte -, sondern zugleich mit einem weltweiten Einspiel von 1,8 Milliarden US-Dollar auch den erfolgreichsten Film aller Zeiten (inflationsunbereinigt) ablieferte. Die Branche war sich sicher: Das würde auf lange Sicht niemand mehr übertrumpfen können. Zu der Einsicht schien auch der „König der Welt“ gekommen zu sein, und zog sich aus der Spielfilmbranche zurück.

Die Jahre zogen ins Land, Cameron produzierte zwei Unterwasser-Dokumentationen, The Return of the King - welch passender Filmtitel - gewann elf Academy Awards. Sowohl Peter Jacksons Lord of the Rings-Verfilmung als auch Gore Verbinskis Pirates of the Carribean-Filme spülten Milliardenbeträge in die Kassen ihrer Produzenten. Die Harry Potter-Adaptionen liefen nicht minder erfolgreich. Das Königreich Hollywood lebte in friedlichen Zeiten. All seine Prinzen und Fürsten, all jene Jacksons, Verbinskis, Raimis und Yates’ hielten den Glanz alter Tage aufrecht. Und unterdessen bereitete der König seine Rückkehr vor. Zuerst waren es Gerüchte, die Cameron mit einem alten Filmprojekt, einer Umsetzung des Mangas Battle Angel in Verbindung brachten. Dann wechselte der gebürtige Kanadier zu einem anderen, lang antizipierten Projekt. Zur klassischen Erzählung des “stranger in a strange land”. Zu Avatar.

Im Königreich sprach man von der Rückkehr des Regenten. Von seinen Ideen und Visionen. Cameron habe eine neue Filmtechnik entwickelt. Eine Technik, die die (Film-)Welt für immer verändern sollte. Eine Virtual Camera, die am Set bereits erlaubte, den fertigen Film zu sehen, noch während er gedreht wurde. Das alles in einer 3-D-Technik, die den Weg bereiten sollte ins neue digitale Zeitalter des Kinos. “One life begins. Another ends”, heißt es in Avatar, was nicht nur mehrfach für das Geschehen im Film anwendbar ist, sondern auch für dessen Bedeutung in der technischen Entwicktlung seiner Branche. Als so genannten game changer betrachteten Experten Camerons ersten Film nach zehn Jahren. Spätestens zu Avatars Filmstart würden die bisher noch skeptischen Kinos auf die neuen DLP-Projektoren und 3-D-Technik umsatteln. Die Euphorie war gering. Würde das Volk seinen alten König wieder akzeptieren?

Die Genesis von Avatar ist inzwischen eine Erfolgsgeschichte für sich. Angefangen vom ersten Teaser, der bei vielen die Erwartungen tief fallen ließ. Große blaue computergenerierte Katzen, militärische Flugzeuge, eine Handvoll Tiere. “Up ahead was Pandora. You grew up hearing about it but I never figured I’d be going there”, berichtet Ex-Marine Jake Sully (Sam Worthington) zu Beginn. Und spricht damit eine Haltung aus, die vielen Zuschauern zu Eigen war. Hier und da war im vergangenen Jahrzehnt von Avatar gesprochen worden. Grobe Handlungselemente, ein Besuch von Peter Jackson und Steven Spielberg am Set, die sich beide in Camerons neue Technik verliebten (und sie 2010 in The Adventures of Tintin selbst anwendeten). Aber es kam nie in den Sinn, selbst in die Welt von Avatar einzutauchen. Schon gar nicht in der Form, wie sie es Cameron 2009 schließlich für Millionen von Menschen möglich gemacht hat.

Was folgte, ist bekannt. Avatar lief Mitte Dezember an und wird auch ein halbes Jahr später noch in vielen Kinos gespielt. Im März wurden die Academy Awards verliehen - ohne Cameron auf der Bühne. Sein Film blieb in den wichtigen Kategorien außen vor und das nach Meinung vieler Menschen auch zu recht. An der Rückkehr des Königs änderte dies wenig. Gefördert von Aufschlagpreisen für die beeindruckende 3-D-Technik, avancierte Avatar zum erfolgreichsten Film aller Zeiten - mit einer Milliarde Dollar (!) mehr Einspiel als Titanic. Nach dem Motto «Le Roi est mort. Vive le Roi!» oblag es Cameron selbst, seinen eigenen, vor zehn Jahren aufgestellten, Rekord zu brechen. Sein Film ist eine Marketing-Melkkuh, die Ende des Jahres in einer erweiterten Fassung nochmals in den Kinos startet und deren Fortsetzung, Avatar 2, bereits angekündigt wurde (und vermutlich in einem dritten Teil als Trilogie-Abschluss enden wird).

Zuvorderst ist Avatar ein Technikfilm. Ein Werk der visuellen und Spezialeffekte, mit exzellentem Ton ausgestattet und einem 3-D-Effekt mit Vorreiterfunktion. All diese technischen Dinge wurden bei den Academy Awards ausgezeichnet. Zwar lassen einige Einstellungen erkennen, dass sie gerade für 3-D konzipiert wurden und auch die visuellen Effekte wirken gelegentlich unsauber (zumindest im Vergleich zum restlichen Film). Dennoch setzt das CGI Maßstäbe für die nächsten Jahre und die Worte meiner ersten Besprechung („In seinen schlechtesten Momenten sieht Avatar aus wie ein sehr guter Animationsfilm. Und in seinen besten Momenten wirken die Szenen wie shot on location) haben weiter Bestand. Für seinen Handlungsrahmen wiederum beschränkte sich Cameron auf altbekannten Formeln - und übernahm einfach(e) Erzählgerüste aus ähnlich gearteten Filmen, die demselben Genre entsprungen sind.

“Up ahead was Pandora”, beschreibt Jake, während sich der erdähnliche Mond vor dem blauen Gasriesen Polyphemus erhebt. “You grew up hearing about it but I never figured I’d be going there.” Pandora ist eine fremde, eine gefährliche Welt. Hier trägt die Resources Development Alliance (RDA) als Imperialistenkonsortium Mitte des 22. Jahrhunderts den Rohstoff Unobtanium ab. Sehr zum Missfallen der Einheimischen, den humanoiden Na’vi. Während Ethnologen wie Dr. Grace Augustine (Sigourney Weaver) den Dialog mit diesen suchen, würde sie derweil der militärische Oberkommandeur Col. Quaritch (Stephen Lang) am liebsten ausrotten. In diesen Konflikt wird nun Jake katapultiert als sein Zwillingsbruder und Wissenschaftler Tom, der am so genannten Avatar-Programm teilnahm, verstirbt. In diesem wird das Bewusstsein eines Menschen per „Download“ in einen Na’vi-Mensch-Hybrid geladen, um diesem als Avatar zu dienen.

Jakes Bruder Tom sei “a significant investment” gewesen, erklären RDA-Angestellte zu Beginn und geben damit sogleich den Ton des Filmes vor. Während die RDA viel Zeit und Geld aufwendet, um die Avatare zu kreieren, investiert Jake letztlich sein Leben in die ihm zu Grunde liegende Mission (auch Avatar selbst stellt natürlich eine „signifikante Investition“ dar). Und so wie Jake wegen seiner identischen DNS in Toms Fußstapfen treten muss (oder kann), so ist es James Cameron, der dank derselben DNS in seine eigenen Fußstapfen steigen und ihren Weg fortführen kann. “One life ends. Another begins.” Der Film als Gesamtwerk propagiert dabei in gewissem Sinne eine Mise en abyme, denn so wie Jake seinen Avatar nutzt, um in die Welt der Na’vi einzutauchen, so fungiert Jake wiederum für den Zuschauer als Avatar, um in die Welt der Avatare und dementsprechend auch die der Na’vi und Pandora vorzudringen.

Der Film präsentiert nun die beiden gegensätzlichen Kulturen von Natur und Industrialisierung, mit Giovanni Ribisis Firmenfigur des Parker Selfridge, der zuerst die Interessen der Aktieninhaber im Blick hat. Jake verkommt hier zur idealen Mittlerfigur, ist er doch durch seine Querschnittslähmung (man erfährt weder vollständig den Ursprung von Jakes Verletzung noch die Todesumstände von Tom) ein Kind zweier Welten. Kaum auf Pandora gelandet, wird er von den dortigen Marines als “hot rod” und “meals on wheels” verunglimpft. Eine wirkliche Funktion erfüllt Jake für Quaritch nur insofern, dass sein Kopf mit der militärischen Doktrin gefüllt ist und er dem Colonel somit als Spitzel dienen kann. Für die Wissenschaftler wiederum bringt Jakes Charakter eine gewisse Durchschlagskraft mit sich, die intuitiv handelt. Insofern ist Jake weniger „Auserwählter“ als vielmehr der richtige Mann am richtigen Ort.

Es sind diese Umstände, die die Handlung in Gang setzen. Als Nicht-Wissenschaftler steht Jake den Anderen im Weg, er entfernt sich von der Gruppe und bringt sich in Gefahr. “You are like a baby. Making noise, don’t know what to do”, beurteilt Na’vi-Prinzessin Neytiri (Zoe Saldana) später sein Verhalten. Und in der Tat verhält sich Jake gerade in der ersten Hälfte ausgesprochen kindlich, was jedoch als Offenheit zu lesen ist. Mit kindlicher Faszination spielt er mit Pandoras Flora und sieht sich plötzlich einem Thanator gegenüber. Auch später, beim Aufeinandertreffen mit Neytiri, behält sich Jake seine kindliche Faszination. Wie bei einem Kind, hat sein Verhalten jedoch auch Konsequenzen. Er erweckt die Aufmerksamkeit einiger Viperwölfe, derer er sich schließlich nur durch Neytiris Zutun erwehren kann. In einem kathartischen Moment schreitet dann das Schicksal, hier in Gestalt der Lebensspendenden Kraft Eywa, ein.

Was folgt, ist der große Ideenklau. Cameron bedient sich freigiebig bei Dances with Wolves, der Pocahontas-Legende - allen voran der Disney-Version von 1995 - und bei anderen (darunter FernGully: The Last Rainforest und Mononoke-hime). Der weiße Fremde lernt die Kultur der Einheimischen kennen. Das Band mit Eywa (“All energy is only borrowed, and one day you have to give it back”), Tsaheylu, die Verbindung mit den übrigen Lebensformen auf Pandora. Wie John Dunbar, wie John Smith vor ihm, beginnt sich Jake mit der fremden Zivilisation zu identifizieren. Verkommt zum “tree hugger”, wie man naturphile Menschen heute nennt und wie auch Jake und Co. im Film tituliert werden. Avatar ist ein Film über das Kulturgut indogener Völker, auf das bei Filmstart auch von manchen Rezensenten reichlich despektierlich herabgesehen wurde, wenn Camerons Werk vielerorts als „Esoterikkitsch“ abgetan wurde.

Dabei unterscheidet Eywa letztlich relativ wenig von George Lucas’ in Star Wars implementierter “force”, abgesehen von ihrer Etablierung und visuellen Manifestierung. Es fällt der westlichen iPod-Generation daher nachvollziehbar schwer, die Bedeutung von Eywa zu erfassen (Parker Selfridge drückt es passend aus, wenn er proklamiert: “You throw a stick in the air around here, it falls on some sacred fern”). Die Na’vi leben an der Basis des Lebens, die gesamte Indogenität ihrer Kultur fängt Cameron nicht nur in seinen Anlehnungen an die nordamerikanischen Ureinwohner, sondern auch durch James Horners mitreißende Musik (ebenfalls von vielen als „Ethnokitsch“ verschrien) ausgesprochen gelungen ein. Wenn überhaupt, dann übertreibt es der Regisseur lediglich in Augustines Heilungsprozedur mit der esoterischen Gewichtung, die an dieser Stelle zwar nicht peinlich, aber etwas aus dem Ruder gelaufen wirkt.

Konträr zur esoterischen Darstellung Pandoras platziert Cameron die kapitalistische RDA, die entgegen einiger Meinungen kein negatives Bild des US-Militärs darstellen soll. Vielmehr kritisiert Cameron hier das Söldnertum von Firmen wie Blackwater und ihre Involvierung in außenpolitische Ereignisse (s. hierzu auch State of Play). Dies verdeutlicht der Regisseur bereits zu Beginn, wenn er Jake noch am Flughafen erklären lässt, dass die anwesenden Soldaten auf der Erde Marines waren, “fighting for freedom”, auf Pandora nun jedoch “just hired guns” seien, “taking the money, working for the company”. Dementsprechend ist Quaritch dann auch lediglich eine Summe jeglicher Xenophobie, der im Zusammenhang mit den Na’vi deutlich macht, dass er diese zur Zusammenarbeit, wenn nötig, zwingen und „Terror mit Terror bekämpfen“ werde. Als reines Feindbild und Antagonist braucht Quaritch somit auch kein Motiv.

Die Szenen in Augustines Labor oder bei der RDA sind eher die Ausnahme. Fluchtmomente, die vor Augen führen, dass sich das „wirkliche“ Leben woanders abspielt. Und wie Jake kann es der Zuschauer nicht erwarten, wieder in sein Pod, zurück in den Avatar, zu steigen. Diese Sogentwicklung ist eine von Avatars großen Stärken, die zudem davon abhängt, dass der zweite Akt sich mit fast einer Stunde genug Zeit nimmt, neben Jake auch die Zuschauer in die Flora und Fauna von Polypephemus’ Trabanten einzuführen. Es sind jene Momente mit Jake und Neytiri in der Natur, die dem 3D-Effekt eine Daseinsberechtigung bescheren. Denn ohne die Flora des Trabanten, verkäme auch hier die Technik zum bloßen Gimmick. Insofern lohnt es sich in diesem Fall durchaus, für eine Sichtung einen Aufpreis zu zahlen, der in anderen Fällen wie Clash of the Titans) lediglich einem Griff in die Geldbörsen der Kinobesucher gleichkommt.

Seinen Wurzeln als Action-Regisseur wird Cameron dann im Finale gerecht, wenn er ein über halbstündiges Kampfgefecht anzettelt, das sich nicht zu schade ist, einige der über zwei Stunden liebgewonnenen Figuren über die Klippe zu schubsen. Fraglos etwas redundant über seine Dauer und hinsichtlich seines explosiven Ausmaßes auch etwas die Ideologie des Filmes konterkarierend, beeindruckt die Choreographie dennoch, auch oder gerade weil sie sich im Gegensatz zu einem Michael Bay die Zeit nimmt, dem Zuschauer tatsächlich zu zeigen, was sich gerade abspielt, anstatt Computerpixel unkoordiniert durcheinander zu schneiden. Dennoch kommt auch Cameron nicht umhin, sich in seinen Bildern zu verlieren und Einstellungen zu produzieren (Quaritch springt im AMP-Anzug aus dem abstürzenden Flugzeug, welches hinter ihm im Wald explodiert), die selbst für einen Film wie Avatar letzten Endes etwas over the top wirken.

Trotz seiner gelungenen Umsetzung produziert Avatar jedoch auch offene Fragen und Problemstellen. Sieht man von Quaritch ab, ist es bedauerlich, dass zumindest Figuren wie Trudy (Michelle Rodriguez) und Selfridge nicht etwas mehr Tiefe verliehen wurde. So erklärt sich nicht, wieso Trudy mit Sully, Augustine und Co. sympathisiert. Cameron wies zwar darauf hin, dass Trudy und Jake die beiden einzigen militärischen Figuren seien (weil sie über ihr Handeln nachdenken), dennoch wirkt ihre Verortung in das RDA-Programm und Sympathie mit den Avataristen etwas fragwürdig. Und wo sich bei Quaritch als vollkommenen Bösewicht auf eine Charakterstudie verzichten lässt, zeigt zumindest Selfridge bei der Zerstörung von Home Tree, dass er durchaus eine kritische Sicht auf sein eigenes Handeln haben könnte. Auch über Tom Sully - der immerhin das krasse Gegenteil seines Bruder darstellt - hätte sicherlich noch mehr gesagt werden können.

Andere Fragen betreffen die Fauna von Pandora, zum Beispiel wieso die Na’vi als einzige Lebewesen nur über vier und nicht wie die Übrigen über sechs Extremitäten verfügen. Doch ist dies eine untergeordnete Frage, die hinter der Integration von Tsaheylu zurücksteht. Jenem Band, das die Na’vi mit Eywa, einander und den übrigen Lebewesen verbindet. Besonders fragwürdig ist die Zähmung der Banshees, in der Jake sein auserwähltes Tier zu Boden ringt, und diesem Tsaheylu sprichwörtlich aufzwingt. Das Ganze verleiht speziell dieser Szene etwas von einer emotional-psychologischen Vergewaltigung, derer sich die Banshee nicht erwehren kann, sondern die sie über sich ergehen lassen muss. Was in unserer Kultur hinsichtlich der Zähmung eines Pferdes noch „vertretbar“ wäre, gewinnt in der Kultur der Na’vi, in der Eywa alles durchströmt und ein Band mit den übrigen Kreaturen geflochten wird, eine sehr zu hinterfragende Bedeutung, die einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Abgesehen davon ist Avatar jedoch ein außergewöhnlicher Film geworden. Nicht der proklamierte game changer und auch nicht die angekündigte Kinorevolution, aber dennoch einer der unterhaltsamsten und somit gelungensten Filme des Kinojahres 2009 bzw. 2010. Allerdings auch ein Film, der beim mehrmaligen Sehen abbaut und beginnt, Längen aufzuweisen. Was jedoch auf die meisten Filme zutrifft, wenn sie innerhalb weniger Monate mehrere Male gesehen werden. Letztlich hat James Cameron die Vakanz des Königsthrones, die von ihm selbst geschaffen wurde, aus Ermangelung eines Nachfolgers wieder mit sich selbst besetzt. Es ist somit eine triumphale Rückkehr des Königs, die dieser vorerst nicht wiederholen möchte. Avatar 2 ist aktuell für 2015 angekündigt, mit dem Versprechen auf zwei weitere Fortsetzungen und damit einer Filmserie. Aufhören, wenn es am Schönsten ist, ist eben nur ein Sprichwort.

8/10 - die ursprüngliche Besprechung findet sich bei evolver

25. August 2009

Haven

It’s just a pebble at a fucking window.

Seiner Zeit wurde Haven in der Kurzzusammenfassung der IMDb als Drama über zwei Briten angekündigt, die auf einer karibischen Insel Geld unterschlagen, während ein Fischer (gespielt von Orlando Bloom) dafür sorgt, dass das Chaos losbricht. Auf den ersten Blick erschien Frank E. Flowers’ Debütfilm im 18. oder wenn man so will auch 19. Jahrhundert angesiedelt zu sein. Zwei britische Handelsleute, die auf eine der Kolonialinseln das Königreich bestehlen und ein Seemann, der zum Szenario dazu stößt. Interessant klang das, was das Publikum 2005 in den Kinos erwarten sollte. Nur dass Haven nie in den deutschen Kinos lief und ohnehin eine weitaus andere Geschichte zu erzählen wusste, wie man nach der Kurzzusammenfassung von 2004 gemeint hätte. Nichts mit Kolonialreichen, britischen Handelsleuten und einem irrwitzigen Szenario um Orlando Bloom. Zumindest nicht so, wie es impliziert worden war. Stattdessen eine Art Episodenfilm, laut DVD-Hülle von den Produzenten (d.h. Bob Yari) von Crash. Aber immerhin spielte Orlando Bloom, der damals mit Return of the King und The Curse of the Black Pearl im Vorjahr den Höhepunkt seiner Karriere erreicht hatte, immer noch einen Fischer.

Haven erzählt nunmehr zwei eigenständige Geschichte, die jedoch parallel ablaufen und sich bisweilen auch kreuzen. Der erste Handlungsstrang dreht sich um die Finanzsituation auf den Cayman Islands. Die Banken, die bisher jedem Kunden Steuerfreiheit versprochen haben, schließen und werden Opfer von Ermittlungen. Dass ist zum einen schlecht für die Kunden, aber auch für deren Broker, wie Mr. Allen (Stephen Dillane). Um sich selbst vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren, verkauft er einen seiner Kunden und Partner, Carl Ridley (Bill Paxton), an das FBI. Ridley verdankt es seiner Affäre mit Mr. Allens Sekretärin (Joy Bryant), dass diese ihn in Miami per Fax vor der Hausdurchsuchung vorwarnt. Mit einer Million Dollar Handgeld flieht der Amerikaner gemeinsam mit seiner Tochter Pippa (Agnes Bruckner) auf die Cayman Islands. Dort soll ihm Allen weiterhelfen. Dieser wittert jetzt seine Chance, mit Ridleys Geld selbst abzuhauen. Währenddessen versucht Pippa mit dem Einheimischen Fritz (Victor Rasuk) den Schock der Flucht zu verdauen, wobei dieser seine Schuld beim lokalen Untergrundboss dadurch abarbeiten will, dass er diesem von Ridleys Vermögen erzählt. Obschon es ein zusammenhängender Erzählstrang ist, verlaufen die Handlungen um Ridley und Allen, sowie Pippa und Fritz separat, sodass man im Grunde auch von insgesamt drei Geschichten sprechen könnte.

Des Weiteren erzählt Flowers eine Liebesgeschichte im Stile von Shakespeares Romeo and Juliet. Der Fischer Shy (Orlando Bloom) und die wohlhabende Andrea (Zoe Saldana) sind verliebt, doch wird die Romanze aufgrund des Klassenunterschieds nicht von Andreas Bruder Hammer (Anthony Mackie) gebilligt. Als dieser Shy eines Morgens im Zimmer seiner Schwester erwischt, inszeniert Andreas Vater (Robert Wisdom) um ihres Rufes willen ein Szenario der Vergewaltigung. Wutentbrannt entsinnt Hammer auf Rache und lässt sich zu einer unüberlegten Tat hinreißen, die sowohl sein Leben, als auch das von Andrea und Shy für immer verändern soll. Im Gegensatz zur restlichen Handlung spielen sich diese Ereignisse vier Monate früher ab, wobei jenes Segment der Vergangenheit in die Mitte des Filmes zwischen die gegenwärtigen Geschehnisse rund um Shy und Hammer eingeordnet ist. Das Bindeglied zwischen der Liebesgeschichte von Shy und Andrea sowie der Gierfabel um Pippa, Fritz, Ridley und Allen stellt der Gangster Richie Rich (Razaaq Adoti) dar, der selbst jedoch keine besonders wichtige Rolle spielt. Und im direkten Vergleich ist es die, wenn auch ziemlich konstruierte, dramatische Romanze zwischen Shy und Andrea, die dem Film seine Seele verleiht.

Es wird kurz eingeschoben, dass Shys Vater von Gangstern ermordet wurde, und der Junge wegen dieses Traumas seinen Spitznamen erhalten hat. Nur ist Shy im Grunde nicht wirklich schüchtern, redet munter mit seinem Vorgesetzten, Andreas Vater, seinen Arbeitskollegen und ist auch mit den „Angestellten“ von Richie Rich bekannt. Genauso erhält man nie eine Antwort auf die Frage, warum Shy eigentlich nicht wie seine Altersgenossen zur Schule geht, wo doch seine Mutter (Caroline Godall) sogar als eine der Lehrerinnen unterrichtet. Oder wieso Shy, der auf den Caymans geboren wurde und aufwuchs, im Gegensatz zu seinem besten Freund Kimo (Mpho Koaho) keinen einheimischen Slang beherrscht, sondern sich stets mit britischem Englisch durchschlägt. Sieht man einmal davon ab, dass er Kimo unentwegt mit „dawg“ anspricht, was vielleicht zur Figur, nicht aber zu Blooms Darstellung passen will. So verkommt der Engländer im Grunde zum bloßen hübschen Gesicht, das allerdings jegliche Authentizität der Rolle vermissen lässt. Wie auch schon in Elizabethtown konstatiert, bleibt Bloom weiterhin den Nachweis schuldig, dass er sich innerhalb der Branche zu Recht als „Schauspieler“ bezeichnet, weist er doch wenig mehr Talent als Shia LaBeouf und Co. auf. So ist seine Besetzung am ehesten noch hinsichtlich des Aufmerksamkeitsfaktors nachvollziehbar, der Haven nach Blooms Erfolgen zu Beginn des Jahrzehnts zuteil wurde.

Dabei bleibt Flowers, selbst gebürtiger Kaimaner, generell einige Erklärungen in seinem Debütfilm (dem seither auch kein Zweiter folgen sollte) schuldig. Zum Beispiel wieso Andreas Vater ihr eine Vergewaltigung andichten möchte und weshalb diese – immerhin ist er der angesehene und Shy der nichtswürdige Bürger – dem jungen Fischer nicht angelastet wurde? Oder weshalb sich Andrea nach dem Vorfall zwischen Hammer und Shy dazu entschließt, drogenabhängig zu werden und sich zu prostituieren? Und warum Ridley selbst auf den Cayman Islands scheinbar noch im Ermittlungsgebiet des Federal Bureau of Investigation ist? Bedenkt man, dass es sich im übergeordneten Sinn um einen Episodenfilm handelt, wäre eventuell eine größere Schnittstelle als Richie Richs Geburtstagsparty sinnvoller gewesen. Ohnehin ist gerade die Pippa-Fritz-Nebenhandlung für das große Ganze eher weniger wichtig, selbst wenn ihre Bekanntschaft ausschlaggebend für das Fortführen des Plots um Allen und Ridley sein mag. Grundsätzlich lässt den Zuschauer jedoch sowohl das Schicksal von Ridley (und Pippa) als auch das von Allen relativ kalt. Ähnlich verhält es sich mit Fritz, der als charmanter thug zwar halbwegs sympathisch rüberkommt, aber nicht genug, als dass man um sein Wohl besorgt wäre. So ist, wie bereits angedeutet, die tragische Affäre zwischen Shy und Andrea der Leim, der Haven zusammenhält.

Hätte sich Flowers auf diesen Erzählstrang fokussiert und ihn besser ausgearbeitet, wäre der Film sicherlich etwas runder geworden. Denn die Musik ist relativ stimmig und die Bilder passend gewählt, erwecken sie doch ein träumerisch-schönes Gefühl von den Kaimaninseln. Abgesehen von Bloom kann das übrige Ensemble relativ überzeugen. Sei es Bruckner, Rasuk, Paxton, Dillane, Saldana oder Mackie – sie spielen ihre Parts gemäß ihrer Anwesenheit und Einstellung glaubwürdig. Während das Finale der Ridley-Handlung nachvollziehbar erscheint, reiht sich die Geschichte um Shy und Andrea erneut in die Ansammlung der offenen Fragen ein. Hinsichtlich des Zeitfensters ließ sich vielleicht nicht mehr erzählen, als letztlich erzählt wird, was aber nur einen Grund mehr darstellt, wieso sich Flowers ausschließlich auf die Romanze und ihre Konsequenzen hätte konzentrieren sollen. Im Nachhinein ist Haven ein netter, annehmbarer Film, der eigentlich in Ordnung geht, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich spektakulär zu sein. Es bleibt eine Mutmaßung, doch eventuell wäre ein Drehbuch, wie es dereinst der IMDb-Eintrag vor fünf Jahren zumindest implizierte (ein abenteuerliches Spektakel in der Kolonialzeit), reiz- und eindrucksvoller gewesen, als es Flowers’ Debüt im Nachhinein wurde. Nicht nur für den Zuschauer, sondern auch für seine seither leere Vita.

6.5/10

6. Mai 2009

Star Trek

Space is disease and danger wrapped in darkness and silence.

Anfang der 1960er Jahre proklamierte John F. Kennedy die bemannte Raumfahrt innerhalb des nächsten Jahrzehnts. 1966 hieß es dann schon in Gene Roddenberrys Science Fiction Serie Star Trek, dass der Weltraum unendliche Weiten beherberge. Die deutsche Übersetzung unterschlägt dabei etwas jenes entdeckerischen Charakters der englischen Formulierung “final frontier”. Drei Staffeln lang tobten sich Captain Kirk und Co. im Weltall aus, ehe es zehn Jahre dauern würde, bevor die zum Kulturgut gewordene Serie ihren Weg auf die Kinoleinwänden finden sollte. Während man Star Trek: The Motion Picture immer etwas mit gemischten Gefühlen begegnet, gilt sein direkter Nachfolger The Wrath of Khan als Höhepunkt der Kinoreihe.

Vor 13 Jahren übernahm in First Contact die nächste Generation um Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) in ihrem ersten Solo-Abenteuer den Staffelstab, nur um nach zwei weiteren Abenteuern mit Nemesis ziemlich unrühmlich das Zeitliche zu segnen. Nun, sieben Jahre später, versucht Paramount einen Neustart. Und wo startet es sich besser, als am Anfang? An Bord holte sich das Studio das Dream Team um J.J. Abrams und Damon Lindelof. Abrams, für den Star Trek erst die zweite Regiearbeit ist, setzte sein Abenteuer rund um das Raumschiff Enterprise bei den Ursprüngen der Charaktere der Originalserie an. Und dies buchstäblich, beginnen Lindelof und Abrams den Film doch mit der Geburt ebenjenes Mannes, der zur Legende werden sollte.

Eingeleitet wird Star Trek mit der Ankunft von Pro- und Antagonist. Das Publikum wird Zeuge von der Bösartigkeit des Romulaners Nero (Eric Bana), als Captain George Kirk in seinem zwölfminütigen Kommando der U.S.S. Kelvin sein Leben für das von 800 Überlebenden opfert. Unter ihnen auch sein während der Flucht geborener Sohn, James Tiberius. Abrams gibt bereits mit dieser Einführung das neue Motto der nächsten Generation vor, indem er sich auf das bezieht, was er wohl am besten beherrscht. Die actionreiche Schlacht ist auch der Beginn einer Interpretation der Reihe, die offensichtlich neue Wege beschreiten will. So verkommen die Romulaner zu einem Volk tätowierter Glatzen mit ziemlich cholerischem Gemüt.

Nicht die einzige Neuerung, die die Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman (zuvor verantwortlich für Transformers) für das neueste Abenteuer parat halten. Obschon Abrams jedem Crew-Mitglied im Filmverlauf (oder hauptsächlich in der ersten Hälfte) entsprechend seine Aufmerksamkeit widmet, gibt der Beginn klar die später einschlagende Richtung vor. Einblicke in die Jugendjahre von Kirk und Spock offenbaren den beiden Männern innewohnenden rebellischen Geist. Während der Halbwaise Kirk zu Klängen der Beastie Boys in einem Oldtimer-Wagen seines Stiefvaters durch die Wüste brettert, wird der junge Spock wegen seiner menschlichen Mutter in seiner vulkanischen Schule von den anderen Mitschülern drangsaliert.

Das Mobbing gegenüber Spock wird sich auch später durch den vulkanischen Rat zeigen, womit die Entscheidung des Sohnes von Sarek (Ben Cross), sich in die Raumfahrtakademie der Föderation einzuschreiben, begründet wird. Den Jugendjahren der übrigen Crewmitglieder wird sich nicht näher gewidmet. In wenigen Minuten wird anschließend in aller Kürze Kirks (Chris Pine) Entscheidung, ebenfalls der Akademie beizutreten, erläutert, ehe Abrams direkt an das Ende der Ausbildung springt. Ein stärkerer Fokus auf jene Zeit hätte dem Film sicherlich gut getan. So beschränken sich die Macher darauf, als Überleitung der Charaktereinführung und des eigentlichen Abenteuers lediglich Kirks Erfolg im Kobayashi-Maru-Test anzuführen.

Damit sind die Formalien abgehandelt und Star Trek begibt sich schließlich auf die nächste Stufe. Hinsichtlich Kirks Vita scheinbar eine nichtkanonische, wobei sich generell die Frage stellt, inwieweit Abrams Film sich durch Neros Zeitreise überhaupt in den ursprünglichen Kanon eingliedern lässt oder einen neuen lostritt. Mit etwas Nachhelfen landen dann schließlich fast alle Crew-Mitglieder an Bord der Enterprise, die zu Beginn noch von Captain Pike (Bruce Greenwood) kommandiert wird. Es ist dieser Ausklang der ersten Hälfte, in dem sich Sulu (John Cho), Chekov (Anton Yelchin) und McCoy (Karl Urban) etwas in den Vordergrund spielen dürfen. Dies nimmt später bedauerlicherweise gerade bei diesen drei Figuren aber enorm ab.

Derweil fungiert Uhura (Zoë Saldana) vornehmlich als Spocks Liebesaffäre, wobei das Rumgeknutsche der Zwei teils etwas befremdlich wirkt. Von dem emotionslosen Spock (Zachary Quinto) von einst bleibt ohnehin nicht viel übrig beziehungsweise betont der Vulkanier erstaunlich oft seine Beziehung zur Erde und ihrer Bevölkerung. Desto überraschender, dass Abrams Spock und Kirk als zwei Männer präsentiert, die sich auf Anhieb nicht leiden können und auch im Verlaufe der Geschichte mehrfach – teils rabiat – aneinander geraten. Somit wird deutlich, dass sich die Freundschaft der beiden erst noch entwickeln muss, was sich vermutlich auch dadurch erklärt, dass Orci und Kurtzman mit Star Trek ohnehin eine alternative Realität inszenieren.

Betrachtet man die Handlung des Filmes könnte dies ein gelungener, weil viel Freiheit offerierender, Schachzug gewesen sein. Allerdings nur, wenn man in der Fortsetzung, die für 2011 geplant ist, nicht direkt auf die Ereignisse im Vorgänger eingehen wird. Denn wie immer mit Filmen, die Zeitreisen zum Inhalt haben, leidet die Handlung unter jenem Paradoxon. In diesem Falle unter Neros Rachefeldzug gegen die Föderation. Seine Ursache findet dies in der nicht verhinderten Zerstörung seines Heimatplaneten Romulus. Neros Plan sieht vor, die betreffenden Schuldigen, sprich alle Planeten der Föderation, dasselbe Schicksal erleiden zu lassen. Hier begründet sich der Status des Films, letztlich nicht mehr als ein bloßes Theorem zu sein.

Unwahrscheinlich, dass die Romulaner in Kenntnis ihrer Zerstörung dies zulassen würden. Sieht man von den Widersprüchen dieser Prämisse einmal ab, verirrt sich Abrams Film auch abseits des Geschehens in einige offene Fragen. So dient beispielsweise der Bohrer von Neros Schiff Narada einzig und allein einer zusätzlichen Actionszene um Kirk und Sulu. Schließlich könnte Nero seine Zerstörung des betreffenden Planeten auch ohne dieses Werkzeug vollziehen. Allerdings bliebe der Enterprise anschließend nicht mehr die Möglichkeit, diese Tat zu verhindern. Und inwiefern es möglich ist, sich auf ein mit Warp-Geschwindigkeit fliegendes Raumschiff zu beamen, will einem bei Sichtung des Filmes auch nicht unbedingt klar werden.

Im Vergleich zu früheren Filmen wie The Voyage Home, The Undiscovered Country oder Insurrection verzichtet das Reboot auf eine Symbiose aus Politik und Philosophie. Stattdessen rückt 90 Minuten lang die Action in den Vordergrund, was Star Trek zu einer wilden Achterbahnfahrt macht, die nur kurz Luft zum Atmen schnappen lässt. Damit folgt Abrams im Grunde der Richtung der TNG-Beiträge, die sich eher durch ihre Action und Spannung auszeichneten. Von den Filmen der Original-Crew hingegen wird mal mehr, mal weniger plakativ der Humor übernommen. Dem Vorhaben, zu erläutern, was die Crew-Mitglieder bewegte, den Weg einzuschlagen, den sie eingeschlagen haben, wird die Geschichte jedoch nicht gerecht.

Außer über Spock und Kirk erhält das Publikum keine Motivation, und selbst bei ihnen wirken ihre Beweggründe im Nachhinein relativ banal und profan. Von Nero gar nicht erst zu sprechen. Der Bösewicht bleibt die meiste Zeit des Filmes über relativ blass und erhält keine sonderliche Tiefe. Nicht einmal in seinem zentralen Monolog gegenüber Pike in der Mitte des Filmes. Damit ordnet sich Banas Figur eher in die Reihen eines Shinzon oder Ru'afo ein und vermag nie das Charisma von Khan oder jenes ersten, von Mark Lenard in Balance of Terror gespielten, romulanischen Kommandanten zu erreichen. Und da die Enterprise ohnehin nicht sonderlich im Mittelpunkt steht, steht und fällt Star Trek letztlich mit seinem Schauspielerensemble.

Dieses vermag durchaus zu überzeugen, selbst wenn einige Darsteller nicht über den Status der Nebenrolle hinauskommen. Besonders Urban und Yelchin geraten sympathisch, während Cho nach seiner Actionszene im Hintergrund verschwindet. Saldana gibt eine sexy Interpretation von Uhura, deren Kompetenz nicht zurücksteckt. Entgegen erster Zweifel überzeugen auch Pine und Quinto in den zentralen Hauptrollen, selbst wenn sie bisweilen ins Overacting abdriften. Eine wirkliche Enttäuschung stellt neben Bana im Grunde nur Pegg dar, der bis auf wenige Ausnahmen die von James Doohan vererbte Rolle des Scotty nie auszufüllen weiß. Ohnehin wirkt seine Einbindung in die Geschichte äußert gezwungen und wenig harmonisch.

Prinzipiell überzeugen die Darsteller aber, gerade Urban adaptiert genüsslich den Sprachjargon von DeForest Kelley. Auch Nimoys Anwesenheit wirkt gelungener als Shatners in Generations und fällt letztlich umfangreicher aus als gedacht. Insgesamt ist Star Trek ein annehmbarer und erfolgreicher Neustart, der vielversprechende Schauspieler einführt und speziell mit Action nicht geizt. Zwar bleibt sich Abrams in seinem Stil treu und verfolgt damit die Linie, die er mit Mission: Impossible III begonnen hat, doch lässt sich hoffen, dass in zukünftigen Abenteuern auch die Handlung stärker in den Fokus rückt. Selbiges gilt für die Nebenfiguren um McCoy und Chekov, die hinsichtlich der Aufmerksamkeit doch etwas zu kurz gekommen sind.

7/10