Ohne Geld kann man sich nicht lieben.
Da lächelt er, der Tim Nesemann, während sich Jens Böhrnsen und Nina Hoss gegenseitig Honig ums Maul schmieren. Ja, die Nina Hoss ist schon eine phantastische Schauspielerin und ja, der Bremer Filmpreis ist was ganz Besonderes. Ist klar. Und Hans-Helmut Prinzler strahlt auch. Bald kommt seine Biographie über Frau Hoss in die Buchläden. Und ich frage mich, wer eigentlich eine Biographie über Nina Hoss lesen will. Nichts für ungut. Aber wenn die Hoss eine Biographie kriegt, kann man gleich über jeden x-beliebigen deutschen Schauspieler eine schreiben. Wahrscheinlich sitzt Til Schweiger schon an seiner. Til über Til – eine Selbstreflektion. Etwas muss man der Hansestadt Bremen aber lassen – der deutsche Film liegt ihr am Herzen. Bei Mein Freund aus Faro fand sich Regisseurin Nana Neul ein, für Novemberkind fuhren Regisseur Christian Schwochow und Hauptdarstellerin Anna-Maria Mühe in den Norden. Und jetzt Nina Hoss. Immerhin etwas. Anbei will ich noch sagen, dass es nicht sonderlich schlau ist, eine Fragerunde VOR der Filmvorführung abzuhalten, da man dann keine Fragen mehr hinsichtlich des zuvor Gesehenen stellen kann. Das klappte bei den beiden vorherigen Filmen besser.
Aber egal. Man ist ja schon froh, wenn man überhaupt die Chance erhält, Jerichow im Kino zu sehen. Denn außer dieser einen Vorstellung zeigte ihn in Bremen kein Kino. Zumindest bisher. Scheinbar war der Film einen nicht ein paar Kopien mehr wert. Und auch in Hamburg lief er nur in zweien. Dabei ist der Neue von Christian Petzold doch so angesagt. Sogar in Venedig haben sie ihn gezeigt. Die auf James M. Cains Wenn der Postmann zweimal klingelt basierende Dreiecksgeschichte mit Petzolds Muse Nina Hoss und seinem Liebling Benno Fürmann. Letzterer gibt den Thomas, einen unehrenhaft entlassenen Bundeswehrsoldaten mit Afghanistaneinsatz. Wieso Thomas unehrenhaft entlassen wurde, wird nicht klar. Wahrscheinlich ist dies nur ein Aspekt, der erklären soll, weshalb er keine Abfindung erhalten hat. Damit er arm bleibt. Und einen Job braucht. Den er dann auch bekommt. Von Ali (Hilmi Sözer).
Ali ist talentiert. Oder aufdringlich. Eins von beiden. Oder beides. Wie dem auch sei, Ali hat sich darauf versiert, ungefragt in anderer Leute Häuser „einzubrechen“. Oder er macht dies nur bei Thomas. Jedenfalls steht er immer gerne mitten im Raum, ohne dass geklingelt und aufgemacht wurde. Komisch ist das schon irgendwie. Daher erwähne ich auch nicht, dass fraglich bleibt, wie Ali Thomas überhaupt gefunden hat. Wo er ja keine Adresse oder so hat. Das wirkt dann schon sehr konstruiert von Petzold. Denn weil Ali Dutzende Dönerbuden besitzt, die er täglich abklappern muss, und nebenher seinem Hobby als Alkoholiker frönt, wird ihm der Führerschein entzogen. Und Thomas braucht Geld. Da haben sich also zwei gefunden. Eine etwas schwere Geburt, aber nun kann Petzold loslegen. Sich auf die Essenz seiner Geschichte konzentrieren. Ganz allmählich die Dreiecksbeziehung zwischen Thomas, Ali und dessen Frau Laura (Nina Hoss) etablieren.
Oder auch nicht. Denn auch dies wirkt sehr konstruiert. Vielleicht ist es aber auch nur Liebe auf den ersten Blick, wenn Hoss und Fürmann nach wenigen Minuten anfangen rumzuknutschen und Sex auf dem Fußboden in Alis Haus haben. Das wirkt dann oft bereits dermaßen konstruiert, dass es unglaubwürdig erscheint. Vor allem weil Ali sehr eifersüchtig ist und auch bemerkt hat, dass Thomas ein Auge auf Laura geworfen hat. Im Gegensatz zu allen anderen Nebenaspekten des Filmes ist dies jedoch der einzige, den Petzold nicht weiter verfolgen lässt. Klingt komisch, ist aber so.
Die Auflösung von Jerichow ist dann auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, hat zu diesem Zeitpunkt aber auch nicht mehr so viel mit Cains Vorlage zu tun. Allen Unkenrufen zum Trotz ist Petzold letzter Film – der, bedenkt man Wolfsburg, wohl als Mittelteil einer Städte-Trilogie fungieren soll – aber nicht völlig misslungen. Im Gegenteil, Jerichow ist teilweise sogar ganz gut, speziell die Szenen zwischen Ali und Thomas funktionieren. Aber im Gegensatz zu Wolfsburg schafft es Petzold diesmal nicht, sich über den durchschnittlichen deutschen Film zu heben. Bedauerlich, nachdem im letzten Jahr einige positivere Beiträge aus Deutschland kamen. Wenn ich mir da den Trailer zu Mord ist mein Geschäft, Liebling ansehe, kann man dies von 2009 nicht erwarten.
5.5/10
Da lächelt er, der Tim Nesemann, während sich Jens Böhrnsen und Nina Hoss gegenseitig Honig ums Maul schmieren. Ja, die Nina Hoss ist schon eine phantastische Schauspielerin und ja, der Bremer Filmpreis ist was ganz Besonderes. Ist klar. Und Hans-Helmut Prinzler strahlt auch. Bald kommt seine Biographie über Frau Hoss in die Buchläden. Und ich frage mich, wer eigentlich eine Biographie über Nina Hoss lesen will. Nichts für ungut. Aber wenn die Hoss eine Biographie kriegt, kann man gleich über jeden x-beliebigen deutschen Schauspieler eine schreiben. Wahrscheinlich sitzt Til Schweiger schon an seiner. Til über Til – eine Selbstreflektion. Etwas muss man der Hansestadt Bremen aber lassen – der deutsche Film liegt ihr am Herzen. Bei Mein Freund aus Faro fand sich Regisseurin Nana Neul ein, für Novemberkind fuhren Regisseur Christian Schwochow und Hauptdarstellerin Anna-Maria Mühe in den Norden. Und jetzt Nina Hoss. Immerhin etwas. Anbei will ich noch sagen, dass es nicht sonderlich schlau ist, eine Fragerunde VOR der Filmvorführung abzuhalten, da man dann keine Fragen mehr hinsichtlich des zuvor Gesehenen stellen kann. Das klappte bei den beiden vorherigen Filmen besser.
Aber egal. Man ist ja schon froh, wenn man überhaupt die Chance erhält, Jerichow im Kino zu sehen. Denn außer dieser einen Vorstellung zeigte ihn in Bremen kein Kino. Zumindest bisher. Scheinbar war der Film einen nicht ein paar Kopien mehr wert. Und auch in Hamburg lief er nur in zweien. Dabei ist der Neue von Christian Petzold doch so angesagt. Sogar in Venedig haben sie ihn gezeigt. Die auf James M. Cains Wenn der Postmann zweimal klingelt basierende Dreiecksgeschichte mit Petzolds Muse Nina Hoss und seinem Liebling Benno Fürmann. Letzterer gibt den Thomas, einen unehrenhaft entlassenen Bundeswehrsoldaten mit Afghanistaneinsatz. Wieso Thomas unehrenhaft entlassen wurde, wird nicht klar. Wahrscheinlich ist dies nur ein Aspekt, der erklären soll, weshalb er keine Abfindung erhalten hat. Damit er arm bleibt. Und einen Job braucht. Den er dann auch bekommt. Von Ali (Hilmi Sözer).
Ali ist talentiert. Oder aufdringlich. Eins von beiden. Oder beides. Wie dem auch sei, Ali hat sich darauf versiert, ungefragt in anderer Leute Häuser „einzubrechen“. Oder er macht dies nur bei Thomas. Jedenfalls steht er immer gerne mitten im Raum, ohne dass geklingelt und aufgemacht wurde. Komisch ist das schon irgendwie. Daher erwähne ich auch nicht, dass fraglich bleibt, wie Ali Thomas überhaupt gefunden hat. Wo er ja keine Adresse oder so hat. Das wirkt dann schon sehr konstruiert von Petzold. Denn weil Ali Dutzende Dönerbuden besitzt, die er täglich abklappern muss, und nebenher seinem Hobby als Alkoholiker frönt, wird ihm der Führerschein entzogen. Und Thomas braucht Geld. Da haben sich also zwei gefunden. Eine etwas schwere Geburt, aber nun kann Petzold loslegen. Sich auf die Essenz seiner Geschichte konzentrieren. Ganz allmählich die Dreiecksbeziehung zwischen Thomas, Ali und dessen Frau Laura (Nina Hoss) etablieren.
Oder auch nicht. Denn auch dies wirkt sehr konstruiert. Vielleicht ist es aber auch nur Liebe auf den ersten Blick, wenn Hoss und Fürmann nach wenigen Minuten anfangen rumzuknutschen und Sex auf dem Fußboden in Alis Haus haben. Das wirkt dann oft bereits dermaßen konstruiert, dass es unglaubwürdig erscheint. Vor allem weil Ali sehr eifersüchtig ist und auch bemerkt hat, dass Thomas ein Auge auf Laura geworfen hat. Im Gegensatz zu allen anderen Nebenaspekten des Filmes ist dies jedoch der einzige, den Petzold nicht weiter verfolgen lässt. Klingt komisch, ist aber so.
Die Auflösung von Jerichow ist dann auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei, hat zu diesem Zeitpunkt aber auch nicht mehr so viel mit Cains Vorlage zu tun. Allen Unkenrufen zum Trotz ist Petzold letzter Film – der, bedenkt man Wolfsburg, wohl als Mittelteil einer Städte-Trilogie fungieren soll – aber nicht völlig misslungen. Im Gegenteil, Jerichow ist teilweise sogar ganz gut, speziell die Szenen zwischen Ali und Thomas funktionieren. Aber im Gegensatz zu Wolfsburg schafft es Petzold diesmal nicht, sich über den durchschnittlichen deutschen Film zu heben. Bedauerlich, nachdem im letzten Jahr einige positivere Beiträge aus Deutschland kamen. Wenn ich mir da den Trailer zu Mord ist mein Geschäft, Liebling ansehe, kann man dies von 2009 nicht erwarten.
5.5/10
Hm, gibt mir zu denken, ich muss auf die DVD warten. Wie fandest Du denn "Yella"?
AntwortenLöschenYELLA kennischnisch.
AntwortenLöschenBei Nina Hoss muss ich immer an ein Pferd denken, ob das nun am Namen oder am Gebiss liegt?!
AntwortenLöschenähh ja.
Ich würde ja sagen, dass ich das nachvollziehen kann (da Live in Action erlebt), aber dann kommt mir Tumulder wieder mit Perfidie und Boulevardisierung ;-)
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