It’s not about getting it right; it’s about knowing when it’s wrong and doing something about it.
Aus. Schluss. Vorbei. Nach 6 Jahren, 128 Folgen und fast 90 Stunden ging Dawson’s Creek vor sechs Jahren schließlich mit dem Serienfinale All Good Things … Must Come to An End in den (verdienten) Ruhestand. Mit ihrem großen Thema der teen angst wusste die von Kevin Williamson erschaffene Serie Ende der Neunziger gerade durch ihre ersten beiden Staffeln zu überzeugen. Hier gelang Schauspielerinnen wie Katie Holmes und Michelle Williams der Durchbruch, während ihre männlichen Pendants eher in der Versenkung verschwanden. An das ausgezeichnete Niveau der ersten und zweiten Staffel wusste Dawson’s Creek jedoch anschließend nicht mehr anzuknüpfen. Der Einbezug einiger neuer Figuren wie Eve (Brittany Daniel) oder Audrey (Busy Phillips) wirkte eher lästig und nervend, als dass sie das Ensemble erfrischend zu beleben wussten. Zwar konnte die vierte Staffel zuvorderst wegen den Spannungen zwischen Dawson (James Van Der Beek) und Pacey (Joshua Jackson) und einer sympathischen Gretchen (Sasha Alexander) überzeugen, doch dass die Serie mit Beginn von Staffel Fünf Capeside für die große weite Welt verließ, würde sich als Schuss nach hinten erweisen.
Denn Williamsons Serie funktionierte gerade in ihrem Mikrokosmos so besonders, weshalb schon die fünfte Staffel mit ihrer Zerstreuung der Figuren – selbst wenn diese allesamt kurz darauf bereits wieder in Boston vereint werden- eher enttäuschende Töne anschlägt. Boston scheint zu groß zu sein, als dass die Clique hier ihre alten Stärken ausspielen könnte. Dieses Problem wird allerdings in der sechsten und finalen Staffel noch etwas gewichtiger. Nachdem sich im Vorjahresfinale Dawson und Joey (Katie Holmes) eine aufgeschobene Liebe versprochen haben, führen die Produzenten das Traumpaar direkt zu Beginn der neuen Staffel (wenn auch etwas ungeschickt) zusammen. Nur um es eine Folge später direkt wieder zu sabotieren. Nach ihrer ersten und letzten Liebesnacht stellt sich heraus, dass Dawson eigentlich eine Freundin hat. Nur der Auftakt, für einiges Drama, rund um die beiden Kids aus Capeside und ebenjene Freundin, die durch das aufstrebende Starlet Natasha (Bianca Kajlich) verkörpert wird. Ein ähnliches Szenario wurde dem Publikum in abgeschwächter Form bereits durch Dawsons Beziehung zu Jen (Michelle Williams) offeriert. Doch das ganze ist nur halb so schlimm, da Joey sich kurz darauf in Eddie (Oliver Hudson) verschießt. Um sich kurz darauf wieder in Pacey zu verschießen. Um sich kurz darauf wieder in Eddie zu verschießen. Und Dawson spielt dazwischen auch immer irgendwie eine gewisse Rolle.
Ohnehin mutet die abschließende Staffel mehr wie „Joey’s Creek“ an, da sich gerade die ersten Episoden zentral mit ihr beschäftigen. Dawson, der Regieassistent, verkommt dagegen zur Nebenfigur, die nur wenig öfter auftritt, als Kerr Smiths Jack. Besonders schade dahingehend, da oftmals die Sequenzen um Dawson und Todd Carr (exzellent: Hal Ozsan) weitaus überzeugender sind, als Joeys ewige Sich-im-Kreis-Drehen. Zwar stimmt zwischen ihr und Eddie die Chemie, doch auch diese beiden Figuren kommen nicht über redundante Mittel in ihrer Beziehung hinweg. Da verlässt Eddie sie erst einmal, um sie anschließend nochmals zu verlassen, kulminierend in einem dritten und finalen heimlichen Abschied. Nachdem zuvor versprochen wurde, dass dies nicht mehr vorkommen würde. Noch lästiger sind da nur die Szenen zwischen Joey und Pacey, gerade in Castaways, der schlechtesten Episode der Staffel. Hier langt mal wieder der ominöse Kuss aus, um einer Figur sich aus heiterem Himmel über ihre Gefühlswelt klar werden zu lassen. Im Eiltempo merkt Joey, dass sie Pacey entgegen der vorangegangenen 30 Folgen im Grunde doch ganz dufte findet. Ein lästiges Hollywood-Klischee, dass, sieht man sich Kevin Smiths Zack and Miri Make a Porno an, nie ausstirbt - und dennoch nicht überzeugt. Nur wenig besser ist da die von Joshua Jackson eher schlecht als recht inszenierte Folge Lovelines, in der ungemein gekünstelt Drama produziert wird.
Während Joey sich mit Jungs herumschlägt, arbeitet Dawson an seiner Karriere. Pacey hingegen beginnt eine unterhaltsame Nebenhandlung (dies verdankt sich vormerklich Dana Ashbrook) als Börsenmakler, was für das Serienfinale noch Ausschlaggebend sein wird. Jen hingegen beginnt eine Beziehung mit C.J. (Jensen Ackles), die für ihre Verhältnisse erstaunlich lange hält. Auch wenn man nie erfährt, woran sie im Nachhinein gescheitert ist. Audrey wiederum weiß ihren Störfaktor dagegen zu steigern. Die missglückte Beziehung zu Pacey treibt sie letztlich in den Alkoholismus, sodass die Autoren sie – dankenswerterweise – für einige Episoden in die Rehabilitationsanstalt verfrachteten. Schade ist es um Jack, der gerade in der zweiten Hälfte immer weniger (bis gar nicht) auftaucht. Mit seiner Figur scheinen die Produzenten an einem Ende angekommen zu sein, wo sie nicht mehr wussten, wie sie die Figur entwickeln sollten. Im Vergleich zu den Anderen wird auch Jacks Beziehung zu David kaum richtig thematisiert, außer als Vorwand, wie in Lovelines, um anzudeuten, dass man sich dieser Beziehung demnächst entledigt. Auch hinsichtlich der Dawson-Natasha-Affäre wirkt der Liebesverlauf etwas schwer nachvollziehbar. Einerseits fährt diese zwar mit ihm an Weihnachten nach Hause, andererseits sieht sie ihn lediglich als Liebesabenteuer ohne nachhaltige Auswirkungen.
Thematisch folgen die meisten Charaktere einer übergeordneten Handlung. Dawson übernimmt irgendwann das Regieruder von Todd, will sich anschließend jedoch nicht den Studiogesetzen beugen (wobei mir auch schleierhaft ist, weshalb er ein Coming-of-Age-Drama an ein freizügiges Tennie-Komödien-und-billig-Slasher-Studio pitched). Daher wendet er sich zum Finale hin an den bis dahin sehr erfolgreichen Makler Pacey, ehemals Todfeind, ehemals bester Freund. Dies mündet schließlich – extrem vorhersehbar – in Goodbye, Yellow Brick Road darin, dass Dawson, nachdem Paceys Spekulation überraschend den Bach runter ging und mit ihr das Vermögen der Beiden, Pacey vorwirft, ihn über den Tisch gezogen zu haben. Obschon Pacey von Beginn an warnte, Freundschaft und Geld miteinander zu vermischen. Erschreckend, wie wenig sich eine Hauptfigur wie Dawson innerhalb von drei Staffeln hier gewandelt hat. Sein „Du hast mir die Freundin gestohlen“-Vorwurf wird von Pacey leider nicht mit der Tatsache gekontert, dass Dawson selbst dafür verantwortlich ist, dass seine Beziehung mit Joey (immer wieder) vor die Hunde ging. Von 20-Jährigen, die mit 15 schon geredet haben wie 30-Jährige, würde (und darf man bei derartiger Prämisse auch) erwarten, dass derartige Situationen nicht gelöst werden wie im Sandkasten.
Joey hingegen muss sich hauptsächlich mit ihrem jede Folge wechselnden Gefühlsleben auseinandersetzen. Dawson, Pacey oder doch Eddie? Man weiß es nicht bzw. weiß es doch. Weshalb das pseudo-Verwirrspiel jedoch keinen Abbruch findet. So hangelt sich die sechste Staffel mehr schlecht als recht zu ihrem finalen Folgen. Abgesehen vom dramatischen Beginn um Dawson und Joey – hier speziell die zweite Episode The Song Remains the Same – vegetiert die Serie auf durchschnittlichem Niveau und Handlungssträngen, die sich irgendwo zwischen Bars, Kneipen und Schlafzimmern abspielen. Es ist das Finale, dass Dawson’s Creek den Hals rettet. Und es verwundert nicht, dass dies auch damit zusammenhängt, dass sich die letzten drei Folgen statt in Boston wieder in Capeside abspielen. Die Prämisse dieser beiden Episoden vor dem Serienfinale ist jedoch etwas enttäuschend. Dawson will einen eignen Film drehen, jenen Film, den sein Studio nicht ohne Nacktszenen verwirklichen wollte. Weil Pacey aber das Geld verloren hat, wird der Film mit Laiendarstellern und der Unterstützung seiner Freunde verwirklicht. Worum geht es in Dawsons Film? Um Dawsons Leben natürlich. Im Grunde ist sein unbenannter Film nur ein Remake seines High School Werkes „Creek Days“. Gedreht auf demselben Niveau, nur eben fünf Jahre später. Da verkommt es zur bitteren Ironie, dass Dawson in All Good Things … Must Come to An End weitere fünf Jahre später als Produzent einer Fernsehserie namens „The Creek“ gezeigt wird. Die Serie behandelt, dreimal darf man raten, Dawsons Jugendjahre.
Weshalb sich Dawson wundert, nie von Spielberg zu hören, wundert im Grunde auch das Publikum. Schließlich ist er nicht im Stande eine andere Geschichte zu erzählen, als jene, die uns Kevin Williamson in der ersten Staffel von Dawson’s Creek erzählt hat. Wer würde sich auch mit Spielberg treffen, wenn er Zeit seines Lebens nur Remakes von seinem Film Duel gedreht hätte? Jenes Serienfinale ist auch eher zwiespältig zu betrachten. Zwar ist diese Doppelfolge allein wegen ihres Nostalgie- und Wehmutfaktors die gelungenste der Staffel, doch der Beginn ist erschreckend schlecht. Speziell Katie Holmes’ Interpretation einer Mitzwanzigerin, die sich mit Lesebrille und einem Glas Rosé auf der Couch räkelt. Weniger Klischee wäre nicht gegangen. Auch Jacks Beziehung zu Doug will nicht so recht passen, auch wenn die Serie beiden einen überaus gelungenen Abschluss beschert. Über den Kniff mit Jens Herzkrankheit mag man denken wie man will. Immerhin bietet die erweiterte DVD-Fassung jene Szene mit Andies (Meredith Monroe) Rückkehr. Auch wenn die Figur anschließend – auch beim Leichenschmaus – unerklärlicherweise nicht mehr auftaucht. Generell nehme ich jedoch lieber ein bisschen Andie, als gar keine Andie. Die Auflösung von Joeys Entscheidung für Pacey und gegen Dawson war in der letzten Einstellung nicht sonderlich überraschend, aber konsequent. Aber auch das Finale verhindert nicht, dass die sechste Staffel die Schwächste in der Serie darstellt.
Was bleibt von einer der bestimmenden Serien meiner Jugendzeit? Die ersten vier Staffeln sind sicherlich Klassiker in ihrer eigenen Art und Weise, die ersten beiden Staffeln sogar Meisterwerke der Fernsehgeschichte (in ihrer Art und Weise). Die Staffeln Fünf und Sechs betrachte ich eher als thematische Nachgeburt, hapern sie doch an genau jenen Problemen, die sich ergeben, wenn eine Serie ihren Kontext verliert. Wenn Prison Break nichts mehr mit einem Gefängnisausbruch zu tun hat oder Dawson’s Creek nichts mehr mit Dawson’s Creek. Ein positives Beispiel stellt da „Malcolm in the Middle“ dar, endete die Serie doch ab jenem Zeitpunkt, wo Malcolm das elterliche Haus verließ. Dennoch hat Dawson’s Creek einen unveränderlichen Platz in meinem Herzen, in Verbindung mit vielen herzerweichenden Einstellungen und Momenten. Besonders viel Spaß bereitet die Serie auch, wenn man allerlei bekannte und vor allem junge Gesichter entdeckt. Seien es Mädchen Amick, Jason Behr, Ali Larter, Scott Foley, Jensen Ackles, Jennifer Morrison oder Rachel Leigh Cook. Dass es die Serie zu pop-kulturellem Gut geschafft hat, merkte man in den vergangenen Jahren auch an Werken wie Jay & Silent Bob Strike Back oder Scary Movie. Nichtsdestotrotz bleibt Dawson’s Creek immer Dawson’s Creek. Eine Herzensangelegenheit für Fans und ein ewiger Fluchtpunkt in die eigene Jugend.
7/10
Denn Williamsons Serie funktionierte gerade in ihrem Mikrokosmos so besonders, weshalb schon die fünfte Staffel mit ihrer Zerstreuung der Figuren – selbst wenn diese allesamt kurz darauf bereits wieder in Boston vereint werden- eher enttäuschende Töne anschlägt. Boston scheint zu groß zu sein, als dass die Clique hier ihre alten Stärken ausspielen könnte. Dieses Problem wird allerdings in der sechsten und finalen Staffel noch etwas gewichtiger. Nachdem sich im Vorjahresfinale Dawson und Joey (Katie Holmes) eine aufgeschobene Liebe versprochen haben, führen die Produzenten das Traumpaar direkt zu Beginn der neuen Staffel (wenn auch etwas ungeschickt) zusammen. Nur um es eine Folge später direkt wieder zu sabotieren. Nach ihrer ersten und letzten Liebesnacht stellt sich heraus, dass Dawson eigentlich eine Freundin hat. Nur der Auftakt, für einiges Drama, rund um die beiden Kids aus Capeside und ebenjene Freundin, die durch das aufstrebende Starlet Natasha (Bianca Kajlich) verkörpert wird. Ein ähnliches Szenario wurde dem Publikum in abgeschwächter Form bereits durch Dawsons Beziehung zu Jen (Michelle Williams) offeriert. Doch das ganze ist nur halb so schlimm, da Joey sich kurz darauf in Eddie (Oliver Hudson) verschießt. Um sich kurz darauf wieder in Pacey zu verschießen. Um sich kurz darauf wieder in Eddie zu verschießen. Und Dawson spielt dazwischen auch immer irgendwie eine gewisse Rolle.
Ohnehin mutet die abschließende Staffel mehr wie „Joey’s Creek“ an, da sich gerade die ersten Episoden zentral mit ihr beschäftigen. Dawson, der Regieassistent, verkommt dagegen zur Nebenfigur, die nur wenig öfter auftritt, als Kerr Smiths Jack. Besonders schade dahingehend, da oftmals die Sequenzen um Dawson und Todd Carr (exzellent: Hal Ozsan) weitaus überzeugender sind, als Joeys ewige Sich-im-Kreis-Drehen. Zwar stimmt zwischen ihr und Eddie die Chemie, doch auch diese beiden Figuren kommen nicht über redundante Mittel in ihrer Beziehung hinweg. Da verlässt Eddie sie erst einmal, um sie anschließend nochmals zu verlassen, kulminierend in einem dritten und finalen heimlichen Abschied. Nachdem zuvor versprochen wurde, dass dies nicht mehr vorkommen würde. Noch lästiger sind da nur die Szenen zwischen Joey und Pacey, gerade in Castaways, der schlechtesten Episode der Staffel. Hier langt mal wieder der ominöse Kuss aus, um einer Figur sich aus heiterem Himmel über ihre Gefühlswelt klar werden zu lassen. Im Eiltempo merkt Joey, dass sie Pacey entgegen der vorangegangenen 30 Folgen im Grunde doch ganz dufte findet. Ein lästiges Hollywood-Klischee, dass, sieht man sich Kevin Smiths Zack and Miri Make a Porno an, nie ausstirbt - und dennoch nicht überzeugt. Nur wenig besser ist da die von Joshua Jackson eher schlecht als recht inszenierte Folge Lovelines, in der ungemein gekünstelt Drama produziert wird.
Während Joey sich mit Jungs herumschlägt, arbeitet Dawson an seiner Karriere. Pacey hingegen beginnt eine unterhaltsame Nebenhandlung (dies verdankt sich vormerklich Dana Ashbrook) als Börsenmakler, was für das Serienfinale noch Ausschlaggebend sein wird. Jen hingegen beginnt eine Beziehung mit C.J. (Jensen Ackles), die für ihre Verhältnisse erstaunlich lange hält. Auch wenn man nie erfährt, woran sie im Nachhinein gescheitert ist. Audrey wiederum weiß ihren Störfaktor dagegen zu steigern. Die missglückte Beziehung zu Pacey treibt sie letztlich in den Alkoholismus, sodass die Autoren sie – dankenswerterweise – für einige Episoden in die Rehabilitationsanstalt verfrachteten. Schade ist es um Jack, der gerade in der zweiten Hälfte immer weniger (bis gar nicht) auftaucht. Mit seiner Figur scheinen die Produzenten an einem Ende angekommen zu sein, wo sie nicht mehr wussten, wie sie die Figur entwickeln sollten. Im Vergleich zu den Anderen wird auch Jacks Beziehung zu David kaum richtig thematisiert, außer als Vorwand, wie in Lovelines, um anzudeuten, dass man sich dieser Beziehung demnächst entledigt. Auch hinsichtlich der Dawson-Natasha-Affäre wirkt der Liebesverlauf etwas schwer nachvollziehbar. Einerseits fährt diese zwar mit ihm an Weihnachten nach Hause, andererseits sieht sie ihn lediglich als Liebesabenteuer ohne nachhaltige Auswirkungen.
Thematisch folgen die meisten Charaktere einer übergeordneten Handlung. Dawson übernimmt irgendwann das Regieruder von Todd, will sich anschließend jedoch nicht den Studiogesetzen beugen (wobei mir auch schleierhaft ist, weshalb er ein Coming-of-Age-Drama an ein freizügiges Tennie-Komödien-und-billig-Slasher-Studio pitched). Daher wendet er sich zum Finale hin an den bis dahin sehr erfolgreichen Makler Pacey, ehemals Todfeind, ehemals bester Freund. Dies mündet schließlich – extrem vorhersehbar – in Goodbye, Yellow Brick Road darin, dass Dawson, nachdem Paceys Spekulation überraschend den Bach runter ging und mit ihr das Vermögen der Beiden, Pacey vorwirft, ihn über den Tisch gezogen zu haben. Obschon Pacey von Beginn an warnte, Freundschaft und Geld miteinander zu vermischen. Erschreckend, wie wenig sich eine Hauptfigur wie Dawson innerhalb von drei Staffeln hier gewandelt hat. Sein „Du hast mir die Freundin gestohlen“-Vorwurf wird von Pacey leider nicht mit der Tatsache gekontert, dass Dawson selbst dafür verantwortlich ist, dass seine Beziehung mit Joey (immer wieder) vor die Hunde ging. Von 20-Jährigen, die mit 15 schon geredet haben wie 30-Jährige, würde (und darf man bei derartiger Prämisse auch) erwarten, dass derartige Situationen nicht gelöst werden wie im Sandkasten.
Joey hingegen muss sich hauptsächlich mit ihrem jede Folge wechselnden Gefühlsleben auseinandersetzen. Dawson, Pacey oder doch Eddie? Man weiß es nicht bzw. weiß es doch. Weshalb das pseudo-Verwirrspiel jedoch keinen Abbruch findet. So hangelt sich die sechste Staffel mehr schlecht als recht zu ihrem finalen Folgen. Abgesehen vom dramatischen Beginn um Dawson und Joey – hier speziell die zweite Episode The Song Remains the Same – vegetiert die Serie auf durchschnittlichem Niveau und Handlungssträngen, die sich irgendwo zwischen Bars, Kneipen und Schlafzimmern abspielen. Es ist das Finale, dass Dawson’s Creek den Hals rettet. Und es verwundert nicht, dass dies auch damit zusammenhängt, dass sich die letzten drei Folgen statt in Boston wieder in Capeside abspielen. Die Prämisse dieser beiden Episoden vor dem Serienfinale ist jedoch etwas enttäuschend. Dawson will einen eignen Film drehen, jenen Film, den sein Studio nicht ohne Nacktszenen verwirklichen wollte. Weil Pacey aber das Geld verloren hat, wird der Film mit Laiendarstellern und der Unterstützung seiner Freunde verwirklicht. Worum geht es in Dawsons Film? Um Dawsons Leben natürlich. Im Grunde ist sein unbenannter Film nur ein Remake seines High School Werkes „Creek Days“. Gedreht auf demselben Niveau, nur eben fünf Jahre später. Da verkommt es zur bitteren Ironie, dass Dawson in All Good Things … Must Come to An End weitere fünf Jahre später als Produzent einer Fernsehserie namens „The Creek“ gezeigt wird. Die Serie behandelt, dreimal darf man raten, Dawsons Jugendjahre.
Weshalb sich Dawson wundert, nie von Spielberg zu hören, wundert im Grunde auch das Publikum. Schließlich ist er nicht im Stande eine andere Geschichte zu erzählen, als jene, die uns Kevin Williamson in der ersten Staffel von Dawson’s Creek erzählt hat. Wer würde sich auch mit Spielberg treffen, wenn er Zeit seines Lebens nur Remakes von seinem Film Duel gedreht hätte? Jenes Serienfinale ist auch eher zwiespältig zu betrachten. Zwar ist diese Doppelfolge allein wegen ihres Nostalgie- und Wehmutfaktors die gelungenste der Staffel, doch der Beginn ist erschreckend schlecht. Speziell Katie Holmes’ Interpretation einer Mitzwanzigerin, die sich mit Lesebrille und einem Glas Rosé auf der Couch räkelt. Weniger Klischee wäre nicht gegangen. Auch Jacks Beziehung zu Doug will nicht so recht passen, auch wenn die Serie beiden einen überaus gelungenen Abschluss beschert. Über den Kniff mit Jens Herzkrankheit mag man denken wie man will. Immerhin bietet die erweiterte DVD-Fassung jene Szene mit Andies (Meredith Monroe) Rückkehr. Auch wenn die Figur anschließend – auch beim Leichenschmaus – unerklärlicherweise nicht mehr auftaucht. Generell nehme ich jedoch lieber ein bisschen Andie, als gar keine Andie. Die Auflösung von Joeys Entscheidung für Pacey und gegen Dawson war in der letzten Einstellung nicht sonderlich überraschend, aber konsequent. Aber auch das Finale verhindert nicht, dass die sechste Staffel die Schwächste in der Serie darstellt.
Was bleibt von einer der bestimmenden Serien meiner Jugendzeit? Die ersten vier Staffeln sind sicherlich Klassiker in ihrer eigenen Art und Weise, die ersten beiden Staffeln sogar Meisterwerke der Fernsehgeschichte (in ihrer Art und Weise). Die Staffeln Fünf und Sechs betrachte ich eher als thematische Nachgeburt, hapern sie doch an genau jenen Problemen, die sich ergeben, wenn eine Serie ihren Kontext verliert. Wenn Prison Break nichts mehr mit einem Gefängnisausbruch zu tun hat oder Dawson’s Creek nichts mehr mit Dawson’s Creek. Ein positives Beispiel stellt da „Malcolm in the Middle“ dar, endete die Serie doch ab jenem Zeitpunkt, wo Malcolm das elterliche Haus verließ. Dennoch hat Dawson’s Creek einen unveränderlichen Platz in meinem Herzen, in Verbindung mit vielen herzerweichenden Einstellungen und Momenten. Besonders viel Spaß bereitet die Serie auch, wenn man allerlei bekannte und vor allem junge Gesichter entdeckt. Seien es Mädchen Amick, Jason Behr, Ali Larter, Scott Foley, Jensen Ackles, Jennifer Morrison oder Rachel Leigh Cook. Dass es die Serie zu pop-kulturellem Gut geschafft hat, merkte man in den vergangenen Jahren auch an Werken wie Jay & Silent Bob Strike Back oder Scary Movie. Nichtsdestotrotz bleibt Dawson’s Creek immer Dawson’s Creek. Eine Herzensangelegenheit für Fans und ein ewiger Fluchtpunkt in die eigene Jugend.
7/10
Eine schöne und absolut treffende Kritik. Besoners die letzten Sätze. Ich hatte die Serie damals bei der Erstausstrahlung verfolgt und sie wird für mich auch stets ein großer Teil meiner Jugend bleiben. Wie sie auf mich wohl heute wirken würe?
AntwortenLöschenDas Serienfinale fand ich übrigens ziemlich schwach. War damals aber auch schon aus der Serie draußen. Vielleicht komme ich doch noch einmal irgendwann dazu sie mir komplett anzusehen.
Ich stimme dieser Kritik auch im Großen und Ganzen zu. Im Grunde genommen war die Handlung immer sehr absurd, einseitig und langweilig. Besonders die selbstreflektierende Art der 15 Jährigen über ihre eigenen Pubertät, die sich, wie oben schon erwähnt, oft erst mit 30 einstellt,fand ich mehr und mehr ermüdend. Der Erfolg dieser Sendung lebte allein von seinem sehr guten Cast und die schönen Landschaftsaufnahmen.
AntwortenLöschenich hatte die Folgen mal mehr mal weniger gesehen. Mich interessiert die eine Folge,in der ein Brief geschrieben wurde und es um Freundschaften und den Rückblick ging, Ich fand diese Szene sehr ergreifend und stimmte mich nachdenklich.Ich weiss nur noch, dass es von Pacey gesprochen wurde. Doch leider weiss ich nicht mehr in welcher Staffel dieses war. Vielleicht könnte mir da jemamd weiter helfen.
AntwortenLöschenIch vermute es könnte sich um die Folge You Had Me at Goodbye der 4. Staffel handeln, in der Andie Capeside verlässt. Wobei Andie und Pacey da miteinander reden. Aber mir fällt ad hoc keine Szene ein, in der Pacey einen Brief vorliest.
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