15. April 2009

Dawson’s Creek - Season Five

It’s gonna be okay. For all of us.

Nun sind sie flügge geworden, die Kiddies aus Capeside. Wie immer, wenn sich eine Serie um Protagonisten in der (schulischen) Ausbildung dreht, kommt irgendwann der Punkt, an dem diese Ausbildung vorbei ist – und damit auch die Serie? So geschehen zum Beispiel bei der amerikanischen Sitcom Malcolm in the Middle, die damit schloss, dass die Hauptfigur Malcolm schließlich aufs College ging und damit die Irrungen und Wirrungen des High School Daseins – sowie das eigene Elternhaus – hinter sich gelassen hat. Die High School ging nun auch in der Welt von Dawson’s Creek zu Ende und bildete den Abschluss für die vierte Staffel. Während es Dawson (James Van Der Beek) nach Los Angeles an die UCLA verschlug, machte sich Pacey (Joshua Jackson) auf zu einem Segeltörn und Joey (Katie Holmes) gemeinsam mit Jack (Kerr Smith) und Jen (Michelle Williams) auf den Weg nach Boston. Wie sind die Macher nun vorgegangen? Haben sie eine Parallelhandlung initiiert? Dawsons Geschichte einerseits und die von Joey andererseits erzählt? Gewürzt mit kleinen karibischen Abenteuern von Pacey? Die Antwort ist wie so oft im Fernsehgeschäft simpel.

Bereits in der Auftaktepisode The Bostonians wird Tabula Rasa gemacht. Irgendwie. Eigentlich nicht, da keine vorausgehende Handlung über den Tisch geworfen wird. Dawson merkt während eines Setpraktikums, dass Hollywood irgendwie doch ziemlich scheiße ist. Als er dann gefeuert wird, kümmert es ihn auch nicht. Schon ist die räumliche Distanz futsch und er besteigt den nächsten Flieger nach Boston. Dort ist inzwischen auch schon Pacey eingetrudelt, der sein Dasein auf einem Segelboot fristet. So schnell geht das in der Serienlandschaft und bevor der Zuschauer „Zwiebelkuchen“ sagen kann, sind wieder alle Freunde vereint in ein und derselben Stadt. Da hat man sich kreativ echt gefordert, dass muss man den Autoren schon lassen. Das ganze klingt jetzt auch weitaus schlimmer, als es letztendlich ist. Denn im Grunde zählen die ersten vier Folgen zu den besten der fünften Staffel. Lediglich in der Mitte, wenn ein großer Backtwist entsteht, wird ein ähnlich hohes Niveau erreicht. Nichtsdestotrotz hätte man sich das große Deplatzieren irgendwie auch sparen können, unabhängig davon, dass Dawsons Entscheidung die Basis für The Long Goodbye ist – der gelungensten Folge der Staffel.

Die Wandlungen, welche die Jugendlichen dieses Mal durchmachen, wirken zum Teil unglaubwürdig und dann auch wieder redundant. Jack vernachlässigt im Laufe der Staffel die Uni, weil er lieber mit seinen Verbindungskumpels abhängt. Diese akzeptieren ihn endlich mal so wie er ist. Abgesehen davon, dass sie ihn nur aufgenommen haben, um eine Schwulenquote zu erfüllen. Hier verkommt Jack bisweilen zu einer Karikatur seiner selbst, was nicht allzu sehr ins Auge fällt, da er ohnehin nicht in solchem Maße präsent ist, wie die anderen Charaktere. Pacey wiederum macht durch die Verlagerung der Geschichte eine eigene Wandlung durch. Einst das hässliche Entlein von Capeside, können ihm jetzt sogar die Töchter von Großindustriellen nicht mehr widerstehen. Zudem hat der Mann ein ungeahntes Talent fürs Kochen, in der nächsten Staffel schlägt er sich dann wacker als Telefonverkäufer durch. Quasi nach dem Motto: die Letzten werden die Ersten sein. Da ist Papa Witter so beeindruckt, dass er Sohnemann sogar ein Auto schenkt. Da kann man mal Sehen.

Das große Thema bleiben jedoch Dawson und Joey, nunmehr fast schon gravierender als zuvor. Zu Beginn klappt es jedoch nicht mit den beiden, in der Mitte auch nicht und zum Schluss erst Recht nicht. Hier werden hauptsächlich die Shipper etwas befriedigt, was andere Verläufe umso verwirrender macht. Denn Joey interessiert sich gleich mehrfach für andere Männer. Sei es ihr Studienkollege Elliot, ihr Dozent oder der Musiker Charlie (Chad Michael Murray). Gerade letzterer wird sehr schön in die Serie eingebaut (man beachte die Ironie). Nachdem er sich zuvor mit Jen vergnügt hatte – diese zugleich mit einer anderen Studentin betrügend -, gelingt ihm das ganze (inklusive Läuterung) dann auch noch bei Joey. Diese lässt ihn jedoch genauso abblitzen, wie alle anderen Männer in ihrem Leben. Speziell in ihren Entscheidungen zum Finale hin (erst blockt sie Dawson ab, dann ändert sie doch noch spontan ihre Meinung) wirken geradezu lächerlich.

Die Stärken der fünften Staffel liegen wie gesagt in ihrem Auftakt. Dawsons Kampf um Joeys Gefühle und gegen die Autorität seines Vaters Mitch (John Wesley Shipp) sind in bester Dawson’s Creek Manier gehalten und dabei zugleich packend und unterhaltsam. Hier bricht dann Mitchs Tod in The Long Goodbye herein wie ein Orkan. Die Umstände seines Todes (im fällt während dem Fahren sein Eis runter und beim klassischen Grapschen verliert er den Verkehr aus den Augen) haben zwar durchaus einen bitteren Nachgeschmack, aber was der Akt dafür in jener vierten Folge auslöst, schafft keine andere Episode der Staffel annäherungsweise zu erzeugen. Mit jenem Tod des Vaters hat Dawson anschließend mal glaubwürdig und mal lächerlich zu kämpfen. Letztlich ist aber auch der Tod von Mitch wieder nur ein Auslöser für ein anderes Ereignis innerhalb der Serie. Der Beziehung von Dawson und Jen. Erneut. Nach der ersten Staffel.

In Hotel New Hampshire kommen sie bei einem Filmfestival, das Dawson gewinnt, wieder zusammen. Bedauerlicherweise wird mit der gänzlich bescheuerten Halloween-Folge Four Scary Stories ungeschickt angeknüpft, ehe es in Appetite for Destruction weitergeht. Die neuerliche Beziehung der beiden wird sehr charmant und liebenswürdig verkauft, auch wenn hier ebenfalls die Umstände etwas fragwürdig sind. Grandios zelebrieren die Macher hier ein Essen zwischen den Freunden, bei dem diese überraschenderweise mit Dawson und Jen konfrontiert werden. Köstlich wie Audrey (Busy Phillips) Joey den Wein umstößt, um mit ihr im Raum nebenan abzuklären, ob das alles auch in Ordnung ist für sie. Dass die Dawson-Jen-Beziehung keine Zukunft hat, war dabei natürlich absehbar. Letztlich war der Zweck des Geschehens wohl lediglich einige unangenehme Momente für Joey zu erschaffen und Dawson endlich seiner Jungfräulichkeit zu berauben. Das feiert der Gute dann auch gebührend, wenn er nach fünf Jahren ohne Sex nun innerhalb kürzester Zeit auf ältere Frauen ins Bett kriegt.

Im Vergleich zur vierten Staffel baut die fünfte und erste außerhalb von Capeside stark ab. Ähnlich wie in der dritten Staffel bereits scheinen die Dawson und Joey vormerklich sexuell gereift zu sein. Ihre Entscheidungen während der 23 Folgen wirken dabei nicht so, als hätten sie viel aus ihrem bisherigen Leben gelernt. Episoden wie Highway to Hell bilden daher die starken Ausnahmen, aus einer durchschnittlichen Regel. Hinzu kommen dann noch unsägliche Auswüchse wie die angesprochene Halloween-Folge oder Downtown Crossing. Letztere Episode bildet den Tiefpunkt der bisherigen Seriengeschichte. Der Wechsel von Capeside nach Boston hat der Serie keineswegs gut getan – im Gegenteil. Für viele Figuren verlaufen die Ideen inzwischen im Sande, man weiß nicht, was man noch groß schreiben soll und besinnt sich auf Elemente und Themen, die man in erfolgreicheren Zeiten bereits schon mal angesprochen hat. Da kommt es gerade recht, dass es sich hierbei um die vorletzte Staffel der einstmals brillanten Serie handelt. Denn dass das Konzept nicht ewig weitergeht, merkt man in der fünften Staffel überdeutlich.

7.5/10

1 Kommentar:

  1. Das mag nostalgische Verklärung sein, aber allen Schwächen trotzend rechtfertigt eigentlich alleine schon der in THE LONG GOODBYE variierte Titelsong die gesamte fünfte Staffel. Okay: das ist definitiv nostalgische Verklärung. Aber mir doch wurscht, wenn die Erinnerung so schön ist.

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