1. November 2008

Dawson’s Creek - Season Four

People are about as happy as they make up their minds to be.

Die positive Nachricht vorweg: Dawson’s Creek ist in seiner vierten Instanz wieder besser. Hatte die dritte Staffel nach dem Abschied von Schöpfer Kevin Williamson etwas an ihrer Redundanz und Unkreativität gekrankt, so scheinen sich die Autoren nach einem Jahr gefangen zu haben. Die 23 Episoden der vierten Staffel sind runder als die des vorangegangenen Jahres und abgesehen von Eastern Standard Time findet sich auch keine wirklich schlechte Folge in dem Sinne. Gerade in ihrer ersten Hälfte ist die vierte Staffel besonders stark und ernährt sich genüsslich vom neu aufgetretenen respektive im letzten Staffelfinale vorbereiteten Konflikt aller Parteien. Am Ende einer Romanze kriegt der Held immer das Mädchen. Das weiß jeder, das weiß auch Dawson. Doch dieses Mal war dies nicht so. Anstatt das Dawson Joey und Joey Pacey und Pacey Joey will, aber alle in ihrem Konflikt unzufrieden sind, ließ Dawson seine große Liebe gehen und drei Monate mit ihrer frischen Liebe auf einem Boot segeln. Für alle drei wird sich das Leben nun in der neuen Staffel ändern, denn alle Aktionen sind weder vergeben noch vergessen. Denn während Joey (Katie Holmes) und Pacey (Joshua Jackson) drei Monate auf der „True Love“ gesegelt sind, ging das Leben von Dawson (James Van Der Beek) und den anderen natürlich weiter. Das Drama um Joey unterstützte Dawsons Schaffenskrise und so wendete er sich der Photographie zu. Bezeichnend jene Szene in Coming Home, als Joey in Dawsons Zimmer auf ihn wartet und an der Wand zahlreiche Bilder von Jen, Jack und Andie findet. Von Pacey ist natürlich keines dabei – aber auch von ihr nicht. Jener Moment steht sinnbildlich für die Freundschaft von Dawson und Joey zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Staffel.

Auch ihre Selbstironie hat die Serie zurück gewonnen und gleich in der ersten Folge durchbricht Pacey quasi die Vierte Wand. „They’ll ask“, erklärt er gegenüber Joey auf die Frage, das die anderen bezüglich ihres Sexuallebens fragen werden. Hiermit sind natürlich vordergründig Dawson, Andie und Co. gemeint, doch schließt dies auch das Fernsehpublikum mit ein. Drei Monate allein auf einem Segelboot – werden sie es getan haben? „They’ll ask“, ist Pacey sich zumindest sicher. Getan haben sie es dann jedoch nicht – zumindest zu diesem Zeitpunkt. Die Beziehung zwischen Pacey und Joey wird innerhalb der vierten Staffel nicht vermehrt in Vordergrund gestellt – zumindest nicht die Beziehung als solche. Viel eher wird der Konflikt zwischen ihnen und Dawson fortgesetzt. Mit Joey kam dieser bereits in der letzten Staffel wieder auf einen gemeinsamen Nenner, mit Pacey sieht dies jedoch anders aus. Zumindest oberflächlich. Denn in Folgen wie Two Gentlemen of Capeside oder The Unusual Suspects zeigt Dawson durchaus, dass ihm etwas an Pacey liegt und er die Freundschaft im Grunde noch schätzt. Sein Groll gegen den ehemals besten Freund relativiert sich dann auch noch durch etwaige andere Aspekte. Zum einen ist hier Andies Appell in You Had Me at Goodbye, insbesondere jedoch sind es die beiden neuen Beziehungen von Dawson. Zum einen beginnt er eine Romanze mit Paceys älterer Schwester Gretchen (Sasha Alexander) und zum anderen lernt er den Pensionär A.I. Brooks (Harve Presnell) kennen. Die Beziehung von Dawson zu Paceys Schwester beschäftigt dann auch Joey und Pacey oft eindringlicher, als es bei den beiden Frischverliebten selbst der Fall ist. Zwar eröffnet Dawson gegenüber Pacey in The Tao of Dawson seine Intention, doch ändert dies nicht unbedingt etwas an ihrer eigenen Freundschaft. „Sisters are like mothers. Only pretty“, erklärt Pacey. Weshalb er jedoch zu beschützend gegenüber Gretchen reagiert, erschließt sich dem Zuschauer nicht. Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass Pacey seine Familie nicht abkann – was in The Te of Pacey nochmals zum Ausdruck kommt.

Man mag die Ursache der etwas seltsamen Beziehungen der Teenager in Dawson’s Creek auf eben jenen Teenager-Status zurück führen, selbst wenn sie in Staffel Zwei weitaus reifer gehandelt haben. Ein Hin und Her zwischen Dawson und Gretchen, bis beiden endlich zusammen kommen, nur um dann wieder Schluss zu machen. Gretchen sieht die Ursache in Joey, was aber gerade in Episoden wie Eastern Standard Time oder Separation Anxiety ungenügend wirkt. Dass kaum Zukunft für Gretchen in der Welt von Dawson’s Creek war, ließ sich frühzeitig erkennen, sodass jenes Ende der Beziehung nicht derartig überraschend kommt, wie manch anderes. Gerade die Beziehung von Pacey und Joey endet etwas abrupt und ohne wirkliche Vorankündigung. Während Pacey in der ersten Hälfte der Staffel meist wegen Dawson oder dem nicht vorhandenen Sexleben mit Joey an ihr „herumnölt“, so erhält er in der zweiten Hälfte praktisch alles was er sich gewünscht hat. Doch statt glücklich zu sein, reitet er sich in sein eigenes Schicksal hinein. Durch Aktionen aus den Staffel Zwei oder Drei hat Pacey nun mal nicht gerade die besten Noten – dass er jedoch in der Lage ist Einser zu schreiben, hat man durch seine Beziehungen zu Andie und Joey gesehen. Somit ist Pacey nicht dumm, sondern schlicht und einfach faul. Dass er also glaubt Joey zu verlieren, liegt nur an ihm. Deshalb mit seiner großen Liebe Schluss zu machen, aus keinem besonderen Grund als jene nicht aufzuhalten revidiert sich selbst in der fünften Staffel.

Fast noch einfacher machte man es sich mit Jen (Michelle Williams) und Henry (Michael Pitt), den man einfach aus der Serie schrieb, indem er mehr Freiraum forderte. An seine alte Schule kam er nicht einmal mehr zurück, nur eine von verschiedenen Widersprüchlichkeiten innerhalb des Dawson’s Creek-Universums. Denn obwohl Andie sagt, sie schiebt Harvard (was in Boston liegt) ein Jahr nach hinten, doch auch in der sechsten Staffel kriegt man Andie in Boston – wo sich die Serie abspielt – nicht zu Gesicht. Egal. Jen verliert also ihren Freund auf die einfachste aller Weisen und dümpelt stattdessen die gesamte vierte Staffel in Selbstmitleid herum. Collegepläne hat sie nicht und überhaupt wirkt sie extrem lustlos – was jedoch nichts mit Henry zu tun hat. Die Aufarbeitung ihrer extrem gekünstelten und von Klischees durchzogenen Vergangenheit in Eastern Standard Time wirkt da unnötig und aufgesetzt. Zudem hat dies auch keiner gebraucht, da die Ursache für ihr Leben in Capeside eigentlich nebensächlich war. Dass mit Drew Valentine (Mark Matkevich) ein Geist aus ihrer Vergangenheit um sie herumschleicht, macht das ganze auch keinen Deut besser, so sympathisch Drew durch seinen Diabolismus auch ist. Auch der plötzliche Abschied von Andie (Meredith Monroe) in You Had Me at Goodbye wirkt überraschend. Wenn Andie zu Beginn des Schuljahres dieses frei nehmen kann fragt man sich durchaus, warum andere wie Dawson und Jack jeden Tag in der Schule aufkreuzen müssen. Denn ihren Abschluss macht Andie perfider Weise Seite an Seite mit ihren ehemaligen Klassenkameraden in The Graduate. Doch lieber ein bisschen Meredith Monroe als gar keine Meredith Monroe ist mein persönliches Motto. Bleibt also noch Jack (Kerr Smith), der dank einer Verletzung aus dem Footballteam fliegt und stattdessen als Fußballtrainer für Kinder erneut in die Schiene der diskriminierten Homosexuellen geschoben wird.

Nicht dass man dies nicht genug thematisieren sollte, aber wirkt es in seiner dargestellten Form – ähnlich wird es auch in Staffel Fünf noch mal thematisiert werden – stark redundant. Besser verhält es sich da mit dem Überfall auf Tobey (David Monahan), was ein Appell nicht nur gegen die Gewalt an Homosexuellen darstellt, sondern auch wieder integral in die Serie eingebaut wurde. Auch an anderen Stellen gelingt es Dawson’s Creek erneut diskussionswürdige Probleme in seiner Handlung zu kontextualisieren und thematisieren. Während Dawson sich in A Winter’s Tale mit Euthanasie auseinander setzen muss, wird in A Family Way das vieldiskutierte Thema der Abtreibung angesprochen. Doch nicht nur auf Abtreibung geht man ein, sondern auch auf die Umstände von Fehlgeburten, sexuelle Vorbereitung auf das Erste Mal und das Ausbleiben der Periode. Zwar wirken jene Momente immer recht steif in den Verlauf der einzelnen Folgen integriert, unterstützen deshalb aber nichtsdestoweniger das Konstrukt der jeweiligen Episode und des Geistes der Serie allgemein. Der Ton wird also erwachsener, wie auch die Charaktere innerhalb der Serie selbst erwachsener werden. Dies heißt jedoch nicht, wie angesprochen wurde, dass sie sich erwachsen verhalten, denn ihr emotionales Hin und Her kann durchaus nervend ausfallen, selbst wenn es zur Serie gehört. In der vierten Staffel bleiben bekanntere Gastauftritte aus, wie auch auf Filmreferenzen verzichtet wurde. Dennoch sind die einzelnen Folgen wieder stärker geraten, was auch an Charakteren wie Gretchen liegen dürfte. Wahrlich perfekte Folgen sind in You Had Me at Goodbye und Kiss Kiss Bang Bang zu finden, wobei auch gerade wegen seiner Nostalgie die beiden finalen Folgen The Graduate und Coda ihren Reiz haben. Alles in allem jedoch eine Steigerung zur „enttäuschenden“ dritten Staffel und stets unterhaltsam.

8.5/10

5 Kommentare:

  1. Denn obwohl Andie sagt, sie schiebt Harvard (was in Boston liegt) ein Jahr nach hinten, doch auch in der sechsten Staffel kriegt man Andie in Boston – wo sich die Serie abspielt – nicht zu Gesicht.

    Weil sie sich dann doch letztlich für Frankreich entscheidet, wie Jack im Laufe der nächsten Seasons hin und wieder betont.

    Ich finde nach der ersten ist das hier die beste Staffel. Hier wird alles wiedergeben, was DC für mich ausmacht, nur auf einem reiferen Niveau. Die Season ist quasi ein nüchterner Gegenentwurf zu den letzten Staffeln. Ich fand Drew herrlich, wo er mit Joey eingesperrt wird - grandios! Auch die Petersens PERFECT STORM-Hommage-Folge gefiel mir. Oder wo die Drew ganz USUAL SUSPECTS-like (oder RASHOMON) alle diesen Bootsklau in die Schuhe schieben, wunderbar. Mr Brooks war ganz, ganz groß, alle Szenen mit ihm und Dawson haben mich weggeblasen, auch nach mehrmaligem Sehen. Die letzten beiden Folgen bringen für mich in einer perfekten Weise rüber, was es heißt, Abschied zu nehmen. Nirgends sonst habe ich so nachvollziehbar dieses spezielle bittersüße Gefühl des Schulendes verarbeitet gesehen.

    Übrigens gibt es durchaus Filmreferenzen, besonders in Verbindung mit Brooks.

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  2. Na gut, dann entschuldige ich mich für dei Vorwürfe gegenüber Andie und den Filmreferenzen.

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  3. Das hatte ich ernst gemeint. Ich wusste nicht (mehr), dass Jack das mit Andies Entscheidung erwähnt hat und dass sich Filmreferenzen in den Szenen mit Brookes finden. Chill dich mal, da gesteht man Fehler ein und Vega tritt dennoch nach :(

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  4. Na ja, ein Schelm, wer bei dir halt manchmal Ironie vermutet...

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