The battle ahead is not only for our survival, it is for our humanity.
Zugegeben, im letzten Jahrzehnt haben die Vereinigten Staaten einiges mitgemacht. Zuerst die Terroranschläge vom 11. September 2001, dann noch Hurrikan Katrina im August 2005 und letztlich der Irakkrieg, der nach sechsjährigem Aufenthalt inzwischen durchaus zum neuen Vietnam verkommen ist. Die Angst um das eigene Wohl und die Zukunft des Landes scheint in den USA also gefährdet zu sein – zumindest in den Augen einiger Amerikaner. Allerdings auch keine neue Angst, wurde doch während des Kalten Krieges stets die kommunistische Bedrohung ins Gedächtnis gerufen. Ereignisse wie die Kuba-Krise sorgten für Befürchtungen eines kommenden Nuklearkrieges, die schließlich auch Geschichten wie Alan Moores Watchmen Nahrung gaben. In Zeiten der „Achse des Bösen“ mit Atom-Mächten wie Nordkorea und potentiellen Kandidaten wie Iran oder – laut Bush-Regierung damals – auch Irak verschieben sich dann schnell die Grenzen der USA jenseits des eigenes Kontinents. Die Bedrohung der eigenen Freiheit wird überall wahrgenommen und findet jederzeit statt.
Ein derartiges Szenario dient nun als Grundlage von Jericho, einer, wenn man so will, typisch amerikanischen Serie. Aufgrund von schlechten Quoten wurde die Serie 2007 nach der ersten Staffel eingestellt, erhielt dann aber nochmals eine Verlängerung als die Proteste der Fans zugenommen haben. Ähnlich hatte es sich einst mit Serenity von Joss Whedon verhalten, der nach der Absetzung seiner Serie Firefly seine Geschichte in einem Kinofilm weitererzählen durfte. Da allerdings entgegen der Hoffnung der hartgesottenen Fans die zweite Staffel erneut dreißig Prozent an Zuschauerzahlen einbüßte, wurde es nichts mit einer möglichen und antizipierten dritten Staffel. Zumindest nicht im Fernsehformat. Denn nichts stirbt wirklich und so wurde für 2010 eine dritte Staffel in Form eines Comics angekündigt, während man auch einer Kinoauskopplung der Serie nicht abgeneigt ist. Was insofern fragwürdig ist, da Jericho einst als Kinoidee ins Leben gerufen wurde, ob ihres Umfangs dann aber nur im Serienformat durchsetzbar schien.
Speziell der 11. September und Katrina dienten nun wegen ihrer Reaktion in der Bevölkerung – 9/11, wo das Beste der Menschen zum Vorschein kam, Katrina, wo das Gegenteil der Fall war – als direkte Vorlage für Jericho. Erzählt wird die Geschichte der Kleinstadt Jericho, Kansas. Diese wird eines Tages Zeuge eines nuklearen Anschlags auf Denver, Colorado. Kurz darauf stellt sich heraus, dass auch andere Großstädte wie Atlanta, Chicago oder Washington D.C. angegriffen wurden. Ingesamt gingen Nuklearwaffen in 23 amerikanischen Metropolen hoch. Fragen kommen auf. Wer hat die USA angegriffen? Und weshalb? Gibt es die Vereinigten Staaten bzw. eine Regierung überhaupt noch? Immerhin zählt auch Washington D.C. zu den angegriffenen Zielen. Es gilt also erst einmal Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass der städtische Alltag nicht aus dem Ruder läuft. Während die Generatoren im Krankenhaus streiken, entflohene Häftlinge Geiseln nehmen und sich der radioaktive Niederschlag Jericho nähert, muss sich Bürgermeister Johnston Green (Gerald McRaney) mit Gray Anderson (Michael Gaston) auch noch eines Konkurrenten um sein Amt gegenüber sehen.
Die Ungewissheit eines möglichen Angriffs auf die USA ist in Jericho lediglich der Rahmen für ein ausuferndes Charakterdrama. Über ein Dutzend Figuren beherbergt die Serie, die Regisseur Jon Turtletaub zum Paten hat. Thematisiert wird der Konflikt zwischen Johnston Green und Gray Anderson um die Kontrolle über die Stadt, aber insbesondere der Zwist zwischen allen anderen Einwohnern der Stadt. Auf der einen Seite findet sich die Stadt-Dynastie der Greens, rund um den Bürgermeister, seinen Sohn und Stellvertreter Eric (Kenneth Mitchell) sowie Jake (Skeet Ulrich), den anderen Sohn und schwarzes Schaf der Familie. Jake hatte Jericho vor fünf Jahren verlassen, nachdem er sich mit einer Diebesbande einließ, die den Bruder von Jakes großer Liebe Emily (Ashley Scott) das Leben kostete. Nun kam Jake gerade am Tag des Anschlags wieder zurück und die Serie macht um seine vollkommen unspektakuläre Vergangenheit – er arbeitete als Söldner im Irakkrieg – ein Aufhebens, wie man es zuvor selten in einer Serie gesehen hat.
Ähnlich verhält es sich mit Robert Hawkins (Lennie James), einen Undercover-Agenten der CIA, der gegen die Terroristen ermittelte, die Massenanschläge jedoch nicht verhindern konnte. Mit einer der Bomben im Gepäck verschanzt sich Hawkins nun im Sammeltreffpunkt Jericho. Die Kontrolle der Greens über die Stadt bzw. das Wohl seiner Bürger und Hawkins Fortsetzung seiner Ermittlungen gegen die Verschwörer sind die beiden Hauptthematiken von Jericho. Kleinere Handlungsstränge konzentrieren sich auf Farmer Stanley (Brad Beyer), der sich mit Steuerbeamtin Mimi (Alicia Coppola) auseinandersetzen muss – man braucht kein Genie sein, um sich denken zu können, dass sich hier bald Schmetterlinge im Bauch einstellen –, auf Erics Affäre mit der hiesigen Kneipenbesitzerin hinter dem Rücken seiner Ehefrau April (Darby Stanchfield) oder auf Dale (Erik Knudsen), der ein Lebensmittelgeschäft übernimmt und sein Loser-Dasein ablegt, um zum neuen Untergrundboss der Stadt aufzusteigen und nebenbei das schärfste und reichste Mädchen der Schule, Skylar (Candace Bailey), zu ergattern.
Ein Problem von Jericho ist, dass gerne mehr erzählt wird als letztlich gezeigt wird. Erstaunlich zivilisiert läuft hier alles, ein Anflug von Anarchie direkt nach dem Anschlag wird von Bürgermeister Green mit einer kurzen Moralpredigt zu den Akten gelegt. In einer der späteren Folgen wird von einem der Deputy Sheriffs beklagt, dass es zu Ausschreitungen und Diebstählen kommt. Davon sieht man allerdings nichts in der Serie. Sicherlich, ein Mal wird Gracie, die Lebensmittelladenbesitzerin, umgebracht, aber das ist weniger die Schuld der Einwohner als vielmehr die einer Gruppe Gesetzloser rund um Emilys Vater Jonah (James Remar). Eigentlich alles Friede, Freude, Eierkuchen in Jericho. Nur zu Essen hat man zu wenig. Auch wenn die Nachbarstadt New Bern später das Gegenteil behaupten wird. Würde man es jedenfalls nicht besser wüsste, könnte man bis auf einige wenige anarchische Szenen meinen, es hätte überhaupt keinen Nuklearanschlag gegeben. Kurz aufkommende Probleme wie räuberische Söldner werden dann meist von Hauptprotagonist Jake in die Flucht geschlagen, während Hawkins stets bemüht ist, dass niemand dahinterkommt wer er ist und was genau er vorhat.
Dies ist nun nicht unbedingt schlechte Unterhaltung, aber wirklich gute ist es auch nicht. Die Serie dümpelt die gesamte erste Staffel vor sich hin, setzt sich mal mit den Söldnern auseinander, dann mit entflohenen Gefangenen, brennenden Bibliotheken und anderen Ereignissen, die die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich ziehen. Mittendrin dann stets charakterliche Dramatisierungen wie ein an Grippe erkrankender Green, eine in die Wehen geratende April oder Flüchtlinge, die im Grunde niemand in der Stadt haben möchte. Das ist gefällig, aber eigentlich selten spannend. Die potentiellen Gefahren stellen keine Gefahr dar, da man schon vorab ahnt, dass Jake das Kind schon schaukeln wird und so betrachtet man die einzelnen Geschichten mit einem Mindestmaß an Interesse, das nicht mal in Hawkins allmählicher Aufdeckung der Verschwörung richtig geweckt werden will. Gegen Ende der ersten Staffel spitzt sich dann der Konflikt mit der Nachbarstadt New Bern dermaßen zu, dass es zum Krieg kommt. Es sind die finalen beiden Episoden, allen voran jedoch die vorletzte Folge Coalition of the Willing, die endlich einlösen, was die Serie zuvor ständig zu versprechen schien.
Erst zum Ende kommt also Tempo rein und die Geschichte wird authentischer. Der Sprung zur zweiten Staffel ist dann reichlich harsch und deutet an, unter welchen Umständen die Fortsetzung der Serie zustande kam. In wenigen Bildern macht Jericho zwei Schritte vorwärts. Die US- bzw. AS-Armee (aus den United States of America werden die Allied States of America, dementsprechend ASA) übernimmt in Form von Major Beck (Esai Morales) die Kontrolle in Jericho. Fortan rutscht die Serie wieder auf das Vorjahresniveau zurück, dümpelt erneut vor sich hin, auch wenn man versucht mittels des Söldner-Verwalters Goetz (D.B. Sweeney) ein actionreiches Tempo beizubehalten. Hawkins ermittelt derweil weiter und erhält in bester X Files-Manier Unterstützung von seinem persönlichen Deep Throat - hier mit Namen John Smith (Xander Berkeley). Vielleicht aus Kostengründen, eher aber wohl aus Zeitlichen, muss man auf einige der Darsteller wie Pamela Reed als Familienmutter Green oder auch Hawkins 'Kinder und damit auf weiteres Charakterdrama verzichten. Die zweite Staffel konzentriert sich ganz auf die neue Situation der Regierungsbelagerung, wenn man diese so nennen möchte.
Die begrenzt vorhandenen Effekte der Serie wissen zu überzeugen. Ansonsten fokussiert sich die Serie ohnehin weniger auf das, was stattfindet, als auf die Darsteller, die sich inmitten des Ganzen bewegen. Die Besetzung der Charaktere kann als gelungen bezeichnet werden. Zwar sind gerade Ulrichs schauspielerische Fähigkeiten ziemlich begrenzt, aber als verlorenes Sohn weiß er zu überzeugen. Das Szenario des nuklearen Angriffs verkauft Jericho dabei so lange sehr gut, wie sich die Serie um die Auflösung jenes Angriffes drückt. Je mehr Hintergründenbekannt werden, gipfelnd im ziemlich enttäuschenden Serienfinale (dessen alternatives oder ursprüngliches Ende als möglicher Cliffhanger für die dritte Staffel noch weniger überzeugen will), desto unglaubwürdiger wird die Verschwörung. Am Ende können natürlich nicht alle offenen Fragen beantwortet werden, die Serie endet quasi auf ein Versprechen hinaus, dessen Einlösung sich in den Köpfen der Zuschauer abspielt. Grundsätzlich ist Jericho somit eine bisweilen durchaus unterhaltsame Serie, die jedoch bis auf zwei, drei Folgen nicht herausragend ausgefallen ist und insofern letztlich zu recht ihren schlechten Quoten zum Opfer fiel.
7/10 - erschienen bei Wicked-Vision
Zugegeben, im letzten Jahrzehnt haben die Vereinigten Staaten einiges mitgemacht. Zuerst die Terroranschläge vom 11. September 2001, dann noch Hurrikan Katrina im August 2005 und letztlich der Irakkrieg, der nach sechsjährigem Aufenthalt inzwischen durchaus zum neuen Vietnam verkommen ist. Die Angst um das eigene Wohl und die Zukunft des Landes scheint in den USA also gefährdet zu sein – zumindest in den Augen einiger Amerikaner. Allerdings auch keine neue Angst, wurde doch während des Kalten Krieges stets die kommunistische Bedrohung ins Gedächtnis gerufen. Ereignisse wie die Kuba-Krise sorgten für Befürchtungen eines kommenden Nuklearkrieges, die schließlich auch Geschichten wie Alan Moores Watchmen Nahrung gaben. In Zeiten der „Achse des Bösen“ mit Atom-Mächten wie Nordkorea und potentiellen Kandidaten wie Iran oder – laut Bush-Regierung damals – auch Irak verschieben sich dann schnell die Grenzen der USA jenseits des eigenes Kontinents. Die Bedrohung der eigenen Freiheit wird überall wahrgenommen und findet jederzeit statt.
Ein derartiges Szenario dient nun als Grundlage von Jericho, einer, wenn man so will, typisch amerikanischen Serie. Aufgrund von schlechten Quoten wurde die Serie 2007 nach der ersten Staffel eingestellt, erhielt dann aber nochmals eine Verlängerung als die Proteste der Fans zugenommen haben. Ähnlich hatte es sich einst mit Serenity von Joss Whedon verhalten, der nach der Absetzung seiner Serie Firefly seine Geschichte in einem Kinofilm weitererzählen durfte. Da allerdings entgegen der Hoffnung der hartgesottenen Fans die zweite Staffel erneut dreißig Prozent an Zuschauerzahlen einbüßte, wurde es nichts mit einer möglichen und antizipierten dritten Staffel. Zumindest nicht im Fernsehformat. Denn nichts stirbt wirklich und so wurde für 2010 eine dritte Staffel in Form eines Comics angekündigt, während man auch einer Kinoauskopplung der Serie nicht abgeneigt ist. Was insofern fragwürdig ist, da Jericho einst als Kinoidee ins Leben gerufen wurde, ob ihres Umfangs dann aber nur im Serienformat durchsetzbar schien.
Speziell der 11. September und Katrina dienten nun wegen ihrer Reaktion in der Bevölkerung – 9/11, wo das Beste der Menschen zum Vorschein kam, Katrina, wo das Gegenteil der Fall war – als direkte Vorlage für Jericho. Erzählt wird die Geschichte der Kleinstadt Jericho, Kansas. Diese wird eines Tages Zeuge eines nuklearen Anschlags auf Denver, Colorado. Kurz darauf stellt sich heraus, dass auch andere Großstädte wie Atlanta, Chicago oder Washington D.C. angegriffen wurden. Ingesamt gingen Nuklearwaffen in 23 amerikanischen Metropolen hoch. Fragen kommen auf. Wer hat die USA angegriffen? Und weshalb? Gibt es die Vereinigten Staaten bzw. eine Regierung überhaupt noch? Immerhin zählt auch Washington D.C. zu den angegriffenen Zielen. Es gilt also erst einmal Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass der städtische Alltag nicht aus dem Ruder läuft. Während die Generatoren im Krankenhaus streiken, entflohene Häftlinge Geiseln nehmen und sich der radioaktive Niederschlag Jericho nähert, muss sich Bürgermeister Johnston Green (Gerald McRaney) mit Gray Anderson (Michael Gaston) auch noch eines Konkurrenten um sein Amt gegenüber sehen.
Die Ungewissheit eines möglichen Angriffs auf die USA ist in Jericho lediglich der Rahmen für ein ausuferndes Charakterdrama. Über ein Dutzend Figuren beherbergt die Serie, die Regisseur Jon Turtletaub zum Paten hat. Thematisiert wird der Konflikt zwischen Johnston Green und Gray Anderson um die Kontrolle über die Stadt, aber insbesondere der Zwist zwischen allen anderen Einwohnern der Stadt. Auf der einen Seite findet sich die Stadt-Dynastie der Greens, rund um den Bürgermeister, seinen Sohn und Stellvertreter Eric (Kenneth Mitchell) sowie Jake (Skeet Ulrich), den anderen Sohn und schwarzes Schaf der Familie. Jake hatte Jericho vor fünf Jahren verlassen, nachdem er sich mit einer Diebesbande einließ, die den Bruder von Jakes großer Liebe Emily (Ashley Scott) das Leben kostete. Nun kam Jake gerade am Tag des Anschlags wieder zurück und die Serie macht um seine vollkommen unspektakuläre Vergangenheit – er arbeitete als Söldner im Irakkrieg – ein Aufhebens, wie man es zuvor selten in einer Serie gesehen hat.
Ähnlich verhält es sich mit Robert Hawkins (Lennie James), einen Undercover-Agenten der CIA, der gegen die Terroristen ermittelte, die Massenanschläge jedoch nicht verhindern konnte. Mit einer der Bomben im Gepäck verschanzt sich Hawkins nun im Sammeltreffpunkt Jericho. Die Kontrolle der Greens über die Stadt bzw. das Wohl seiner Bürger und Hawkins Fortsetzung seiner Ermittlungen gegen die Verschwörer sind die beiden Hauptthematiken von Jericho. Kleinere Handlungsstränge konzentrieren sich auf Farmer Stanley (Brad Beyer), der sich mit Steuerbeamtin Mimi (Alicia Coppola) auseinandersetzen muss – man braucht kein Genie sein, um sich denken zu können, dass sich hier bald Schmetterlinge im Bauch einstellen –, auf Erics Affäre mit der hiesigen Kneipenbesitzerin hinter dem Rücken seiner Ehefrau April (Darby Stanchfield) oder auf Dale (Erik Knudsen), der ein Lebensmittelgeschäft übernimmt und sein Loser-Dasein ablegt, um zum neuen Untergrundboss der Stadt aufzusteigen und nebenbei das schärfste und reichste Mädchen der Schule, Skylar (Candace Bailey), zu ergattern.
Ein Problem von Jericho ist, dass gerne mehr erzählt wird als letztlich gezeigt wird. Erstaunlich zivilisiert läuft hier alles, ein Anflug von Anarchie direkt nach dem Anschlag wird von Bürgermeister Green mit einer kurzen Moralpredigt zu den Akten gelegt. In einer der späteren Folgen wird von einem der Deputy Sheriffs beklagt, dass es zu Ausschreitungen und Diebstählen kommt. Davon sieht man allerdings nichts in der Serie. Sicherlich, ein Mal wird Gracie, die Lebensmittelladenbesitzerin, umgebracht, aber das ist weniger die Schuld der Einwohner als vielmehr die einer Gruppe Gesetzloser rund um Emilys Vater Jonah (James Remar). Eigentlich alles Friede, Freude, Eierkuchen in Jericho. Nur zu Essen hat man zu wenig. Auch wenn die Nachbarstadt New Bern später das Gegenteil behaupten wird. Würde man es jedenfalls nicht besser wüsste, könnte man bis auf einige wenige anarchische Szenen meinen, es hätte überhaupt keinen Nuklearanschlag gegeben. Kurz aufkommende Probleme wie räuberische Söldner werden dann meist von Hauptprotagonist Jake in die Flucht geschlagen, während Hawkins stets bemüht ist, dass niemand dahinterkommt wer er ist und was genau er vorhat.
Dies ist nun nicht unbedingt schlechte Unterhaltung, aber wirklich gute ist es auch nicht. Die Serie dümpelt die gesamte erste Staffel vor sich hin, setzt sich mal mit den Söldnern auseinander, dann mit entflohenen Gefangenen, brennenden Bibliotheken und anderen Ereignissen, die die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf sich ziehen. Mittendrin dann stets charakterliche Dramatisierungen wie ein an Grippe erkrankender Green, eine in die Wehen geratende April oder Flüchtlinge, die im Grunde niemand in der Stadt haben möchte. Das ist gefällig, aber eigentlich selten spannend. Die potentiellen Gefahren stellen keine Gefahr dar, da man schon vorab ahnt, dass Jake das Kind schon schaukeln wird und so betrachtet man die einzelnen Geschichten mit einem Mindestmaß an Interesse, das nicht mal in Hawkins allmählicher Aufdeckung der Verschwörung richtig geweckt werden will. Gegen Ende der ersten Staffel spitzt sich dann der Konflikt mit der Nachbarstadt New Bern dermaßen zu, dass es zum Krieg kommt. Es sind die finalen beiden Episoden, allen voran jedoch die vorletzte Folge Coalition of the Willing, die endlich einlösen, was die Serie zuvor ständig zu versprechen schien.
Erst zum Ende kommt also Tempo rein und die Geschichte wird authentischer. Der Sprung zur zweiten Staffel ist dann reichlich harsch und deutet an, unter welchen Umständen die Fortsetzung der Serie zustande kam. In wenigen Bildern macht Jericho zwei Schritte vorwärts. Die US- bzw. AS-Armee (aus den United States of America werden die Allied States of America, dementsprechend ASA) übernimmt in Form von Major Beck (Esai Morales) die Kontrolle in Jericho. Fortan rutscht die Serie wieder auf das Vorjahresniveau zurück, dümpelt erneut vor sich hin, auch wenn man versucht mittels des Söldner-Verwalters Goetz (D.B. Sweeney) ein actionreiches Tempo beizubehalten. Hawkins ermittelt derweil weiter und erhält in bester X Files-Manier Unterstützung von seinem persönlichen Deep Throat - hier mit Namen John Smith (Xander Berkeley). Vielleicht aus Kostengründen, eher aber wohl aus Zeitlichen, muss man auf einige der Darsteller wie Pamela Reed als Familienmutter Green oder auch Hawkins 'Kinder und damit auf weiteres Charakterdrama verzichten. Die zweite Staffel konzentriert sich ganz auf die neue Situation der Regierungsbelagerung, wenn man diese so nennen möchte.
Die begrenzt vorhandenen Effekte der Serie wissen zu überzeugen. Ansonsten fokussiert sich die Serie ohnehin weniger auf das, was stattfindet, als auf die Darsteller, die sich inmitten des Ganzen bewegen. Die Besetzung der Charaktere kann als gelungen bezeichnet werden. Zwar sind gerade Ulrichs schauspielerische Fähigkeiten ziemlich begrenzt, aber als verlorenes Sohn weiß er zu überzeugen. Das Szenario des nuklearen Angriffs verkauft Jericho dabei so lange sehr gut, wie sich die Serie um die Auflösung jenes Angriffes drückt. Je mehr Hintergründenbekannt werden, gipfelnd im ziemlich enttäuschenden Serienfinale (dessen alternatives oder ursprüngliches Ende als möglicher Cliffhanger für die dritte Staffel noch weniger überzeugen will), desto unglaubwürdiger wird die Verschwörung. Am Ende können natürlich nicht alle offenen Fragen beantwortet werden, die Serie endet quasi auf ein Versprechen hinaus, dessen Einlösung sich in den Köpfen der Zuschauer abspielt. Grundsätzlich ist Jericho somit eine bisweilen durchaus unterhaltsame Serie, die jedoch bis auf zwei, drei Folgen nicht herausragend ausgefallen ist und insofern letztlich zu recht ihren schlechten Quoten zum Opfer fiel.
7/10 - erschienen bei Wicked-Vision
Dass ich das noch erleben darf! Da bewertest du doch tatsächlich eine Serie mal besser, als ich. Ich hatte damals nach der ersten Staffel abgebrochen, da ich mich ohnehin oftmals nur durchgequält habe. Die Idee fand ich dabei wirklich gut, doch die ganze Verschwörungsgeschichte war dann doch nicht so mein Ding. Hätte wohl knappe 6 Punkte vergeben.
AntwortenLöschenWie gesagt, umgehauen hat sie mich nicht. Die 7 Punkte entsprechen daher wohl eher der rein technischen Qualität. Ich weiß auch nicht. Die Folgen sind per se nicht schlecht, ich kann ja nicht sagen, dass sie scheiße sind, nur weil sie mich nicht in ihren Bann gerissen haben. Die Serie ist rum und das ist gut so. XD
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