Ted Turner sagte mal: “Just because your ratings are bigger doesn’t mean you’re better.” Und das ist wohl war – auch im Falle von Dan Harmons Sitcom Community. Jene Show über eine Volkshochschule, die wie so viele Shows jährlich um ihr Überleben kämpfte. Ähnlich wie bei Parks and Recreation war die Verlängerung um eine weitere Staffel eine jährliche Hängepartie, während die Einschaltquote sank und sank. Von 2009 bis 2015 lief Community, davon die ersten fünf Staffeln auf NBC, ehe der Sender die Serie einstellte. Aufgrund ihres Kultfaktors und treuen Fangemeinde nahm sich Yahoo der Show an und schenkte ihr 13 weitere Folgen. Der Wunsch von Harmon und der Fans (“Six seasons and a movie”) lebt somit weiter.
Seinen Anfang nahm alles in der Tatsache, dass Anwalt Jeff (Joel McHale) seinen Bachelor-Titel am Greendale Community College nachholen will. Dort macht er der Kommilitonin und politischen Aktivistin Britta (Gillian Jacobs) schöne Augen, was dann wider Willen in einer Spanisch-Lerngruppe endet. Zu dieser gehören der TV- und Filmfan Abed (Danny Pudi), der infantile High School Footballer Troy (Donald Glover), die religiöse Mutter Shirley (Yvette Nicole Brown), der alte Firmenerbe Pierce (Chevy Chase) und der Kontrollfreak Annie (Alison Brie). Aus Fremden wurden im Laufe der Zeit Freunde, die sich ihrem schrulligen Rektor, Dean Pelton (Jim Rash), und ihres wahnsinnigen Lehrers Señor Chang (Ken Jeong) erwehren müssen.
Insgesamt 110 Episoden regierte der Wahnsinn in Greendale – auch hinter den Kulissen. So musste Schöpfer Dan Harmon im vierten Jahr gehen und die Autoren David Guarascio sowie Moses Port gaben die Showrunner, ehe Harmon in Staffel 5 zurückkehrte. Dafür verließen Chase und Glover die Serie, genauso Brown im letzten Jahr. Der Community-Formel tat dies nur bedingt einen Abbruch, Harmon verstand es gekonnt, mal mit Jonathan Banks in Season 5, dann wieder mit Paget Brewster und Keith David in Season 6 der Gruppe neues Leben einzuhauchen. Solange Community in Greendale spielte, schien alles im Lot zu sein. Das College und seine inhärente Inkompetenz war der eigentliche Star in der Serie als solcher.
Was die Serie stets auszeichnete, waren ihre pop-kulturellen Anspielungen und ihre kreative Bereitwilligkeit für Konzeptepisoden – beides in der Regel von Danny Pudis Figur ausgehend. Exemplarische Episoden waren hier die Weihnachts- und Halloween-Folgen, aber auch jene Paintball-Geschichten, die der Show zu Fernsehruhm verhalfen. Community scheute sich nicht, eine ganze Folge in Claymation oder 2D-Animation zu erzählen, oder sich ganz und gar einem Kind gleich ihrer gespielten Realität hinzugeben. Hierin lag mit die enorme Kreativität der Serie begründet, die wie keine Zweite die Grenzen des Machbaren im Fernsehen auslotetet – und dabei zumeist reüssierte. Auch wenn sie dies selten konsequent durchzuhalten vermochte.
Was die Show außergewöhnlich machte lobte ich seinerzeit schon in der ersten und zweiten Staffel. Jede Folge besaß zumindest ein, zwei tolle Momente – aber nur wenige waren durchgehend überdurchschnittlich. Am überzeugendsten geriet dabei die fünfte Staffel, womöglich auch deshalb, weil Harmon hier nur halb so viele Episoden zur Verfügung standen wie in den ersten drei Jahren. Somit bot sich weniger Gelegenheit, sich zu verlieren und das vorhandene Material kam gebündelter und kompakter daher. Der Serie half das wenig, mit durchschnittlich nur noch drei Millionen Zuschauern zog NBC die Reißleine – Community verabschiedete sich somit wie Parks and Recreation auf dem Höhepunkt aus dem Fernsehen (und ging ins Internet).
Auch dort funktionierte die Serie zumindest in ihren ersten und finalen Folgen weiterhin. Nicht zuletzt wegen ihrer Darsteller und deren unvergleichbarer Hingabe zu ihren Figuren und dem Konzept der Show. Insbesondere Danny Pudi, Alison Brie, Ken Jeong und Jim Rash lieferten oft schauspielerische Parforceritte ab, die ihresgleichen suchten (man denke nur an VCR Maintenance and Educational Publishing). Insofern geht der Kultfaktor von Community in Ordnung und wünscht man der Serie ihren filmischen Abschluss als letztes Hurra. Bis dahin bleibt mir nur auf die aus meiner Sicht fünf gelungensten Episoden der vergangenen sechs Jahre zurückzublicken, die mir den größten Unterhaltungswert boten:
5. Cooperative Calligraphy (Season 2, Episode 8/Joe Russo): Steht hier stellvertretend für all jene Episoden, die keine Konzeptfolgen darstellen. Als einer von Annies Kugelschreibern verschwindet, sieht sich die Gruppe gezwungen, buchstäblich blank zu ziehen, da der vermeintliche Dieb sich nicht zu erkennen geben möchte. Dabei wollen alle viel lieber zu einer Welpen-Parade. Communitys erste Bottle-Episode fördert dabei nicht nur die individuellen Charaktere der Gruppe exzellent zutage, angefangen von Annies Kontrollwahn, sondern auch verborgene persönliche Geheimnisse.
4. Geothermal Escapism (Season 5, Episode 5/Joe Russo): Der Abschied von Troy steht bevor und Abed schenkt seinem besten Freund eine Runde Hot Lava, die natürlich wieder ganz Greendale ins verspielte Chaos stürzt. Die Folge überzeugt dabei zum einen fraglos als eine Bewältigungstherapie für Abed sowie Brittas penetrantes – aber erfolgreiches – Psychologisieren, zuvorderst aber natürlich wegen der zahlreichen postapokalyptischen Referenzen à la Mad Max und Waterworld: von Changs Hook-zitierenden Locker Boys bis hin zu dem Angriff der Chair Walker auf Shirley Island.
3. Pillows and Blankets (Season 3, Episode 14/Tristram Shapeero): Als sie sich nicht einigen können, ob sie eine Kissen- oder Deckenburg bauen sollen, befeuert von John Goodmans manipulativem Vice Dean Laybourne, eskaliert der Disput zwischen Troy und Abed schließlich in eine ganz Greendale ergreifende Kissenschlacht, die in bester Manier einer PBS-Dokumentation – sogar mit Keith David als Erzählstimme – daherkommt. Gespickt mit vielen tollen Ideen wie Britta als inkompetente Kriegsfotografin, Pierce als Kissen-Doomsday-Device oder auch den diabolischen Changlorious Basterds.
2. App Development and Condiments (Season 5, Episode 8/Rob Schrab): Wie so oft ist es auch hier ein kleiner Umstand, der große Auswirkungen hat. Die Social App MeowMeowBeenz führt zu einer dystopischen Kastenbildung in Greendale, die Jeff Anreiz bietet, sich von einer 1 zur 5 hochzuschleimen, ehe er sich dann doch in einem Ego-Konkurrenzkampf mit Shirley verliert. Britta akzeptiert derweil ihre Rolle als Mustard Face Savior und Mother of Ones und startet eine Revolution, die Jeff aber schnell im Keim erstickt, weil es immerhin Samstag ist. Das Koogler-Tag bildet den krönenden Abschluss.
1. Modern Warfare (Season 1, Episode 23/Justin Lin): Wenn es um Konzept-Folgen geht, geht in Community nichts über Paintball (wie die Show selbst in der soliden Season-6-Paintball-Folge Modern Espionage bemerkt). Allesamt sehenswerte Episoden, in denen der Wahnsinn in Greendale Blüten trägt und das Ensemble sich voll ins Konzept reinhängt, ist dieser Auftakt, in dem Dean Pelton fataler Weise Erstregistrierung als Paintball-Preis auslobt, der Auftakt zu farblichem Chaos. Der Höhepunkt ist dabei die Hommage an John Woos Hard Boiled, wenn Señor Chang im Lernraum Britta und Jeff konfrontiert.
Seinen Anfang nahm alles in der Tatsache, dass Anwalt Jeff (Joel McHale) seinen Bachelor-Titel am Greendale Community College nachholen will. Dort macht er der Kommilitonin und politischen Aktivistin Britta (Gillian Jacobs) schöne Augen, was dann wider Willen in einer Spanisch-Lerngruppe endet. Zu dieser gehören der TV- und Filmfan Abed (Danny Pudi), der infantile High School Footballer Troy (Donald Glover), die religiöse Mutter Shirley (Yvette Nicole Brown), der alte Firmenerbe Pierce (Chevy Chase) und der Kontrollfreak Annie (Alison Brie). Aus Fremden wurden im Laufe der Zeit Freunde, die sich ihrem schrulligen Rektor, Dean Pelton (Jim Rash), und ihres wahnsinnigen Lehrers Señor Chang (Ken Jeong) erwehren müssen.
Insgesamt 110 Episoden regierte der Wahnsinn in Greendale – auch hinter den Kulissen. So musste Schöpfer Dan Harmon im vierten Jahr gehen und die Autoren David Guarascio sowie Moses Port gaben die Showrunner, ehe Harmon in Staffel 5 zurückkehrte. Dafür verließen Chase und Glover die Serie, genauso Brown im letzten Jahr. Der Community-Formel tat dies nur bedingt einen Abbruch, Harmon verstand es gekonnt, mal mit Jonathan Banks in Season 5, dann wieder mit Paget Brewster und Keith David in Season 6 der Gruppe neues Leben einzuhauchen. Solange Community in Greendale spielte, schien alles im Lot zu sein. Das College und seine inhärente Inkompetenz war der eigentliche Star in der Serie als solcher.
Was die Serie stets auszeichnete, waren ihre pop-kulturellen Anspielungen und ihre kreative Bereitwilligkeit für Konzeptepisoden – beides in der Regel von Danny Pudis Figur ausgehend. Exemplarische Episoden waren hier die Weihnachts- und Halloween-Folgen, aber auch jene Paintball-Geschichten, die der Show zu Fernsehruhm verhalfen. Community scheute sich nicht, eine ganze Folge in Claymation oder 2D-Animation zu erzählen, oder sich ganz und gar einem Kind gleich ihrer gespielten Realität hinzugeben. Hierin lag mit die enorme Kreativität der Serie begründet, die wie keine Zweite die Grenzen des Machbaren im Fernsehen auslotetet – und dabei zumeist reüssierte. Auch wenn sie dies selten konsequent durchzuhalten vermochte.
Honorable Mention: A Fistful of Paintballs (Season 2, Episode 23/Joe Russo) |
Auch dort funktionierte die Serie zumindest in ihren ersten und finalen Folgen weiterhin. Nicht zuletzt wegen ihrer Darsteller und deren unvergleichbarer Hingabe zu ihren Figuren und dem Konzept der Show. Insbesondere Danny Pudi, Alison Brie, Ken Jeong und Jim Rash lieferten oft schauspielerische Parforceritte ab, die ihresgleichen suchten (man denke nur an VCR Maintenance and Educational Publishing). Insofern geht der Kultfaktor von Community in Ordnung und wünscht man der Serie ihren filmischen Abschluss als letztes Hurra. Bis dahin bleibt mir nur auf die aus meiner Sicht fünf gelungensten Episoden der vergangenen sechs Jahre zurückzublicken, die mir den größten Unterhaltungswert boten:
5. Cooperative Calligraphy (Season 2, Episode 8/Joe Russo): Steht hier stellvertretend für all jene Episoden, die keine Konzeptfolgen darstellen. Als einer von Annies Kugelschreibern verschwindet, sieht sich die Gruppe gezwungen, buchstäblich blank zu ziehen, da der vermeintliche Dieb sich nicht zu erkennen geben möchte. Dabei wollen alle viel lieber zu einer Welpen-Parade. Communitys erste Bottle-Episode fördert dabei nicht nur die individuellen Charaktere der Gruppe exzellent zutage, angefangen von Annies Kontrollwahn, sondern auch verborgene persönliche Geheimnisse.
4. Geothermal Escapism (Season 5, Episode 5/Joe Russo): Der Abschied von Troy steht bevor und Abed schenkt seinem besten Freund eine Runde Hot Lava, die natürlich wieder ganz Greendale ins verspielte Chaos stürzt. Die Folge überzeugt dabei zum einen fraglos als eine Bewältigungstherapie für Abed sowie Brittas penetrantes – aber erfolgreiches – Psychologisieren, zuvorderst aber natürlich wegen der zahlreichen postapokalyptischen Referenzen à la Mad Max und Waterworld: von Changs Hook-zitierenden Locker Boys bis hin zu dem Angriff der Chair Walker auf Shirley Island.
3. Pillows and Blankets (Season 3, Episode 14/Tristram Shapeero): Als sie sich nicht einigen können, ob sie eine Kissen- oder Deckenburg bauen sollen, befeuert von John Goodmans manipulativem Vice Dean Laybourne, eskaliert der Disput zwischen Troy und Abed schließlich in eine ganz Greendale ergreifende Kissenschlacht, die in bester Manier einer PBS-Dokumentation – sogar mit Keith David als Erzählstimme – daherkommt. Gespickt mit vielen tollen Ideen wie Britta als inkompetente Kriegsfotografin, Pierce als Kissen-Doomsday-Device oder auch den diabolischen Changlorious Basterds.
2. App Development and Condiments (Season 5, Episode 8/Rob Schrab): Wie so oft ist es auch hier ein kleiner Umstand, der große Auswirkungen hat. Die Social App MeowMeowBeenz führt zu einer dystopischen Kastenbildung in Greendale, die Jeff Anreiz bietet, sich von einer 1 zur 5 hochzuschleimen, ehe er sich dann doch in einem Ego-Konkurrenzkampf mit Shirley verliert. Britta akzeptiert derweil ihre Rolle als Mustard Face Savior und Mother of Ones und startet eine Revolution, die Jeff aber schnell im Keim erstickt, weil es immerhin Samstag ist. Das Koogler-Tag bildet den krönenden Abschluss.
1. Modern Warfare (Season 1, Episode 23/Justin Lin): Wenn es um Konzept-Folgen geht, geht in Community nichts über Paintball (wie die Show selbst in der soliden Season-6-Paintball-Folge Modern Espionage bemerkt). Allesamt sehenswerte Episoden, in denen der Wahnsinn in Greendale Blüten trägt und das Ensemble sich voll ins Konzept reinhängt, ist dieser Auftakt, in dem Dean Pelton fataler Weise Erstregistrierung als Paintball-Preis auslobt, der Auftakt zu farblichem Chaos. Der Höhepunkt ist dabei die Hommage an John Woos Hard Boiled, wenn Señor Chang im Lernraum Britta und Jeff konfrontiert.
Wow, gleich zwei Episoden aus der 5. Staffel dabei. Vielleicht sollte ich doch mal weiterschauen. Am besten wenn die "Six Seasons and a Movie"-Box erschienen ist... ;)
AntwortenLöschenFür mich ist die 5. auch die beste Staffel. Weniger Episoden und mehr Konzeptfolgen.
LöschenBis es diese Box gibt, wird es aber wohl noch dauern, der Film ist ja noch in der Schwebe :)