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18. Juli 2015

Die Top 5: Community

Cool. Cool, cool, cool.

Ted Turner sagte mal: “Just because your ratings are bigger doesn’t mean you’re better.” Und das ist wohl war – auch im Falle von Dan Harmons Sitcom Community. Jene Show über eine Volkshochschule, die wie so viele Shows jährlich um ihr Überleben kämpfte. Ähnlich wie bei Parks and Recreation war die Verlängerung um eine weitere Staffel eine jährliche Hängepartie, während die Einschaltquote sank und sank. Von 2009 bis 2015 lief Community, davon die ersten fünf Staffeln auf NBC, ehe der Sender die Serie einstellte. Aufgrund ihres Kultfaktors und treuen Fangemeinde nahm sich Yahoo der Show an und schenkte ihr 13 weitere Folgen. Der Wunsch von Harmon und der Fans (“Six seasons and a movie”) lebt somit weiter.

Seinen Anfang nahm alles in der Tatsache, dass Anwalt Jeff (Joel McHale) seinen Bachelor-Titel am Greendale Community College nachholen will. Dort macht er der Kommilitonin und politischen Aktivistin Britta (Gillian Jacobs) schöne Augen, was dann wider Willen in einer Spanisch-Lerngruppe endet. Zu dieser gehören der TV- und Filmfan Abed (Danny Pudi), der infantile High School Footballer Troy (Donald Glover), die religiöse Mutter Shirley (Yvette Nicole Brown), der alte Firmenerbe Pierce (Chevy Chase) und der Kontrollfreak Annie (Alison Brie). Aus Fremden wurden im Laufe der Zeit Freunde, die sich ihrem schrulligen Rektor, Dean Pelton (Jim Rash), und ihres wahnsinnigen Lehrers Señor Chang (Ken Jeong) erwehren müssen.

Insgesamt 110 Episoden regierte der Wahnsinn in Greendale – auch hinter den Kulissen. So musste Schöpfer Dan Harmon im vierten Jahr gehen und die Autoren David Guarascio sowie Moses Port gaben die Showrunner, ehe Harmon in Staffel 5 zurückkehrte. Dafür verließen Chase und Glover die Serie, genauso Brown im letzten Jahr. Der Community-Formel tat dies nur bedingt einen Abbruch, Harmon verstand es gekonnt, mal mit Jonathan Banks in Season 5, dann wieder mit Paget Brewster und Keith David in Season 6 der Gruppe neues Leben einzuhauchen. Solange Community in Greendale spielte, schien alles im Lot zu sein. Das College und seine inhärente Inkompetenz war der eigentliche Star in der Serie als solcher.

Was die Serie stets auszeichnete, waren ihre pop-kulturellen Anspielungen und ihre kreative Bereitwilligkeit für Konzeptepisoden – beides in der Regel von Danny Pudis Figur ausgehend. Exemplarische Episoden waren hier die Weihnachts- und Halloween-Folgen, aber auch jene Paintball-Geschichten, die der Show zu Fernsehruhm verhalfen. Community scheute sich nicht, eine ganze Folge in Claymation oder 2D-Animation zu erzählen, oder sich ganz und gar einem Kind gleich ihrer gespielten Realität hinzugeben. Hierin lag mit die enorme Kreativität der Serie begründet, die wie keine Zweite die Grenzen des Machbaren im Fernsehen auslotetet – und dabei zumeist reüssierte. Auch wenn sie dies selten konsequent durchzuhalten vermochte.

Honorable Mention: A Fistful of Paintballs (Season 2, Episode 23/Joe Russo)
Was die Show außergewöhnlich machte lobte ich seinerzeit schon in der ersten und zweiten Staffel. Jede Folge besaß zumindest ein, zwei tolle Momente – aber nur wenige waren durchgehend überdurchschnittlich. Am überzeugendsten geriet dabei die fünfte Staffel, womöglich auch deshalb, weil Harmon hier nur halb so viele Episoden zur Verfügung standen wie in den ersten drei Jahren. Somit bot sich weniger Gelegenheit, sich zu verlieren und das vorhandene Material kam gebündelter und kompakter daher. Der Serie half das wenig, mit durchschnittlich nur noch drei Millionen Zuschauern zog NBC die Reißleine – Community verabschiedete sich somit wie Parks and Recreation auf dem Höhepunkt aus dem Fernsehen (und ging ins Internet).

Auch dort funktionierte die Serie zumindest in ihren ersten und finalen Folgen weiterhin. Nicht zuletzt wegen ihrer Darsteller und deren unvergleichbarer Hingabe zu ihren Figuren und dem Konzept der Show. Insbesondere Danny Pudi, Alison Brie, Ken Jeong und Jim Rash lieferten oft schauspielerische Parforceritte ab, die ihresgleichen suchten (man denke nur an VCR Maintenance and Educational Publishing). Insofern geht der Kultfaktor von Community in Ordnung und wünscht man der Serie ihren filmischen Abschluss als letztes Hurra. Bis dahin bleibt mir nur auf die aus meiner Sicht fünf gelungensten Episoden der vergangenen sechs Jahre zurückzublicken, die mir den größten Unterhaltungswert boten:


5. Cooperative Calligraphy (Season 2, Episode 8/Joe Russo): Steht hier stellvertretend für all jene Episoden, die keine Konzeptfolgen darstellen. Als einer von Annies Kugelschreibern verschwindet, sieht sich die Gruppe gezwungen, buchstäblich blank zu ziehen, da der vermeintliche Dieb sich nicht zu erkennen geben möchte. Dabei wollen alle viel lieber zu einer Welpen-Parade. Communitys erste Bottle-Episode fördert dabei nicht nur die individuellen Charaktere der Gruppe exzellent zutage, angefangen von Annies Kontrollwahn, sondern auch verborgene persönliche Geheimnisse.

4. Geothermal Escapism (Season 5, Episode 5/Joe Russo): Der Abschied von Troy steht bevor und Abed schenkt seinem besten Freund eine Runde Hot Lava, die natürlich wieder ganz Greendale ins verspielte Chaos stürzt. Die Folge überzeugt dabei zum einen fraglos als eine Bewältigungstherapie für Abed sowie Brittas penetrantes – aber erfolgreiches – Psychologisieren, zuvorderst aber natürlich wegen der zahlreichen postapokalyptischen Referenzen à la Mad Max und Waterworld: von Changs Hook-zitierenden Locker Boys bis hin zu dem Angriff der Chair Walker auf Shirley Island.

3. Pillows and Blankets (Season 3, Episode 14/Tristram Shapeero): Als sie sich nicht einigen können, ob sie eine Kissen- oder Deckenburg bauen sollen, befeuert von John Goodmans manipulativem Vice Dean Laybourne, eskaliert der Disput zwischen Troy und Abed schließlich in eine ganz Greendale ergreifende Kissenschlacht, die in bester Manier einer PBS-Dokumentation – sogar mit Keith David als Erzählstimme – daherkommt. Gespickt mit vielen tollen Ideen wie Britta als inkompetente Kriegsfotografin, Pierce als Kissen-Doomsday-Device oder auch den diabolischen Changlorious Basterds.

2. App Development and Condiments (Season 5, Episode 8/Rob Schrab): Wie so oft ist es auch hier ein kleiner Umstand, der große Auswirkungen hat. Die Social App MeowMeowBeenz führt zu einer dystopischen Kastenbildung in Greendale, die Jeff Anreiz bietet, sich von einer 1 zur 5 hochzuschleimen, ehe er sich dann doch in einem Ego-Konkurrenzkampf mit Shirley verliert. Britta akzeptiert derweil ihre Rolle als Mustard Face Savior und Mother of Ones und startet eine Revolution, die Jeff aber schnell im Keim erstickt, weil es immerhin Samstag ist. Das Koogler-Tag bildet den krönenden Abschluss.

1. Modern Warfare (Season 1, Episode 23/Justin Lin): Wenn es um Konzept-Folgen geht, geht in Community nichts über Paintball (wie die Show selbst in der soliden Season-6-Paintball-Folge Modern Espionage bemerkt). Allesamt sehenswerte Episoden, in denen der Wahnsinn in Greendale Blüten trägt und das Ensemble sich voll ins Konzept reinhängt, ist dieser Auftakt, in dem Dean Pelton fataler Weise Erstregistrierung als Paintball-Preis auslobt, der Auftakt zu farblichem Chaos. Der Höhepunkt ist dabei die Hommage an John Woos Hard Boiled, wenn Señor Chang im Lernraum Britta und Jeff konfrontiert.

24. April 2014

Community - Season Five

Did you all hit your heads on each other’s heads?

Über die Serienlandschaft ist auf diesem Blog schon vielfach geschrieben worden. Über Darsteller, die durch ihre Serie zu Ruhm gelangten und ihr irgendwann den Rücken kehrten. Oder Shows, die Jahr um Jahr trotz Kritikerlob um eine nächste Staffel bangen mussten. Und natürlich solche, die Potential hatten, es aber nie vollends nutzten. Dies alles trifft im Grunde auch auf Community zu und dennoch ist die NBC-Sitcom eine Ausnahme für sich. Eine Show, die all das falsch machte, was so viele Serien falsch machen. Die aber zugleich genug Esprit, Witz und Originalität besitzt, um diesen Malus wieder auszugleichen. Da passt es also, dass dies auch auf die jüngste, fünfte und voraussichtlich vorletzte Staffel zutrifft.

In dieser kehrt Serienschöpfer Dan Harmon als Showrunner zurück, nachdem er nach Querelen zum vierten Jahr ausgestiegen war. Dies wiederum führte bei Fans zu Begeisterungsstürmen, sollte nun, so der Prophet wieder im Lande, zu alter Klasse führen. Dabei war die vierte Staffel nicht merklich schlechter als die drei zuvor gewesen. Harmon musste dafür mit einigen Altlasten kämpfen, allen voran Chevy Chase. Dessen Figur starb kurzerhand, auch andere Relikte des Vorjahres wie Brittas (Gillian Jacobs) und Troys (Donald Glover) Beziehung wurden so weit möglich negiert. Zugleich musste auf Glovers Abschied hingearbeitet werden, der die Serie nach fünf Folgen verließ. Alles auf neu – irgendwie.

Jeff (Joel McHale), eigentlich bereits Absolvent, kommt nun – natürlich wider Willen – als Jura-Dozent zurück nach Greendale. Die Schule selbst, so der MacGuffin im weiteren Verlauf, muss vor der Schließung gerettet werden. Ein Fall für Annie (Alison Brie) und Konsorten, den alten Studienraum zu bestuhlen. Und während Abed (Danny Pudi) sich in seine Meta-Ebene verabschiedet, Chang (Ken Jeong) in seinen Alltagswahsinn und Dean Pelton (Jim Rash) in seine Jeff-Sehnsucht, ist Shirley (Yvette Nicole Brown) einfach nur dabei statt mittendrin und teilt sich dieses Schicksal irgendwie mit Prof. Hickey (Jonathan Banks), der Pierce als grumpy old white man in Greendale ersetzt. Öfters mal was Neues.

Was unspektakulär klingt – und es tatsächlich auch ist – unterhält abseits seiner generischen Strukturen aufgrund einiger durchaus gelungener Auswüchse. Beispielsweise wenn Donald Glover in einem Meta-Kommentar seinen eigenen Serienausstieg hochnimmt oder die Serie sich ganz ihrer Verspieltheit hingibt. Zwar bringt dies Gedankenspiele wie in Geothermal Escapism oder Advanced Advanced Dungeons and Dragons mit sich, die in Community zur Genüge ausgelatscht wurden, aber eben auch kongeniale Episoden wie Basic Intergluteal Numismatics (eine aufs Banalste heruntergebrochene Serienkiller-Persiflage) und allen voran die brillante Folge App Development and Condiments (eine Sci-Fi-Social Media-Satire).

Dann, wenn Community folglich Community sein darf und die Figuren sich ganz im Unsinn der Szenerie verlieren, zeigt sich ihre Klasse. Sei es, wenn sich Abed mit Annie in einem fiktiven Cowboy-Rate-Spiel verliert, mit ihr und Dean Pelton auf Schatzsuche geht oder sich in einer Runde Dungeons and Dragons an gollumschen Dialogszenen versucht. Auch Ken Jeongs überspitztes Spiel ist in dieser Show bestens aufgehoben, egal ob er glaubt, eine Maske zu tragen oder sich unsicher ist, ob ein Hausmeister, Theaterpublikum oder er selbst ein Geist ist. Momente wie dieser trösten sogar über das Loch hinweg, dass der kindliche-naive Troy (Communitys Antwort auf Parks and Recreations’ genialen Chris Pratt) hinterließ.

Leider kocht Dan Harmon dann doch zu oft Altbekanntes auf, egal ob romantische Untertöne zwischen Jeff und Britta respektive Annie oder psychologische Bewältigungstherapie mittels Animationseskapismus (was in Staffel 2 Abed’s Uncontrollable Christmas ist hier G.I. Jeff). Auch Abeds Meta-Momente wie in Basic Story können mitunter zu viel des Guten werden und mit Figuren wie Shirley oder Duncan weiß Community schlichtweg außer Stereotype nichts anzufangen. Trotz dessen, dass die Serie nie vollends ihr Potential nutzt – wie es vergleichsweise Better Off Ted tat –, ist ihr Mut zum Unformelhaften, Verrückten und Kreativen lobenswert. Und das ist in der gegenwärtigen Serienlandschaft viel wert.

7.5/10