Der erste Schritt ist immer der schwerste – und ehe man sich versieht, eilt man wie der Wind durch die Felder. So – oder so ähnlich – ließe es sich auch auf Bates Motel münzen, das campige TV-Prequel zu Alfred Hitchcocks Klassiker Psycho. Taten sich die Showrunner Carlton Cuse und Kerry Ehrin in der ersten Staffel noch etwas schwer, die unterschiedlichen Tonalitäten zwischen den Darstellern und Handlungssträngen harmonisch zu verweben, glückt ihnen dies im zweiten Jahr nun erkennbar besser. Zwar bewegt sich die Auftaktfolge Gone But Not Forgotten noch auf dem durchwachsenen Niveau des Vorjahres, doch schon kurz darauf steigert sich Bates Motel zu einer guten Serie. Selbst wenn sie kurz vor dem Finale etwas nachlässt.
Inhaltlich knüpft die Show da an, wo sie im Staffelfinale zuvor aufgehört hat. Der Leichnam von Blair Watson (Keegan Connor Tracy) wird entdeckt und Norma (Vera Farmiga) befürchtet automatisch, dass Norman (Freddie Highmore) der Täter sein muss. Während Sheriff Romero (Nestor Carbonell) mit seinen Ermittlungen beginnt, die wenig später zu einem – vorläufigen – Abschluss kommen, rückt Dylan (Max Thieriot) in der Hackordnung seines Marihuana-Kartells unter dessen neuer Führung durch den überdrehten Zane (Michael Eklund) auf. Dieses befindet sich jedoch alsbald in einem verstärkt eskalierenden Drogenkrieg mit der rivalisierenden Gang von Nick Ford (Michael O’Neill), einem der großen Power Player von White Pine Bay.
Der Drogenkrieg – wobei die Bezeichnung etwas hoch gegriffen ist – dient als der primäre Nebenhandlungsstrang für Dylan, der zwar peripher an dem „Beziehungsdrama“ zwischen Norma und Norman teilnimmt, aber wohl für Cuse und Ehrin einer eigenen Beschäftigung bedurfte. Nur ist der Konflikt zwischen den Parteien leidlich spannend, da einem die Identifikation fehlt. Da Dylan selbst eine wenig interessante Figur ist und die einzige, die dem Publikum als Anker dient, beobachtet es zwar die Ereignisse, wird jedoch nicht wirklich ins Geschehen gezogen. Erfreulich ist immerhin, dass später Dylans Kartell-Boss Jodi von Beverly Hills 90210-Alumni Kathleen Robertson porträtiert wird. Besser macht dies den Drogenplot aber auch nicht.
Etwas Gutes bringt er dennoch mit sich: Da der Krieg der beiden Gangs durch einen Racheakt von Bradley (Nicola Peltz) ausgelöst wird, schreibt die Serie diese zu Beginn der Staffel dankenswerter Weise aus der Serie (wenn auch eher Peltz’ Engagement in Michael Bays Transformer: Age of Extinction geschuldet). Zumindest eine belanglose Figur verabschiedet sich von der Bildfläche, während Cuse und Ehrin ihre vakante Rolle der Femme fatale für Norman kurz darauf durch die rebellische Cody (Paloma Kwiatkowska) ersetzen. Die bringt im Gegensatz zu Bradley mehr Feuer in die Handlung, auch weil ihre Beziehung zu Norman sehr viel deutlicher als Stein des Anstoßes für das Mutter-Sohn-Verhältnis von Norma und Norman dient.
“You need to be out in the world, doing normal things”, instruiert da Norma ihren Sohn noch im Staffelauftakt. Was angesichts ihrer rigorosen Bemutterung aus dem Vorjahr, wo sie den Sprößling kaum alleine aus dem Haus lassen wollte, etwas verwundert. Da passt es zugleich ins Bild, dass zu Beginn des zweiten Jahres die Darsteller sich nicht ein- oder zwei- sondern direkt dreimal ein Schrei-Duell liefern. Und damit in gewisser Weise die Richtung vorgeben: Bates Motel dreht in seiner zweiten Staffel den Drama-Regler eine Stufe nach oben. Nicht zuletzt dadurch, dass mit Caleb (Kenny Johnson) unerwartet Normas Bruder und Vergewaltiger sowie Dylans Vater/Onkel vor der Tür steht. Was die Emotionen weiter hochkochen lässt.
In jener Quasi-Doppelfolge Caleb und Check-Out legt Bates Motel eine deutliche Leistungssteigerung an den Tag. Familien-Geheimnisse und Tragödien werden aufgedeckt, mit weiterer psychischer Verschlechterung von Normans Zustand als Folge. So Psycho wie in Check-Out war die Show bis dato noch nicht gewesen, wenn Norman seinen Onkel in seiner Mutter-Persona mit dessen Taten konfrontiert. Immer öfter knirscht und knackst es fortan in der Psyche des Teenagers und Bates Motel macht einen merklichen Schritt zu auf seinen Weg, der schlussendlich in Hitchcocks Film münden wird. “We have to be together”, betont Norma da im starken Staffelfinale The Immutable Truth gegenüber Norman. “We’re supposed to be together.”
Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ist naturgemäß weiterhin der Mittelpunkt der Show. Während Norman durch seinen Blackout die Ereignisse der Nacht bei Blair Watson verdrängt hat, langen Norma die Informationen, die sie besitzt, um Norman zu verurteilen und als Folge dessen zugleich beschützen zu müssen. Dass beiden Figuren dabei romantische Partner zugewiesen werden – Norma in Person von Anwalt George (Michael Vartan) –, die der jeweils andere mehr als kritisch beäugt, steigert die sexuelle Spannung zwischen ihnen noch. Auch, da die Show sie wiederholt in erotisch aufgeladene Momente stürzt: in der Regel inzestuöse Bett-Kuscheleinheiten, die für die Zuschauer bewusst unangenehm anzusehen sind.
Wie ein narratives schwarzes Loch entziehen die Norma-Norman-Szenen dabei den anderen Figuren etwas die Schwerkraft. Kein Wunder, wird Dylan mit einem eigenen Subplot versehen, der zum Ende der Staffel hin mit den Hauptfiguren verstrickt wird. Weitaus weniger Glück hat da im zweiten Jahr Olivia Cookes herzallerliebste Emma, die mitunter oft dabei, aber nie so recht mittendrin ist. Immerhin artikuliert die Figur später selbst ihren Frust über diesen Zustand. Dennoch bleibt viel auf der Strecke in der zweiten Staffel, darunter die Tatsache, dass eine neue Bundesstraße gebaut wird, die den Hauptverkehr um das Bates Motel führen würde. Ein Handlungsstrang, der Potential hat, aber bald scheinbar gewichtigeren Dingen weichen muss.
Somit fühlt sich die Serie auch in ihrer zweiten Staffel etwas überfrachtet an. Der Mord an Blair Watson, das Drama um Bradley, die Beziehung zwischen Norman und Cody, Normas Auseinandersetzung mit der Bundesstraße, das kritischer werdende Verhältnis zu Norman, die Anwesenheit von Caleb sowie dessen Vaterschaft von Dylan, dessen Rolle im Krieg zwischen den beiden Gangs – mehr Fokus auf weniger Themen würde Bates Motel generell nicht schaden. Dennoch bewegen sich dieses Mal die übrigen Handlungen und Darsteller etwas mehr auf demselben Level wie die beiden Hauptfiguren, hat die Serie allgemein also inzwischen scheinbar eine Rolle für sich entdeckt, die zu ihr passt und in der sie sich merklich wohler fühlt als zuvor.
Dem schwachen Auftakt und einer kurzen Abklang-Phase zu Beginn der zweiten Hälfte zum Trotz gelingt der Staffel eine beeindruckende Steigerung zum ersten Jahr. Höhepunkt bleibt das oft überpointierte Spiel von Freddie Highmore und speziell Vera Farmiga, nette Zugänge für Serien-Fans stellen Michael O’Neill (Rectify), Kenny Johnson (The Shield), Michael Vartan (Alias) oder Kathleen Robertson dar. Mit Einführung der Mutter-Persönlichkeit stärkt Bates Motel zudem seinen Bezug zum Original, indem Norman einen merklichen Wandel durchmacht, der auch den übrigen Figuren nicht verborgen bleibt. Ein Schritt in die richtige Richtung – auf die Straße, die ihr Leben zerstören wird, wie Norma unbewusst doppeldeutig erklärt.
Inhaltlich knüpft die Show da an, wo sie im Staffelfinale zuvor aufgehört hat. Der Leichnam von Blair Watson (Keegan Connor Tracy) wird entdeckt und Norma (Vera Farmiga) befürchtet automatisch, dass Norman (Freddie Highmore) der Täter sein muss. Während Sheriff Romero (Nestor Carbonell) mit seinen Ermittlungen beginnt, die wenig später zu einem – vorläufigen – Abschluss kommen, rückt Dylan (Max Thieriot) in der Hackordnung seines Marihuana-Kartells unter dessen neuer Führung durch den überdrehten Zane (Michael Eklund) auf. Dieses befindet sich jedoch alsbald in einem verstärkt eskalierenden Drogenkrieg mit der rivalisierenden Gang von Nick Ford (Michael O’Neill), einem der großen Power Player von White Pine Bay.
Der Drogenkrieg – wobei die Bezeichnung etwas hoch gegriffen ist – dient als der primäre Nebenhandlungsstrang für Dylan, der zwar peripher an dem „Beziehungsdrama“ zwischen Norma und Norman teilnimmt, aber wohl für Cuse und Ehrin einer eigenen Beschäftigung bedurfte. Nur ist der Konflikt zwischen den Parteien leidlich spannend, da einem die Identifikation fehlt. Da Dylan selbst eine wenig interessante Figur ist und die einzige, die dem Publikum als Anker dient, beobachtet es zwar die Ereignisse, wird jedoch nicht wirklich ins Geschehen gezogen. Erfreulich ist immerhin, dass später Dylans Kartell-Boss Jodi von Beverly Hills 90210-Alumni Kathleen Robertson porträtiert wird. Besser macht dies den Drogenplot aber auch nicht.
Etwas Gutes bringt er dennoch mit sich: Da der Krieg der beiden Gangs durch einen Racheakt von Bradley (Nicola Peltz) ausgelöst wird, schreibt die Serie diese zu Beginn der Staffel dankenswerter Weise aus der Serie (wenn auch eher Peltz’ Engagement in Michael Bays Transformer: Age of Extinction geschuldet). Zumindest eine belanglose Figur verabschiedet sich von der Bildfläche, während Cuse und Ehrin ihre vakante Rolle der Femme fatale für Norman kurz darauf durch die rebellische Cody (Paloma Kwiatkowska) ersetzen. Die bringt im Gegensatz zu Bradley mehr Feuer in die Handlung, auch weil ihre Beziehung zu Norman sehr viel deutlicher als Stein des Anstoßes für das Mutter-Sohn-Verhältnis von Norma und Norman dient.
“You need to be out in the world, doing normal things”, instruiert da Norma ihren Sohn noch im Staffelauftakt. Was angesichts ihrer rigorosen Bemutterung aus dem Vorjahr, wo sie den Sprößling kaum alleine aus dem Haus lassen wollte, etwas verwundert. Da passt es zugleich ins Bild, dass zu Beginn des zweiten Jahres die Darsteller sich nicht ein- oder zwei- sondern direkt dreimal ein Schrei-Duell liefern. Und damit in gewisser Weise die Richtung vorgeben: Bates Motel dreht in seiner zweiten Staffel den Drama-Regler eine Stufe nach oben. Nicht zuletzt dadurch, dass mit Caleb (Kenny Johnson) unerwartet Normas Bruder und Vergewaltiger sowie Dylans Vater/Onkel vor der Tür steht. Was die Emotionen weiter hochkochen lässt.
In jener Quasi-Doppelfolge Caleb und Check-Out legt Bates Motel eine deutliche Leistungssteigerung an den Tag. Familien-Geheimnisse und Tragödien werden aufgedeckt, mit weiterer psychischer Verschlechterung von Normans Zustand als Folge. So Psycho wie in Check-Out war die Show bis dato noch nicht gewesen, wenn Norman seinen Onkel in seiner Mutter-Persona mit dessen Taten konfrontiert. Immer öfter knirscht und knackst es fortan in der Psyche des Teenagers und Bates Motel macht einen merklichen Schritt zu auf seinen Weg, der schlussendlich in Hitchcocks Film münden wird. “We have to be together”, betont Norma da im starken Staffelfinale The Immutable Truth gegenüber Norman. “We’re supposed to be together.”
Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ist naturgemäß weiterhin der Mittelpunkt der Show. Während Norman durch seinen Blackout die Ereignisse der Nacht bei Blair Watson verdrängt hat, langen Norma die Informationen, die sie besitzt, um Norman zu verurteilen und als Folge dessen zugleich beschützen zu müssen. Dass beiden Figuren dabei romantische Partner zugewiesen werden – Norma in Person von Anwalt George (Michael Vartan) –, die der jeweils andere mehr als kritisch beäugt, steigert die sexuelle Spannung zwischen ihnen noch. Auch, da die Show sie wiederholt in erotisch aufgeladene Momente stürzt: in der Regel inzestuöse Bett-Kuscheleinheiten, die für die Zuschauer bewusst unangenehm anzusehen sind.
Wie ein narratives schwarzes Loch entziehen die Norma-Norman-Szenen dabei den anderen Figuren etwas die Schwerkraft. Kein Wunder, wird Dylan mit einem eigenen Subplot versehen, der zum Ende der Staffel hin mit den Hauptfiguren verstrickt wird. Weitaus weniger Glück hat da im zweiten Jahr Olivia Cookes herzallerliebste Emma, die mitunter oft dabei, aber nie so recht mittendrin ist. Immerhin artikuliert die Figur später selbst ihren Frust über diesen Zustand. Dennoch bleibt viel auf der Strecke in der zweiten Staffel, darunter die Tatsache, dass eine neue Bundesstraße gebaut wird, die den Hauptverkehr um das Bates Motel führen würde. Ein Handlungsstrang, der Potential hat, aber bald scheinbar gewichtigeren Dingen weichen muss.
Somit fühlt sich die Serie auch in ihrer zweiten Staffel etwas überfrachtet an. Der Mord an Blair Watson, das Drama um Bradley, die Beziehung zwischen Norman und Cody, Normas Auseinandersetzung mit der Bundesstraße, das kritischer werdende Verhältnis zu Norman, die Anwesenheit von Caleb sowie dessen Vaterschaft von Dylan, dessen Rolle im Krieg zwischen den beiden Gangs – mehr Fokus auf weniger Themen würde Bates Motel generell nicht schaden. Dennoch bewegen sich dieses Mal die übrigen Handlungen und Darsteller etwas mehr auf demselben Level wie die beiden Hauptfiguren, hat die Serie allgemein also inzwischen scheinbar eine Rolle für sich entdeckt, die zu ihr passt und in der sie sich merklich wohler fühlt als zuvor.
Dem schwachen Auftakt und einer kurzen Abklang-Phase zu Beginn der zweiten Hälfte zum Trotz gelingt der Staffel eine beeindruckende Steigerung zum ersten Jahr. Höhepunkt bleibt das oft überpointierte Spiel von Freddie Highmore und speziell Vera Farmiga, nette Zugänge für Serien-Fans stellen Michael O’Neill (Rectify), Kenny Johnson (The Shield), Michael Vartan (Alias) oder Kathleen Robertson dar. Mit Einführung der Mutter-Persönlichkeit stärkt Bates Motel zudem seinen Bezug zum Original, indem Norman einen merklichen Wandel durchmacht, der auch den übrigen Figuren nicht verborgen bleibt. Ein Schritt in die richtige Richtung – auf die Straße, die ihr Leben zerstören wird, wie Norma unbewusst doppeldeutig erklärt.
6.5/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen