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6. August 2008

The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor

Ha ha ha! Why am I laughing?

Die Pfade des Indiana Jones sind unergründlich. Und zugegeben, man hat es auch nicht leicht. Denn sobald eine Filmfigur nach einem Gegenstand sucht, der älter als ein halbes Jahrhundert ist, drängen sich unweigerlich die Vergleiche zum übergroßen Dr. Jones auf. Was dann dabei herauskommt, ist so ein lächerlicher Verschnitt wie Ben Gates in Jon Turteltaubs National Treasure-Reihe. Es gelingen jedoch auch andere Beispiele, eines ist Stephen Sommers’ The Mummy aus dem Jahr 1999. Mit einer Portion Selbstironie schickte Sommers hier den Abenteurer Rick O’Connell auf die Suche nach Hamunaptra, der legendären Stadt der Toten. Hier erweckt O’Connell gemeinsam mit der Ägyptologin und Bibliothekarin Evey und ihrem geldgeilen Bruder Jonathan den dreitausend Jahre alten Hohepriester Imhotep. Für achtzig Millionen Dollar gelang Sommers damals ein durchaus unterhaltsamer Abenteuerspaß, der selbstverständlich Fortsetzungen nach sich zog. Zwei Jahre später brach The Mummy Returns dann die bisherigen Rekorde – die inzwischen mehrfach erneut gebrochen wurden – und spielte weltweit ebenso viel ein wie der Vorgänger. Doch der Wurm war bereits drin, der zweite Film enttäuschte. Sommers bot seinem Publikum einen kruden Aufguss des ersten Teiles an, gewürzt mit einer abstrusen Reinkarnationsgeschichte. Evey stellt sich als Tochter des ermordeten Pharaos und Rick als wiedergeborener Medjai heraus, eine Entwicklung, die im ersten Teil noch keine Rolle spielte, in welchem Imhotep Evey auch nicht als das erkannte, was sie war. Natürlich, Mr. Sommers. Auch die Effekte wirkten im zweiten Teil etwas unsauberer, als noch zuvor. Die Tatsache, dass der Film die Einstellungen des Vorgängers wiederholt, machen ihn nicht besser. Anschließend erhielt Nebendarsteller The Rock noch ein Spin-Off als The Scorpion King, welches floppte, aber dennoch ein Direct-to-DVD-Sequel erhält. Ein richtiger Abschluss der Trilogie war dies allerdings nicht, weshalb nun The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor in die Kinos kommt.

In jenem verzichtet Sommers auf die Regie, ebenso wie Oscarpreisträgerin und inzwischen stärkstes Zugpferd, Rachel Weisz, auf ihre Rolle als Evelyn O’Connell verzichtet. Dämmert’s? Als Ersatz wurde Rob Cohen für den Regieposten engagiert. Cohen, zuvor verantwortlich für Filme wie xXx und Stealth wollte dem Franchise mehr Action zusetzen und weniger von der komödienhaften Schiene weg. Außerdem empfand er Imhotep als Bösewicht für ausgelutscht und somit wurde auch das Setting in Ägypten gestrichen. Stattdessen geht es nach China, wo eine verfluchte Terrakotta-Armee zum Leben erweckt wird. Der aufmerksame Leser stellt fest: Terrakotta. Ironischerweise taucht im dritten Teil von The Mummy keine einzige Mumie auf, zumindest keine per se. Wenn man mit „Mumie“ jedoch alles tituliert, was einst tot und nun wiedererweckt ist, hat man natürlich einen großen Spielraum. Dann sind auch 28 Days Later oder Dawn of the Dead Mumienfilme. Natürlich, Mr. Cohen. Um es zusammenzufassen, im dritten Teil der Mummy-Reihe spielen Mumien keine Rolle, weshalb nicht nur der Titel, sondern im Grunde das ganze Projekt lächerlich wirkt. Vor tausenden von Jahren wurde der egomanische chinesische Kaiser Han (Jet Li), weil er die Hexe Zi Yuan (Michelle Yeoh) betrog, von dieser verflucht. Er verwandelte sich zu einer Terrakotta-Figur und mit ihm sein ganzes Heer. Die Krux mit Flüchen ist aber, dass sie immer umkehrbar sind. Ein sagenumwobener Diamant erweckt den Drachenkaiser – wieso Drachenkaiser wird nicht erläutert (vielleicht im Jahr des Drachen an die Macht gekommen?) – erneut zum Leben. Also „zum Leben“, egal. Involviert sind natürlich auch Rick (Brendan Fraser) und Evelyn O’Connell (Maria Bello), fehlen dürfen auch nicht Jonathan (John Hannah) und Filmsohn Alex (Luke Ford). Während Han sich aufmacht, endlich Unsterblichkeit zu erlangen, sind ihm die O’Connells auf den Fersen.

Bedenkt man, dass die Drehbuchautoren Alfred Gough und Miles Millar Stammkräfte der Serie Smallville sind, kommt man nicht umhin, als verblüffte Enttäuschung zu empfinden. Das Drehbuch des Films ist unterirdisch schlecht, allen voran die Dialoge, dicht gefolgt von der eigentlichen Handlung. Die O’Connells werden von ihren Feinden dazu benutzt, das Auge von Shangri-La nach Shanghai zu transportieren. Wieso die O’Connells hierfür benutzt werden, wird nicht beantwortet. Sie erfüllen diesbezüglich keinen besonderen Zweck, man hätte das Auge im Grunde auch per Post schicken können. Eine flachere Involvierung der beiden Helden hätte man sich kaum ausdenken können. Um unsterblich zu werden, muss Han die Quellen von Shangri-La finden. Um Shangri-La zu finden, muss Han das Auge auf eine Turmspitze des Tores von Shangri-La setzen. Die O’Connells reisen also ab, um dies zu verhindern. Hier zelebriert Rob Cohen etwas Humor, denn Vater und Sohn O’Connell streiten sich um ihre Munition. Das Maschinengewehr ist besser als das Maschinengewehr. Haha, lustig, Mr. Cohen. Viel Feuerkraft bringen die O’Connells hier mit, sogar eine Bombe. Die wollen sie aber nicht zünden, denn sonst bricht eine Lawine los. Auf die Idee einen Schweißbrenner mitzunehmen, um die Turmspitze abzubrennen, auf die kommt natürlich keiner. Wäre ja auch zu einfach. Dass Shangri-La letztlich 500 Meter vom Tor entfernt ist, verständlich. In alle den tausenden von Jahren hat sich auch keiner die Mühe gemacht, mal die Umgebung durchzuforsten. Die Geschichte, die man dem Publikum hier offeriert, ist so voller Fehler und Inkonsequenzen, dass einem Hören und Sehen vergeht.

Als ob Mumien – die keine sind – nicht schon genug wären, wartet Cohen auch noch mit Yetis auf. Drei Stück. Dass man in einem Fantasy-Film über chinesische „Mumien“ auch noch Yetis einbaut, ist nicht so tragisch, dass diese jedoch wie Hunde herbeigerufen werden und sich abklatschen, wenn sie einen ihrer Feinde besiegt haben, das ist tragisch. Doch bei den Yetis hört es nicht auf, später kriegen die Zuschauer auch noch Han als dreiköpfigen Drachen zu sehen. Wieso Han sich plötzlich verwandeln kann, wird einem dabei nicht klar. Er wurde zwar von seinen Gelehrten zum Herrn der fünf Elemente gemacht (zu denen in China Metall aber nicht Wind gehört), aber ein Formwandler war er vorher nicht. Erst als er unsterblich wird. Allerdings ist auch Michelle Yeoh im Film unsterblich, und die bleibt die ganze Zeit eine Chinesin Ende vierzig. Die Tatsache, dass sich Han zum Drachen verwandelt, dient scheinbar auch lediglich der Transportation von Shangri-La zu seinem Grabmal. Dort wartet dann die finale Schlacht auf, zwischen zwei untoten Armeen. Ein weiterer Drehbuchfehler, denn wenn interessiert eine Schlacht zwischen zwei untoten Armeen? Wer kann die denn verlieren? Niemand, das ist das Problem. Da kann man auch zwei Kindern beim Schaukeln zuschauen. Zudem offenbart sich hier wieder einmal Hans Schwäche, der im Film zwar jederzeit dank seiner übernatürlichen Kräfte die Oberhand behält, seine Feinde damit allerdings nie vernichtet. Einmal rennt er als Wolpertinger oder dergleichen über das Schlachtfeld, auf die Idee die Form eines atomaren Kerns oder einer kleinen Sonne anzunehmen, kommt der chinesische Kaiser jedoch nicht. Selten fühlte man sich im Kino mehr verschaukelt, wie hier der Fall. Den Schlag in die Magengrube versetzen einem dann die dümmlichen Dialoge in der Form: „Hey, Alex, scharfe Freundin“ – „Sie ist nicht meine Freundin“ – „Ach so, aber wenn sie es wäre, wäre sie scharf“ – „Ja, stimmt. Jetzt wo ich drüber nachdenke…“. Getoppt wird das nur noch von den quälenden Vater-Sohn-Gesprächen.

Dass Alex-Darsteller Luke Ford lediglich 13 bzw. 14 Jahre jünger ist als seine Filmeltern Fraser und Bello sieht man ihm jederzeit an. Film-Alex ist 22 Jahre alt, sodass Fraser und Bello im Film selbst weitaus älter dargestellt werden, wie sie im wahren Leben sind, Ende vierzig nämlich. Als Mann, der an der fünfziger Marke kratzt, hat sich Fraser gut gehalten. Im übrigen hält sich Brendan Fraser durchaus wacker im Film, ähnlich wie auch John Hannah. Beide sind die Lichtblicke, die jedoch nicht im Stande sind, über das grausame Drehbuch hinweg zu spielen. Problematisch ist dagegen Maria Bello, die hier wie ein Fremdkörper wirkt. Ihre Evelyn hat eigentlich überhaupt nichts mehr mit der Rachel-Weisz-Version aus The Mummy zu tun. Selbst im Vergleich zu The Mummy Returns ist das etwas abgehoben. Cohen zelebriert seine Evey als kampflüsterne Amazone, geil auf Abenteuer und Schießereien. Yeah, baby. Von der begeisterten Archäologin aus den beiden Vorgängern ist nichts mehr übrig geblieben. Ohnehin, das ruhige Leben bekommt den O’Connells nicht, die eine Spionagehistorie vorzuweisen haben. Zack! Glückwunsch, Sie wurden mit dem Indiana Jones-Hammer erwischt. Später wird noch von The Last Crusade, Lord of the Rings und anderswo geklaut. Die O'Connells langweilen sich in ihrem Haus, sie suchen das Abenteuer, wollen es sich jedoch nicht eingestehen. Außer Alex haben sie keine Kinder mehr gezeugt und von ihrer Liebe sieht man im Prinzip nichts. Schon gar nichts, von jenem Blick – den Alex später proklamiert – mit dem sie sich jeden Tag neu ineinander verlieben. Zwischen Bello und Fraser besteht keine Chemie. Ebenso wenig zwischen Luke Ford und jedem anderen Objekt in diesem Film.

Am meisten tut es einem jedoch um die chinesischen Darsteller leid. Die Chance in einem US-Film mitzuspielen scheint für Michelle Yeoh wieder einmal zu verlockend gewesen zu sein. Dass man von Jet Li keine großen Sprünge erwarten darf, zeigt er seit Jahren durch seine Filmauswahl. Ironischerweise hat Li weniger Leinwandzeit als der Abspann des Filmes erhalten (letzterer ist übrigens auch unterhaltsamer). Was Anthony Wong Chau-Sang (Infernal Affairs) hierher verschlagen hat, fragt sich das gefolterte Herz dann aber doch in jeder seiner Szenen. Abgesehen von Ford sind die Darsteller aber nicht Schuld am Versagen des Filmes. Vielmehr finden sich die Ursachen im Drehbuch von Gough und Millar sowie der Regie von Cohen. Bei dem beinah doppelten Budget von The Mummy wirken die Effekte in diesem Teil wie direkt für die DVD produziert. Allen voran der Drache aber allgemein der digitale Jet Li wirken so unglaubwürdig, wie es bereits der digitale The Rock in The Mummy Returns getan hat. Die Dialoge sind eine Tortur und schmerzen wie eine Behandlung bei Zahnarzt. Das „Positivste“, und ich sage es bewusst in Anführungszeichen, ist die Musik von Randy Edelman. Damit keine Missverständnisse aufkommen, Edelmans Musik ist nicht gut, sie hebt sich nur von dem katastrophalen Film auf der Leinwand etwas ab. Wie man ein Filmtrilogie verhunzen kann, lässt sich an der The Mummy-Reihe anschaulich begutachten. Einem gelungenen ersten Teil folgte ein enttäuschender zweiter und ein vollkommen misslungener dritter Teil. Wer glaubt, hier die Spitze des Eisberges zu sehen, hat sich getäuscht. Maria Bello hat in Interviews bereits angekündigt, dass ein vierter Teil in Planung steht, zumindest hat sie einen Vertrag für einen möglichen vierten Teil. Dieser dürfte sich wohl in Peru abspielen. An dieser Stelle ist es wohl unnötig zu erwähnen, dass auch in Südamerika keine Mumifizierung gepflegt wurde. Doch Mumien spielen in der Mummy-Reihe wohl schon lange keine Rolle mehr.

1/10 - erschienen bei Wicked-Vision

9. Februar 2008

Scrubs - Season One

How you like me now, bitch?

Die erste Staffel einer neuen Serie wird schnell zum „make or break“-Jahr, wenn die entsprechenden Quoten ausbleiben. Dabei gibt es für diese scheinbar keine feste Formel. Wo eine Sitcom wie das US-Pendant zu The Office mit lediglich 5,4 Millionen Zuschauern eine Verlängerung erfuhr, musste die von zwei Millionen Amerikaner weniger gesehene Serie Better Off Ted vor zwei Jahren um eine Fortsetzung bangen (und wurde inzwischen eingestellt). Vorbei die Zeiten, in denen Friends von jedem zehnten US-Bürger gesehen wurde. Als Bill Lawrence im Jahr 2001 seine Krankenhaus-Sitcom Scrubs startete, war er davon überzeugt, keine Show-Verlängerung zu erhalten. Am Ende sahen 11,2 Millionen Menschen jene Sitcom, die inzwischen Kult-Status erreicht hat. Eine Scheidungskind-Serie, wenn man so will, wurde sie doch sieben ihrer neun Jahre auf NBC ausgestrahlt, aber von ABC produziert. Eine Sitcom, die wie keine Zweite wusste, Pop-Kulturelles zu verwerten und pop-kulturell zu sein.

Sinnbildlich für die ganze Serie steht dabei die Pilotfolge My First Day. Der Zuschauer lernt John Dorian (Zach Braff) kennen, der auf den Spitznamen „J.D.“ hört. Gemeinsam mit seinem College- und Medizinschul-Kumpel Chris Turk (Donald Faison) beginnt er sein erstes Assistenzjahr am Sacred Heart Hospital. An jenem ersten Tag lernt er zugleich die Menschen kennen, die sein kommendes Jahr bestimmen werden. Den exzentrischen Janitor (Neil Flynn), der zu seinem Erzfeind mutieren wird (“Did you stick a penny in there?”) oder die warmherzige Krankenschwester Carla (Judy Reyes). Ebenso wie seine narzisstischen Vorgesetzten, Dr. Kelso (Ken Jenkins) und Dr. Cox (John C. McGinley). Insbesondere seine Kollegin Elliot Reid (Sarah Chalke), mit der er im Folgenden nicht nur Hochs sondern auch Tiefs durchleben wird. Aus beruflicher Sicht geht es für J.D. jedoch darum, dem Krankenhausalltag standzuhalten. Dies betrifft nicht nur das medizinische Einmaleins, sondern auch den Umgang mit dem Tod.

Im Vergleich zu späteren Staffeln geben sich die ersten 24 Folgen sehr viel realistischer und dramatischer, ohne dabei jedoch bierernst zu sein. Das Einbetten von Braffs Protagonist in diese Welt von Krankheit und Tod geschieht stückweise und mit Fingerspitzengefühl. So hat J.D. bereits an seinem ersten Tag einen toten Patienten zu beklagen, in der vierten Episode My Old Lady wiederum muss er das akzeptierte Sterben einer Patientin hinnehmen, die ihm ans Herz gewachsen ist. Der unterschwellig seriöse Ton geht zu Beginn von Scrubs sogleich weiter. Im Höhepunkt der ersten Staffel manifestiert My Super Ego die perfekte Durchwanderung des schmalen Grates zwischen Humor und Tragik. Es ist Sean Hayes (Will & Grace) in einer Gastrolle als Assistenzarzt Nick Murdoch, der angesichts der Todesrate im Krankenhaus und der mitunter herrschenden Hilflosigkeit der Ärzte an den An- und Herausforderungen des Berufes scheitert. Die Emotionalität des Berufs spielt in Scrubs eine große, fast eigene Rolle.

Trotz allen Ernstes stehen jedoch der Witz und Humor im Vordergrund des Geschehens. Scrubs fokussiert sich singulär auf die Figur von J.D., was sich dadurch ausdrückt, dass der Zuschauer die Welt von Sacred Heart mit den Augen von Braffs Figur erlebt. Verstärkt wird dieses Gefühl noch durch die der Serie innewohnenden Erzählstimme des Hauptprotagonisten, die sich durch ihre unwahrscheinliche Authentizität auszeichnet. Selten gibt es die Möglichkeit, ein derart gelungenes Voice-Over mitzuerleben, welches auch noch innerhalb der Show referiert wird (“You’re still talking to yourself?”, fragt sein Vater zum Beispiel J.D.). Neben dem klassischen Dialoghumor lebt die Sitcom von Slapstick-Einlagen sowie Vignetten als Tagträume, primär die von J.D. Diese treten in den meisten Fällen dann auf, wenn Klassikern wie Happy Days, A New Hope, The Incredible Hulk oder Fast Times at Ridgemont High eine Hommage erwiesen wird.

Neben Slapstick und Vignetten ist es besonders der Wortwitz, der Scrubs auszeichnet. “Who gets to tell us the symptoms of Ménière’s disease?”, fragt Dr. Kelso beispielsweise bei den morgendlichen Runden und richtet die Frage schließlich konkret an den schusseligen Doug (Johnny Kastl). “Can you use it in a sentence?”, presst dieser schließlich mit einem eingeschüchterten Lächeln hervor. Die Dialoge werden wechselweise von Naivität oder, weitaus prominenter, von Ironie, Sarkasmus und Zynismus gezeichnet. Dabei wären sie jedoch nur halb so gut, wenn sie nicht von dem exzellenten Ensemble präsentiert würden. Da Scrubs seinen Darstellern viel Raum zur Improvisation gibt – angeblich ging Flynn in die meisten Szenen spontan ohne Dialogzeilen hinein –, ist die stimmige Zusammensetzung umso beachtlicher. Kein Wunder, dass Brett Brenner und Debby Romano für ihr Casting eine Emmy-Nominierung erhielten.

Obschon jeder im Ensemble ohne Probleme besteht, sind es speziell Zach Braff und John C. McGinley, die hervorstechen. Der damals unbekannte Braff erlebte mit Scrubs seinen Durchbruch – ein Fakt, dessen er sich durchaus bewusst war, was sich in seiner Treue zu Serie bis in die neunte Staffel hinein ausdrückt. Auch McGinleys Karriere wurde wohl durch nichts mehr geprägt als seine Kult-Rolle des selbstverliebten Dr. Cox. Dass es Gastdarstellern wie Sean Hayes und John Ritter oder den später wiederholt auftretenden Nicole Sullivan, Scott Foley und Brendan Fraser gelingt, sich mühelos zu integrieren, spricht für den überzeugenden Charme dieser Serie. Wenn also im ersten Jahr noch nicht alles Gold ist, was glänzt, so ist dies zuvorderst noch dem Eingewöhnungsfaktor geschuldet, sowie eventuell auch der Tatsache, dass man befürchtete, keine Verlängerung für die zweite Staffel zu erhalten (dementsprechend heißt das Staffelfinale dann auch My Last Day als Gegenpol zum Piloten My First Day).

Von ein paar schwächeren Folgen abgesehen, ist neben My Super Ego auch My Fifteen Minutes besonders stark. Im Nachhinein ist es überraschend erfreulich, wie frühzeitig bereits Figuren wie Lloyd (Mike Schwartz) oder Jordan (Christa Miller) ihren Weg zur Serie fanden (Schwartz in der vierten, Miller in der sechsten Episode). Dass Scrubs zudem nicht nur Filme wie Nattevagten oder The Silence of the Lambs zitierte, sondern in seiner Form auch Pate stand für die vier Jahre später – ironischerweise auf ABC – laufende Drama-Serie Grey’s Anatomy, zeigt, welchen Stellenwert die Sitcom inne hatte. Dass sich auch nach Jahren und mehrfachen Sichtungen stets die Magie der ersten Stunde wiederfinden lässt, verdankt sich den Figuren, die einem über die Jahre ans Herz gewachsen sind. In diesem Sinne sei allen newbies der Serie gesagt: Welcome-To-The-Team Five!

8/10