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29. Juli 2010

Grown Ups

And … shift.

Gute Freunde kann niemand trennen, besang einst Kaiser Franz. Ein Motto, das auch in Hollywood Gehör findet, sei es in Massenkombos wie dem Rat, Brat oder Frat Pack, Filmduos wie Tim Burton und Johnny Depp oder einem Freundeskreis, der sich immer mal wieder bei sich selbst bedient. Einen solchen Freundeskreis hat auch Adam Sandler, einer von Amerikas größten Comedians, der bewusst immer wieder mit Freunden von früher arbeitet. So spielte er in Funny People zuletzt unter der Regie seines ehemaligen Mitbewohners Judd Apatow und in seinem jüngsten Film Grown Ups an der Seite jahrelanger Freunde. Wie so viele amerikanische Comedians diente Sandler zu Beginn seiner Karriere die legendäre Show Saturday Night Live als Sprungbrett. Anfang der Neunziger sollte Sandler Bestandteil der „Bad Boys of Saturday Night Live“ sein, einer Gruppe, die noch Chris Rock, David Spade, Rob Schneider und den inzwischen verstorbenen Chris Farley einschloss. In Grown Ups wird diese Gruppe nun wieder zusammengeführt.

Wenn man so will, füllt - sprichwörtlich - Kevin James die Fußstapfen von Farley aus, seinen „Neuling“-Status merkt man jedoch nicht wirklich. Dies hat weniger mit seiner gelungenen Integration zu tun als mit der Tatsache, dass Grown Ups sich nie anfühlt wie ein Film über eine Gruppe von jahrzehntelangen Freunden. Es ist bezeichnender Weise eine Beerdigung, die sie wieder in ihre Heimatstadt bringt. Ihr ehemaliger Basketball-Coach verstarb, das strahlende Vorbild von Lenny (Adam Sandler), Kurt (Chris Rock), Eric (Kevin James), Marcus (David Spade) und Rob (Rob Schneider). Gemeinsam mit ihren kaputten Familien trudeln sie nun ein, um die gute alte Zeit zu reminiszieren. Dies hat jedoch weniger mit male bonding oder coming of age zu tun, wie man von einer derartigen Prämisse erwarten würde. Stattdessen beschränkt sich Regisseur Dennis Dugan, Sandlers go-to-guy mit seiner fünften Zusammenarbeit - die nächsten Projekte inszeniert er ebenfalls -, auf krude Gags, die fortan dazu verdammt sind, in der Endlosschleife zu landen.

Der beliebteste Vertreter dieser wiederkehrenden Gags ist dabei Robs Affinität für ältere Frauen, die zum gern aufgenommenen Aufhänger verkommt, dabei allerdings bereits bei ihrer Einführung keine Spur lustig war. Einen ähnlichen Gag kriegt James’ Eric verpasst, wenn seine Frau (Maria Bello) auch nach vier Jahren noch den gemeinsamen Sohn stillt. Wieso dies so ist, bleibt unklar, ähnlich wie das aggressive Verhalten von Erics Tochter, die Heimchen-Funktion von Rocks Marcus oder die Verzogenheit von Lennys Kindern, wo dieser ihnen doch eine Kindheit wie die eigene wünscht. Wo die anderen Vier mehr Slacker darstellen, gibt Sandler passender Weise den Erfolgsmenschen. Einen wohlhabenden Hollywood-Agenten, der jedoch ob seines asiatischen Kindermädchens beschämt ist und diese als Austauschstudentin zu verkaufen versucht (ein weiterer fehlgeleiteter running gag). Grown Ups schafft es nicht eine Geschichte zu erzählen, nutzt das Erzählgerüst lediglich als roten Faden, um eine thematische Einordnung für die müden Sketche zu erhalten.

So dient die Beerdigung für einen gemeinsamen Wochenendaufenthalt, der zur Streitfrage zwischen Lenny und seiner Designer-Frau (Salma Hayek) führt, die jedoch in einer kurzen Szene gleich wieder unter den Teppich gekehrt wird. Wie ohnehin die weiblichen Darsteller, zu denen auch SNL-Veteranin Maya Rudolph gehört, zu Randfiguren degradiert werden. Die Ideenlosigkeit von Grown Ups angesichts der Anwesenheit der „Bad Boys of SNL“ ist fast schon erschreckend, jedoch weit weniger erschütternd, wie die nie aufkommende freundschaftliche Atmosphäre aller Beteiligten. Traurig wird es dann speziell in den Szenen, wenn flache Gags bis zum Umfallen ausspielt werden (beispielsweise wenn Sandler und James einen schlafenden Spade über eine Minute ins Gesicht schlagen). Es bleibt zu Hoffen, dass Sandlers nächstes Projekt Just Go with It mit Jennifer Aniston und Nicole Kidman dank Star-Potential ähnlich gelungen endet wie Anger Management.

4/10

6. August 2008

The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor

Ha ha ha! Why am I laughing?

Die Pfade des Indiana Jones sind unergründlich. Und zugegeben, man hat es auch nicht leicht. Denn sobald eine Filmfigur nach einem Gegenstand sucht, der älter als ein halbes Jahrhundert ist, drängen sich unweigerlich die Vergleiche zum übergroßen Dr. Jones auf. Was dann dabei herauskommt, ist so ein lächerlicher Verschnitt wie Ben Gates in Jon Turteltaubs National Treasure-Reihe. Es gelingen jedoch auch andere Beispiele, eines ist Stephen Sommers’ The Mummy aus dem Jahr 1999. Mit einer Portion Selbstironie schickte Sommers hier den Abenteurer Rick O’Connell auf die Suche nach Hamunaptra, der legendären Stadt der Toten. Hier erweckt O’Connell gemeinsam mit der Ägyptologin und Bibliothekarin Evey und ihrem geldgeilen Bruder Jonathan den dreitausend Jahre alten Hohepriester Imhotep. Für achtzig Millionen Dollar gelang Sommers damals ein durchaus unterhaltsamer Abenteuerspaß, der selbstverständlich Fortsetzungen nach sich zog. Zwei Jahre später brach The Mummy Returns dann die bisherigen Rekorde – die inzwischen mehrfach erneut gebrochen wurden – und spielte weltweit ebenso viel ein wie der Vorgänger. Doch der Wurm war bereits drin, der zweite Film enttäuschte. Sommers bot seinem Publikum einen kruden Aufguss des ersten Teiles an, gewürzt mit einer abstrusen Reinkarnationsgeschichte. Evey stellt sich als Tochter des ermordeten Pharaos und Rick als wiedergeborener Medjai heraus, eine Entwicklung, die im ersten Teil noch keine Rolle spielte, in welchem Imhotep Evey auch nicht als das erkannte, was sie war. Natürlich, Mr. Sommers. Auch die Effekte wirkten im zweiten Teil etwas unsauberer, als noch zuvor. Die Tatsache, dass der Film die Einstellungen des Vorgängers wiederholt, machen ihn nicht besser. Anschließend erhielt Nebendarsteller The Rock noch ein Spin-Off als The Scorpion King, welches floppte, aber dennoch ein Direct-to-DVD-Sequel erhält. Ein richtiger Abschluss der Trilogie war dies allerdings nicht, weshalb nun The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor in die Kinos kommt.

In jenem verzichtet Sommers auf die Regie, ebenso wie Oscarpreisträgerin und inzwischen stärkstes Zugpferd, Rachel Weisz, auf ihre Rolle als Evelyn O’Connell verzichtet. Dämmert’s? Als Ersatz wurde Rob Cohen für den Regieposten engagiert. Cohen, zuvor verantwortlich für Filme wie xXx und Stealth wollte dem Franchise mehr Action zusetzen und weniger von der komödienhaften Schiene weg. Außerdem empfand er Imhotep als Bösewicht für ausgelutscht und somit wurde auch das Setting in Ägypten gestrichen. Stattdessen geht es nach China, wo eine verfluchte Terrakotta-Armee zum Leben erweckt wird. Der aufmerksame Leser stellt fest: Terrakotta. Ironischerweise taucht im dritten Teil von The Mummy keine einzige Mumie auf, zumindest keine per se. Wenn man mit „Mumie“ jedoch alles tituliert, was einst tot und nun wiedererweckt ist, hat man natürlich einen großen Spielraum. Dann sind auch 28 Days Later oder Dawn of the Dead Mumienfilme. Natürlich, Mr. Cohen. Um es zusammenzufassen, im dritten Teil der Mummy-Reihe spielen Mumien keine Rolle, weshalb nicht nur der Titel, sondern im Grunde das ganze Projekt lächerlich wirkt. Vor tausenden von Jahren wurde der egomanische chinesische Kaiser Han (Jet Li), weil er die Hexe Zi Yuan (Michelle Yeoh) betrog, von dieser verflucht. Er verwandelte sich zu einer Terrakotta-Figur und mit ihm sein ganzes Heer. Die Krux mit Flüchen ist aber, dass sie immer umkehrbar sind. Ein sagenumwobener Diamant erweckt den Drachenkaiser – wieso Drachenkaiser wird nicht erläutert (vielleicht im Jahr des Drachen an die Macht gekommen?) – erneut zum Leben. Also „zum Leben“, egal. Involviert sind natürlich auch Rick (Brendan Fraser) und Evelyn O’Connell (Maria Bello), fehlen dürfen auch nicht Jonathan (John Hannah) und Filmsohn Alex (Luke Ford). Während Han sich aufmacht, endlich Unsterblichkeit zu erlangen, sind ihm die O’Connells auf den Fersen.

Bedenkt man, dass die Drehbuchautoren Alfred Gough und Miles Millar Stammkräfte der Serie Smallville sind, kommt man nicht umhin, als verblüffte Enttäuschung zu empfinden. Das Drehbuch des Films ist unterirdisch schlecht, allen voran die Dialoge, dicht gefolgt von der eigentlichen Handlung. Die O’Connells werden von ihren Feinden dazu benutzt, das Auge von Shangri-La nach Shanghai zu transportieren. Wieso die O’Connells hierfür benutzt werden, wird nicht beantwortet. Sie erfüllen diesbezüglich keinen besonderen Zweck, man hätte das Auge im Grunde auch per Post schicken können. Eine flachere Involvierung der beiden Helden hätte man sich kaum ausdenken können. Um unsterblich zu werden, muss Han die Quellen von Shangri-La finden. Um Shangri-La zu finden, muss Han das Auge auf eine Turmspitze des Tores von Shangri-La setzen. Die O’Connells reisen also ab, um dies zu verhindern. Hier zelebriert Rob Cohen etwas Humor, denn Vater und Sohn O’Connell streiten sich um ihre Munition. Das Maschinengewehr ist besser als das Maschinengewehr. Haha, lustig, Mr. Cohen. Viel Feuerkraft bringen die O’Connells hier mit, sogar eine Bombe. Die wollen sie aber nicht zünden, denn sonst bricht eine Lawine los. Auf die Idee einen Schweißbrenner mitzunehmen, um die Turmspitze abzubrennen, auf die kommt natürlich keiner. Wäre ja auch zu einfach. Dass Shangri-La letztlich 500 Meter vom Tor entfernt ist, verständlich. In alle den tausenden von Jahren hat sich auch keiner die Mühe gemacht, mal die Umgebung durchzuforsten. Die Geschichte, die man dem Publikum hier offeriert, ist so voller Fehler und Inkonsequenzen, dass einem Hören und Sehen vergeht.

Als ob Mumien – die keine sind – nicht schon genug wären, wartet Cohen auch noch mit Yetis auf. Drei Stück. Dass man in einem Fantasy-Film über chinesische „Mumien“ auch noch Yetis einbaut, ist nicht so tragisch, dass diese jedoch wie Hunde herbeigerufen werden und sich abklatschen, wenn sie einen ihrer Feinde besiegt haben, das ist tragisch. Doch bei den Yetis hört es nicht auf, später kriegen die Zuschauer auch noch Han als dreiköpfigen Drachen zu sehen. Wieso Han sich plötzlich verwandeln kann, wird einem dabei nicht klar. Er wurde zwar von seinen Gelehrten zum Herrn der fünf Elemente gemacht (zu denen in China Metall aber nicht Wind gehört), aber ein Formwandler war er vorher nicht. Erst als er unsterblich wird. Allerdings ist auch Michelle Yeoh im Film unsterblich, und die bleibt die ganze Zeit eine Chinesin Ende vierzig. Die Tatsache, dass sich Han zum Drachen verwandelt, dient scheinbar auch lediglich der Transportation von Shangri-La zu seinem Grabmal. Dort wartet dann die finale Schlacht auf, zwischen zwei untoten Armeen. Ein weiterer Drehbuchfehler, denn wenn interessiert eine Schlacht zwischen zwei untoten Armeen? Wer kann die denn verlieren? Niemand, das ist das Problem. Da kann man auch zwei Kindern beim Schaukeln zuschauen. Zudem offenbart sich hier wieder einmal Hans Schwäche, der im Film zwar jederzeit dank seiner übernatürlichen Kräfte die Oberhand behält, seine Feinde damit allerdings nie vernichtet. Einmal rennt er als Wolpertinger oder dergleichen über das Schlachtfeld, auf die Idee die Form eines atomaren Kerns oder einer kleinen Sonne anzunehmen, kommt der chinesische Kaiser jedoch nicht. Selten fühlte man sich im Kino mehr verschaukelt, wie hier der Fall. Den Schlag in die Magengrube versetzen einem dann die dümmlichen Dialoge in der Form: „Hey, Alex, scharfe Freundin“ – „Sie ist nicht meine Freundin“ – „Ach so, aber wenn sie es wäre, wäre sie scharf“ – „Ja, stimmt. Jetzt wo ich drüber nachdenke…“. Getoppt wird das nur noch von den quälenden Vater-Sohn-Gesprächen.

Dass Alex-Darsteller Luke Ford lediglich 13 bzw. 14 Jahre jünger ist als seine Filmeltern Fraser und Bello sieht man ihm jederzeit an. Film-Alex ist 22 Jahre alt, sodass Fraser und Bello im Film selbst weitaus älter dargestellt werden, wie sie im wahren Leben sind, Ende vierzig nämlich. Als Mann, der an der fünfziger Marke kratzt, hat sich Fraser gut gehalten. Im übrigen hält sich Brendan Fraser durchaus wacker im Film, ähnlich wie auch John Hannah. Beide sind die Lichtblicke, die jedoch nicht im Stande sind, über das grausame Drehbuch hinweg zu spielen. Problematisch ist dagegen Maria Bello, die hier wie ein Fremdkörper wirkt. Ihre Evelyn hat eigentlich überhaupt nichts mehr mit der Rachel-Weisz-Version aus The Mummy zu tun. Selbst im Vergleich zu The Mummy Returns ist das etwas abgehoben. Cohen zelebriert seine Evey als kampflüsterne Amazone, geil auf Abenteuer und Schießereien. Yeah, baby. Von der begeisterten Archäologin aus den beiden Vorgängern ist nichts mehr übrig geblieben. Ohnehin, das ruhige Leben bekommt den O’Connells nicht, die eine Spionagehistorie vorzuweisen haben. Zack! Glückwunsch, Sie wurden mit dem Indiana Jones-Hammer erwischt. Später wird noch von The Last Crusade, Lord of the Rings und anderswo geklaut. Die O'Connells langweilen sich in ihrem Haus, sie suchen das Abenteuer, wollen es sich jedoch nicht eingestehen. Außer Alex haben sie keine Kinder mehr gezeugt und von ihrer Liebe sieht man im Prinzip nichts. Schon gar nichts, von jenem Blick – den Alex später proklamiert – mit dem sie sich jeden Tag neu ineinander verlieben. Zwischen Bello und Fraser besteht keine Chemie. Ebenso wenig zwischen Luke Ford und jedem anderen Objekt in diesem Film.

Am meisten tut es einem jedoch um die chinesischen Darsteller leid. Die Chance in einem US-Film mitzuspielen scheint für Michelle Yeoh wieder einmal zu verlockend gewesen zu sein. Dass man von Jet Li keine großen Sprünge erwarten darf, zeigt er seit Jahren durch seine Filmauswahl. Ironischerweise hat Li weniger Leinwandzeit als der Abspann des Filmes erhalten (letzterer ist übrigens auch unterhaltsamer). Was Anthony Wong Chau-Sang (Infernal Affairs) hierher verschlagen hat, fragt sich das gefolterte Herz dann aber doch in jeder seiner Szenen. Abgesehen von Ford sind die Darsteller aber nicht Schuld am Versagen des Filmes. Vielmehr finden sich die Ursachen im Drehbuch von Gough und Millar sowie der Regie von Cohen. Bei dem beinah doppelten Budget von The Mummy wirken die Effekte in diesem Teil wie direkt für die DVD produziert. Allen voran der Drache aber allgemein der digitale Jet Li wirken so unglaubwürdig, wie es bereits der digitale The Rock in The Mummy Returns getan hat. Die Dialoge sind eine Tortur und schmerzen wie eine Behandlung bei Zahnarzt. Das „Positivste“, und ich sage es bewusst in Anführungszeichen, ist die Musik von Randy Edelman. Damit keine Missverständnisse aufkommen, Edelmans Musik ist nicht gut, sie hebt sich nur von dem katastrophalen Film auf der Leinwand etwas ab. Wie man ein Filmtrilogie verhunzen kann, lässt sich an der The Mummy-Reihe anschaulich begutachten. Einem gelungenen ersten Teil folgte ein enttäuschender zweiter und ein vollkommen misslungener dritter Teil. Wer glaubt, hier die Spitze des Eisberges zu sehen, hat sich getäuscht. Maria Bello hat in Interviews bereits angekündigt, dass ein vierter Teil in Planung steht, zumindest hat sie einen Vertrag für einen möglichen vierten Teil. Dieser dürfte sich wohl in Peru abspielen. An dieser Stelle ist es wohl unnötig zu erwähnen, dass auch in Südamerika keine Mumifizierung gepflegt wurde. Doch Mumien spielen in der Mummy-Reihe wohl schon lange keine Rolle mehr.

1/10 - erschienen bei Wicked-Vision

29. September 2007

Vorlage vs. Film: Thank You for Smoking

Thank You for Smoking (1994)

Die Studentenverbindung Skull & Bones ist nicht unbekannt, nicht zuletzt dank des entsprechenden Spielfilms The Skulls (2000) mit Paul Walker. In der Tat ist Skull & Bones eine ausgesprochen einflussreiche Verbindung, die unter anderem US-Präsident George W. Bush und zwei seiner Vorgänger hervorgebracht hat. Zudem stellt sie weitere mächtige Wirtschaftsbosse, Journalisten und viele mehr. Einer dieser Männer ist Christopher Buckley, kein berühmter und kein berüchtigter Mann. Im Prinzip relativ unscheinbar verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Verfassen satirischer Romane. Aber er studierte an der Yale University, war Mitglied von Skull & Bones und später Chefredakteur des Magazins Esquire, sowie der Redenschreiber des ehemaligen Präsidenten George Bush. Größere Bekanntheit erlangte Buckley dann 1994, als sein zweiter Roman Thank You for Smoking für einige Kontroversen sorgte.

Der Held seiner Handlung ist Nick Naylor, Vizepräsident der Akademie für Tabakstudien und zugleich ihr Pressesprecher. Naylor war früher Journalist, ehe er fälschlicherweise den Tod des Präsidenten verkündete, und ist ein geborener Tatsachenverdreher oder wie er sich nennt: ein Möglichmacher. Als Sprachrohr der Tabaklobby ist er zugleich das Gesicht, das 300 Millionen Amerikaner mit Zigaretten in Verbindung bringen (und 250 Millionen von ihnen zum Hass auf ihn verleitet). Nick liebt jedoch seinen Job, schon allein deswegen, weil er ihn gut beherrscht. Und außerdem muss er auch noch seine Hypothek abbezahlen. Als Nick in einer landesweiten Talkshow einen Punktsieg für die Tabaklobby landet, avanciert er zum Liebling des Tabak-Tycoons Doak Boykin, allgemein nur „Captain“ genannt. Dies wiederum fährt Nicks Chef BR in die Parade, der eigentlich bereits seine Assistentin Jeanette auf Nicks Posten hieven wollte.

Nicks Leben gerät schließlich besonders aus den Fugen, als eine seiner vielen Morddrohungen beinahe wahr gemacht wird. Er wird von Terroristen einer Anti-Raucher-Bewegung entführt und durch Nikotinpflaster beinahe ins Jenseits befördert. Fortan genießen er und sein Arbeitgeber zwar die daraus folgende Publicity, hat aber neben Bodyguards nun auch das FBI an den Fersen. Seine Karriere gerät derweil immer mehr ins Schlingern. Was Nicks Leben dabei bestimmt, ist der Druck seiner Firma - sowie von 55 Millionen Rauchern -, der auf seinen Schultern lastet. Und seine Libido. Denn Nick muss sich auch mit mehreren Affären herumschlagen, unter anderem mit seiner potentiellen Nachfolgerin Jeanette, aber auch mit der neugierigen Lokalreporterin Heather Holloway. Da ist er schon froh, wenn ihm mal die Zeit bleibt, sich mit seinen beiden Freunden Polly und Bobby Jay zum Essen zu treffen oder seinen Chiropraktiker aufzusuchen.

Besonders zu Beginn wirken Buckleys Worte dabei oft hölzern und er verliert sich in vielen kurzen, beschreibenden Sätzen. Diese lassen ihn mitunter stümperhaft erscheinen und seine ausufernden Beschreibungen von nebencharakterlichen Hintergrundgeschichten sind etwas unnötig. Dies lässt dann allerdings in der Mitte des Buches nach und es entwickelt sich ein so lustig wie flotter Plot, dessen Herr in jeder Lage Nick ist. Buckley macht einem nichts vor, lässt den Leser an jedem Gedanken und jeder Einschätzung Nicks teilhaben. Hierbei nimmt er durch Nicks argumentative Art eine anti-lobbyistische Haltung ein, denn Nick ist sich sehr wohl bewusst, dass er immer Möglichkeiten sucht, die Wahrheit zu verdecken, dass Rauchen schädlich ist. Thank You for Smoking ist ein passabel geschriebenes, unterhaltsames Buch, wobei von einem Yale-Absolventen und Redenschreiber des US-Präsidenten mehr zu erwarten gewesen wäre.


Thank You for Smoking (2005)

If you argue correctly, you`re never wrong.

Auch wenn Planungen für mindestens ein anderes Buch bestehen, ist Thank You for Smoking der bis dato einzige verfilmte Roman von Christopher Buckley. Und es ist äußerst löblich, dass sich Regisseur und Autor Jason Reitman nicht auf die Hilfe und Unterstützung seines Vaters (Ivan Reitman, Ghostbusters) verlassen hat (im Gegensatz zu beispielsweise Sofia Coppola). Reitman, der von 1998 bis 2004 in sechs komödiantischen Kurzfilmen filmische Erfahrung gesammelt hat, adaptierte Buckleys Drehbuch zu einer kleinen, spitzfindigen Film-Satire mit einem bescheidenen Budget von lediglich sieben Millionen Dollar. Dafür konnte er viele Stars bis in die Nebenrollen gewinnen, die er alle persönlich mit einem Brief anschrieb, um ihnen nahe zubringen, weshalb gerade sie für die Rolle geeignet wären. Jede seiner ersten Wahlen hat akzeptiert.

Nick Naylor (Aaron Eckhart) ist geschiedener Vater und Pressesprecher sowie Vize-Präsident der Akademie für Tabakstudien in Washington D.C. Während er sich mit seiner politischen Nemesis, Vermonts Senator Ortolan Finisterre (William H. Macy), über Bilderwarnungen auf den Packungen von Zigaretten herumschlägt, will sein direkter Vorgesetzter, BR (J.K. Simmons), dass Nick in Hollywood dafür sorgt, dass Zigaretten wieder sexy gemacht werden - im Kino. Als wäre das noch nicht genug, versucht Nick zudem noch seinen Sohn Joey (Cameron Bright) richtig zu erziehen, seine Affäre mit der hiesigen Lokalreporterin Heather Holloway (Katie Holmes), die auch noch einen Artikel über ihn verfasst, am Laufen zu halten und lebend aus einer Geldübergabe mit dem an Lungenkrebs erkrankten Marlboro Man Lorne Lutch (Sam Elliott) heraus zu kommen.

Am meisten Aufsehen erregte Reitmans Film wohl deswegen, weil Katie Holmes’ Ehemann Tom Cruise darauf bestand, eine Nacktszene aus dem Film zu schneiden. Dabei weiß doch spätestens seit Sam Raimis The Gift jeder, wie die Brüste von Holmes aussehen. Großartig geschadet hat es dem Film scheinbar nicht und Thank You for Smoking konnte weltweit das Sechsfache seiner Kosten einspielen. Dass es nicht mehr war, lag wohl an der Einstellung, der Film sei anti-raucherfreundlich eingestellt, dabei hebt Reitman hervor, dass seine Intention durchaus neutral sei. In der Tat geht der Film sehr viel weniger als die Buchvorlage auf die nackten Zahlen ein, welche Nick gerne und in den meisten Fällen verdreht, sodass das Endbild seiner Idee entspricht. Wie er seinem Sohn Joey im Film so schön dialektisch erklärt: Wenn man richtig argumentiert, liegt man nie falsch.

Und wenn Nick etwas kann, dann reden. Dementsprechend setzt Reitman dessen Worte einem Gewehrmündungsfeuer gleich und hält den gesamten Film in einem sehr satirischen Ton, untermalt mit innovativen Schnitten und Kameraeinstellungen. Über allem strahlt dann das Zahnpastalächeln von Aaron Eckhart, der den geleckten Nick ebenso geleckt spielt. Auch die anderen Darsteller von Sam Elliott über J.K. Simmons bis hin zu Robert Duvall (Doak Boykin), Rob Lowe (Jeff Megall), David Koechner (Bobby Jay) und Maria Bello (Polly) erweisen sich als sprichwörtliches Faust-aufs-Auge. Die Figur der Jeanette wurde dagegen gestrichen und Teile ihres Charakters in die Figur von Heather Holloway eingearbeitet. Das ist an sich nicht weiter schlimm, fährt dem erzählerischen Ende der Vorlage jedoch in die Parade, weshalb das Filmende abgewandelt werden musste.

Hauptkritikpunkt der Adaption ist ihre emphatische Verschiebung der Ideale. So erhält Senator Finisterre eine ausführliche Portraitierung und nimmt mehr am Geschehen teil. Ebenso fällt die Gewichtung der Vater-Sohn-Beziehung aus. Sieht Nick im Roman Joey lediglich ein Mal, nimmt er ihn im Film sogar auf Geschäftsreisen mit und lässt ihn als sein Gewissen fungieren. Die Intention ist klar: Durch die Beziehung zu Joey soll Nick sympathischer wirken. Statt um Frauengeschichten geht es also um seinen erzieherischen Auftrag. Nur ist diese 0815-US-Familienmoral von gestern. Auch die fehlerhafte Gewichtung des Mordanschlags und dessen Hintergründe hätten dem Film mehr Zug gegeben. So ist Thank You for Smoking eine immer noch gelungene Adaption, die allerdings etwas vor sich hinplätschert und die Gewichtung auf die falschen Ideale setzt.

6.5/10