29. Mai 2008

Funny Games U.S.

You might get hurt.

Neu sind Remakes nun irgendwie gar nicht mehr, eher schon Alltag. Wenn sich die amerikanische Filmindustrie nicht an die Fortsetzungen ihrer eigenen Filme hält (Crank 2, The Punisher 2, Bad Boys 2, Transformers 2), kopiert sie ganz gerne andere, bereits vorhandene Ideen. Hierzu bietet sich das Ausland geradezu an, da der Durchschnittsamerikaner in seinem Kinojahr wohl nicht mehr ausländische Filme einstreuen wird, wie er Finger an der Hand hat. Man mag ihnen zu Gute halten, dass es nicht die Sache eines jeden ist, sich einen Film in fremder Sprache mit Untertiteln anzusehen. Eines der berühmtesten Remakes wurde zuletzt von Oscarpreisträger The Departed verkörpert, der ein Konglomerat aus der genialen Hongkong-Trilogie Infernal Affairs darstellt, sich dabei jedoch fast ausschließlich auf den meisterhaften ersten Teil beschränkt. Aber auch das Kinojahr 2008 kommt nicht ohne US-Remakes aus, wie Brothers, das Remake von Susanne Biers Brødre. Vermehrt werden diese Remakes im Horror-Genre verwendet, bevorzugt bei asiatischen Filmen. Dieses Jahr erscheinen unter anderen amerikanisierte Versionen von Chakushin ari (One Missed Call), Shutter und Gin gwai (The Eye). Zu diesem illustren Kreis reiht sich auch der österreichische Regisseur Michael Haneke ein, der in Funny Games U.S. ein Shot-to-Shot-Remake seines Funny Games aus dem Jahr 1997 liefert. Hierbei ist nicht nur das Drehbuch identisch, sondern jede Kameraeinstellung und jeder Schnitt – das einzige was beide Filme voneinander unterscheidet, ist das Schauspielerensemble, welches einem internationalen Standard angepasst wurde. Abgesehen von den neuen Gesichtern, sind Remake und Original identisch. 

Nach eigenen Angaben habe der Film seine Intention damals verfehlt, erläutert Haneke im Presseheft. Der Film entstand als Reaktion auf das gewaltverherrlichende britische Kino der Neunziger. Doch den Film wollte damals aufgrund der unbekannten Darsteller im Ausland niemand sehen. Inzwischen ist unsere Gesellschaft in Zeiten von Eli Roth und Rob Zombie nur noch gewaltlüsterner geworden, Zentrum des Terrors sind dabei die USA geworden. Daher entschloss Haneke sich dazu, ein Remake seines Filmes zu drehen, diesmal jedoch in englischer Sprache und mit bekannten Darstellern, damit Funny Games endlich das Publikum anspricht, an das es adressiert ist. Der inzwischen verstorbene Ulrich Mühe wurde durch Charakterschauspieler Tim Roth ersetzt, die Oscarnominierte Naomi Watts übernimmt den Part von Susanne Lothar. Die beiden charismatischen Eindringlinge Arno Frisch und Frank Giering wechseln zu Michael Pitt und Brady Corbet. In welche Richtung das ganze sich dann orientiert, lässt sich am Marketing erkennen, wenn die werte Naomi Watts das Hauptplakat mit ihrem Konterfei zieren darf und auch den bekanntesten Namen zum Ensemble beisteuert. Da beide Filme miteinander identisch sind, können Urteile über das Remake lediglich anhand der Darsteller geschlossen werden. Roth und Watts spielen überzeugend in den Rollen des Ehepaars Farber, auch Corbet geht in seinem Part von Frank Giering auf, lässt bei dem schüchternen und naiven Peter kaum Wünsche übrig. Vielleicht die schwerste Figur überhaupt ist Paul, ist er doch der zentrale Charakter des gesamten Geschehens. Gut möglich, dass die Figur im Original nur deswegen so bedrohlich erschien, weil Arno Frisch sie in kurzen Hosen und mit österreichischem Akzent präsentierte. Dabei sollten wir Deutschen eigentlich keine Angst vor Österreichern in kurzen Hosen haben, Cordoba hin oder her. 

Es gelingt Michael Pitt jedoch nicht Frischs Schatten auszufüllen, seine Improvisation von Paul wirkt sehr viel bedrohlicher im Sinne von aggressiver. Frisch dagegen transportierte einen gehörigen Teil seines Terrors durch das bloße Verändern seiner Stimmlage oder einen Blick mit den Augen. Allerdings ist auch die Übersetzung des Textes kein sonderlich dankbares Unterfangen, haben Worte wie „Unterhaltungswert“ im Englischen doch deutlich mehr Konnotationen als es im deutschen Sprachschatz der Fall ist. Wobei dies bereits in die Auslegung des Filmes übergeht. Eine Veränderung gibt es dann doch im Remake. Findet sich im Original eine zehnminütige und ungeschnittene Aufnahme, davon allein fünf ohne jeglichen Dialog, so setzte Haneke hier die Schere an. Kritisierte ich im Original noch, dass diese Szene „meine Geduld ein wenig überstrapaziert“ hätte, so wirkt sie jedoch im Vergleich mit dem Remake sehr viel tiefschürfender für das gezeigte Geschehen. Doch Amerikaner sind schwerlich fünf Minuten lang für eine Szene zu begeistern, in der nichts passiert, so dass auch hier eine Anpassung an den gewünschten Markt auftritt. Zu diesem Zeitpunkt kann man dann eigentlich auch ein Fazit schließend, da jedes weitere Wort sich höchstens noch auf den Filminhalt beziehen könnte. Dies soll in den folgenden drei Absätzen, die somit Spoiler enthalten, geschehen. Hanekes Remake ist zwar im Grunde eine direkte Kopie seines Vorgängers, die gekürzte Fluchtszene und Michael Pitt sorgen dann allerdings doch für einen Abfall, so dass jedem bei Option die österreichische Version von 1997 zu empfehlen ist.

Eine Fernsehzeitung kündigte den Film im Nachtprogramm einst mit den Worten an: Achtung, spielt mit den Sehgewohnheiten. Diese Worte beschreiben Funny Games eigentlich perfekt, im Grunde sogar ausreichend. Der Film ist an sich nichts anderes, als ein Spiel mit den Sehgewohnheiten des Zuschauers. Besser gesagt spielen Paul und Peter kein Spiel mit der Familie Farber um deren Leben, auch wenn dies scheinbar den Rahmen des Filmes vorgibt, im Gegenteil spielen die beiden ein Spiel mit dem Publikum vor dem Fernseher. Mehrfach erläutert Paul dies gegenüber seiner Opfer. Als er ihnen ein Spiel offeriert, welches diese – wie er zynisch zugibt – überhaupt nicht gewinnen können, richtet er sich daraufhin direkt an den Zuschauer. „Sie sind doch auf ihrer Seite?“, fragt er rhetorisch und durchbricht dabei nicht zum ersten und letzten Mal die vierte Wand. Zwei junge Männer, höflich und gepflegt, dringen in das Haus einer unscheinbaren Familie ein und beginnen die Reinform des Terrors bei ihnen zu entfalten. Natürlich ist der Zuschauer auf der Seite der Farbers, es wirkt somit wie purer Hohn, wenn einem Paul diese Loyalitätsfrage stellt. Nach dem ersten Angriff fragt Georg seinen Peiniger, warum er seiner Familie dies alles antue und erhält lediglich ein „warum nicht?“ als Antwort. Am frühen Morgen wird er ihn bitten, doch endlich dem ganzen ein Ende zu bereiten und ihn zu töten. „Sie dürfen den Unterhaltungswert nicht vergessen“, erwidert Paul lapidar. Hierbei handelt es sich nicht um den Unterhaltungswert für Peter und Paul, sondern für den der Kinozuschauer. Diese wollen unterhalten werden und dabei nicht zu kurz kommen. Weswegen Paul das ganze Treiben auch zu einem Zeitpunkt bewusst hinauszögert, denn „wir haben noch nicht einmal die normale Laufzeit erreicht“. Im Gegensatz zu Paul ist sich Peter nicht bewusst, dass ihn ein Publikum beobachtet, er selbst verkommt auch das eine oder andere Mal zum Spielzeug von Pauls Intentionen. 

Auch beim zweiten Sehen, hat sich für mich selbst nichts an der Deutung des Filmes geändert, der fraglos auf verschiedenste Weisen gelesen werden kann. Pauls Verhalten und Äußerungen, in Verbindung mit dem Gespräch zwischen ihm und Peter auf dem Boot, stimmen mich zu meiner Ansicht aus dem Originalbeitrag. Paul und Peter sind echte Charaktere, wohingegen die Farbers Fiktion sind – das schrieb ich damals. „Wenn ich weiß, dass alles nur ein Film ist, kann ich als Protagonist die Mauer der Moral durchbrechen und tun und lassen was ich will“, waren meine exakten Worte. Sicherlich kann Paul auch einfach nur deswegen Peters Tod zurückspulen, um mit der Erwartung der Zuschauer zu spielen, doch dieses Handeln ist eine so derbe Durchbrechung der vierten Wand, dass ich ihr nicht wirklich folgen will. Man stelle sich vor, man könnte sich selbst in einen Film einklinken, in eine fiktive Geschichte mit nicht realen Figuren. Hier kann man praktisch alles machen, insbesondere Gewalt, gerade jene Gewalt, die keinerlei Sinn macht und an der sich die Kinogänger heute in den Filmen eines Eli Roth oder dem dieses Jahr erschienenen Á l’intérieur so erfreut haben. Eine Familie, die es nicht gibt und ein leeres Haus. Würde man jemanden töten, der nicht existent ist? Wie in einem Videospiel. Muss man sich Vorwürfe machen, wenn es doch eigentlich kein echtes Leid ist? Wenn man sich in eine Videospieladaption von Lord of the Rings einloggt und ein Orc in die Kamera fragt, warum willst du mich töten – würde da der Spieler nicht sagen: warum nicht? 

Die meisten Menschen quälen als Kinder kleinere Tiere und seien es nur Ameisen, die auf der Terrasse mit Wasser weggespült werden und mit ihren kleinen Beinen in dem Strom zappeln und einen amüsieren. Wenn man seine aggressiven Phantasien katalysieren könnte, würden das wahrscheinlich sehr viele Menschen nutzen. Haneke kritisiert diesen Zug unserer heutigen Gesellschaft, dieses Gieren nach Gewalt, dass selbst ein Sylvester Stallone seinem Rambo extra viel Gewalt zuführt, damit er bei der Jugend auch ankommt, wie dieser in einem Interview bereitwillig eingestanden hatte. Dabei zeigt Haneke seine Gewalt nicht, alle Misshandlungen der Familie geschehen im Off, die einzige wirklich zur Schau gestellte Szene ist die Erschießung von Peter. Doch diese wird mit der Fernbedienung von Paul ungeschehen gemacht. Diese Tatsache, gemeinsam mit Pauls mehrfachen Kommentaren auf Spielfilmlänge, Unterhaltungswert und weiteres, scheinen in meinen Augen meine These zu bestätigen. Hierzu zählt auch das ständige Essen, der beiden Männer, und wer isst nicht gerne, wenn er sich etwas anschaut? Der Boot-Dialog, in welchem beide über parallele Welten diskutieren, ließe sich auch so deuten, dass Peter ebenfalls eine fiktive Figur ist, weshalb er im Gegensatz zu Paul auch das Publikum nicht wahrnimmt. Hinzu kommt, dass Paul Peter nach der gemeinsamen Vorstellung im Wohnzimmer mehrfach erniedrigt, diesen sogar zum Weinen bringt. Es ist somit sehr deutlich, dass Peter und Paul nicht gleichgestellt sind, immer ist es Paul, der die Kontrolle inne hat, Paul der den kleinen Georg verfolgt, als dieser fliehen kann. Dass dieser am Ende wie seine Eltern stirbt, ist ein Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers, ein unkonventionelles Ende und dabei doch nur der Anfang für ein neues Spiel. 

8/10

29 Kommentare:

  1. Die Einleitung finde ich ehrlich gesagt etwas überflüssig, besteht für mich nur aus Bekanntem bzw. Nichtssagendem und führt auch nicht wirklich zum Thema. Mediengewalt bzw. die erneute Diskussion darum hätte sich eher angeboten. Oder Gus Van Sant. Imo.

    Inzwischen ist unsere Gesellschaft in Zeiten von Eli Roth und Rob Zombie nur noch gewaltlüsterner geworden, Zentrum des Terrors sind dabei die USA geworden.

    Wen ich so was lese, bekomme ich Würgekrämpfe. Du zitierst hier sicher indirekt Haneke, der sich wohl für einen wahren Propheten halten und nun den globalen Vertreter eines gewaltfreien Kinos spielen muss. Unglaublich, wie Haneke einen Zusammenhang zwischen neuerlichen Gewaltfilmen, die natürlich gar nicht neuerlich sind, und realer Gewalt, vermutlich Kriegsgewalt, herzustellen versucht. Das war schon sein elementarster Denkfehler im Original, diese bodenlose Frechheit von ihm, Mediengewalt per se als Ursache für tatsächliche Gewalt festzumachen. Ohne reflexiven Ansatz, sondern mithilfe dümmster lehrerhafter Selbstgefälligkeit.

    Du gehst dieser Kurzsicht für meine Begriffe auch eklatant auf den Leim, wenn du in den Kanon noch mit LOTR-Videospielen und INSIDE-Verweisen einstimmst. Wo ist da der Zusammenhang? Das ist doch alles nur bloße Behauptung, reinste Polemik, ärgerlicher Leichtsinn, der eine fürchterlich erwachsene Hysterie nach sich zieht und die Kunst als solche verleugnet und beschneidet.

    Ich finde diesen Film falsch und höchst bedenklich. Deine Rezeption dazu ist die gängige positive, meine vermutlich die gängige negative.

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  2. Rudi, was mich so an Deiner Sicht erschreckt ist die Tatsache, daß Du nicht Hanekes grundlegenden Denkfehler erkennst. Wir leben heute in einer Gesellschaft in der reale körperliche Gewalt absolut abgelehnt wird. Ganz im Gegensatz zu früheren Zeiten. Würde Hanekes Sichtweise auch nur einen Deut stimmen, müßte ab morgen nur noch der Disney Channel im Fernsehen laufen und alle Menschen hätten sich wieder lieb. Wer glaubt unsere westliche Gesellschaft wäre gewaltlüsternder geworden geht dem Boulevardmedien einfach auf den Leim.

    Der von Dir despektierlich erwähnte Rob Zombie verarbeitet Hanekes Thema mit The Devil's Rejects wesentlich beeindruckender ohne den äußerst albernen erhobenen Zeigefinger. Haneke hingegen behandelt seinen Zuschauer wie ein kleines Kind. Du böser Zuschauer, jetzt denke mal darüber nach was Du hier eigentlich machst. Da fühle ich mich ehrlich gesagt unterfordert oder besser gesagt veräppelt.

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  3. schliesse mich den Vorredener an. Auch wenn ein "Gewaltdiskurs" gar nicht mal abträglich wäre, die aber wohl nie ernsthaft stattfinden wird. Die Reduktion auf neue (Videospiele) und alte (Kino) geht doch völlig ins Leere.
    Und warum legt Haneke einen Film neu auf, der nach eigener Aussage, seine Wirkung verfehlte.
    Dass sich Haneke auch jedem Verusch einer ernsthaften Auseinandersetzung entzog spricht doch auch Bände.

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  4. Du zitierst hier sicher indirekt Haneke

    Nee, auf den Mist bin ich ganz alleine gekommen.

    wenn du in den Kanon noch mit LOTR-Videospielen

    Wenn du die Textstelle genau liest bezieht sich das nicht auf den Film, sondern auf meine persönliche Interpretation des Filmes. Ich selbst sehe den Film (nicht dass ich ihn dafür halte, sondern ihn mir so ansehe) als Hardcore-Variante von PLEASANTVILLE. ;)

    Wir leben heute in einer Gesellschaft in der reale körperliche Gewalt absolut abgelehnt wird.

    Studien bezeugen, dass die Jugend sich vermehrt zu Gewalt wendet. Gewalt ist inzwischen nicht mehr etwas aus der Not geborenes, sondern zum Unterhaltungsfaktor geworden. Das merkt man doch wenn man in den Nachrichten immer die Jugendlichen an den S-Bahn-Stationen sieht, die Leute verprügeln.

    Dabei behaupte ich gewiss nicht, dass es mehr Gewalt gibt als früher, nur diente sie früher einem anderen Zweck. Wer vor 100 Jahren jemanden nachts verprügelte, hatte oftmals Diebstahl im Sinn. Heute geschieht es aus Provokation und Langeweile. Natürlich ist mir bewusst, dass dieses Bild von einem HOSTEL wiederum karikiert wird, aber die Klientel, an die sich das richtet, ist sich dessen nicht bewusst.

    Haneke hingegen behandelt seinen Zuschauer wie ein kleines Kind.

    Wenn ich mir jetzt wirklich die Mühe machen wollte, was nicht bedeuten soll, dass ich deine Meinung nicht teile(n könnte/würde), könnte man genauso gut dagegen argumentieren. Auch wenn Vega und du da sicher Einspruch erheben.

    Klar ist Metal-Musik kein Auslöser von Gewalt, ich selbst sehe das im Film auch nicht so, sondern als Ablösung des chaosartigen, brachialen gegenüber der klassischen Ordnung. Ein Stilmittel ist das für mich.

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  5. ... Das merkt man doch wenn man in den Nachrichten immer die Jugendlichen an den S-Bahn-Stationen sieht, die Leute verprügeln.

    Das meinst Du jetzt doch wohl nicht ernst?

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  6. Das meinst Du jetzt doch wohl nicht ernst?

    Natürlich. Solche Übergriffe finden wöchentlich statt und haben keinen kriminellen Auslöser. Die sind aus der Langweile heraus geboren. Das hängt sicherlich auch mit eventueller beruflicher Perspektivlosigkeit zusammen, aber wenn vor hundert Jahren ein Fremder von zwei Menschen angefallen wurde, dann weil diese ihm ans Geld wollten. Das Verhältnis des Menschen zur Gewalt hat sich gewandelt

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  7. Rudi, Gewalt gab es immer und mit Sicherheit auch in weitaus ausgeprägter Form als heutzutage.
    Im Großen war Europa bis Mitte des letztens Jahrhunderts von Kriegen untereinander überzogen, da greift dein Beispiel mit den U-Bahn viel zu kurz. Solche kleinen Delikte gab es doch immer oder wolltest du im 19 Jahrhundert leben mit der Gewiss und Gefahr im wahrsten Sinne des Wortes kaum noch auf die Strasse gehen zu können (expliziter: als Frau)?

    Davon mal abgesehen lässt sich Gewalt nicht am sozialen Status festmachen, bestes Beispiel ist die überaus heterogene Hooligan Szene.

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  8. Rudi, Gewalt gab es immer und mit Sicherheit auch in weitaus ausgeprägter Form als heutzutage.Im Großen war Europa bis Mitte des letztens Jahrhunderts von Kriegen untereinander überzogen, da greift dein Beispiel mit den U-Bahn viel zu kurz. Solche kleinen Delikte gab es doch immer oder wolltest du im 19 Jahrhundert leben mit der Gewiss und Gefahr im wahrsten Sinne des Wortes kaum noch auf die Strasse gehen zu können (expliziter: als Frau)?

    Ich bin Historiker, das ist mir klar. Wenn ich als Frau auf die Straße gehe und dann angegangen werde, ist das dennoch ein kriminelles Delikt, welches auf Missbrauch aus ist. Was ich jedoch ansprach war, dass früher nicht Sepp und Heinrich gesagt haben "Sepp, gehn mer ma raus, pöbbeln einen an, schlagen ihm den Schädel ein und gehen dann weg - weil zu tun haben wir sonst nichts". Der Tatbestand wäre ja ein anderer, wenn es Überfälle wären, doch es sind meist angetrunkene Jugendliche, die einfach nichts besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Das ist heute vermehrt anzutreffen, als in der Vergangenheit. Anbei sind Kriege eine völlig andere Form von Gewalt, wie sie von mir und sicher auch Haneke angesprochen wurde, hier sollte man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

    Zusammenfassend nochmals: im 19. Jahrhunderten waren körperliche Übergriffe natürlich (!) an der Tagesordnung. Doch wer nachts in den Straßen überfallen wurde, musste in den allermeisten Fällen sein Geld lassen. Heutzutage geht es aber nicht um Diebstahl als Legitimation, sondern um die Gewalt an sich.

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  9. Wer sagt Dir, daß die früher nicht auch schon stattgefunden haben. Nur nicht von Überwachungskameras aufgezeichnet und die Täter dann von der Polizei über die Medien zur Ermittlung ausgestrahlt wurden? Wir haben es mit einem Wahrnehmungsproblem zu tun, daß von der Politik nur zu gerne ausgenutzt wird um Wählerstimmen zu ergattern.

    Rudi, es behauptet ja niemand, daß Jugendkriminalität kein Problem darstellt. Nur ist Hanekes Sicht auf die Ursachen einfach zu eindimensional. Wenn unsere Gesellschaft hinsichtlich Gewalt wirklich so abgestumpft wäre, wie es Haneke behauptet oder vermutet, warum glaubst Du werden explizite Gewaltdarstellungen im Medium Film oder Literatur gerade so ins Marketing einbezogen? Warum spricht man von einem Schocker? Weil sie uns belustigt? Wohl eher weil sie für den Zuschauer eine Herausforderung darstellt. Weil sie Gefühle erzeugt. Und sei es nur das Gefühl jetzt etwas verwerfliches, verbotenes zu schauen. Wohl auch ein Grund für den Erfolg des Horrorgenres gerade beim jungen Publikum. Das kann aber nur funktionieren, wenn das Publikum im Bereich der Gewaltwahrnehmung eben nicht abgestumpft ist. So wie es Haneke behauptet. Auch daran abzulesen, daß Gewaltdarstellungen je nach Realitätsgrad zu anderen Reaktionen führen. Funny Games ist einfach zu undifferenziert um mich zu überzeugen.

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  10. Auf die Gefahr hin, dass es viele in den falschen Hals bekommen haben:

    Inzwischen ist unsere Gesellschaft in Zeiten von Eli Roth und Rob Zombie nur noch gewaltlüsterner geworden, Zentrum des Terrors sind dabei die USA geworden.

    "Gewaltlüsterner" meinte lediglich, dass die Nachfrage an solchen Filmen da ist, was ihre Sequels und Remakes nach sich zieht. HOSTEL erfolgreich, daher HOSTEL 2. Die Zuschauer wollen das praktisch sehen, "lüstern" danach. Sollte nicht bedeuten, dass sie wie ein Serienmörder nach Befriedigung lechzen. "Zenrum des Terrors" bezog sich auf das Produktionsland der Filme, die Terror in ihre Handlung einbeziehen.

    Auch beim zweiten Sehen, hat sich für mich selbst nichts an der Deutung des Filmes geändert, der fraglos auf verschiedenste Weisen gelesen werden kann.

    Ich selbst (subjektiv!) sehe mehrere Interpretationsmöglichkeiten. Ihr schießt euch auf die Intention des Regisseurs ein, über die ich selbst gar nicht spreche. Meine Deutung ist sehr viel "zahmer" - Vega würde wahrscheinlich sagen "falsch" - aber auf die Weise wie ich den Film ansehe, unterhält er mich besser, wie wenn ich jede Szene hinterfragen müsste.

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  11. @tumulder: Siehe Post über dir. Ich rezipiere den Film doch ganz anders als ihr. Wenn ich den Film sehe, sehe ich Paul, eine reale Figur, die Einzug in eine fiktive Welt findet und dort tun und lassen kann was sie will. Mir ist es ehrlich gesagt egal, ob Haneke mit dem Film eine Analogie auf dies und das servieren möchte, wenn der Film mir so gefällt, wie ich ihn sehe. Ähnlich war es ja auch bei THE MIST, der mir gegensätzlich zur Intention des Regisseurs gefiel.

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  12. Also das mit den S-Bahn-Stationen habe ich auch mal überlesen, das ist purer Populismus, der von der Politik auch gern zur Ausweitung eines Polizei- oder Überwachungsstaates benutzt wird.

    Im Übrigen ist die Jugendgewalt und -kriminalität heute sehr wohl noch "zweckgebunden". Dazu gibt es zahlreiche Analysen und Erhebungen. klick

    Gewalt aus "Langeweile" ist ganz bestimmt kein zeitgemäßes Phänomen - sofern es überhaupt eines ist!

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  13. @MVV: Wo habe ich bitte denn das Gegenteil behauptet? Ich sprach die S-Bahn-Schläger deswegen an, weil sie Gewalt ohne Diebstahl anwendeten. Nirgends hab ich behauptet, dass dies die einzige Gewalt sei. Von "zeitgemäßen Phänomenen" sprach ich auch nicht, sonst würde ich ja negieren, dass solche Gewalt je stattgefunden hat. Ich sprach lediglich davon, dass sie heute verstärkter auftritt, als früher.

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  14. Und genau das glaube ich nicht.

    Genauso wenig glaube ich, dass Filme etwas damit zu tun haben. Oder Computerspiele, Literatur oder Musik. Bewiesen ist das auch keinesfalls.

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  15. Genauso wenig glaube ich, dass Filme etwas damit zu tun haben. Oder Computerspiele, Literatur oder Musik.

    Nun, das ist deine Meinung.

    Bewiesen ist das auch keinesfalls.

    Das Gegenteil auch nicht.

    Hier dreht man sich wie bei jeder Diskussion im Kreis.

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  16. denn wie ich bereits bei Hostel: Part II damals geschrieben habe, ist es für mich nicht wirklich nachvollziehbar, was man an Filmen finden kann, die sich mit Folterungen an Personen beschäftigen.

    Und gerade bei dem Film, der Dir eigentlich aus dem Herzen sprechen müßte ist Dir die Intention des Regisseurs, die schon mehr als 10 Jahre im Raum steht, schnurz piepen egal? Komm schon Rudi, aus der Nummer kommst du nicht mehr raus. Das wäre dann ja Konsensjournalismus;):D

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  17. @tumulder: Der Aufbau des Filmes mit seinem Durchbrechen der vierten Wand spricht mich als Zuschauer ganz anders an. Habe ich doch in den letzten drei Absätzen des Textes und auch hier in verschiedenen Kommentaren dargelegt.

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  18. Das sind ja genau die Szenen an denen sich meine Kritik aufhängt und an denen der Film scheitert. Für wie dumm hält er sein Publikum eigentlich? Mit welch einer Arroganz versucht er sein Publikum vorzuführen? Menschen mit einer negativen Einstellung zum Horrorfilm fixt so etwas natürlich ungemein an, hebt er sie doch auf einen moralischen Sockel und unterstreicht ihre überhebliche Einstellung gegenüber Menschen die Gefallen am Genrefilm finden. Ihr wollt doch nur die Opfer leiden sehen. Das ist einfach falsch.

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  19. Das ist einfach falsch.

    Na gut.

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  20. Hier dreht man sich wie bei jeder Diskussion im Kreis.

    Aber das ist doch einer der Grundpfeiler des Bloggens. Würdest Du das wirklich SO eng sehen, dann würdest Du entweder die Comments abschalten oder nicht mehr Bloggen. Filme sind immer Grundlage für Diskussionen, zudem geht es hier ja nicht darum, wer jetzt Recht hat und wer nicht...

    Im günstigsten Fall steht am Ende einer Diskussion die Lösung eines Problems, ein für alle Beteiligten annehmbarer Kompromiss oder eine beidseitige Erkenntnis. Aber auch ohne dies ist eine Diskussion eine Möglichkeit den Standpunkt einer anderen Seite kennenzulernen und von bisher unbekannten neuen Seiten zu erfahren. (Wikipedia)

    Überlege mal, wie oft wir unterschiedlicher Meinung sind... ;-)

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  21. Um mich mal in die Diskussion einzuklinken - auch wenn der Comment nicht direkt zum Film ist:

    Hier in der Debatte ging es ja vordergründig um Motivationen von Gewalt (Da wurde sogar der Bogen vom 19. Jahrhundert ins Heute geschlagen ;-)), sowie um den Evergreen ob "virtuelle Gewalt" zu "realer Gewalt" führt.

    Ein wesentlicher Aspekt ist jedoch an dieser Stelle so ziemlich außen vor geblieben, und das sind die veränderten kommunikativen Mittel unserer Zeit, sprich: Die Medien.

    Gewalt gab es zu allen Zeiten, und wird es wohl immer geben, aber heuzutage ist der Zuschauer quasi "mittendrin". Was heute z. B. in den 20 Uhr-Nachrichten über den Schirm flimmert, ist zum Teil schwerer Tobak.

    Die Folge ist, um es mit einem gesundem Maß an Polemik auszudrücken: Wo auf Internetplattformen wie YouTube Videos von der Hinrichtung Saddam Husseins öffentlich einsehbar sind, wo die Kamera in den Nachrichten auch auf das letzte Opfer eines Terroranschlags noch fleißig „draufhält“, muss der Konsument, so er sich dieser medialen „Dauerbeschallung“ nicht entzieht, zwangsläufig abstumpfen.

    Der Film befindet sich somit in "logischer Konsequenz" und bleibt in seiner Darstellung "künstlicher Gewalt" mindestens auf dem selben Niveau, wie die "reale Gewalt" in den Nachrichten, wenn er sie in den meisten Fällen nicht sogar noch überhöht. Und auch hier wieder die Zuspitzung, da beim Konsumenten Gewöhnung eintritt: Auf Hostel folgt Hostel 2 und der Gore-Faktor steigt.

    Um es auf den Punkt zu bringen: Ich halte es für schwierig einen Zusammenhang zwischen Gewalt im Film oder Computerspiel und realen Gewalttaten zu konstruieren - obwohl es per se natürlich nicht auszuschließen ist, gerade bei wenig gefestigten Menschen.

    Eines jedoch scheint mir gewiss: Die heutige Gesellschaft ist bezüglich des Gewaltpotentials in Medien und Film in einem gewissen Sinne abgestumpft. Was früher noch für Aufregung gesorgt hätte, verhallt mittlerweile ungehört.

    Ob diese Abstumpfung nicht auch in einigen Fällen zur Senkung der individuellen Hemmschwelle führen kann, ist eine Frage, die meiner Meinung nach, zumindest nicht KATEGORISCH ausgeschlossen werden DARF.

    PS: Ob "Funny Games" in dieser Hinsicht gelungenes Statement ist, kann ich nicht beurteilen - aber darum ging es mir in diesem Kommentar auch nicht ;-)

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  22. @c.h.: Von allen 21 Kommentaren ist deiner mit Abstand der Beste - Glückwunsch! (Ernsthaft)

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  23. @ therudi: Danke. Man tut, was man kann... ;-)

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  24. wo die Kamera in den Nachrichten auch auf das letzte Opfer eines Terroranschlags noch fleißig „draufhält“, muss der Konsument, so er sich dieser medialen „Dauerbeschallung“ nicht entzieht, zwangsläufig abstumpfen.

    Hast du dafür Belege? Das bewegt sich exakt auf dem Niveau der Zensurfanatiker, nur dass due noch einen Schritt weiter gehst.

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  25. Das ist es ja gerade, dass Haneke hier im Prinzip für Zensur plädiert, das ist die logische Konsequenz. Was er an den Pranger zu stellen meint, ist genau das, womit Kunstbeschneidung scheinlegitimiert wird.

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  26. @ j.m.k. und mvv: Nein, ich habe natürlich keinerlei "Beweise" über einen Sachverhalt, der seit Jahren in der Forschung kontrovers diskutiert wird... ;-)

    Allerdings könnte man meinen, dass es "Beweis" genung ist, wenn Bilder, die vor Jahren für einen Skandal gesorgt hätten, heute ungehört verhallen. Ich bin davon überzeigt, dass der Faktor der "Gewöhnung" eine wichtige Rolle spielt: Ist man immer wieder bestimmten Bildern ausgesetzt, dann gewöhnt man sich an Diese.

    Im Übrigen bewege ich mich keineswegs auf dem Niveau irgendwelcher "Zensurfanatiker". Ihr vermischt (unfairerweise) beide, insbesondere MVV (Kunstbeschneidung), zwei unterschiedliche Ebenen.

    Ich finde es in der Tat nicht richtig, wenn YouTube solche Videos zeigt, um beim Saddam-Bsp. zu bleiben. Ebenfalls finde ich es pietätlos, wenn die Nachrichten in Nahaufnahme an Anschlagsopfer heranzommen, die Blut-bespritzte Straße zeigen. Neulich hatte eine der großen Sonntagszeitung ein Bild von dem Leichnam nach der Autopsie von einem der Mädchen, die durch Verwahrlosung gesorben sind, im Großformat.

    Das finde ich wiederwärtig und geschmacklos, und es in der Tat die Frage zu stellen, wo da die Grenze ist. Nennt es Zensur wenn ihr wollt, ich nenne es Selbstverantwortung der Medien.


    Ich plädiere jedoch keinesfalls für Zensur im Film (sprich in der Kunst). Ich liebe "Kill Bill" und verehre "Sin City", um zwei Bsp. zu nennen. Hier zu zensieren, ist sicherlich nicht der richtige Ansatz, da die angesprochenen Titel ja auch eine dazugehörige FSK-Einstufung haben.

    Noch ein Wort zu Haneke: Wenn er in "Funny Games" für die Zensur im Film (Kunst) plädiert, dann ist das sicherlich zu hinterfragen. Wenn er jedoch mehr Verantwortung seitens der Medien einfordert, dann wäre dieser Ansatz druchaus zu begrüßen. Aber noch mal: Habe den Film noch nicht gesehen, und kann in der Folge zu der Intention nicht wirklich was sagen, ;-)

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  27. @c.h.
    du verkennst eine Sache, oder lässt sie ausser acht.
    Seit gut 30 Jahren, wenn nicht länger, leben wir nun mal in einer Mediengesellschaft. Als in den 70er geborener ist diese Generation mit dem Tv aufgewachsen, die aktuelle mit Internet und Videospielen. Dass die Gewaltdarstellung immer drastischer wird, bestreite ich nicht, aber die Schlüsse die daraus gezogen werden sind die falschen. Die Unterscheidung zwischen fiktionaler und realer Gewalt, die ist weiterhin gegeben, bei Personen die sich mit diesen Medien (Videospiele, Horrofilme etc.) damit näher befassen (Fans) ist die Differenzierung durchaus gegeben. Diese Grenze zu überschreiten, also fiktionale Handlungen in reale Situationen umzusetzen ist immer noch groß genug, hat auch wenig mit einer zunehmend präsenten Gewalt zu tun. Wobei mir auch gerade auffällt, dass das Wort nicht so recht passt.
    Das was in den Nachrichten (zumindest in den seriösen) gezeigt wird ist nunmal die Wirklichkeit (Subjektivismus mal aussen vor).
    Und wenn Kinder ihre Beine durch Landminen verlieren oder Anschlagsopfer blutüberströmt umherlaufen, finde ich es gerade zu notwendig dies auch zu dokumentieren.

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  28. @ j.m.k.:


    Seit gut 30 Jahren, wenn nicht länger, leben wir nun mal in einer Mediengesellschaft.

    Ja, und? Natürlich ist das ein fortwährender Prozesse seit dem Tag, als Medien in den Alltag ganzer Gesellschaften getreten sind. Womit wir mal wieder im 19. Jd. sind, HAHA

    Die Unterscheidung zwischen fiktionaler und realer Gewalt, die ist weiterhin gegeben,[...]

    Ich habe an keiner Stelle meiner vorherigen Ausführungen "fiktionale Gwewalt" und "reale Gewalt" gleichgestellt. Und natürlich hast du Recht, dass es zwischen beiden Formen ein essentieller Unterscheid besteht.

    Diese Grenze zu überschreiten, also fiktionale Handlungen in reale Situationen umzusetzen ist immer noch groß genug,[...]

    Und das ist mir eben dann zu apodiktisch argumentiert: Natürlich reflektieren gerade "Fans" über Film, Literatur, etc. Und kein gefestigter Mensch würde auf die Idee kommen, das Gesehene Real werden zu lassen. Und trotzdem: Die Möglichkeit besteht eben doch, und das nicht nur theorethisch - Solche Fälle hat es ja gegeben.

    Und wenn Kinder ihre Beine durch Landminen verlieren oder Anschlagsopfer blutüberströmt umherlaufen, finde ich es gerade zu notwendig dies auch zu dokumentieren.

    Ähm, es besteht ein ganz gewaltiger Unterschied zwischen Dokumentieren, also Informieren, und dem plumpen "Kamera-draufhalten".

    Um dies auf dein Bsp. zu beziehen: Natürlich muss über solche Opfer berichtet werden, doch es kann nicht sein, dass die Kamera im Moment des Anschlags live dabei ist. Wobei ich solche Bilder bei uns in den Nachrichten noch nicht gesehen habe, somit ist dein Bsp. sowieso etwas "schief"

    Und um es mal pointiert zu überspitzen: Wenn dich die Beispiele aus den Medien, die ich in meinem Vor-Kommentar genannt habe, beim Sehen nicht mehr schockieren würden, dann könnte man durchaus zu dem Schluß kommen, dass bei dir in der Tat bereits ein gewisses Maß an Gewöhnung an medialer Gewalt eingetreten ist... ;-)

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