Now more than ever, we need the Jedi.
Der Super-Soldat ist ein bekanntes Element in Unterhaltungsmedien. Er ist zu finden in Charakteren wie Luc Deveraux aus Roland Emmerichs Universal Soldier oder in seiner wohl bekanntesten Form in der Marvel-Comicfigur des Captain America. Ähnlich wie andere Comicfiguren (Logan im Weapon-X-Programm) ist der Ursprung der Super-Soldaten - wie der Terminus „Soldat“ bereits impliziert - militärischer Natur. Der Drang danach, einen möglichst unbesiegbaren Krieger in den eigenen Reihen zu haben, der zugleich nicht nur schwer auszuschalten ist, sondern auch zugleich Gegner mit Leichtigkeit selber ausschalten kann. Ein bekanntes Element in Unterhaltungsmedien, aber natürlich im wahren Leben nicht praktizierbar. Oder doch? Der Journalist Jon Ronson veröffentlichte vor sechs Jahren seinen Roman The Men Who Stare at Goats. Ein Werk, das sich wie reine Fiktion liest, aber dennoch - amüsanter-, erschreckenderweise? - auf wahren Recherchen zu basieren scheint.
In sechzehn Kapiteln erzählt Ronson von Armeegenerälen, die glauben, durch Wände laufen zu können. Von Ziegenlaboratorien, wo der Herzschlag der Tiere durch reines Anstarren ausgesetzt werden sollte. Ronson berichtet über Foltermethoden im Irak, in denen Gefangene mehrere Stunden der Musik von amerikanischen Kinderfernsehsendungen wie Barney & Friends ausgesetzt wurden. Und natürlich vom First Earth Battalion, einer Militäreinheit, die aus Kriegermönchen bestehen sollte, die eins mit ihrer Umwelt sind und friedlich ihre Feinde unterjochen. Es sind unterschiedliche und bisweilen zusammenhangslose Beispiele, die Ronsons unter dem Motto des Militärs zu vereinen versucht. Ein Unterfangen, das ihm nur gelegentlich gelingt. Die ersten siebzig Seiten seines Buchs sind mit das Köstlichste, was man vermutlich in seinem Leben lesen wird. Allein die Einführung der Jedi Warrior ist grandios und urkomisch. Ein humoristischer Aspekt, den der Roman nicht durchgehend aufrecht erhalten kann. Was es Grant Heslovs Filmadaption nicht leichter macht.
Hier portraitiert Ewan McGregor nun Ronsons filmisches Alter Ego Bob Wilton. Einen Kleinstadtjournalisten, der sich gen Irak ins (Kriegsberichterstatter-)Abenteuer stürzen will, um seine Frau (Rebecca Mader) zu beeindrucken, die ihn für seinen Redakteur verlassen hat. Allerdings landet Bob statt im umkämpften Irak im stillen Kuwait, trifft dort eines Abends jedoch zufällig Lyn Cassady (George Clooney). In Bobs Köpfchen klingelt etwas, war Cassady doch ein Mitglied einer militärischen Einheit mit psychischen Fähigkeiten, von dem ihm ein ehemaliger Interviewpartner Monate zuvor erzählt hat. Seine einstige Recherche bringt ihm dann Cassadys Vertrauen ein, der überschwänglich auf seinem Hotelzimmer von unsichtbaren Jedi-Kriegern erzählt. Und von seinem Mentor und ehemaligen Vorgesetzten Bill Django (Jeff Bridges), dem Erfinder der New Earth Army. Bob riecht eine Story. Seine Story, auf die er nun schon so lange gewartet hat. Gemeinsam mit Cassady macht er sich endlich in den Irak auf, wo Lyn reklamiert, eine geheime Psych-Operation durchzuführen.
Regisseur Grant Heslov verwebt nun in Anbetracht der Umstände beziehungsweise Vorlage die jeweiligen Geschichten zu einer relativ stringenten Einheit. Wobei das Eis, auf dem sich hier bewegt wird, äußerst dünn ist, betrachtet man allein die Ausgangsbasis für Wiltons Unterfangen (nicht jeder verlassene Mann stürzt sich gleich in einen Krieg). Dass The Men Who Stare at Goats vor allem - ausschließlich? - von seinen absurden Momenten lebt, ist selbstverständlich. Und die Absurdität der Geschichte wird kanalisiert in Clooneys Figur des Super-Soldaten, Krieger-Mönch oder Jedi-Kriegers - wie man ihn auch nennen mag. Wurde der von der Presse zum neuen Cary Grant geadelte Amerikaner dieses Jahr für Jason Reitmans Tiefflieger Up in the Air nominiert, ist es vielmehr seine Leistung in seiner zweiten Literaturadaption in 2010, die Lob verdient. Der Amerikaner ist ein Komödiendarsteller, hier liegen seine Stärken, hier fühlt er sich Zuhause. Daran ändern auch akzeptable Leistungen wie in Michael Clayton oder Syriana wenig.
Besonders gut liegen dem Womanizer dabei paranoide Figuren wie die eines Ulysses Everett McGill in O Brother, Where Art Thou? oder Harry Pfarrer in Burn After Reading. Verständlich, dass ihm ein Charakter wie Lyn Cassady nahezu auf den Leib geschrieben scheint. Wenn ein langhaariger und beschnauzter Clooney dann in einer Rückblende aus seiner New-Earth-Army-Zeit losgelöst mit geschlossenen Augen vor sich hin tanzt, dann ist das seine ihm angeborene Komik. Dagegen kann dann auch Jeff Bridges kaum anspielen, wobei Bridges unter seiner wenig ausgearbeiteten Figur leidet. Ein ähnliches Schicksal erfahren dann auch Nick Offerman und Stephen Lang, die lediglich Gastrollen ausfüllen. Lediglich Kevin Spacey kann ein wenig punkten, allerdings nur in den Rückblenden. McGregor hat in Heslovs Film die bedauernswerte Aufgabe erhalten, den Einäugigen unter den Blinden zu geben, was nicht ein Mal dann sonderlich überzeugen kann, als er sich peu a peu und schließlich ganz auch das verbleibende Auge aussticht.
Dennoch hebt sich Heslovs Film selten über seine Durchschnittlichkeit. Besonders misslungen ist die Scheibchenweise erzählte Geschichte der New Earth Army, die ohne saubere Übergänge an Cassadys und Wiltons Gegenwartsmission geschnitten wurde. Zudem verliert sich der Film ein wenig im zweiten Akt, wenn mit Robert Patrick ein amerikanischer Geschäftsmann mit privater Sicherheitsfirma kurz und völlig sinnlos die Szenerie betritt, um so schnell wie er kam auch wieder in einer irakischen Seitenstraße zu verschwinden. Ein Schicksal, das die meisten Figuren erfahren, die nicht gerade „Cassady“ heißen oder wie Wilton den Erzähler der Geschichte geben. Auch die Jedi-Jokes auf Kosten von „Obi-Wan Kenobi“-Darsteller McGregor wirken spätestens nach dem fünften Mal ausgelutscht, wie auch die Finaleinstellung ausgesprochen misslungen ist und den zu Beginn verlauteten Ton der (Semi-)Seriosität konterkariert. Abgesehen davon ist The Men Who Stare at Goats aber eine kurzweilige und insofern gelungene Romanadaption.
Der Super-Soldat ist ein bekanntes Element in Unterhaltungsmedien. Er ist zu finden in Charakteren wie Luc Deveraux aus Roland Emmerichs Universal Soldier oder in seiner wohl bekanntesten Form in der Marvel-Comicfigur des Captain America. Ähnlich wie andere Comicfiguren (Logan im Weapon-X-Programm) ist der Ursprung der Super-Soldaten - wie der Terminus „Soldat“ bereits impliziert - militärischer Natur. Der Drang danach, einen möglichst unbesiegbaren Krieger in den eigenen Reihen zu haben, der zugleich nicht nur schwer auszuschalten ist, sondern auch zugleich Gegner mit Leichtigkeit selber ausschalten kann. Ein bekanntes Element in Unterhaltungsmedien, aber natürlich im wahren Leben nicht praktizierbar. Oder doch? Der Journalist Jon Ronson veröffentlichte vor sechs Jahren seinen Roman The Men Who Stare at Goats. Ein Werk, das sich wie reine Fiktion liest, aber dennoch - amüsanter-, erschreckenderweise? - auf wahren Recherchen zu basieren scheint.
In sechzehn Kapiteln erzählt Ronson von Armeegenerälen, die glauben, durch Wände laufen zu können. Von Ziegenlaboratorien, wo der Herzschlag der Tiere durch reines Anstarren ausgesetzt werden sollte. Ronson berichtet über Foltermethoden im Irak, in denen Gefangene mehrere Stunden der Musik von amerikanischen Kinderfernsehsendungen wie Barney & Friends ausgesetzt wurden. Und natürlich vom First Earth Battalion, einer Militäreinheit, die aus Kriegermönchen bestehen sollte, die eins mit ihrer Umwelt sind und friedlich ihre Feinde unterjochen. Es sind unterschiedliche und bisweilen zusammenhangslose Beispiele, die Ronsons unter dem Motto des Militärs zu vereinen versucht. Ein Unterfangen, das ihm nur gelegentlich gelingt. Die ersten siebzig Seiten seines Buchs sind mit das Köstlichste, was man vermutlich in seinem Leben lesen wird. Allein die Einführung der Jedi Warrior ist grandios und urkomisch. Ein humoristischer Aspekt, den der Roman nicht durchgehend aufrecht erhalten kann. Was es Grant Heslovs Filmadaption nicht leichter macht.
Hier portraitiert Ewan McGregor nun Ronsons filmisches Alter Ego Bob Wilton. Einen Kleinstadtjournalisten, der sich gen Irak ins (Kriegsberichterstatter-)Abenteuer stürzen will, um seine Frau (Rebecca Mader) zu beeindrucken, die ihn für seinen Redakteur verlassen hat. Allerdings landet Bob statt im umkämpften Irak im stillen Kuwait, trifft dort eines Abends jedoch zufällig Lyn Cassady (George Clooney). In Bobs Köpfchen klingelt etwas, war Cassady doch ein Mitglied einer militärischen Einheit mit psychischen Fähigkeiten, von dem ihm ein ehemaliger Interviewpartner Monate zuvor erzählt hat. Seine einstige Recherche bringt ihm dann Cassadys Vertrauen ein, der überschwänglich auf seinem Hotelzimmer von unsichtbaren Jedi-Kriegern erzählt. Und von seinem Mentor und ehemaligen Vorgesetzten Bill Django (Jeff Bridges), dem Erfinder der New Earth Army. Bob riecht eine Story. Seine Story, auf die er nun schon so lange gewartet hat. Gemeinsam mit Cassady macht er sich endlich in den Irak auf, wo Lyn reklamiert, eine geheime Psych-Operation durchzuführen.
Regisseur Grant Heslov verwebt nun in Anbetracht der Umstände beziehungsweise Vorlage die jeweiligen Geschichten zu einer relativ stringenten Einheit. Wobei das Eis, auf dem sich hier bewegt wird, äußerst dünn ist, betrachtet man allein die Ausgangsbasis für Wiltons Unterfangen (nicht jeder verlassene Mann stürzt sich gleich in einen Krieg). Dass The Men Who Stare at Goats vor allem - ausschließlich? - von seinen absurden Momenten lebt, ist selbstverständlich. Und die Absurdität der Geschichte wird kanalisiert in Clooneys Figur des Super-Soldaten, Krieger-Mönch oder Jedi-Kriegers - wie man ihn auch nennen mag. Wurde der von der Presse zum neuen Cary Grant geadelte Amerikaner dieses Jahr für Jason Reitmans Tiefflieger Up in the Air nominiert, ist es vielmehr seine Leistung in seiner zweiten Literaturadaption in 2010, die Lob verdient. Der Amerikaner ist ein Komödiendarsteller, hier liegen seine Stärken, hier fühlt er sich Zuhause. Daran ändern auch akzeptable Leistungen wie in Michael Clayton oder Syriana wenig.
Besonders gut liegen dem Womanizer dabei paranoide Figuren wie die eines Ulysses Everett McGill in O Brother, Where Art Thou? oder Harry Pfarrer in Burn After Reading. Verständlich, dass ihm ein Charakter wie Lyn Cassady nahezu auf den Leib geschrieben scheint. Wenn ein langhaariger und beschnauzter Clooney dann in einer Rückblende aus seiner New-Earth-Army-Zeit losgelöst mit geschlossenen Augen vor sich hin tanzt, dann ist das seine ihm angeborene Komik. Dagegen kann dann auch Jeff Bridges kaum anspielen, wobei Bridges unter seiner wenig ausgearbeiteten Figur leidet. Ein ähnliches Schicksal erfahren dann auch Nick Offerman und Stephen Lang, die lediglich Gastrollen ausfüllen. Lediglich Kevin Spacey kann ein wenig punkten, allerdings nur in den Rückblenden. McGregor hat in Heslovs Film die bedauernswerte Aufgabe erhalten, den Einäugigen unter den Blinden zu geben, was nicht ein Mal dann sonderlich überzeugen kann, als er sich peu a peu und schließlich ganz auch das verbleibende Auge aussticht.
Dennoch hebt sich Heslovs Film selten über seine Durchschnittlichkeit. Besonders misslungen ist die Scheibchenweise erzählte Geschichte der New Earth Army, die ohne saubere Übergänge an Cassadys und Wiltons Gegenwartsmission geschnitten wurde. Zudem verliert sich der Film ein wenig im zweiten Akt, wenn mit Robert Patrick ein amerikanischer Geschäftsmann mit privater Sicherheitsfirma kurz und völlig sinnlos die Szenerie betritt, um so schnell wie er kam auch wieder in einer irakischen Seitenstraße zu verschwinden. Ein Schicksal, das die meisten Figuren erfahren, die nicht gerade „Cassady“ heißen oder wie Wilton den Erzähler der Geschichte geben. Auch die Jedi-Jokes auf Kosten von „Obi-Wan Kenobi“-Darsteller McGregor wirken spätestens nach dem fünften Mal ausgelutscht, wie auch die Finaleinstellung ausgesprochen misslungen ist und den zu Beginn verlauteten Ton der (Semi-)Seriosität konterkariert. Abgesehen davon ist The Men Who Stare at Goats aber eine kurzweilige und insofern gelungene Romanadaption.
5.5/10
Ich muss dir recht geben, dass sich die Handlung bzw. die Charaktere ein wenig verlieren. Dennoch macht meiner Meinung nach, die scheibchenweise Erzählung der New Earth Army rasanter bzw. interessanter, JMO ;-)
AntwortenLöschenKonnte mit der Story irgendwie gar nix anfangen. Wäre Jeff Bridges hier nicht dabei und wäre der Trailer nicht so überzeugend gewesen hätte ich den Film wohl sein gelassen. Das Beste sieht man eh schon in eben diesem - mal wieder, leider!
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