3. März 2008

10,000 BC

Bring them down.

Es herrscht das Jahr 10.000 vor Christus - daher der Titel - und die Menschen bzw. ein Bergstamm schöpft sein Überleben aus der Jagd nach Mammuts. Diese sind in den letzten Jahren jedoch relativ rar geworden, weswegen vermehrt das eigene Orakel befragt wird. Als ein blauäugiges Mädchen zum Stamm stößt, eröffnet sich eine Prophezeiung, dass diese einst mit einem tapferen Krieger vermählt werden und ihr Volk in eine bessere Zukunft führen wird. Da sich der junge D’Leh in die kleine Evolet verliebt, bleibt ihm nichts anderes übrig als der beste Jäger seiner Altersklasse hervorzutreten. Einige Jahre später ist der Zeitpunkt der letzten Jagd gekommen und tatsächlich geht D’Leh (Steven Strait), der an sich nicht der optimale Führer seines Stammes ist, als Sieger aus der Jagd hervor. Kurz darauf treffen allerdings berittene höher zivilisierte Männer ein und nehmen die Mehrheit des Stammes als Sklaven, darunter auch Evolet (Camilla Belle). Das kann D’Leh nicht auf sich sitzen lassen und macht sich gemeinsam mit dem Dorfältesten Tic Tic (Cliff Curtis) und zwei anderen Jäger auf zur Verfolgungsjagd, während der Anführer der Fremden sich beginnt in Evolet zu verlieben. Nach einem halsbrecherischen Ausbruchsversuch verlieren D’Leh und Tic Tic ihre beiden Gefährten und müssen nun versuchen die umliegenden Stämme dazu zu bewegen, in eine finale Schlacht gegen die Unterdrücker zu ziehen.

Riesige Krawumm-Filme, die von ihrer Action und ihren Spezialeffekten leben, dafür steht eigentlich Michael Bay, allerdings bildet dies auch immer die Grundlagen vom German Master of Desaster, dem Regisseur Roland Emmerich. Mit Independence Day wurde er berühmt und lieferte seiner Zeit den erfolgreichsten Film aller Zeiten ab (auch wenn dieser natürlich inzwischen überboten wurde). Anschließend ließ er in chronologischer Reihenfolge erst Godzilla, dann Mel Gibson und schließlich die Erderwärmung auf die amerikanische Bevölkerung los, um sich dieses Mal ein nicht-amerikanisches Thema vorzunehmen, ohne Star Spangled Banner aber deswegen nicht gleich ohne Patriotismus. Für sein 130 Millionen Dollar teures Spektakel holte sich Emmerich unverbrauchte Gesichter für die beiden Hauptrollen an Bord und fand sie in Steven Strait (The Covenant) und Camilla Belle (When a Stranger Calls), als Drehbuchpartner engagierte er seinen österreichischen Komponisten Harald Kloser und drehte an Originalschauplätzen in Neuseeland und Namibia. Für die Trickeffekte zeichnen sich gleich zwei Effektstudios verantwortlich und arbeiteten zwei Jahre an den im Film auftretenden Mammuts, Säbelzahntiger und der landschaftlichen Umgebung. Dabei arbeitet Emmerich zum ersten Mal seit Indepence Day wieder mit einem so geringen Budget (auch wenn es noch aufgestockt worden zu sein scheint) wie bei 10,000 BC, während er für seine letzten drei Filme immer über hundert Millionen Dollar zur Verfügung gestellt bekommen hat.

Wie der Trailer verlautbart, erzählt Emmerichs neuester Film die erste (fiktive) Heldengeschichte der Menschheit und dass mit totaler Berechnung. Schließlich trägt Protagonist D’Leh einen Namen, der rückwärts gesprochen das deutsche Wort „Held“ ergibt. D’Leh ist also bereits ein Held, bevor er es selber weiß und während des Filmes zweifelt er durchweg an sich selbst und seiner Bestimmung. Vor allem da ihm mit dem besten Freund seines Vaters – der den Stamm vor Jahren verlassen hat, um nach einem Ausweg zu suchen – Tic Tic und dem designierten Stammesführer Ka’Ren zwei vollwertige mutige Krieger gegenüberstehen. D’Leh hingegen ist ein Romantiker, der an die große Liebe glaubt und diese in der von der Prophezeiung vorherbestimmten Evolet gefunden zu haben glaubt. So sehr, dass er ohne zu zögern den Mut aufbringt, einem ganzen fremdländischen Heer (das nach Tic Tics Andeutungen die Atlanter sein könnten) um ihretwillen nach zu jagen. Um was für ein Volk es sich hierbei handelt, woher sie kamen und was genau ihre Bestimmung ist, das wird nicht erklärt und spielt an sich auch kaum eine Rolle. Es ist eben da und versklavt die umliegenden nieder entwickelten Volksstämme zur Errichtung seiner Pyramiden und Stadtstrukturen.

Wie eingangs erwähnt muss man bei Emmerich dieselbe Schablone anlegen wie bei einem Michael Bay, seine Filme leben von ihren Spezialeffekten und werden von diesen zusammengehalten, da sie inhaltlich eher schwach sind. Letzteres ist auch hier erneut der Fall. Die Figuren in Emmerichs Werk sind schwach gezeichnet, wenn überhaupt und diejenigen die so etwas wie einen Charakter besitzen, sind nach Klischee strukturiert. Der inhaltliche Aufbau wird dabei Stück für Stück von deutschen Regisseur selbst sabotiert, D’Lehs Vater, der auszieht für letztendlich nichts und wieder nichts, das Orakel, die Prophezeiungen durch den ganzen Film hindurch, alles wirkt so konstruiert wie es ist, vorhersehbar und jegliche Spannung vermissend. Die Tatsache, dass man es hier mit verschiedenen menschlichen Kulturstämmen zu tun hat, die allesamt mit Mammuts, Säbelzahntiger und Riesensträußen co-existieren sind selbstverständlich historisch gesehen ganz großer Mumpitz.

Zudem dienen letztgenannte Geschöpfe für keinerlei höheren Zweck in Emmerichs Geschichte, allen voran der Säbelzahntiger, der einen Großteil der digitalen Effekte ausgemacht hat. Auch wie die Mammuts dargestellt werden, die wie kleine Hunde bei ihrer Flucht hüpfen und dabei jegliche physikalischen wie anatomischen Gesetze widerlegen, sorgt für ziemlichen Unmut. Der Gipfel des ganzen ist dann die hoch entwickelte Kultur der Sklaventreiber, die Pyramiden auf die Beine stellen und mit Schiffen fahren, auf welche die erste ägyptische Dynastie, die sechstausend Jahre später entstehen sollte, vor Neid erblasst wäre. Da versteht es sich von selbst, dass in dieser Kultur Mammuts als Nutztiere verwendet werden und irgendwie würde es einen auch nicht wundern, wenn eines von ihnen eine steinerne Variante eines Tomtom umgebunden hätte.

Inhaltlich bewegt sich Emmerichs klischeebeladener Film, der reichlich bei Steven Spielberg und Peter Jackson klaut und am Ende Emmerichs erstes Hollywoodvehikel Stargate zitiert, somit auf einem äußerst schwachen Gerüst. Verlassen tut er sich auf seine Spezialeffekte, die verschneite Schneelandschaften neben tropische Dschungel und ausgetrocknete Wüsten setzen. Auch die nahezu perfekt gebaute Stadt der Sklaventreiber wirkt ebenso wie die animierten Ur-Tiere ziemlich unglaubwürdig und wird allerhöchstens noch überboten von der missratenen Green-Screen-Einlage zu Beginn, als man D’Lehs Stammesdorf besucht. Gegen einen Transformers oder King Kong sehen Emmerichs Effekte aus als hätte er sie in einem Secondhand-Laden ersteigert.

Und bedenkt man dass sein Budget genauso hoch war, wie damals für Independence Day, jedoch nicht so namhafte Schauspieler (Will Smith, Jeff Goldblum, Bill Pullman) aufwarten kann, fragt man sich doch, was er stattdessen mit den ganzen Millionen gemacht hat. Wenn man sich schließlich gerade den Säbelzahntiger ansieht, der nicht billig gewesen sein dürfte, die Handlung allerdings kein Stück voranbringt oder spannend macht, wäre es besser gewesen, das Geld etwas geschickter zu verteilen. Der größte Fehler des Filmes dürfte jedoch gewesen sein, den Komponisten Kloser am Drehbuch mitschreiben zu lassen, was logischerweise dessen erste literarische Arbeit war (bedauerlicherweise jedoch nicht seine letzte, da er an Emmerichs neuestem Werk mitschreiben wird). Gegen 10,000 BC sieht The Patriot aus wie ein kleines Meisterwerk und Emmerich dürfte ohne Frage auf seinem (künstlerischen) Karrieretiefpunkt angekommen sein.

2.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision

4 Kommentare:

  1. ich glaube ich bin allein schon mit der HAndlung auf dem Papier heillos überfordert. Was soll das alles?

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  2. Der Trailer war doch gar nicht mal sooo übel. Aber von Emmerich habe ich auch ehrlich gesagt nichts erwartet. Jetzt wissen wir wenigstens V.Bleek von der TV Spielfilm mit durchaus vorzeigbar meint;-)

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  3. nach "day after tomorrow", der schlimmstenfalls solide zu bezeichnen ist, wäre schön gewesen, wenn er mehr in diese Richtung gegangen wäre.
    Aber so kommt halt wieder sein Ägypten-Faible zum Vorschein...

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  4. mal wieder nur ein mit effekten voll gebombten film von emerich. finde die story schon sehr stark unverschähmt angelehnt an mel gibsons genialem apocalyptico.
    das szenario (steinzeit) finde ich sehr spannen. kenne keinen (guten( film der dieses szenario aufgreift. könnte man bestimmt was gutes draus machen.

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