At your first opportunity, turn around.
Jugendliche Gewalt, ein Thema mit dem man heutzutage selbstverständlich vertraut ist. Kaum eine Woche vergeht, in der man nicht aus irgendeiner Region Deutschlands hört, dass eine Gruppe von Teenagern einen Gleichaltrigen, Rentner oder Erwachsenen krankenhausreif geschlagen haben. Mitunter werden auch billigend Todesfälle in Kauf genommen. Kein Problem das sich auf den deutschen Raum beschränkt und sicher auch keines, das seine Aktualität in unserer heutigen Zeit findet. Raub, Mord, Erpressung – alles schon da gewesen seit der Mensch das Antlitz der Erde erblickt hat. Der einzige Unterschied heute: wir nehmen es durch die Medien mehr wahr. Schuldige, wir brauchen Schuldige. Wer ist verantwortlich? Die Musik von Marilyn Manson oder doch Final Fantasy VII: Advent Children? Oder gar die Schule, beziehungsweise das Versäumen dieser?
Der Brite James Watkins gibt mit Eden Lake sein Debüt und beginnt seinen Film in einem Londoner Kindergarten. Hier sehen wir einige Kleinkinder, die brav und gehorsam an den Lippen von Kindergärtnerin Jenny (Kelly Reilly) hängen. Mit einem Strahlen entlässt Jenny die Zukunft ihres Landes und freut sich auf ein Wochenende auf dem Lande mit ihrem Freund Steve (Michael Fassbender). Die Fahrt aus dem Stadtzentrum untermalt Watkins mit einer Radioshow aus dem Off, die sich mit der Jugend von Heute und der Schule beschäftigt. Was für Auswirkungen hat es, wenn Kinder nicht mehr in die Schule gehen? Wer ist dafür verantwortlich? Die Eltern, die Erziehung? Dass sie ihre beschauliche Welt verlassen haben, merken Steve und Jenny ziemlich schnell. Teenager fahren bei Rot über die Ampel, deren Eltern klauen bereitwillig Parkplätze. Als Jenny einer Mutter, die ihr Kind schlägt, einen schockierten Blick zuwirft, merkt man Eden Lake bereits die Spannung an, die sich zwischen diesen Großstädtern und den Vorstadtdörflern zusammenbraut.
Am nächsten Tag geht es zu einem landschaftlichen See, dem Eden Lake, der aus einem Parkareal bestand, welches nun für Ferienwohnung herhalten wird. Was als beschauliches Wochenende geplant wurde, beginnt nunmehr zu eskalieren. Steven und Jenny legen sich mit dem pubertierenden Ricky (Thomas Gill) und seiner fünfköpfigen Gang (u. a. auch Thomas Turgoose aus This is England) an. Was für die Jugendlichen wahrscheinlich lange Zeit ein rebellischer Spaß ist, verkommt spätestens dann zum Ernst, als Steve aus Versehen Rickys Hündin tötet. Fortan muss das Mittelstandspaar aus der Großstadt um sein Leben rennen und es beginnt die altbekannte Horrorhatz im Wald, zwischen ortsfremden Opfern und ansässigen Tätern. Die eigentliche Prämisse, die Watkins zuvor zu implizieren scheint, lässt er dabei fallen und wendet sich stattdessen wieder dem Anfang des Filmes zu, dem Auslöser des Übels.
Bis Watkins es „krachen“ lässt, vergeht einige Zeit und selbst als er es krachen lässt, bleibt die geäußerte Gewalt relativ harmlos. Falls man bei Gewalt überhaupt von harmlos sprechen kann. Keine expliziten torture Szenen wie man sie aus Hostel oder Inside kennt, Watkins geht es weniger um die Gewalt per se, er zelebriert sie nicht. Vielmehr zeigt er sie als Teil eines größeren Ganzen. Die Motivation der Jugendlichen, die sich einem eröffnen mag, wenn man das Ferienhausschild sieht, auf welchem die „Yuppies“ beleidigt werden, spielt dabei keine Rolle. Dabei wäre hier durchaus eine Motivation für den Film zu finden: der Park der Dörfler wird umgebaut zu Ferienwohnungen für Großstädter. Hier muss Hass bestehen, gegen diese „Yuppies“ – doch Watkins zeichnet hier nicht die Ursache seines Konflikts. Stattdessen geht er zurück zum Anfang seiner Geschichte, zur Schule, zur Erziehung.
Jugendliche Gewalt, ein Thema mit dem man heutzutage selbstverständlich vertraut ist. Kaum eine Woche vergeht, in der man nicht aus irgendeiner Region Deutschlands hört, dass eine Gruppe von Teenagern einen Gleichaltrigen, Rentner oder Erwachsenen krankenhausreif geschlagen haben. Mitunter werden auch billigend Todesfälle in Kauf genommen. Kein Problem das sich auf den deutschen Raum beschränkt und sicher auch keines, das seine Aktualität in unserer heutigen Zeit findet. Raub, Mord, Erpressung – alles schon da gewesen seit der Mensch das Antlitz der Erde erblickt hat. Der einzige Unterschied heute: wir nehmen es durch die Medien mehr wahr. Schuldige, wir brauchen Schuldige. Wer ist verantwortlich? Die Musik von Marilyn Manson oder doch Final Fantasy VII: Advent Children? Oder gar die Schule, beziehungsweise das Versäumen dieser?
Der Brite James Watkins gibt mit Eden Lake sein Debüt und beginnt seinen Film in einem Londoner Kindergarten. Hier sehen wir einige Kleinkinder, die brav und gehorsam an den Lippen von Kindergärtnerin Jenny (Kelly Reilly) hängen. Mit einem Strahlen entlässt Jenny die Zukunft ihres Landes und freut sich auf ein Wochenende auf dem Lande mit ihrem Freund Steve (Michael Fassbender). Die Fahrt aus dem Stadtzentrum untermalt Watkins mit einer Radioshow aus dem Off, die sich mit der Jugend von Heute und der Schule beschäftigt. Was für Auswirkungen hat es, wenn Kinder nicht mehr in die Schule gehen? Wer ist dafür verantwortlich? Die Eltern, die Erziehung? Dass sie ihre beschauliche Welt verlassen haben, merken Steve und Jenny ziemlich schnell. Teenager fahren bei Rot über die Ampel, deren Eltern klauen bereitwillig Parkplätze. Als Jenny einer Mutter, die ihr Kind schlägt, einen schockierten Blick zuwirft, merkt man Eden Lake bereits die Spannung an, die sich zwischen diesen Großstädtern und den Vorstadtdörflern zusammenbraut.
Am nächsten Tag geht es zu einem landschaftlichen See, dem Eden Lake, der aus einem Parkareal bestand, welches nun für Ferienwohnung herhalten wird. Was als beschauliches Wochenende geplant wurde, beginnt nunmehr zu eskalieren. Steven und Jenny legen sich mit dem pubertierenden Ricky (Thomas Gill) und seiner fünfköpfigen Gang (u. a. auch Thomas Turgoose aus This is England) an. Was für die Jugendlichen wahrscheinlich lange Zeit ein rebellischer Spaß ist, verkommt spätestens dann zum Ernst, als Steve aus Versehen Rickys Hündin tötet. Fortan muss das Mittelstandspaar aus der Großstadt um sein Leben rennen und es beginnt die altbekannte Horrorhatz im Wald, zwischen ortsfremden Opfern und ansässigen Tätern. Die eigentliche Prämisse, die Watkins zuvor zu implizieren scheint, lässt er dabei fallen und wendet sich stattdessen wieder dem Anfang des Filmes zu, dem Auslöser des Übels.
Bis Watkins es „krachen“ lässt, vergeht einige Zeit und selbst als er es krachen lässt, bleibt die geäußerte Gewalt relativ harmlos. Falls man bei Gewalt überhaupt von harmlos sprechen kann. Keine expliziten torture Szenen wie man sie aus Hostel oder Inside kennt, Watkins geht es weniger um die Gewalt per se, er zelebriert sie nicht. Vielmehr zeigt er sie als Teil eines größeren Ganzen. Die Motivation der Jugendlichen, die sich einem eröffnen mag, wenn man das Ferienhausschild sieht, auf welchem die „Yuppies“ beleidigt werden, spielt dabei keine Rolle. Dabei wäre hier durchaus eine Motivation für den Film zu finden: der Park der Dörfler wird umgebaut zu Ferienwohnungen für Großstädter. Hier muss Hass bestehen, gegen diese „Yuppies“ – doch Watkins zeichnet hier nicht die Ursache seines Konflikts. Stattdessen geht er zurück zum Anfang seiner Geschichte, zur Schule, zur Erziehung.
Rickys Gang ist ein Paradebeispiel für das Klischee der heutigen Jugend. Fünf Jungen, ein Mädchen. Jenes adaptiert die aggressive Verhaltensweise der anderen. Anführer ist dabei ganz klar Ricky, der seine manischen Wutanfälle von Daheim bekommen zu haben scheint. Die Wohnzimmertür eingeschlagen, doch den Vater kümmert das kaum. Malträtiert werden unschuldige Tiere oder der pakistanische Junge Adam, bei Abwesenheit des einen wie des anderen auch gerne die Schwächeren in der eigenen Gruppe. Dass sich die Eltern dieser Teenager wenig um sie kümmern merkt man daran, dass sie tagelang im Wald bleiben, ohne dass es großartig auffällt. Dass Rickys gestörte Persönlichkeit jedoch nicht unbedingt von zu Hause vorkonditioniert sein muss, beweist später sein älterer Bruder, der immerhin relativ normal erscheint. Daher dürfte Ricky durchaus eine soziopathische Ader haben, die er später auch über Gruppenzwang mittels „Happy Slapping“ auslebt.
Es ist eine ziellose Jugend, die Watkins in Eden Lake präsentiert. Den Eltern ist die Erziehung ihrer Kinder egal und das hat selbstverständlich Auswirkungen auf diese, wenn sie sich den ganzen Tag alleine unter sich im Wald herumtreiben. Hier zieht Watkins den Kontrast zu Jennys Kindergartenklasse zu Beginn. Dass es sich hierbei jedoch um ein verfälschendes Bild der Landkultur handelt, weiß man, wenn man sich etwas mit der jugendlichen Gewaltszene in Englands Großstädten, speziell London, auseinander setzt. Viel Neues präsentiert Watkins dabei nicht unbedingt, das Muster ist vorgegeben, viele Genreklischees werden bedient, sowie einige Logiklöcher. So haben die Täter im Wald beispielsweise besten Handyempfang, während dies den Tätern versagt bleibt. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, vielmehr gefällt Eden Lake durch seine schonungslose Kompromisslosigkeit, die der Film bis zur letzten Einstellung durchzuziehen weiß. Sahnehäubchen ist dabei Kelly Reilly, die selbst blut- und dreckverschmiert immer noch ungemein sexy durch den Wald stolpern darf. Letztlich ist Eden Lake dank seiner Thematik ein durchaus unterhaltsamer, etwas überdurchschnittlicher Horror-Thriller.
7/10 - erschienen bei Wicked-Vision
Es ist eine ziellose Jugend, die Watkins in Eden Lake präsentiert. Den Eltern ist die Erziehung ihrer Kinder egal und das hat selbstverständlich Auswirkungen auf diese, wenn sie sich den ganzen Tag alleine unter sich im Wald herumtreiben. Hier zieht Watkins den Kontrast zu Jennys Kindergartenklasse zu Beginn. Dass es sich hierbei jedoch um ein verfälschendes Bild der Landkultur handelt, weiß man, wenn man sich etwas mit der jugendlichen Gewaltszene in Englands Großstädten, speziell London, auseinander setzt. Viel Neues präsentiert Watkins dabei nicht unbedingt, das Muster ist vorgegeben, viele Genreklischees werden bedient, sowie einige Logiklöcher. So haben die Täter im Wald beispielsweise besten Handyempfang, während dies den Tätern versagt bleibt. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, vielmehr gefällt Eden Lake durch seine schonungslose Kompromisslosigkeit, die der Film bis zur letzten Einstellung durchzuziehen weiß. Sahnehäubchen ist dabei Kelly Reilly, die selbst blut- und dreckverschmiert immer noch ungemein sexy durch den Wald stolpern darf. Letztlich ist Eden Lake dank seiner Thematik ein durchaus unterhaltsamer, etwas überdurchschnittlicher Horror-Thriller.
7/10 - erschienen bei Wicked-Vision
Hört sich interessant an, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es sich nicht doch um einen spekulativen Flick handelt, der lediglich auf ein aktuelles gesellschaftliches Thema setzt. Die Paralellen zu Funny Games erschließen sich mir aus Deinem Text. Ich bin gespannt.
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