Das Konzept ist nicht unbedingt genial aber dennoch erstaunlich gut umgesetzt. Außerirdische. Sie existieren nicht nur, nein, sie leben direkt unter uns! Und das nicht irgendwo, sondern ironischerweise direkt in Roswell, New Mexico. Hier soll am 8. Juli 1947 ein unbekanntes Flugobjekt, kurz UFO genannt, abgestürzt sein. Ein lebender Mythos, der in vielerlei Filme und Serien Einzug gefunden hat, unter anderem The X Files oder Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull. Der Vorfall in Roswell war die Geburtsstunde der UFOlogen, spaltete die Gesellschaft endgültig in das Lager der Gläubigen und Skeptiker. Für Roswell selbst kann dies im Grunde egal sein, die Stadt erfreut sich nunmehr bester Touristik. Doch was wäre wenn nun tatsächlich Außerirdische in Roswell abgestürzt sind? Und was wäre, wenn die mitten unter uns leben und keiner weiß etwas davon? Bis zu dem Tag, an dem sie sich outen.
Vor zehn Jahren verfasste Melinda Metz die Buchserie Roswell High. In jener Geschichte geht es um die drei Alien-Mensch-Hybriden Max, Isabel und Michael, die in Roswell, New Mexico zur Schule gehen und ein relativ sorgenfreies Leben führen. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem die Kellnerin Liz angeschossen wird und Max ihr das Leben rettet. Anschließend werden auch zwei weitere Mitschüler in das Geheimnis eingeweiht und neben einer Sondereinheit des FBI ist auch der örtliche Sheriff Valenti auf die Teenager aufmerksam geworden. Und weil das alles nicht bereits genug ist, verlieben sich Max und Liz auch noch ineinander, was die Situation nicht nur allgemein verkompliziert, sondern auch hinsichtlich des Schicksals der Außerirdischen große Probleme bereitet. Soziale Themen wie teen angst, coming of age, erste Liebe und häuslicher Missbrauch finden Einzug in dieses Sci-Fi-Gewand einer Fernsehserie.
Bereits 1999 fand die Serie von Metz dann ihre Adaption im US-Fernsehen. Jason Katims trat als Schöpfer der Serie auf und ist eine von mehreren Antriebskräften der Serie gewesen. Zu diesen gehört auch Jonathan Frakes, der allein durch seine Star Trek-Vergangenheit mit dem Thema der Außerirdischen verwurzelt ist. Frakes trat nicht als Mitproduzent und dreimaliger Regisseur in der ersten Staffel auf, sondern spielte sich dabei auch zweimal selbst. Besonders viel Selbstironie bewies er dabei in der Folge The Convention, in der er wünscht mit demselben Respekt wie der Kollegen Shatner behandelt zu werden. Im Vergleich zur Buchserie verzichtete Katims in Roswell dann auf einige der Alien-Hybriden und konzentrierte sich vielmehr hauptsächlich auf die Gemeinschaft der Sechs (Max, Michael, Isabel, Liz, Maria, Alex). Als Antagonist existierte im Grunde einzig Sheriff Valenti (William Sadler), auch wenn mit den beiden FBI-Agenten Tupolsky (Julie Benz) und Pierce (David Conrad) gelegentlich andere Gegenspieler auftraten.
Essentiell für den Erfolg der Serie ist neben ihrem interessanten Grundkonzept auch die Besetzung des Schauspielensembles gewesen. Für die Rolle des Alien-Anführers Max Evans hatte damals der inzwischen verstorbene Heath Ledger vorgesprochen, doch ging die Rolle stattdessen an Jason Behr, der zuvor bereits in der zweiten Staffel von Dawson’s Creek zu sehen war. Andere Darsteller, wie Katherine Heigl, Shiri Appleby und Nick Wechsler, sprachen für alle möglichen Rollen vor, ehe sie ihren individuellen Figuren zugeordnet wurden. Während manche Darsteller wie Majandra Delfino oder Nick Wechsler inzwischen kaum noch in den Medien zu sehen sind, hat es besonders Katherine Heigl letztlich geschafft sich durchzusetzen und wurde im vergangen Jahr sogar für ihre Rolle in Grey’s Anatomy mit einem Emmy ausgezeichnet.
Ohne Umschweife beginnt Roswell bei seiner Geschichte. In der Pilot-Folge rettet Max Evans (Jason Behr) nach einer Schießerei im Crashdown Restaurant seiner Mitschülerin und dortigen Kellnerin Liz Parker (Shiri Appleby) das Leben. Das entgeht dieser natürlich nicht und auch nicht dem Sheriff. Mit jener Aktion ändert sich das Leben für eine Vielzahl von Beteiligten. Durch Valenti wird das FBI auf den Plan gerufen und Valenti selbst ist fortan hinter Max her. Eine Veränderung in seinem Verhalten findet erst in der Folge The Convention statt, als Max’ Leben durch einen Bekannten Valentis bedroht wird. Da Liz nun mal ein pubertierendes Mädchen ist, kann sie Max’ großes Geheimnis nicht lange vor ihrer besten Freundin Maria DeLuca (Majandra Delfino) geheim halten.
Dies sorgt für Spannungen unter den Alien-Mensch-Hybriden, insbesondere bei Michael Guerin (Brendan Fehr). Doch während es zwischen Max und Liz kurz darauf anfängt zu knistern, kann auch Michael den Reizen von Maria nicht widerstehen. Sehr zum Missfallen von Max’ Schwester Isabel (Katherine Heigl), die sich versucht den nerdigen Alex Whitman (Colin Hanks) vom Hals zu halten. Da Alex lange Zeit ebenfalls nicht eingeweiht wird, entstehen auch hier Spannungen zwischen ihm und Liz – nicht zu vergleichen jedoch mit der Neugier von Liz’ Ex-Freund Kyle (Nick Wechsler) und der ominösen neuen Schülerin Tess (Emilie de Ravin). In Roswell beginnen allmählich die Emotionen hochzukochen.
Die erste Staffel von Roswell ist nach verschiedenen Schemen durchstrukturiert. Das erste Drittel der Staffel wird von den Nachforschungen von Agent Tupolsky beherrscht, welche die Schule als Vertrauenslehrerin getarnt besucht. Damals relativ unbekannt erfreut sich nun das Dexter-Herz an Julie Benz als tougher Agentin in sieben Episoden. Eine Rolle die vollkommen anders wirkt, als ihr Part in Dexter. Damit ist die Benz neben Jonathan Frakes das einzig bekannte Gesicht, welches sich auf eine „Gastrolle“ einlässt in der ersten Staffel. Nachdem die Tupolsky aufgeflogen ist, beginnt das zweite Drittel der Staffel. Jenes wird bestimmt durch Valentis Nachforschungen, insbesondere aber von der Beziehung zwischen Max und Liz. Unter den Augen des FBI war es in den ersten Folgen nie ein Thema, ob oder dass die beiden zusammen kommen. Viel wichtiger war es, nicht aufzufliegen. Da die Tupolsky Roswell anschließend aber verlassen hat, fällt es gerade Max immer schwerer, seinen Gefühlen für Liz zu widerstehen.
Der erste Kuss folgt dann auch bald nach Tupolskys Abschied, in der darauf folgenden Episode Heat Wave. Doch sein Verantwortungsbewusstsein nötigt Max schon eine Folge später dazu mit Liz Schluss zu machen. Letztlich steht sie nur im Weg, planen die Außerirdischen, jedoch vor allem Michael, ihre Rückkehr zum Heimatplaneten. Max will sich hier keinen unnötigen emotionalen Ballast aufladen, ist er sich doch insgeheim bewusst, dass eine Beziehung zwischen ihren beiden Spezies nicht funktionieren kann. Die Kehrtwendung folgt dann mit der Einleitung ins letzte und beste Drittel der ersten Staffel. In Sexual Healing kommen nicht nur Max und Liz endlich zusammen, sondern die Dramatik der Serie beginnt sich jetzt auch für den finalen Höhepunkt zu entfalten.
Neben der Sci-Fi-Thematik spielen die romantischen Elemente, die mit den coming of age und teen angst Themen verwoben werden, eine entscheidende Rolle. Vor allem die Begegnung der beiden Spezies in den Beziehungen der Jugendlichen spielt sich fast schon auf einer Metaebene ab. Ausdrucksstark besonders die Beziehung von Max und Liz, erhalten ihre sexuellen Treffen durch die gegenseitigen Visionen, speziell die von Liz, eine enorm wichtige Bedeutung (auf humoristische Weise in Sexual Healing umgesetzt). Die pubertierende Phase der Figuren greift Roswell dabei sehr geschickt auf. Die Entfremdung zwischen Elternteil und Kind wird mehrfach angesprochen und macht im Grunde vor keiner Figur Halt.
So freut sich gerade der Macho Kyle enorm auf das alljährliche Vater-Sohn-Camping, stellen diese zwei Tage doch die einzige, direkte Zeit mit seinem viel beschäftigten Erzeuger dar. Auch Liz’ Eltern fühlen ihre Tochter langsam aus ihren Finger gleiten. Früher wurde immer über alles gesprochen und jetzt beginnt das eigene Fleisch und Blut auf einmal Geheimnisse zu haben. Eine komplizierte Phase, die Katims gebührend zu würdigen weiß und nicht vernachlässigt, Alien-Thema hin oder her. Auch vor anderen, ernsten Themen macht die Serie keinen Halt. So dreht sich in Independence Day alles um den häuslichen Missbrauch von Michaels Adoptivvater. Der Konflikt, der zuvor bereits zwischen den Zeilen angesprochen wurde, kulminiert hier.
Eigentlich nimmt das coming of age in Roswell sogar einen sehr großen Raum ein, bedenkt man, dass über die Herkunft und Identität der Außerirdischen wenig in Erfahrung gebracht wird. In Folgen wie River Dog oder The Balance setzt sich die Gruppe mit den Weisheiten des alten amerikanischen Ureinwohners River Dog auseinander, der vor vierzig Jahren bereits Kontakt mit einem Außerirdischen namens Nasedo geknüpft hat. Besonders für Michael, der keine geordneten Familienverhältnisse besitzt, wird Nasedo nun zur vollkommenen Hoffnung, von der er sich Antworten und eine mögliche Rückkehr verspricht. Zur Mitte der Staffel hin beginnt auch Nasedo mit der Gruppe in Kontakt zu treten und outete sich letztlich in Tess, Lies and Videotape vollständig als Beschützer, während er in den finalen drei Episoden eine essentielle Rolle spielt. Auch die Ankunft von Tess in Roswell erschüttert die vorherigen Ereignisse, betritt die Handlung doch eine neue Ebene.
Das Schicksal der Gruppe wird schließlich in Four Square angedeutet und im Staffelfinale Destiny vollends enthüllt. Die Aliens stammen von dem Planeten Antar, welchen Max als König beherrscht. Aber sein Volk ist inzwischen einer Tyrannei ausgesetzt, weshalb man die Königsfamilie (Max, seine Frau Tess, seine Schwester Isabel und deren Mann Michael) geklont und auf die Erde geschickt hat. Jenes Staffelfinale bildet nun die dramatische Klimax. Hier betritt Roswell einen Pfad, den eine Fernsehserie äußerst selten begeht, wenn auch nicht auf eine dermaßen ungewöhnliche Weise wie in der japanischen Anime-Serie Gilgamesh geschehen. Was es genau mit der außerirdischen Komponente auf sich hat, wird in den anderen beiden Staffel noch zur Genüge erklärt. Als Ausgang für die erste Staffel ist diese Eröffnung durchaus ein akzeptables Ende.
Insgesamt ist Roswell eine überaus gelungene Serie, die gekonnt Elemente der ersten Liebe wie sie auch in Dawson’s Creek und anderen Serien zu finden sind mit einer interessanten, phantastischen Geschichte zu verbinden weiß. Dabei nimmt sich die Serie nicht allzu ernst und versucht sich oft in kleineren Auflockerungen für das Publikum. Schwachpunkte lassen sich jedoch nicht leugnen, und hierzu zählt speziell die Figur von Michael. Sein rebellisches Verhalten selbst gegenüber Max und Isabel ist durchaus verständlich und bisweilen auch gerechtfertigt. Allerdings wirkt dies durch seine Redundanz mehr als zäh nach über einem Dutzend Folgen. Auch werden Fragen aufgeworfen, die keine Antwort erfahren. Scheinbar war Michael schon immer so, was aber der „Vorprogrammierung“ in Destiny widerspricht. Auch wurde in Four Squares eröffnet, dass sich die drei Freunde bereits in der Raumkapsel begegnet sind, was den Geschehnissen aus The Balance zuwider läuft.
Die Figur des Michael wirkt also etwas flach ausgearbeitet, ebenso wie das Innenleben von Isabel nicht sonderlich ergründet wird. So überrascht es einen, wie sie sich plötzlich von einer Folge auf die andere mit Alex einlässt. Die schwächste Phase hat die Serie dann auch in ihrem zweiten Drittel, in welchem keine wirkliche Weiterentwicklung stattfindet, wenn Max und Liz in ihren Gefühlen hin und her schwanken. Dafür sind die finalen fünf Folgen sehr stringent und spannend miteinander verknüpft, sodass neben der Pilot-Folge auch die letzten drei Episoden Max to the Max, The White Room und Destiny keine Wünsche offenlassen und dabei von kaum weniger schlechten Episoden (Four Squares, Tess, Lies and Videotape, The Morning After) ergänzt werden. Jason Katims Roswell ist unterhaltsam, amüsant und mit einer packenden Grundstory versehen, sodass die erste Staffel der kurzlebigen Serie zu den Highlights der Seriengeschichte des letzten Jahrzehnts zu rechnen ist.
9/10
Vor zehn Jahren verfasste Melinda Metz die Buchserie Roswell High. In jener Geschichte geht es um die drei Alien-Mensch-Hybriden Max, Isabel und Michael, die in Roswell, New Mexico zur Schule gehen und ein relativ sorgenfreies Leben führen. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem die Kellnerin Liz angeschossen wird und Max ihr das Leben rettet. Anschließend werden auch zwei weitere Mitschüler in das Geheimnis eingeweiht und neben einer Sondereinheit des FBI ist auch der örtliche Sheriff Valenti auf die Teenager aufmerksam geworden. Und weil das alles nicht bereits genug ist, verlieben sich Max und Liz auch noch ineinander, was die Situation nicht nur allgemein verkompliziert, sondern auch hinsichtlich des Schicksals der Außerirdischen große Probleme bereitet. Soziale Themen wie teen angst, coming of age, erste Liebe und häuslicher Missbrauch finden Einzug in dieses Sci-Fi-Gewand einer Fernsehserie.
Bereits 1999 fand die Serie von Metz dann ihre Adaption im US-Fernsehen. Jason Katims trat als Schöpfer der Serie auf und ist eine von mehreren Antriebskräften der Serie gewesen. Zu diesen gehört auch Jonathan Frakes, der allein durch seine Star Trek-Vergangenheit mit dem Thema der Außerirdischen verwurzelt ist. Frakes trat nicht als Mitproduzent und dreimaliger Regisseur in der ersten Staffel auf, sondern spielte sich dabei auch zweimal selbst. Besonders viel Selbstironie bewies er dabei in der Folge The Convention, in der er wünscht mit demselben Respekt wie der Kollegen Shatner behandelt zu werden. Im Vergleich zur Buchserie verzichtete Katims in Roswell dann auf einige der Alien-Hybriden und konzentrierte sich vielmehr hauptsächlich auf die Gemeinschaft der Sechs (Max, Michael, Isabel, Liz, Maria, Alex). Als Antagonist existierte im Grunde einzig Sheriff Valenti (William Sadler), auch wenn mit den beiden FBI-Agenten Tupolsky (Julie Benz) und Pierce (David Conrad) gelegentlich andere Gegenspieler auftraten.
Essentiell für den Erfolg der Serie ist neben ihrem interessanten Grundkonzept auch die Besetzung des Schauspielensembles gewesen. Für die Rolle des Alien-Anführers Max Evans hatte damals der inzwischen verstorbene Heath Ledger vorgesprochen, doch ging die Rolle stattdessen an Jason Behr, der zuvor bereits in der zweiten Staffel von Dawson’s Creek zu sehen war. Andere Darsteller, wie Katherine Heigl, Shiri Appleby und Nick Wechsler, sprachen für alle möglichen Rollen vor, ehe sie ihren individuellen Figuren zugeordnet wurden. Während manche Darsteller wie Majandra Delfino oder Nick Wechsler inzwischen kaum noch in den Medien zu sehen sind, hat es besonders Katherine Heigl letztlich geschafft sich durchzusetzen und wurde im vergangen Jahr sogar für ihre Rolle in Grey’s Anatomy mit einem Emmy ausgezeichnet.
Ohne Umschweife beginnt Roswell bei seiner Geschichte. In der Pilot-Folge rettet Max Evans (Jason Behr) nach einer Schießerei im Crashdown Restaurant seiner Mitschülerin und dortigen Kellnerin Liz Parker (Shiri Appleby) das Leben. Das entgeht dieser natürlich nicht und auch nicht dem Sheriff. Mit jener Aktion ändert sich das Leben für eine Vielzahl von Beteiligten. Durch Valenti wird das FBI auf den Plan gerufen und Valenti selbst ist fortan hinter Max her. Eine Veränderung in seinem Verhalten findet erst in der Folge The Convention statt, als Max’ Leben durch einen Bekannten Valentis bedroht wird. Da Liz nun mal ein pubertierendes Mädchen ist, kann sie Max’ großes Geheimnis nicht lange vor ihrer besten Freundin Maria DeLuca (Majandra Delfino) geheim halten.
Dies sorgt für Spannungen unter den Alien-Mensch-Hybriden, insbesondere bei Michael Guerin (Brendan Fehr). Doch während es zwischen Max und Liz kurz darauf anfängt zu knistern, kann auch Michael den Reizen von Maria nicht widerstehen. Sehr zum Missfallen von Max’ Schwester Isabel (Katherine Heigl), die sich versucht den nerdigen Alex Whitman (Colin Hanks) vom Hals zu halten. Da Alex lange Zeit ebenfalls nicht eingeweiht wird, entstehen auch hier Spannungen zwischen ihm und Liz – nicht zu vergleichen jedoch mit der Neugier von Liz’ Ex-Freund Kyle (Nick Wechsler) und der ominösen neuen Schülerin Tess (Emilie de Ravin). In Roswell beginnen allmählich die Emotionen hochzukochen.
Die erste Staffel von Roswell ist nach verschiedenen Schemen durchstrukturiert. Das erste Drittel der Staffel wird von den Nachforschungen von Agent Tupolsky beherrscht, welche die Schule als Vertrauenslehrerin getarnt besucht. Damals relativ unbekannt erfreut sich nun das Dexter-Herz an Julie Benz als tougher Agentin in sieben Episoden. Eine Rolle die vollkommen anders wirkt, als ihr Part in Dexter. Damit ist die Benz neben Jonathan Frakes das einzig bekannte Gesicht, welches sich auf eine „Gastrolle“ einlässt in der ersten Staffel. Nachdem die Tupolsky aufgeflogen ist, beginnt das zweite Drittel der Staffel. Jenes wird bestimmt durch Valentis Nachforschungen, insbesondere aber von der Beziehung zwischen Max und Liz. Unter den Augen des FBI war es in den ersten Folgen nie ein Thema, ob oder dass die beiden zusammen kommen. Viel wichtiger war es, nicht aufzufliegen. Da die Tupolsky Roswell anschließend aber verlassen hat, fällt es gerade Max immer schwerer, seinen Gefühlen für Liz zu widerstehen.
Der erste Kuss folgt dann auch bald nach Tupolskys Abschied, in der darauf folgenden Episode Heat Wave. Doch sein Verantwortungsbewusstsein nötigt Max schon eine Folge später dazu mit Liz Schluss zu machen. Letztlich steht sie nur im Weg, planen die Außerirdischen, jedoch vor allem Michael, ihre Rückkehr zum Heimatplaneten. Max will sich hier keinen unnötigen emotionalen Ballast aufladen, ist er sich doch insgeheim bewusst, dass eine Beziehung zwischen ihren beiden Spezies nicht funktionieren kann. Die Kehrtwendung folgt dann mit der Einleitung ins letzte und beste Drittel der ersten Staffel. In Sexual Healing kommen nicht nur Max und Liz endlich zusammen, sondern die Dramatik der Serie beginnt sich jetzt auch für den finalen Höhepunkt zu entfalten.
Neben der Sci-Fi-Thematik spielen die romantischen Elemente, die mit den coming of age und teen angst Themen verwoben werden, eine entscheidende Rolle. Vor allem die Begegnung der beiden Spezies in den Beziehungen der Jugendlichen spielt sich fast schon auf einer Metaebene ab. Ausdrucksstark besonders die Beziehung von Max und Liz, erhalten ihre sexuellen Treffen durch die gegenseitigen Visionen, speziell die von Liz, eine enorm wichtige Bedeutung (auf humoristische Weise in Sexual Healing umgesetzt). Die pubertierende Phase der Figuren greift Roswell dabei sehr geschickt auf. Die Entfremdung zwischen Elternteil und Kind wird mehrfach angesprochen und macht im Grunde vor keiner Figur Halt.
So freut sich gerade der Macho Kyle enorm auf das alljährliche Vater-Sohn-Camping, stellen diese zwei Tage doch die einzige, direkte Zeit mit seinem viel beschäftigten Erzeuger dar. Auch Liz’ Eltern fühlen ihre Tochter langsam aus ihren Finger gleiten. Früher wurde immer über alles gesprochen und jetzt beginnt das eigene Fleisch und Blut auf einmal Geheimnisse zu haben. Eine komplizierte Phase, die Katims gebührend zu würdigen weiß und nicht vernachlässigt, Alien-Thema hin oder her. Auch vor anderen, ernsten Themen macht die Serie keinen Halt. So dreht sich in Independence Day alles um den häuslichen Missbrauch von Michaels Adoptivvater. Der Konflikt, der zuvor bereits zwischen den Zeilen angesprochen wurde, kulminiert hier.
Eigentlich nimmt das coming of age in Roswell sogar einen sehr großen Raum ein, bedenkt man, dass über die Herkunft und Identität der Außerirdischen wenig in Erfahrung gebracht wird. In Folgen wie River Dog oder The Balance setzt sich die Gruppe mit den Weisheiten des alten amerikanischen Ureinwohners River Dog auseinander, der vor vierzig Jahren bereits Kontakt mit einem Außerirdischen namens Nasedo geknüpft hat. Besonders für Michael, der keine geordneten Familienverhältnisse besitzt, wird Nasedo nun zur vollkommenen Hoffnung, von der er sich Antworten und eine mögliche Rückkehr verspricht. Zur Mitte der Staffel hin beginnt auch Nasedo mit der Gruppe in Kontakt zu treten und outete sich letztlich in Tess, Lies and Videotape vollständig als Beschützer, während er in den finalen drei Episoden eine essentielle Rolle spielt. Auch die Ankunft von Tess in Roswell erschüttert die vorherigen Ereignisse, betritt die Handlung doch eine neue Ebene.
Das Schicksal der Gruppe wird schließlich in Four Square angedeutet und im Staffelfinale Destiny vollends enthüllt. Die Aliens stammen von dem Planeten Antar, welchen Max als König beherrscht. Aber sein Volk ist inzwischen einer Tyrannei ausgesetzt, weshalb man die Königsfamilie (Max, seine Frau Tess, seine Schwester Isabel und deren Mann Michael) geklont und auf die Erde geschickt hat. Jenes Staffelfinale bildet nun die dramatische Klimax. Hier betritt Roswell einen Pfad, den eine Fernsehserie äußerst selten begeht, wenn auch nicht auf eine dermaßen ungewöhnliche Weise wie in der japanischen Anime-Serie Gilgamesh geschehen. Was es genau mit der außerirdischen Komponente auf sich hat, wird in den anderen beiden Staffel noch zur Genüge erklärt. Als Ausgang für die erste Staffel ist diese Eröffnung durchaus ein akzeptables Ende.
Insgesamt ist Roswell eine überaus gelungene Serie, die gekonnt Elemente der ersten Liebe wie sie auch in Dawson’s Creek und anderen Serien zu finden sind mit einer interessanten, phantastischen Geschichte zu verbinden weiß. Dabei nimmt sich die Serie nicht allzu ernst und versucht sich oft in kleineren Auflockerungen für das Publikum. Schwachpunkte lassen sich jedoch nicht leugnen, und hierzu zählt speziell die Figur von Michael. Sein rebellisches Verhalten selbst gegenüber Max und Isabel ist durchaus verständlich und bisweilen auch gerechtfertigt. Allerdings wirkt dies durch seine Redundanz mehr als zäh nach über einem Dutzend Folgen. Auch werden Fragen aufgeworfen, die keine Antwort erfahren. Scheinbar war Michael schon immer so, was aber der „Vorprogrammierung“ in Destiny widerspricht. Auch wurde in Four Squares eröffnet, dass sich die drei Freunde bereits in der Raumkapsel begegnet sind, was den Geschehnissen aus The Balance zuwider läuft.
Die Figur des Michael wirkt also etwas flach ausgearbeitet, ebenso wie das Innenleben von Isabel nicht sonderlich ergründet wird. So überrascht es einen, wie sie sich plötzlich von einer Folge auf die andere mit Alex einlässt. Die schwächste Phase hat die Serie dann auch in ihrem zweiten Drittel, in welchem keine wirkliche Weiterentwicklung stattfindet, wenn Max und Liz in ihren Gefühlen hin und her schwanken. Dafür sind die finalen fünf Folgen sehr stringent und spannend miteinander verknüpft, sodass neben der Pilot-Folge auch die letzten drei Episoden Max to the Max, The White Room und Destiny keine Wünsche offenlassen und dabei von kaum weniger schlechten Episoden (Four Squares, Tess, Lies and Videotape, The Morning After) ergänzt werden. Jason Katims Roswell ist unterhaltsam, amüsant und mit einer packenden Grundstory versehen, sodass die erste Staffel der kurzlebigen Serie zu den Highlights der Seriengeschichte des letzten Jahrzehnts zu rechnen ist.
9/10
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