14. September 2008

The X Files - Season Two

Gentlemen, that was the phone call I never wanted to get.

Was war in der ersten Staffel von The X Files nicht alles passiert: FBI-Talent Fox Mulder (David Duchovny) erhält mir der skeptischen Dana Scully (Gillian Anderson) eine neue Partnerin, deren Aufgabe es war für die Oberen die Arbeit von Mulder zu protokollieren. Bereits hier drückte sich aus, dass man Mulder innerhalb des FBI als eine Bedrohung ansah, weshalb genau war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Die so genannten X-Akten behandelten paranormale Fälle, zumindest nach Mulders Auffassung. Für Scully hingegen schien es immer mehr darum zu gehen, das Paranormale an diesen Fällen zu widerlegen. Ironischerweise trat dann auch meist der Fall ein, dass Scully einen Schritt zu spät kam und im Gegensatz zu Mulder und dem Publikum nie wirklich die jeweiligen Aktivitäten sah. Umso erstaunlicher ist daher ihre intensive Loyalität, die sie begann gegenüber Mulder zu empfinden. Zudem präsentierte die erste Staffel sogleich das Schema der von Chris Carter entwickelten Serie: den Alien-Kanon und die „monster of the week“-Episoden. Letztere nehmen klar die Mehrheit für sich ein, während die Alien-Folgen durch die Staffeln hindurch verstreut sind. In den 25 Folgen der zweiten Staffel finden sich insgesamt sechs Folgen, die direkt mit der Invasion der Außerirdischen zu haben. Bezeichnend ist die Tatsache, dass oft dann, wenn eine kanonische Folge ausgestrahlt wird (Colony, Anasazi) neben Carter auch Hauptdarsteller Duchovny als Autor geführt wird. Dies ist insbesondere deswegen amüsant, da Duchovny selbst, im Gegensatz zu Kollegin Anderson, nicht an außerirdisches Leben glaubt.

Neben Scully als loyaler Partnerin machte Mulder zuvor auch die Bekanntschaft seines Regierungsinformanten Deep Throat. Eine zwiespältige Figur, die im Finale der ersten Staffel ihr Leben lassen musste. Die Auswirkungen von The Erlenmeyer Flask spiegeln sich sofort in Little Green Men wieder. Die X-Akten wurden geschlossen, Mulder und Scully somit getrennt. Doch Mulder lässt sich nicht unterkriegen und forscht auf eigene Kosten weiter. Sein Ausflug nach Südamerika wird nicht der einzige außerirdische Kontakt werden, den er in dieser Staffel hat. Als Frischfleisch für den Kanon werden auch drei neue Figuren eingeführt, allen voran wohl die wichtigste: der mysteriöse Mr. X (Steven Williams). Er dient quasi als Ersatz für Deep Throat, nur wirkt er noch bedrohlicher als dieser, noch mehr in seine eigene Agenda verwickelt. In der vierten Folge Sleepless wird Mulder ein neuer Partner zur Seite gestellt, eine essentielle Figur innerhalb von The X Files: Alex Krycek (Nicholas Lea). Wie sich bald herausstellt, ist Krycek der Informant des Syndikats und dient als dessen Allzweckwaffe, der sich auch nicht zu schade ist im Staffelfinale Anasazi Mulders Vater umzubringen. Die letzte bedeutsame Figur ist der außerirdische Kopfgeldjäger (Brian Thompson), der für das Interessenfeld der Aliens auftritt. Welche Ausmaße deren Auftreten auf der Erde hat, wird speziell in den Folgen Colony, End Game und Anasazi thematisiert. Gerade in letzterer stellt sich der Zusammenhang zwischen den Regierungen dieser Erde und den Außerirdischen erst einigermaßen heraus. Wobei hier eher noch vom Syndikat, als von den jeweiligen Regierungen zu sprechen wäre.

Suspect: I don’t answer any questions until I talked to my lawyer.
Mulder: Who’s your lawyer?
Suspect: I represent myself.

Die technische Seite der zweiten Staffel kommt nun weitaus glatter und sauberer daher, als dies noch bei der ersten Staffel der Fall gewesen war. Die Bilder wirken insgesamt professioneller da klarer. Obwohl es bereits das zweite Jahr der Serie ist, trifft Skinners (Mitch Pileggi) Aussage in einer der späteren Folgen durchaus zu: „This is just the beginning“. In der Tat beginnt The X Files erst jetzt richtig, vor allem hinsichtlich der kommenden Entwicklungen. Scullys Obduktion der Außerirdischen in Ascension, ihre Rückkehr und komatöser Zustand in One Breath, all das wird anschließend nicht mehr thematisiert, gar unter den Teppich gekehrt, in den späteren Staffeln jedoch wieder aufgegriffen. Auch Krycek wird sich als hartnäckiger Antagonist für Mulder immer wieder beweisen dürfen. Fehlen dürfen in diesem Zusammenhang auch nicht die Lone Gunmen, die Mulder hin und wieder mit ihrem Wissen auf die Sprünge zu helfen wissen. Dagegen halten sich die Gastauftritte dieses Mal eher bedeckt, neben Vincent Schiavelli (Better Off Dead…) und Nick Chinlund (Con Air) sind am namhaftesten wohl die beiden heutigen Serienstars und Emmy-Preisträger Tony Shalhoub (Monk) in Soft Light, sowie Terry O’Quinn (Lost) in Aubrey. Ironischerweise taucht O’Quinn innerhalb des X Files-Universum drei Mal auf, zwei Mal in der Serie und ein Mal im Kinofilm. Jedes Mal spielte er dabei eine andere Figur.

Auch in der zweiten Staffel kommen die humoristischen Aspekte nicht zu kurz (s. Dialog), gerade Mulder weiß mit einer gewissen Selbstironie aufzutreten. Jedoch zeichnet sich die Staffel auch durch Ernsthaftigkeit und Intensität aus. Skinner schlägt Mr. X, Mulder schlägt Skinner und Scully schießt auf Mulder – man erinnere sich: „This is just the beginning“. Neben den Gaststars gibt es wieder den einen oder anderen filmischen Verweis, beispielsweise auf The Omen oder in der Folge Fearful Symmetry zu Michael Crichtons Congo. Neben den Alien-Folgen sind es wieder die „monster of the week“-Episoden, die besonders gelungen sind. Mulder und Scully bekommen es nun mit Vampiren, Kannibalen, Satanisten, Wurmlöchern, Voodoo und bösen Zwillingen zu tun. Dabei sind die meisten Folgen durchweg überdurchschnittlich spannend und interessant aufgebaut, wohingegen Firewalker negativ heraus sticht. Die gesamte Folge ist im Grunde ein Abklatsch von Ice, nur dass sich die Handlung diesmal in einem Vulkangebiet abspielt. So dicht auf die erste Staffel folgend ist dass recht einfallslos. Als gelungenste Folgen betrachte ich selbst 3 und Død Kalm, gerade letztere zeichnet sich durch eine meisterliche Arbeit der Maskenbildner aus. Aber auch einige andere Folgen wie Colony, Humbug oder The Calusari sind nahezu perfekt. Es gelingt der zweiten Staffel somit inhaltlich gut an den Vorgänger anzuknüpfen. Die Charakterentwicklungen wissen dabei ebenso zu gefallen, wie allgemein die konstant gute Qualität der Folgen, die sich nur sehr selten ins Mittelmaß herablassen. Auch hier verspricht der cliffhanger des Staffelfinales wieder Lust auf die kommende Staffel.

8.5/10

3 Kommentare:

  1. Bin ja auch im Akte X Fieber und gerade bei Staffel 4. Was gerade an der bisher besten Staffel 3 auffällt ist der grosse Nachteil an abgeschlossenen Episoden.
    Da wird in "energie" noch lang und breit Scully Eifersucht thematisiert, nur ist in der nächsten Folge keine Rede mehr davon.
    Ebenso Scullys ewige Zweifel sollten nach Staffel 2 zumindest verwässert sein, auch da wird konsequent auf Scullys Gegenpart beharrt. Das widerspricht teilweise der Kontinuität.
    Aber trotz der kleinen Mängel: immer noch eine grandiose Serie.

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  2. Die zweite habe ich besser als die erste in Erinnerung. In der dritten laufen sie imho aber erst zu Höchstformen auf.

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  3. Ich bin mittlerweile schon am Ende von Season 7, habe aber doch so einige Episoden übersprungen, weil ich nicht so ganz überzeugt von Akte X bin... Das Ende der zweiten Season (Anasazi) hat mich dann aber doch wirklich zum ersten mal richtig überzeugt.

    Dass Duchovny bei Den Episoden mitgeschrieben hat, dürfte sicher eher daran liegen, dass er einen Master in Englisch hat und eine Autorenkarriere anstrebte, bevor er im Schauspielgeschäft landete. Ich denke mal, dass er dabei vor allem an seiner Rolle mitgeschrieben hat.

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