22. April 2009

Hot Rod

He died instantly…the next day.

Da stehen sie nun. Die fünfzehn Schulbusse, schön nebeneinander gereiht. Die Menge jubelt, sie lechzt nach ihm. Nach Rod (Andy Samberg). Sie hält ihn für einen Stuntman. Rod hält sich selbst für einen Stuntman, ist aber keiner. Und sein angekündigter Sprung mit einem Motorrad über fünfzehn Schulbusse ist ein kommerziell propagierter Suizid im ganz großen Stil. Das müssten die Zuschauer eigentlich wissen. Die vor der Kinoleinwand allemal. Man weiß, dass Rod den Sprung nicht schafft. Und man weiß auch, dass Rod den Sturz überlebt. Dies alles sind Nebensächlichkeiten, lediglich Genre-Elemente, deren Hülle sich Drehbuchautorin Pam Brady und Regisseur Akiva Schaffer bedienen. Ihre eigene Agenda ist aber die anarchistische Komödie der letzten Jahrzehnte zu erschaffen.

Denn eines macht Hot Rod ziemlich klar: Er nimmt sich in keiner einzigen Sekunde keine Spur ernst. Die Geschichte des Pseudo-Stuntman Rod, der seinem Vater, einem Roadie unter dem legendären Evil Kneevil, nacheifern möchte und dabei auf voller Strecke versagt. Das macht Schaffer bereits zu Beginn deutlich, wenn Rod versucht auf seinem Moped einen gewöhnlichen Van zu überspringen und dabei derbe auf die Fresse fliegt. Die Stunts des jungen Mannes, der aufgrund einer Hormonschwäche keinen eigenen Schnauzer trägt, sondern sich einen künstlichen anklebt („All great men have mustaches!), sind lächerlich und dilettantisch. Entweder ertrinkt Rod, wird in die Luft gesprengt oder fängt einfach nur Feuer. Erfolgreich verläuft keines seiner Kunststücke, doch für Rod ist der Weg das Ziel. Schließlich lautet sein Lebensmotto: „Life is short. Stunt it!“.

Dabei ist Hot Rod kein Konglomerat von missglückten Stunts. Oder doch. So irgendwie. Dafür spricht allein die brillante Stuntszene im Wald in bester Simpsons-Manier. Aber Rod hat durchaus ein Ziel, muss er sich doch seinem verhassten Stiefvater Frank (Ian McShane) als Mann beweisen. Die Kämpfe zwischen den beiden haben für Rods Mutter (Sissy Spacek) schon etwas Alltägliches. Als Frank jedoch mit einer unheilbaren Herzkrankheit diagnostiziert wird, steht Rod vor einem Problem. Er muss Frank ein neues Herz besorgen. Wie kann er ihn sonst eigenhändig töten? Ganze fünfzigtausend Dollar kostet die Operation und Frank glaubt als Letzter ernsthaft, dass Rod das Geld durch seine Stunts aufbringen kann. Was jedoch keinen Grund darstellt, dass dieser es nicht versuchen würde.


Gemeinsam mit seiner Crew (Jorma Taccone, Bill Hader, Danny R. McBride) und seiner scharfen Nachbarin Denise (Isla Fisher) macht sich Rod daran die „souls of the animal kingdom“ in sich zu vereinen, um dem Tod zu trotzen und Frank zu retten. Damit er ihn töten kann. Die Szenen zwischen McShane und SNL-Comedian Samberg gehört zu den besten des Filmes. Obwohl irgendwie jede Szene zu den besten des Filmes gehört. Nur sind einige davon dann doch für die Ewigkeit geboren worden. Allen voran die „You’re the voice“-Hommage an John Farnham, zu der mir spontan kein äquivalentes Pendant in der Filmgeschichte einfällt. Ohnehin ist der Soundtrack von Trevor Rabin eine der ganz großen Stärken des Filmes, kongenial ergänzt durch fabelhafte Synthesizer-Rock-Stücke von Europe und Co. Mitten drin der stets selbstgefällige Samberg, die zuckersüße Fisher und Ebonizer Scrooge in einem total schrägen Kurzauftritt.

Mehr soll an dieser Stelle nicht zu Hot Rod gesagt werden, der schlicht eine der besten Komödien der letzten Jahren ist. Wer hier nicht lacht, ist selber Schuld. Dem kann nicht mehr geholfen werden. Mir kamen auch bei der Zweitsichtung noch Tränen und der Hals wurde heiser vor Lachen. Die Ideen und Einfälle, zuvorderst die Einzeiler von Brady, sind stark, brauchen sich teilweise vor dem Wortwitz der Pythons nicht zu verstecken und machen ungemein Laune. Mitunter kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Nur eine schwache Sequenz (auch wenn diese der Entwicklung der Handlung dienlich ist) zwischen Samberg und Hader trübt etwas den Fluss des Filmes, der Rest ist jedoch top-notch US-Comedy. Vielleicht mag mancher einer mit dem teils anarchischen Humor der SNL-Comedians nichts anfangen können. Wer generell jedoch Gefallen an Andy Sambergs Komik und den anderen jungen Wilden von SNL nach der Will-Ferrell-Generation hat, der wird an Hot Rod einen Bären fressen.

9/10

3 Kommentare:

  1. Das klingt ja nett. Hast du mal "The Devil Dared Me To" gesehen? Der neuseeländische Beitrag zum Thema Stuntmen und auch herrlich schräg.

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  2. Hab den Film auch grad (endlich) gesehen und teile deine Meinung. Kann dir voll und ganz zustimmen: Wunderbare Comedy :)

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  3. Auch kürzlich gesehen. Eine Partybombe. Selten so gelacht! Gibt es neben Napoleon Dynamite, McKay & Ferrell noch andere Komödien die ihr empfehlen könnt?

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