7. Januar 2013

Misfits - Season One

If a bear and a shark had a fight, who would win?

Es ist ein Bild des Schreckens, das sich dem Zuschauer in Misfits bietet. Junge Erwachsene, gekleidet in Cardigans und farblosen Kleidern, die den Drogen abgeschworen haben, um ihr Potential aufzuschöpfen. Zumindest für den Taugenichts Nathan (Robert Sheehan) ist das der Schock schlechthin. “We had it all”, ruft er seinen Altersgenossen zu. “We fucked up bigger and better than any generation that came before us.” Es handelt sich um die Klimax der sechs Folgen umfassenden ersten Staffel zur Superhelden-Serie von Howard Overman über fünf Nicht-Konformisten, allerdings eben eher für Serien-Konformisten. Eine britische Version von NBC’s Heroes quasi – nur gewitzter, zynischer und mit mehr Sexappeal.

Darin wird eine Gruppe jugendlicher Delinquenten bei der Ausübung ihrer Sozialstunden von einem mysteriösen Sturm überrascht und vom Blitz getroffen. Fortan entwickeln die fünf jungen Erwachsenen übernatürliche Kräfte, angepasst an ihren jeweiligen Charakter. Da ist Curtis (Nathan Stewart-Jarrett), ein wegen Drogenbesitzes verurteilter Athlet, der die Zeit zurückdrehen kann, die promiskuitive Alisha (Antonia Thomas), die per Körperkontakt bei ihrem Gegenüber sexuelle Erregung auslöst, der unscheinbare und introvertierte Simon (Iwan Rheon), der sich unsichtbar werden lässt und die prollige Kelly (Lauren Socha), die ihre Meinung auf der Zunge trägt und plötzlich mit telepathischen Kräften versehen wird.

Und weil bei dem Sturm ihr Bewährungshelfer wahnsinnig wurde und die Teenager ihn töten mussten, werden sie fortan mehr durch die Tat denn ihre Superkräfte zu einem verschworenen Haufen. Und im Gegensatz zu anderen Protagonisten mit übernatürlichen Fähigkeiten, allen voran natürlich den Artverwandten Heroes, dreht sich für diese „Helden“ ihr Alltag fortan nicht darum, anderen Menschen zu helfen. Und sie verlieren sich, bis auf gelegentliche Ausnahmen im Fall von Alisha oder Simon abgesehen, auch nicht in einer hedonistischen Ausübung dieser Kräfte wie im vergangenen Jahr von den Figuren in Chronicle. Vielmehr bereiten ihnen die neu erworbenen Fähigkeiten mehr Probleme als ihnen lieb ist.

Nur weil es sich bei Misfits um eine „Superhelden“-Serie handelt, sollte der Zuschauer jedoch keine ausufernde Darstellung dieser Kräfte erwarten. Die britische Fernsehserie ist nicht X-Men, sodass die Präsentation der jeweiligen Fähigkeiten ziemlich rudimentär ausfällt. An sich sind ohnehin nur die Kräfte von Simon und Curtis wirklich optisch erkennbar und im Fokus der Serie steht auch nicht so sehr die Anwendung dieser Kräfte, sondern die Interaktion der Gruppe miteinander und ihrer Umgebung. Dazu gehört vor allem ihre neue Bewährungshelferin Sally (Alex Reid), die wiederum – zurecht – die Jugendlichen verdächtigt, für das Verschwinden ihres Vorgängers und zugleich Verlobten verantwortlich gewesen zu sein.

Von Vorteil ist hierbei auch, dass sich die Serie ganz wie man es aus Großbritannien gewohnt ist nicht lang und breit über zwei Dutzend Folgen erstreckt, sondern in ihren viereinhalb Stunden Laufzeit relativ kompakt daherkommt. Ein weiterer Trumpf ist dabei Robert Sheehans Nathan, sowohl die Figur selbst als auch ihr Darsteller. Kontinuierlich als „Arschloch“ oder „Trottel“ von den anderen Delinquenten tituliert, erhält Sheehan stets die vorzüglichsten Dialogzeilen in den Mund gelegt, die der Ire mit seinem unvergleichlich flamboyanten Spiel zum Herzstück von Misfits garniert. Aber generell verdient sich der den Folgen innewohnende Humor, der oftmals zynische Züge annimmt, alles Lob der Welt.

Man kommt folglich nicht umhin, im Laufe der ersten Staffel mehrfach in Gelächter auszubrechen. Beispielsweise in einer Hommage an The Big Lebowski während Episode 4, die zugleich mit einem Cameo von Dexter Fletcher aufwartet. Am überzeugendsten gerät Episode 2, aber eigentlich fallen alle geraden Episoden herausragend aus, wohingegen bloß Episode 5 etwas abflacht, aber eher, da sie die Entwicklungen im Staffelfinale vorbereitet. Summa summarum kann Misfits nur jedem Serienfreund ans Herz gelegt werden, handelt es sich doch um eine der besten ersten Staffeln, die man zu Gesicht kriegen wird. Wenn auch die Figuren in Misfits nur bedingt Helden sind, so ist zumindest die Serie selbst ganz klar super.

8.5/10

3 Kommentare:

  1. Klingt gut! Werde ich mir mal vormerken...

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    1. Gibt es "grad" sehr "günstig", sprich die Blu-Ray-Box von Staffel 1-3 für weniger als 30€. Aber du bist Serientechnisch ja ohnehin stets sehr gut und ausreichend eingedeckt :)

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  2. Sehr wahre Worte. Bei mir gabs auch um die 8 Punkte, nicht zuletzt wegen dem wirklich herausragenden Nathan ;)
    Leider habe ich seit Staffel 3 (oder sogar schon 2?) keinerlei Interesse mehr dafür übrig. An die erste Staffel kam nichts mehr heran...

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