Trotz aller Freiheiten, die der Pay-TV-Sender HBO in den USA genießt, wird man lange suchen müssen, ehe man auf diesem eine Serie findet, in der eine Figur versucht, sich selbst oral zu befriedigen. Howard Overmans Misfits gibt sich in ihrem zweiten Jahr nochmals eine Spur dreckiger und frecher, zugleich hadert die zweite Staffel jedoch damit, dass sich der Kosmos unserer fünf jungen Delinquenten etwas weitet. Die Folge sind vermeintlich epischere Handlungsstränge und Konfrontationen mit anderen „Superhelden“, die allerdings nicht vollends so zu zünden vermögen, wie vermutlich gewollt. Dementsprechend macht die Serie immer noch durchweg ordentlich Spaß, baut jedoch leider auch etwas ab.
Davon ist zu Beginn aber zum Glück noch nichts zu merken. Im Gegenteil, knüpft Episode 1 doch nahtlos an die Ereignisse der ersten Staffel an. Nachdem endlich Nathans (Robert Sheehan) Kraft der Unsterblichkeit gelüftet ist, beschäftigt die Gruppe bald darauf dann wieder mal ihr Lieblingsthema: tote Bewährungshelfer. Denn während Sally (Alex Reid) noch „entsorgt“ werden muss, gilt es darauf zu achten, dass ihr Ersatz Shaun (Craig Parkinson) sich nicht den Spitznamen ‘Shaun of the Dead’ abholt. Hinzu kommt ein mysteriöser maskierter Schutzengel, der den Fünf stets in der Not zur Seite steht, neue Beziehungsgeflechte und aller guten Vorsätze zum Trotz natürlich dennoch wieder jede Menge Leichen.
Bezeichnend ist dabei, dass die Gruppe ihre Kräfte immer noch in den selteneren Fällen einsetzt. Man könnte sogar kritisieren, dass sie das Potential ihrer Fähigkeiten sogar selten bis nie wirklich ausschöpfen, wobei auch in dieser Staffel ihre soziale Interaktion im Fokus steht. So konfrontiert ziemlich überraschend die zweite Folge Nathan mit einem ihm bis dato unbekannten Halbbruder, was zu einem weiteren Gastauftritt von Dexter Fletcher als deren Vater führt. Simon (Iwan Rheon) wiederum kriegt es mit alten und neuen romantischen Bekanntschaften zu tun, während Alisha (Antonia Thomas) und Curtis (Nathan Stewart-Jarrett) ebenfalls frische Partner in ihrem Leben willkommen heißen dürfen.
Was der zweiten Staffel fehlt, ist ein roter Faden oder ein Ziel, auf das es hinzuarbeiten gilt. Stattdessen grast Overman einige Handlungselemente oberflächlich ab, beschäftigt sich aber nicht eingehender mit den jeweiligen plot points. Zum Beispiel spielt die Tatsache, dass in wenigen Wochen gleich zwei Bewährungshelfer und zwei – bzw. drei, zählt man Nathan dazu – Delinquenten ums Leben kamen, keine Rolle. Und während Misfits beginnt, sich mehr in Heroes-Gefilde zu begeben, wird auch dies nicht konsequent zu Ende gedacht, wenn einer der Freunde aus der Zukunft in die Gegenwart reist oder es die Jugendlichen später mit einem Gleichgesinnten zu tun bekommen, der seine „Artgenossen“ jagt und tötet.
Unterdessen werden Beziehungen, die lange vorbereitet wurden, plötzlich fallen gelassen und andere auf einmal unerwartet ersetzt, während sich Overman in seinem Versuch, die Serie pompöser zu gestalten, merklich in Logiklöchern verfängt. Daher verdankt sich die Qualität der zweiten Staffel weniger den tatsächlichen Geschichten, als vielmehr den Charakteren und einigen brillant-genialen Momenten. In den meisten von diesen ist auch dieses Jahr erneut Sheehan zu sehen, dessen infantil-vulgärer Charme bisweilen jedoch überstrapaziert wird. Neben Rheon und Thomas kriegt er aber natürlich am meisten zu tun, während speziell Stewart-Jarrett und Lauren Sochas prollige Kelly in den Hintergrund gedrängt werden.
Der Höhepunkt der zweiten Staffel ist daher dann Episode 1, der Tiefpunkt dagegen das abschließende Christmas Special. Dieses wartet zwar mit einigem Drama und einer thematisch und zum Ton der Serie passenden Idee (“I’m gonna kill Jesus”) auf, wirkt aber eher hingerotzt als wohl durchdacht, nicht zuletzt in seinen Charakterdarstellungen und Kollision mit dem bisher Gezeigten. Nichtsdestotrotz ist Misfits auch in ihrem zweiten Jahr ausgesprochen vergnüglich, über weite Strecken herrlich von Overman geschrieben, dabei oftmals ein einziger Geniestreich und prinzipiell beste Unterhaltung. Ob sich dies angesichts von Sheehans Serien-Ausstieg auch über die dritte Staffel sagen lassen wird, bleibt offen.
Davon ist zu Beginn aber zum Glück noch nichts zu merken. Im Gegenteil, knüpft Episode 1 doch nahtlos an die Ereignisse der ersten Staffel an. Nachdem endlich Nathans (Robert Sheehan) Kraft der Unsterblichkeit gelüftet ist, beschäftigt die Gruppe bald darauf dann wieder mal ihr Lieblingsthema: tote Bewährungshelfer. Denn während Sally (Alex Reid) noch „entsorgt“ werden muss, gilt es darauf zu achten, dass ihr Ersatz Shaun (Craig Parkinson) sich nicht den Spitznamen ‘Shaun of the Dead’ abholt. Hinzu kommt ein mysteriöser maskierter Schutzengel, der den Fünf stets in der Not zur Seite steht, neue Beziehungsgeflechte und aller guten Vorsätze zum Trotz natürlich dennoch wieder jede Menge Leichen.
Bezeichnend ist dabei, dass die Gruppe ihre Kräfte immer noch in den selteneren Fällen einsetzt. Man könnte sogar kritisieren, dass sie das Potential ihrer Fähigkeiten sogar selten bis nie wirklich ausschöpfen, wobei auch in dieser Staffel ihre soziale Interaktion im Fokus steht. So konfrontiert ziemlich überraschend die zweite Folge Nathan mit einem ihm bis dato unbekannten Halbbruder, was zu einem weiteren Gastauftritt von Dexter Fletcher als deren Vater führt. Simon (Iwan Rheon) wiederum kriegt es mit alten und neuen romantischen Bekanntschaften zu tun, während Alisha (Antonia Thomas) und Curtis (Nathan Stewart-Jarrett) ebenfalls frische Partner in ihrem Leben willkommen heißen dürfen.
Was der zweiten Staffel fehlt, ist ein roter Faden oder ein Ziel, auf das es hinzuarbeiten gilt. Stattdessen grast Overman einige Handlungselemente oberflächlich ab, beschäftigt sich aber nicht eingehender mit den jeweiligen plot points. Zum Beispiel spielt die Tatsache, dass in wenigen Wochen gleich zwei Bewährungshelfer und zwei – bzw. drei, zählt man Nathan dazu – Delinquenten ums Leben kamen, keine Rolle. Und während Misfits beginnt, sich mehr in Heroes-Gefilde zu begeben, wird auch dies nicht konsequent zu Ende gedacht, wenn einer der Freunde aus der Zukunft in die Gegenwart reist oder es die Jugendlichen später mit einem Gleichgesinnten zu tun bekommen, der seine „Artgenossen“ jagt und tötet.
Unterdessen werden Beziehungen, die lange vorbereitet wurden, plötzlich fallen gelassen und andere auf einmal unerwartet ersetzt, während sich Overman in seinem Versuch, die Serie pompöser zu gestalten, merklich in Logiklöchern verfängt. Daher verdankt sich die Qualität der zweiten Staffel weniger den tatsächlichen Geschichten, als vielmehr den Charakteren und einigen brillant-genialen Momenten. In den meisten von diesen ist auch dieses Jahr erneut Sheehan zu sehen, dessen infantil-vulgärer Charme bisweilen jedoch überstrapaziert wird. Neben Rheon und Thomas kriegt er aber natürlich am meisten zu tun, während speziell Stewart-Jarrett und Lauren Sochas prollige Kelly in den Hintergrund gedrängt werden.
Der Höhepunkt der zweiten Staffel ist daher dann Episode 1, der Tiefpunkt dagegen das abschließende Christmas Special. Dieses wartet zwar mit einigem Drama und einer thematisch und zum Ton der Serie passenden Idee (“I’m gonna kill Jesus”) auf, wirkt aber eher hingerotzt als wohl durchdacht, nicht zuletzt in seinen Charakterdarstellungen und Kollision mit dem bisher Gezeigten. Nichtsdestotrotz ist Misfits auch in ihrem zweiten Jahr ausgesprochen vergnüglich, über weite Strecken herrlich von Overman geschrieben, dabei oftmals ein einziger Geniestreich und prinzipiell beste Unterhaltung. Ob sich dies angesichts von Sheehans Serien-Ausstieg auch über die dritte Staffel sagen lassen wird, bleibt offen.
8/10
Oh, das klingt sehr vielversprechend. Ich hab mir jetzt erstmal die erste Staffel besorgt und werde am Wochenende damit loslegen.
AntwortenLöschenExzellente Wahl, die du nicht bereuen wirst!
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