This... this is a lot to process.
Mehr als ein Drittel meiner Comic-Sammlung stammt aus der Feder von Brian K. Vaughan. Und das liegt nicht einmal (nur) daran, dass meine Sammlung nicht ausufernd groß ist (immerhin hat sie den Umfang eines Viertels meiner Film-Sammlung). Aber mit Y: The Last Man und vor allem Saga hat sich der 41-jährige Amerikaner entsprechend Vorschusslorbeeren erarbeitet, die er zuletzt auch mit seiner jüngsten Serie Paper Girls für Image Comics wieder ernten konnte. Mit dem Zeichner Cliff Chiang scheint Vaughan dabei etwas auf den Stranger Things-Hype-Zug aufzuspringen, wenn sein neuestes Sci-Fi-Fantasy-Comic der Geschichte einer Gruppe von vier jugendlichen Mädchen folgt, die sich 1988 auf ein Abenteuer begeben.
Es ist der frühe Morgen an Allerheiligen in einem Vorort von Cleveland, als die 12 Jahre alte Erin sich auf ihre Fahrradroute als Zeitungsmädchen begibt. Unterwegs stößt sie auf ein Trio weiterer Austräger rund um Pionierin Mac sowie Tiffany und KJ. Als sie eine Gruppe verkleideter Männer überfällt und sie diese verfolgen, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Riesige Dinosauriervögel, beritten von Erwachsenen mit seltsamem Dialekt, stellen sich ihnen in den Weg und die verkleideten Männer derweil als Teenager aus der fernen Zukunft heraus. Wider Willen sind die vier Mädchen in einen scheinbaren Generationenkonflikt hineingeraten, der sie bald auf eine wilde Reise durch die Zeit, von der Vergangenheit in die Zukunft, katapultiert.
Die Welt, die Vaughan hier erschafft, ist wie schon in Saga unwahrscheinlich komplex, aber zugleich weniger zugänglich. Wo der Kriegskonflikt in Saga im Kern verständlich ist und die Liebesgeschichte zwischen Soldaten verfeindeter Parteien das Fundament bildet, hält Vaughan den Leser in Paper Girls auf dem Wissensstand seiner Protagonisten. Wenn da die Erwachsenen aus der Zukunft von einer “ablution” sprechen, die derzeit in Gange sei und von einer Ausgangssperre, versteht man auch nach den ersten beiden Volumes (noch) lediglich Bahnhof. Die mutierten Teenager aus der Zukunft – scheinbar uns exorbitante 68.000 Jahre voraus – sammeln in der Vergangenheit Telefone und nutzen zugleich unbekannte Apple-Geräte.
Ob die Erwachsenen tatsächlich die „Bösewichter“ der Geschichte sind oder sich die Dinge nicht womöglich vielschichtiger darstellen als es den Anschein hat, ist unklar. Schlicht, weil die Motivationen der Vertreter aus der Zukunft fehlen. Während Volume 1 die Mädchengruppe mit den beiden Parteien und ihrem vorherrschenden Zwist konfrontiert, katapultiert sie Volume 2 schließlich aus dem Jahr 1988 in die Gegenwart des Comic-Lesers respektive das Jahr 2016. Wie es das Zeitreise-Genre diktiert, trifft die 12-jährige Erin auf ihr etwa 40 Jahre altes Alter Ego. Die erinnert sich nicht an die Erlebnisse aus dem Band zuvor und hat somit weitaus mehr Probleme, die ganzen abstrusen Ereignisse und ihr junges Ich entsprechend zu verarbeiten.
Ähnlich wie in vergangenen Comics verliert sich Vaughan dabei etwas zu sehr in seinen pop-kulturellen Anspielungen. So wird unter anderem Star Trek IV, The Terminator, Pacific Rim und Airwolf Referenz erwiesen, in Erins Schlafzimmer von 1988 hängt dazu passend ein Poster von The Monster Squad. Da sie und die anderen Mädchen eingangs noch per Rad unterwegs sind, liegen die Ähnlichkeiten zu Stranger Things, Stand by Me, E.T. und Co. auf der Hand – immerhin jedoch unter dem Aspekt des “gender swap” und Fokussierung auf ein Quartett jugendlicher Mädchen. Auch abseits von Film und Fernsehen verweist Paper Girls auf die Gegenwart, sei es ein loser Kommentar auf das Zeitungssterben oder die US-Wahl von 2016.
“The poor bastards have no idea the problems are about to begin”, sagt der Anführer der Zukunfts-Alten und man kommt nicht umhin, es auf die Trump-Präsidentschaft zu beziehen. Deutlich ist in Paper Girls, dass Jungs hier eine untergeordnete Rolle spielen, abseits der Teens aus der Zukunft. Dominiert werden die ersten beiden Sammelbände vielmehr von den Mädchen und ihrer weiblichen Verwandschaft, womit der feministische Trend der letzten Jahre auch in den Comics verstärkt Einzug findet. Das ist grundsätzlich wie die Geschichte und die vier Figuren interessant, auch wenn noch nicht klar ist, um was genau sich die Handlung dreht und in welche Richtung sie sich entwickelt. Oder wie die alte Erin sagt: “This… this is a lot to process.”
7.5/10
It’s harvest time in the meat hospital.
Letztendlich hat Religion sicher auch den Zweck, die Menschen zu trösten. Dem Sinnlosen einen Sinn zu geben und vermeintliche Unterstützung im Leben zu bieten. Da unterscheidet sich das Christentum nicht allzu sehr von jüngeren Sekten wie Scientology. Gail Simone präsentiert in ihrer neuen Comic-Reihe Clean Room eine Scientology-ähnliche Selbsthilfe-Organisation der 34 Jahre alten Deutschen Astrid Müller. Die verspricht ihren Anhängern, Hilfe zur Selbstverwirklichung in einem ominösen Clean Room zu erlangen. Auch der Fotograf Philip gehörte zu ihren Jüngern, ehe er sich nach Erlangen der nächsten „Erleuchtungsstufe“ in seiner Küche den halben Kopf mit einer Pistole wegblies. Was anschließend seine Verlobte Chloe auf den Plan ruft.
Chloe verlor mit Philip nicht nur ihren Verlobten, sondern wie sie später am Rande erzählt auch ein Baby und letztlich ihren Lebenswillen. Ein Suizidversuch geht schief, bringt jedoch in der Folge böse Visionen von Dämonen und anderen Kreaturen mit sich. Als Journalistin will Chloe nun Astrid Müller zur Rede stellen, ist aber unwissentlich bereits mitten in einen Konflikt geraten, der weit über ihre persönliche Vendetta hinausgeht. Die Realität ist, dass die Hölle existiert, genauso wie dämonenhafte Kreaturen, die mitten unter uns leben. Wie sich zeigt, brachte ihr Suizidversuch mit kurzzeitigem Ableben Chloe “an elevated sense of reality”. Und Astrid Müller muss es wissen, begegnete sie doch als Kind schon ihrem ersten Dämon.
Ähnlich wie Paper Girls wirft Clean Room von Gail Simone und Jon Davis-Hunt in seinen ersten beiden Volumes viele Fragen auf, ohne genügend Antworten zu liefern. Kern der Geschichte scheint ein “They Live!”-Szenario zu sein, in welchem böswillige Geschöpfe unerkannt unter den Menschen leben. Nur wenigen Personen ist dies gewahr. Clean Room handelt dabei in gewisser Weise aber auch vom klassischen Kampf zwischen Gut und Böse, von Korruption, Perversion, Schmerz, aber auch Liebe. Warum sie sonntags immer in die Kirche müssen, fragt da eingangs eine junge Astrid ihren Vater in einer deutschen Kleinstadt. Um den Teufel fernzuhalten, so seine Antwort. Wie wir kurz darauf sehen, hat der das Mädchen aber bereits gefunden.
Was genau hinter Astrids Organisation steckt und wie diese funktioniert verrät das Comic nicht. Im titelgebenden Clean Room, einen technischen Raum, in welchem Astrid die Probanten mit ihren sinnbildlichen Dämonen konfrontiert, wartet die Erlösung – aber wie sich zeigen wird, auch eine Gefahr. Zu Astrids Anhängern zählen jedenfalls auch zahlreiche Prominente, darunter der rehabilitierte Action-Schauspieler Rand Tanner, der sich jedoch unerwartet das Leben nimmt und somit Publicity-Schatten auf Astrids Gruppe zu werfen droht. Die besteht aus etlichen ehemaligen Militär-Mitgliedern wie Ex-Mossad-Agentin Killian Reed oder der bedrohlichen Ms. Capone. “Everyone’s a nobody”, sagt Astrid, “until they are not.”
Dies schließt wohl auch Chloe mit ein, die verstärkt Kontakt zu der anderen Seite der Realität erhält, sei es wenn ein Auftragskiller aus der Hölle sie aufsucht oder ein exorzierter Dämon sich wohlwollend an ihre Seite stellt. Clean Room postuliert im Laufe seiner beiden Bände immer deutlicher, dass Chloe eine besondere Rolle zukommt, wenn die Machenschaften der Dämonen, für die die Menschheit laut Astrid lediglich “roadkill” darstellt und im Weg steht, gestoppt werden wollen. Ärgerlich ist da bloß, dass Chloe eine etwas anstrengende Figur ist, einerseits ihren toten Verlobten in den Himmel lobend, andererseits sich bereits ein paar Monate später der erstbesten nächsten männlichen, uninteressanten Figur an den Hals werfend.
Astrid ist dagegen schon wesentlich spannender, da ambivalenter. Zuerst sehr negativ gezeichnet, beginnt der Leser sie eingangs von Volume 2 in einem positiveren Licht zu sehen, ehe Simone kurzzeitig wieder den Stecker zieht. Charakterlich ist das Comic somit noch etwas unrund. Clean Room lebt daher bislang am meisten von seinem angedeuteten Mysterium und seinen gorigen Handlungsmomenten, die das Comic bisweilen eher in den Horror-Bereich schieben. Grundsätzlich bin ich solchen Settings des Übernatürlichen à la Hellblazer oder Preacher durchaus aufgeschlossen – insofern die Handlung, siehe Paper Girls, irgendwann auch ein Gerüst erhält. Momentan ist die Prämisse aber noch genug, um mich zu einem Anhänger zu machen.
Mehr als ein Drittel meiner Comic-Sammlung stammt aus der Feder von Brian K. Vaughan. Und das liegt nicht einmal (nur) daran, dass meine Sammlung nicht ausufernd groß ist (immerhin hat sie den Umfang eines Viertels meiner Film-Sammlung). Aber mit Y: The Last Man und vor allem Saga hat sich der 41-jährige Amerikaner entsprechend Vorschusslorbeeren erarbeitet, die er zuletzt auch mit seiner jüngsten Serie Paper Girls für Image Comics wieder ernten konnte. Mit dem Zeichner Cliff Chiang scheint Vaughan dabei etwas auf den Stranger Things-Hype-Zug aufzuspringen, wenn sein neuestes Sci-Fi-Fantasy-Comic der Geschichte einer Gruppe von vier jugendlichen Mädchen folgt, die sich 1988 auf ein Abenteuer begeben.
Es ist der frühe Morgen an Allerheiligen in einem Vorort von Cleveland, als die 12 Jahre alte Erin sich auf ihre Fahrradroute als Zeitungsmädchen begibt. Unterwegs stößt sie auf ein Trio weiterer Austräger rund um Pionierin Mac sowie Tiffany und KJ. Als sie eine Gruppe verkleideter Männer überfällt und sie diese verfolgen, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Riesige Dinosauriervögel, beritten von Erwachsenen mit seltsamem Dialekt, stellen sich ihnen in den Weg und die verkleideten Männer derweil als Teenager aus der fernen Zukunft heraus. Wider Willen sind die vier Mädchen in einen scheinbaren Generationenkonflikt hineingeraten, der sie bald auf eine wilde Reise durch die Zeit, von der Vergangenheit in die Zukunft, katapultiert.
Die Welt, die Vaughan hier erschafft, ist wie schon in Saga unwahrscheinlich komplex, aber zugleich weniger zugänglich. Wo der Kriegskonflikt in Saga im Kern verständlich ist und die Liebesgeschichte zwischen Soldaten verfeindeter Parteien das Fundament bildet, hält Vaughan den Leser in Paper Girls auf dem Wissensstand seiner Protagonisten. Wenn da die Erwachsenen aus der Zukunft von einer “ablution” sprechen, die derzeit in Gange sei und von einer Ausgangssperre, versteht man auch nach den ersten beiden Volumes (noch) lediglich Bahnhof. Die mutierten Teenager aus der Zukunft – scheinbar uns exorbitante 68.000 Jahre voraus – sammeln in der Vergangenheit Telefone und nutzen zugleich unbekannte Apple-Geräte.
Ob die Erwachsenen tatsächlich die „Bösewichter“ der Geschichte sind oder sich die Dinge nicht womöglich vielschichtiger darstellen als es den Anschein hat, ist unklar. Schlicht, weil die Motivationen der Vertreter aus der Zukunft fehlen. Während Volume 1 die Mädchengruppe mit den beiden Parteien und ihrem vorherrschenden Zwist konfrontiert, katapultiert sie Volume 2 schließlich aus dem Jahr 1988 in die Gegenwart des Comic-Lesers respektive das Jahr 2016. Wie es das Zeitreise-Genre diktiert, trifft die 12-jährige Erin auf ihr etwa 40 Jahre altes Alter Ego. Die erinnert sich nicht an die Erlebnisse aus dem Band zuvor und hat somit weitaus mehr Probleme, die ganzen abstrusen Ereignisse und ihr junges Ich entsprechend zu verarbeiten.
Ähnlich wie in vergangenen Comics verliert sich Vaughan dabei etwas zu sehr in seinen pop-kulturellen Anspielungen. So wird unter anderem Star Trek IV, The Terminator, Pacific Rim und Airwolf Referenz erwiesen, in Erins Schlafzimmer von 1988 hängt dazu passend ein Poster von The Monster Squad. Da sie und die anderen Mädchen eingangs noch per Rad unterwegs sind, liegen die Ähnlichkeiten zu Stranger Things, Stand by Me, E.T. und Co. auf der Hand – immerhin jedoch unter dem Aspekt des “gender swap” und Fokussierung auf ein Quartett jugendlicher Mädchen. Auch abseits von Film und Fernsehen verweist Paper Girls auf die Gegenwart, sei es ein loser Kommentar auf das Zeitungssterben oder die US-Wahl von 2016.
“The poor bastards have no idea the problems are about to begin”, sagt der Anführer der Zukunfts-Alten und man kommt nicht umhin, es auf die Trump-Präsidentschaft zu beziehen. Deutlich ist in Paper Girls, dass Jungs hier eine untergeordnete Rolle spielen, abseits der Teens aus der Zukunft. Dominiert werden die ersten beiden Sammelbände vielmehr von den Mädchen und ihrer weiblichen Verwandschaft, womit der feministische Trend der letzten Jahre auch in den Comics verstärkt Einzug findet. Das ist grundsätzlich wie die Geschichte und die vier Figuren interessant, auch wenn noch nicht klar ist, um was genau sich die Handlung dreht und in welche Richtung sie sich entwickelt. Oder wie die alte Erin sagt: “This… this is a lot to process.”
7.5/10
It’s harvest time in the meat hospital.
Letztendlich hat Religion sicher auch den Zweck, die Menschen zu trösten. Dem Sinnlosen einen Sinn zu geben und vermeintliche Unterstützung im Leben zu bieten. Da unterscheidet sich das Christentum nicht allzu sehr von jüngeren Sekten wie Scientology. Gail Simone präsentiert in ihrer neuen Comic-Reihe Clean Room eine Scientology-ähnliche Selbsthilfe-Organisation der 34 Jahre alten Deutschen Astrid Müller. Die verspricht ihren Anhängern, Hilfe zur Selbstverwirklichung in einem ominösen Clean Room zu erlangen. Auch der Fotograf Philip gehörte zu ihren Jüngern, ehe er sich nach Erlangen der nächsten „Erleuchtungsstufe“ in seiner Küche den halben Kopf mit einer Pistole wegblies. Was anschließend seine Verlobte Chloe auf den Plan ruft.
Chloe verlor mit Philip nicht nur ihren Verlobten, sondern wie sie später am Rande erzählt auch ein Baby und letztlich ihren Lebenswillen. Ein Suizidversuch geht schief, bringt jedoch in der Folge böse Visionen von Dämonen und anderen Kreaturen mit sich. Als Journalistin will Chloe nun Astrid Müller zur Rede stellen, ist aber unwissentlich bereits mitten in einen Konflikt geraten, der weit über ihre persönliche Vendetta hinausgeht. Die Realität ist, dass die Hölle existiert, genauso wie dämonenhafte Kreaturen, die mitten unter uns leben. Wie sich zeigt, brachte ihr Suizidversuch mit kurzzeitigem Ableben Chloe “an elevated sense of reality”. Und Astrid Müller muss es wissen, begegnete sie doch als Kind schon ihrem ersten Dämon.
Ähnlich wie Paper Girls wirft Clean Room von Gail Simone und Jon Davis-Hunt in seinen ersten beiden Volumes viele Fragen auf, ohne genügend Antworten zu liefern. Kern der Geschichte scheint ein “They Live!”-Szenario zu sein, in welchem böswillige Geschöpfe unerkannt unter den Menschen leben. Nur wenigen Personen ist dies gewahr. Clean Room handelt dabei in gewisser Weise aber auch vom klassischen Kampf zwischen Gut und Böse, von Korruption, Perversion, Schmerz, aber auch Liebe. Warum sie sonntags immer in die Kirche müssen, fragt da eingangs eine junge Astrid ihren Vater in einer deutschen Kleinstadt. Um den Teufel fernzuhalten, so seine Antwort. Wie wir kurz darauf sehen, hat der das Mädchen aber bereits gefunden.
Was genau hinter Astrids Organisation steckt und wie diese funktioniert verrät das Comic nicht. Im titelgebenden Clean Room, einen technischen Raum, in welchem Astrid die Probanten mit ihren sinnbildlichen Dämonen konfrontiert, wartet die Erlösung – aber wie sich zeigen wird, auch eine Gefahr. Zu Astrids Anhängern zählen jedenfalls auch zahlreiche Prominente, darunter der rehabilitierte Action-Schauspieler Rand Tanner, der sich jedoch unerwartet das Leben nimmt und somit Publicity-Schatten auf Astrids Gruppe zu werfen droht. Die besteht aus etlichen ehemaligen Militär-Mitgliedern wie Ex-Mossad-Agentin Killian Reed oder der bedrohlichen Ms. Capone. “Everyone’s a nobody”, sagt Astrid, “until they are not.”
Dies schließt wohl auch Chloe mit ein, die verstärkt Kontakt zu der anderen Seite der Realität erhält, sei es wenn ein Auftragskiller aus der Hölle sie aufsucht oder ein exorzierter Dämon sich wohlwollend an ihre Seite stellt. Clean Room postuliert im Laufe seiner beiden Bände immer deutlicher, dass Chloe eine besondere Rolle zukommt, wenn die Machenschaften der Dämonen, für die die Menschheit laut Astrid lediglich “roadkill” darstellt und im Weg steht, gestoppt werden wollen. Ärgerlich ist da bloß, dass Chloe eine etwas anstrengende Figur ist, einerseits ihren toten Verlobten in den Himmel lobend, andererseits sich bereits ein paar Monate später der erstbesten nächsten männlichen, uninteressanten Figur an den Hals werfend.
Astrid ist dagegen schon wesentlich spannender, da ambivalenter. Zuerst sehr negativ gezeichnet, beginnt der Leser sie eingangs von Volume 2 in einem positiveren Licht zu sehen, ehe Simone kurzzeitig wieder den Stecker zieht. Charakterlich ist das Comic somit noch etwas unrund. Clean Room lebt daher bislang am meisten von seinem angedeuteten Mysterium und seinen gorigen Handlungsmomenten, die das Comic bisweilen eher in den Horror-Bereich schieben. Grundsätzlich bin ich solchen Settings des Übernatürlichen à la Hellblazer oder Preacher durchaus aufgeschlossen – insofern die Handlung, siehe Paper Girls, irgendwann auch ein Gerüst erhält. Momentan ist die Prämisse aber noch genug, um mich zu einem Anhänger zu machen.
7/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen