24. September 2016

That’s My Boy [Der Chaos-Dad]

Wazzzzuuuupppp?!

Filme von Adam Sandler laufen seit jeher unter dem Motto „Gib dem Affen Zucker“. Der New Yorker Comedian füttert seit Anbeginn seiner Karriere dem Publikum seinen infantilen Humor, der mal mehr, mal weniger offensichtlich propagiert wurde und in den jüngsten Jahren zuletzt mit Jack & Jill seinen Höhepunkt erreichte. Umso erstaunlicher, dass Sandler dennoch zu den bestbezahlten Schauspielern gehört, in einer Liga mit Tom Cruise. Dabei ist er keinesfalls ein Nulltalent, wie sich in Filmen à la Punch-Drunk Love oder Reign Over Me zeigt. In Funny People hat er selbst seinen eigenen Status als Komiker hochgenommen. Und dennoch dreht er weiter diese Filme.

Und warum auch nicht, solange es das Publikum einem dankt. Immerhin war Grown Ups vor ein paar Jahren sein bisher erfolgreichster Film. Nun also That’s My Boy, eine R-Rated-Comedy über Verführung Minderjähriger, Sex, Drugs und Rock’n’Roll. Darin spielt sich Sandler quasi selbst, einen Endvierziger mit infantilem Auftreten, den einst seine Mathe-Lehrerin verführte, die kurz vor ihrer 30-jährigen Haftstrafe ein gemeinsames Kind zur Welt brachte, das den Namen Han Solo erhielt. Jener Han Solo nennt sich nun Todd Petersen (Andy Samberg), ist ein aufstrebender Hedgefond-Manager und mit der adretten Jamie (Leighton Meester) verlobt.

Es folgt der unerwartete Auftritt seines Vaters Donny (Adam Sandler), der nur wenige Tage Zeit hat, seine Steuerschuld von $43,000 zu begleichen, will er nicht ins Gefängnis wandern. Eine Reality-TV-Zusammenführung von Donny, Han Solo und dessen inhaftierter Mutter (Susan Sarandon) soll als finanzieller Ausgleich dienen – nur muss Todd, der seinen Schwiegereltern in spe erzählte, seine Eltern seien gestorben, erst Vertrauen zu seinem Vater gewinnen. Damit ist die Bühne für Sandler bereitet, um als Todds bester Freund und ehemals Lebensretter die Hochzeitsgesellschaft an sich zu reißen und seinem so vulgären wie chauvinistischen Humor freien Lauf zu lassen.

Das anschließende Handlungsgerüst ist ausgesprochen rudimentär und letztlich nur eine Ausrede für  alle möglichen platten Zoten primär visueller Natur. Von wirklichen Gags lässt sich nur bedingt reden, handelt es sich bei Sandlers Humor eher um den eines Pennälers. So kriegen Leute einen Baseball auf den Kehlkopf gezimmert, kotzen und onanieren auf Hochzeitskleider, pissen oder scheißen sich ein, haben Sex mit Seniorinnen oder prügeln sich mit irischen Priestern. Das Ganze ist zu keinem Zeitpunkt subtil, stets geradeheraus. Und wenn Sandler in nasaler Quengelstimme lospalavert, fragt man sich oft selbst, warum man gerade lacht.

Und hier gelangt diese Kritik bereits in eine Sackgasse, denn wirklich erklärt werden kann kaum, warum That’s My Boy die lustigste Komödie von 2012 war. Wie man es dreht und wendet, am Ende kommt bei Sean Anders’ Vehikel kein guter Film heraus. Letztlich ist dies nicht einmal eine Anarcho-Komödie im Stile von Hot Rod oder Anchorman, wo auf Genrekonventionen gepfiffen und nach eigenem Gusto klamaukt wird. Dafür fehlt Sandlers Film das Talent und die Brillanz eines Will Ferrell oder Adam McKay. Am ehesten ist der Film daher noch mit Piranha 3DD zu vergleichen, die andere Nonsense-Komödie von 2012, die lediglich dem Affen Zucker geben wollte.

Avancierte dort David Hasselhoff zur Geheimwaffe, nimmt sich hier Vanilla Ice herrlich selbst auf die Schippe. Eine wilde Partynacht mit ihm, Sandler und Samberg avanciert zum Highlight des Films. Dessen horrendes Budget von 70 Millionen Dollar dürfte neben Sandlers Gage auch auf die Lizenzierungsrechte des Soundtracks zurückzuführen sein. Dort geben sich unter anderem KISS, Def Leppard, Rush, Van Halen, Foreigner, Tom Petty und Meat Loaf die Ehre. Somit lässt sich rational nicht erklären, was That’s My Boy auszeichnet, dessen Humor so eigen und schwer spezifizierbar ist. Aber wen interessiert, warum man lachen muss, solange man lacht?

7.5/10

17. September 2016

Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2

If you have to ask, you’ll never know. If you know, you need only ask.

Mit diesem Film fing alles an: der Hang dazu, gerade YA-Romanabschlüsse für ein letztes finanzielles Hurra in zwei Teile aufzuteilen. Was Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1 vor sechs Jahren und Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2 im Jahr darauf lostraten, sollten auch das Finale von Twilight (Breaking Dawn) und The Hunger Games (Mockingjay) in den Folgejahren fortführen. Peter Jackson entschloss sich gar, seinen The Hobbit als Trilogie zu vermarkten – selbst wenn die Buchvorlage nur halb so dick ist wie The Deathly Hallows. Für Warner Bros. hatte sich der Entschluss zum Splitting ohne Zweifel gelohnt, holte man aus dem Zweiteiler – im Finale auch durch konvertiertes 3D – doch über zwei Milliarden Dollar raus.

Dabei war in Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 1 schon ein Großteil, genauer: zwei Drittel, der Geschichte erzählt. Insofern ist der achte Film nahezu buchstäblich ein Schlusskapitel unter das Potter-Franchise. Nach der Flucht von dem Malfoy-Anwesen brechen Harry (Daniel Radcliffe), Hermione (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) in die Zaubererbank Gringotts ein, um aus dem Tresor von Bellatrix Lestrange (Helena Bonham Carter) eines von Voldemorts (Ralph Fiennes) Horkruxe zu stehlen. Mit diesem zerstört machen sie sich auf nach Hogwarts, um dort die letzten Exemplare zu finden, als Voldemort und seine Death Eater auftauchen. Eine Schlacht zwischen den Parteien entsteht und Harry muss sich seinem Schicksal stellen.

Für die Potter-Filme galt schon immer, viel Inhalt aus den Büchern bei den Adaptionen außen vor zu lassen. Problematisch wurde es erst hinten raus, als Autorin J.K. Rowling für ihr Finale mehrere narrative Rückgriffe auf die Vorgänger tätigte. Etwas, was die Filme von Regisseur David Yates ebenso versuchen, nur mit teils fehlender Exposition. Kurzum: Es wäre den Deathly Hallows-Filmen besser zu Gesicht gestanden, sich mehr von der Vorlage zu trennen. Etwaige Referenzen verwirren eher, da ihnen das Fundament fehlt, als dass ihr Ansprechen selbst für Kenner der Vorlage zu rechtfertigen wäre. Zum Beispiel die Erwähnung des Sohnes von Lupin (David Thewlis) und Tonks (Natalia Tena), der – wie auch schon ihre Ehe – nie eingeführt wurde.

Ein Aspekt, der in den Final-Filmen sporadisch auftaucht, ist das komplizierte Bild von Albus Dumbledore (Michael Gambon). Die Zweifel an der Figur, zu Beginn des Vorgängers angerissen und dann vernachlässigt, tauchen hier im zweiten Aktr wieder auf, wenn Dumbledores Bruder Aberforth (Ciarán Hinds) ihnen kurzzeitig sein Wort leiht. Was genau es damit auf sich hat, dürfte Nicht-Kennern der Bücher fremd bleiben. Der Sinn dieser Anspielungen wird in den Filmen nicht deutlich, denn die Zweifel, die sich in Harry ob Dumbledores Charakter und seiner ihm auferlegten Mission stellen sollen, bleiben in den Filmen aus. Ähnlich verhält es sich mit den Deathly Hallows selbst und Dumbledore-Freund Gellert Grindelwald (Jamie Campbell Bower).

Nun heißt die Serie “Harry Potter” und nicht “Albus Dumbledore” oder “Severus Snape” (Alan Rickman), insofern darf nicht erwartet werden, dass gerade der Schlussfilm sich die Mühe macht, das Innenleben und die Zwiespalte der prägendsten Figuren in Harrys Leben darzulegen. Nur: Dann soll man es, so möglich, bleiben lassen. Snapes Rückblenden zu seiner Liebe für Harrys Mutter sind unumgänglich, um der Figur im lange hingearbeiteten Twist Profil zu geben. Nur funktionieren sie im Kontext der Vorlage besser, wo die Animositäten zwischen Snape und Harrys Vater schon früher Thema waren. Besonders schade ist da, dass die Filme – sowie die Bücher – nie die Parallelen zwischen Harry, Snape und Tom Riddle bemerkten oder nutzten.

The Deathly Hallows: Part 2 will wenig mehr als Bühne für die Schlacht um Hogwarts sein. Und kann dies auch, da der Großteil der Geschichte bereits in Part 1 erzählt wurde. In kurzen Kamerafahrten präsentiert uns Yates da nahezu all die bekannten Gesichter aus acht Jahren Harry Potter, selbst der verloren gegangene Weasley-Sohn Percy aus den ersten Filmen darf da plötzlich irgendwo im Hintergrund rumstehen. Es wird gestorben (Lupin, Tonks, Fred Weasley, Bellatrix, Snape) und romantische Zuneigung bekundet (Ron, Hermione, Harry, Ginny, Snape), doch thematisch wirklich interessant wird der Film erst mit Offenbarung seines Twists, dass Harry selbst ein Horkrux ist. Und den Märtyrertod sterben muss – zumindest vermeintlich.

Dessen ungeachtet liefert der Film mit seinem Gringotts-Heist ebenso vergnügliche Momente wie auch die zweite Hälfte der Hogwarts-Schlacht nach Harry Wiederauferstehen durch das ihr innewohnende Tempo gefallen kann. Bemerkenswert ist dabei auch der Fokus, den Yates immer wieder auf Neville Longbottom (Matthew Lewis) legt, bedauerlich dagegen, wie der Film bis zum Twist-Moment Rickmans Snape außen vor lässt. Überzeugend geraten wieder mal die kurzen, ruhigen Szenen voller Emotion, so wenn Harry und Hermione quasi stillschweigend realisieren, was Harry erwartet und Abschied nehmen. Hier ergreift der Film einen, wo Kameraschwenks über die Leichen von Lupin, Tonks und Fred wenig Gefühle wecken wollen.

Nach zehn Jahren und acht Filmen – sowie einem Einspielergebnis von 7,7 Milliarden Dollar – fand Harry Potter vor fünf Jahren schließlich seine Ruhe. Letztlich war es eine durchwachsene Filmserie, die nur in Harry Potter and the Prisoner of Azkaban sowie Harry Potter and the Order of the Phoenix wirklich überzeugen wollte. Mag Chris Columbus mit den narrativ mageren Erstlingen gehadert haben, scheiterte David Yates zum Schluss an der Masse des einzupflegenden Hintergrunds, der berücksichtig werden musste. Zumindest, wenn man sich nicht zu sehr von der Vorlage entfernen wollte. Und hier liegt dann vielleicht die Chance für ein Reboot respektive Neuverfilmungen, sollte es in zehn oder mehr Jahren zu solchen kommen.

5/10

10. September 2016

Wait a Second... – The Dark Knight Rises

Speak of the devil and he shall appear.

Bis heute hält sich die Meinung, The Dark Knight sei ein herausragender Superhelden-Film. Und zugleich, dass Regisseur Christopher Nolan zu den Großen seiner Zunft zählt. Seine Batman-Trilogie gilt als Höhepunkt der Comicbuch-Verfilmungen – da macht deren Abschluss The Dark Knight Rises von 2012 keine Ausnahme. Über eine Milliarde Dollar spielte der Film in den Kinos ein – eine Summe umso erstaunlicher angesichts der zahlreichen inhaltlichen Mängel in der Geschichte. Weniger konsequent fortgesetzt als vielmehr abrupt beendet wirkt das Schlusskapitel von Nolan. Und schickt sich mit seinen etwaigen Plot Holes und Unsinnigkeiten gerade dazu an, die populär-verhasste Rubrik Wait a Second… hier wieder aufleben zu lassen.


Der Film springt zu Beginn gegenüber seinem Vorgänger The Dark Knight in seinem Datum auf den Tag genau acht Jahre in die Zukunft ins Jahr 2016.

In eine Zukunft, die seit dem Tod von Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart) acht Jahre zuvor ohne organisiertes Verbrechen auskommt.

Denn rund 1.000 Personen wurden allein durch den Dent Act inhaftiert.

Der Dent Act ist dabei anscheinend wenig mehr, als das Ablehnen von Bewährung. Folglich war bislang das Kriminalitätsproblem in Gotham City ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass wohl alle Schwerkriminellen relativ schnell wegen guter Führung wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.

Gotham gedenkt Harvey Dent und Bürgermeister Garcia (Nestor Carbonell) erinnert daran, dass Batman den Staatsanwalt kaltblütig umgebracht hat.

Und ein mordlüsterner maskierter Gangster sei. Es wurde also scheinbar nicht wirklich reflektiert, warum Batman, der zuvor die Stadt in Batman Begins beschützte, wie er auch den Joker schnappte, plötzlich Dent umbringt. Nachdem er mit ihm in The Dark Knight noch zusammenarbeitete.

Der 8. Todestag von Harvey Dent (Aaron Eckhart) markiert jedenfalls auch das letzte Mal, dass jemand tatsächlich den Batman gesehen hat.

Praktisch hier im Schlussbild zu The Dark Knight.

Seither ist Batman in Rente – und mit ihm scheinbar auch Bruce Wayne. Dennoch ist der inzwischen offenbar auf einen Gehstock angewiesen.

Er habe kein Knorpelgewebe mehr im Knie, erklärt ihm nachher ein Arzt.

Auch in den Ellbogen und schultern ist der Knorpel aus.

Dabei war Bruce Wayne gerade mal ein Jahr als Batman aktiv. Was sich aus der Rechnung der acht Jahre Unterschied zwischen The Dark Knight Rises und The Dark Knight ergibt. Und Letzterer wurde 2008 etabliert – woraus sich automatisch das Handlungsjahr 2016 für The Dark Knight Rises ergibt.

Zwischen The Dark Knight und Batman Begins liegt dabei maximal ein Jahr. Erkennbar aus einem Segment von Mike Engels (Anthony Michael Hall) “Gotham Tonight” aus dem Bonusmaterial von The Dark Knight, wo im Zusammenhang mit Harvey Dents Wahl zum Staatsanwalt 2008…

…auch auf das Finale von Batman Begins verwiesen wird, als Scarecrow einen “fear toxin assault on the Narrows nine months ago” verübte.

Bisweilen wird die Differenz zwischen Teil 1 und 2 zwar mit mehreren Jahren angegeben, dafür gibt es aber keine Anzeichen. So verweist Lieutenant Gordon (Gary Oldman) im Schluss von Batman Begins auf den Joker.

Der habe bewaffnete Überfälle verübt und zwei Menschen dabei getötet.

So wie man ihn zu Beginn von The Dark Knight sieht. Auch die Tatsache, dass Unterweltboss Sal Maroni (Eric Roberts) den Joker als “nobody” tituliert, untermauert, dass die Figur erst eine kurze Zeit aktiv war.

Der Wachstumsschub von Gordons Sohn zwischen Batman Begins...

...und The Dark Knight innerhalb des einen Jahres ist jedoch erstaunlich.

Immerhin ist Batman in dem knappen Jahr seiner Tätigkeit viel widerfahren. Vielleicht hat er sich hier am Ende von Batman Begins langfristig verletzt.

Oder hier beim Angriff auf Scarecrow in The Dark Knight.

Eine Nacht als Batman geht immerhin nicht ohne Blessuren vorüber.

Vielleicht gab ihm der Sturz im Finale von The Dark Knight den Rest.

Überraschend ist die plötzliche Behinderung allemal und Wayne (Christian Bale) nur noch ein Schatten seiner selbst. Weshalb ihm Selina Kyle (Anne Hathaway) in der Folge auch problemlos seine Fingerabdrücke mopst.

Als die Diebin diese verkaufen will, eskaliert die Situation. Die Bösewichte fliehen in die Kanalisation, wohin ihnen Gordon schnurstracks folgt…

…dann jedoch gefangen genommen wird.

Der Streifenpolizist John Blake a.k.a. Robin (Joseph Gordon-Levitt) ahnt nun, was in der Kanalisation passiert ist – und noch in Kürze passieren wird.

Denn der zu sich gekommene Gordon…

…flieht über einen Abwasserkanal vor den Bösewichten.

Etwas, mit dem Blake aus unerfindlichen Gründen derweil gerechnet hat – und sogleich weiß, wo er hineilen muss. Er findet auf Anhieb den richtigen Abwasserkanal und an dessen Ausgang den verletzten Gordon.

Kurz darauf besucht Robin dann Bruce Wayne. Und offenbart diesem, dass er seit Kindesbeinen an weiß, dass der wiederum Batman ist. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben. Arg viel verdeckt das Batman-Cape ja auch nicht.

Selbst mit Baumwollmaske vermag es dagegen Gordon nicht auszumachen, wer hinter dem Batman steckt. Als der ihn in einem schickem Designeranzug besucht, sind die Rückschlüsse des Polizisten jedenfalls gering.

Es tut sich etwas in den Straßen, verrät Gordon.

Auch wenn seit Jahren kein organisiertes Verbrechen mehr existiert.

Und kurz zuvor etabliert wurde, wie wenig die Polizei seither zu tun hat.

Obschon die Polizei also die personellen wie zeitlichen Kapazitäten hätte, muss Batman jetzt aus irgendwelchen Gründen zurückkehren, findet Gordon.

So schnell hat sich dass mit dem Dent Act also erledigt.

Bruce Wayne/Batman kümmert sich erstmal jedoch um ein Wiedersehen mit Selina Kyle. Nach jahrelangem Single-Dasein scheint er aber von deren plötzlichen sexuellen Avancen derart überrumpelt zu sein…

…dass dem Meisterdetektiv entgeht, wie man ihm das Parkticket klaut.

Ein Besuch bei Wayne Enterprises ruft anschließend dann ein überraschendes Mitarbeiter-Gesicht auf den Plan: Tech-Wiz Lucius Fox (Morgan Freeman).

Der hatte ja eigentlich am Ende von The Dark Knight gekündigt, weil Batman sein Sonargerät zur Überwachung der Bevölkerung missbraucht hat.

Lass die Vergangenheit ruhen, mag sich Fox gedacht haben. Und will Wayne sogleich neues Batman-Spielzeug zeigen, das er angesammelt hat.

Angesichts der Umstände zieht Wayne doch wieder den Latexanzug an – zuvor jedoch eine Knieschiene. Der fehlende Knorpel im Knie ist so kompensiert. Die Ellbogen und Schultern kommen wohl ohne Schiene aus.

Als Batman aufkreuzt, um eine Geiselnahme mit schwerem Diebstahl an der Börse zu stoppen, wirkt ein älterer Streifenpolizist freudig erregt. “You are in for a show tonight, son”, verspricht er seinem jungen Partner.

So sieht das wohl aus, wenn die Gesetzeshüter von Gotham auf den Mörder von Staatsanwalt Harvey Dent und einen maskierten Gangster treffen.

Eigentlich sollte man auf einen derartigen gesuchten Mann das Feuer eröffnen, würde man meinen. Was immerhin auch direkt passiert.

Upps. Der junge Partner des Veteranen wirkt allerdings eher peinlich berührt, so als sei dies ein Versehen gewesen. Ja was denn nun?

Terrorist Bane ist unterdessen kurz davor, abzuhauen, wie Blake bemerkt.

Gothams stellvertretender Polizeichef Foley (Matthew Modine) will nämlich lieber Batman, den Mörder von Harvey Dent, fangen statt “some robber”.

Eine doch interessante Entscheidung des Vize-Polizeichefs, dafür dass nach jahrelanger fehlender Schwerkriminalität in Gotham nun jemand Geiseln genommen und das Geld der gesamten Stadt in Gefahr gebracht hat.

Bane darf also gänzlich unbeschadet abziehen. Es ist auch nicht so, dass mit einem simplen Manöver die vorderen zwei Polizeiautos ihn hier hätten stoppen können. Vielleicht hätte Foley ja zumindest auf eine einzige Streife – zum Beispiel Nummer 3 – verzichten können. Nein? Okay, dann nicht.

Die Polizei kriegt eben nichts gebacken. Das sieht auch Batman so. Selbst wenn die letzten acht Jahre ohne ihn scheinbar ganz erfolgreich verliefen.

Womöglich hat es nicht geholfen, als Stadtfeind Nummer Eins mitten in der Straße aufzutauchen, wie Alfred (Michael Caine) brillant hervorhebt.

Bruce Wayne ist nun jedenfalls durch Bane pleite. Worüber die lokale Presse sogar namentlich berichtet. Nachdem sie ihn bezüglich der Ereignisse in…

Batman Begins nur als „Milliardär“ titulierte.

Wie auch später in The Dark Knight.

Wie dem auch sei, Bruce Wayne muss sein Familienunternehmen nun an Miranda Tate (Marion Cottilard) verkaufen. Ihr überlässt er dabei auch einen Fusionsreaktor, den er nie auf den Markt gebracht hat. Das Gerät sei zu gefährlich, jemand wird es nämlich in eine Atombombe umwandeln.

Behalten hat er den Reaktor dennoch. Obschon er so sicher ist, jemand mache mal eine Atombombe aus ihm. Gut, notfalls flute man halt den Raum.

Grundsätzlich hätte Wayne den Reaktor auch einfach in seine Batcave stellen können. Dort ist mit Batman in Rente eigentlich genug Platz. Oder man zerstört den Reaktor bis seine Sicherheit gewährleistet ist – es gibt ja sicher irgendwo Baupläne, nach denen man ihn dann erneut bauen kann.

Anschließend treffen sich nun Bruce Wayne und Robin, wo Letzterer den Ersteren über Batman ausfragt. Was Wayne zu der bemerkenswerten Aussage verleitet, den Batman könne ja eigentlich jeder geben.

Unabhängig davon, ob man Milliardär ist mit Zugriff auf Militärwaffen…

…von Superbösewichtern in Sachen Kampfkunst ausgebildet wurde…

…oder genug technisches Verständnis hat – wie auch immer erlangt –, um den Autopiloten des Prototyps eines Militärfluggeräts zu reparieren (wo dessen Hersteller sowie der eigene technische Experte versagten).

Jeder könne in die Rolle von Batman schlüpfen, ist Wayne überzeugt.

Zum Beispiel Foley.

Oder Captain Jones (Daniel Sunjata) von den Special Forces.

Oder diese Nachahmer hier. Sie alle könnten Gothams Batman sein.

Oh. Oh je.

Eieiei.

Gut, vielleicht kann doch nicht “anybody” den Batman geben.

Auch Robin wirkt nicht vollends überzeugt.

Der Batman, den es gibt, verbündet sich derweil mit Selina Kyle, die ihn zu Terrorist Bane (Tom Hardy) in die Kanalisation führen soll. Dort verrät sie ihn jedoch – und Bane verrät, dass er um Batmans wahre Identität weiß.

Problemlos überwältigt er Batman und bricht ihm das Rückrat.

Auf ihrer Flucht aus Gotham wird Selina Kyle dann später verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Mit dem Wiedersehen eines bekannten Gesichts.

Officer Bellick (Wade Williams) – willkommen zurück.

Die Polizei plant derweil eine Offensive gegen Bane und seine Kanalratten, indem Gordon jeden verfügbaren Polizisten unter die Straße(n) schickt.

Vielleicht fehlen sie deswegen in jenem Footballstadion, wo Bane mittels Explosionen schließlich Gotham von der Außenwelt abschottet.

Und ankündigt, er habe eine Bombe: jenen Fusionsreaktor von Wayne Enterprises. Hätte Wayne das Dinge doch lieber in die Batcave gesteckt.

Der einzige, der den zur Atombombe umfunktionierten Reaktor entschärfen kann, ist der Physiker Dr. Pavel (Alon Abutbul), den Bane anfangs entführte.

Obschon man meinen würde, andere Nuklearwissenschaftler könnten dies auch hinkriegen. Zumindest traut Bruce Wayne dies Dr. Pavels Kollegen zu.

Notfall kann man die Bombe einfach wieder in den Reaktor einhängen. Immerhin war Bane so nett, ihn eingesteckt an alter Stelle zu belassen.

Fortan, erklärt Bane, würden in Gotham die Mächtigen bestraft werden.

Dabei ist er mit seiner Bombe…

…und dem unbekannten Besitzer des Zünders selbst der Mächtigste.

Auch die Wahrheit über Harvey Dent kommt nun ans Licht, als Bane eine Rede von Gordon rezitiert. Darin attestiert Gordon seinem ehemaligen Staatsanwalt fürchterliche Verbrechen – im Plural. Dabei war Two Faces Konflikt in The Dark Knight eher ein singulär-persönlicher. Offenbar wurde Batman auch der Mord an Detective Wuertz und Sal Maronis Fahrer zur Last gelegt. Mit ebenso unklarem Mordmotiv wie im Fall Dent.

Um dessen Tod sei eine Lüge initiiert worden, verliest Bane weiter.

Der Batman habe Dent nämlich gar nicht ermordet.

Was im Prinzip nur dann zutreffend wäre, wenn der Film einen charakterlichen Unterschied zwischen Dent und Two Face macht wie ihn Star Wars in Bezug auf Anakin Skywalker und Darth Vater pflegte. Demgemäß hat Batman wirklich nicht Harvey Dent umgebracht. Nur eben Two Face.

In seinem Gefängnis diagnostiziert ein Mithäftling des gelähmten Bruce Wayne bei diesem unterdessen einen herausstehenden Rückenwirbel. Den er ihm kurzerhand per Handschlag wieder einrenkt, um Wayne daraufhin in einer Vergurtung mit der Zeit schließlich von selbst heilen zu lassen.

Etwas, was medizinisch eigentlich nicht möglich ist, wie die Chiropraktikern Dr. Suzanne McBride klarstellt. Nolans Pseudo-Realismus zum Trotz.

Nach etwas Training will Wayne das vollbringen, was zuvor nur dem Kind von Ra’s al Ghul (Liam Neeson) gelang: einen waghalsigen, meterlangen Sprung zur rettenden Kante aus dem Wüstengefängnis schaffen.

Das Kind habe dies geschafft, “hardened by pain”, so Waynes Mithäflting.

Also ohne die behütete Kindheit von Bruce Wayne...

In Gotham trifft Gordon derweil auf Captain Jones und berichtet diesem, er habe aktuell ein paar Dutzend Polizisten unter seiner Befehlsgewalt.

Und immerhin rund 3.000 seien in der Kanalisation der Stadt gefangen. Erstaunlich wenig Polizeimitarbeiter in Gotham City, vergleicht man ihre Zahl mit den Städten, die für Gotham in den vergangenen Filmen als Double herhielten: Chicago (über 12.000) und New York City (fast 35.000).

Selina Kyle trifft währenddessen in einer von Gotham Citys vielen Straßen auf Bruce Wayne, der überraschend wieder in seiner Heimat aufgetaucht ist.

Dabei ist Gotham eigentlich von Bane total abgeschottet worden.

Und Bruce Wayne war zuletzt ohne Geld und Pass irgendwo aus einem Wüstengefängnis im Mittleren Osten oder in Nordafrika geklettert.

Als ihm das zuletzt in Batman Begins ebenfalls passiert war, musste ihn eigens Alfred mit dem Firmeneigenen Privatflieger abholen kommen.

Die Umstände der Deux-Ex-Machina-Rückkehr bleiben unklar. Klar ist dafür: Banes Bombe geht am nächsten Tag in die Luft. Die Zeit drängt.

Daher fragt Selina nun Bruce Wayne, ob Batman mitinvolviert ist – und das seltsamerweise in der 3. Person. Als wäre der eine nicht der andere.

Dabei hatte sie selbst durch Bane erfahren, dass dies der Fall ist.

Wayne bittet Selina um Mithilfe. Und bietet ihr das Programm “Clean Slate” an, für das sie ursprünglich Batman an Banes Leute verraten hatte.

Hintergrund war das Auslöschen ihrer Polizeiakte.

Die primär nur Geschwindigkeitsverletzungen und Ladendiebstahl zeigt.

Beachtlich an Wayne’s Rückkehr ist nicht nur, dass er dies ohne finanzielle Mittel schaffte, sondern auch rechtzeitig 24 Stunden vor Detonation der Bombe. Und es blieb ihm trotz Zeitdruck sogar ausreichend Spielraum, um eigens den USB-Stick mit dem “Clean Slate”-Programm zu holen.

Und auf eine der Brücken hochzuklettern, um dort mit einem Gaskanister – stadtauswärts – ein Batman-Symbol zu besprenkeln. Was muss, das muss.

Als er Gordon und Co. rettet, fragt Batman, wo Miranda Tate sei.

Dabei hatte er (als Bruce Wayne) diese zuvor mit Lucius Fox getroffen.

Ehe sie Bane zu sich bringen ließ. Wovon Gordon jedoch nichts wissen kann.

Unterwegs rettet Batman dann Robin das Leben und weist diesen darauf hin, eine Maske zu tragen, will er die Menschen schützen, die ihm nahestehen.

Weil das für ihn selbst ja so gut geklappt hat…

Auch bei Selina Kyle leistet er Überzeugungsarbeit zur Rettung der Stadt – benutzt dafür allerdings wieder seine Batman-Stimme.

Dabei weiß Selina um seine duale Identität – eigentlich.

Dass er in der Lage ist, im Batcape seine Bruce-Wayne-Stimme zu benutzen, beweist der Film, als sich Miranda kurz darauf als Talia al Ghul entlarvt.

Schon gegenüber Robin hatte er zuvor seine Batman-Stimme benutzt.

Ungeachtet dessen, dass der weiß, dass er Bruce Wayne ist.

Hilfreich ist Batmans Replik auf Banes Frage zu seiner Rückkehr.

Falls es einer Klarstellung (wieder mit Batman-Voice) bedurft hat.

Diesmal sind Batman und Bane kräftemäßig wiederum en par.

Kein Wunder, Wayne hat ja auch Liegestützen gemacht.

Und Klimmzüge.

Die Sit-ups nicht zu vergessen.

Manchmal ist das Leben eben so einfach

Miranda/Talia offenbart nun jedenfalls, dass nicht Bane, sondern sie das Kind von Ra’s al Ghul war, das vor vielen Jahren aus dem Gefängnis entkam.

Mit freundlicher Unterstützung von Bane, der sie liebte.

Ein gestandener Mann.

Liebt(e) ein kleines Mädchen.

Wo kann man Batman-Bösewichte als Pädophile anmelden?

Batman gelingt die Flucht, in deren Folge er mit dem Batwing munter den LKW von Talia mit der Bombe beschießt. Und dabei deren Fahrer tötet.

Dabei hatte Batman eigentlich zuvor gegenüber Selina Kyle noch eine klare “no guns, no killing”-Politik vertreten. The times, they are a-changing.

So opfert sich Batman vermeintlich für Gotham (nachdem er wider des Könnens von Lucius Fox den Autopiloten des Batwing repariert hat)...

...macht dadurch Platz für Robin als seinen (Batman-)Nachfolger...

...und urlaubt als eigentlich von der Öffentlichkeit totgeglaubter Ex-Milliardär und Playboy überraschend inkognito mit Selina Kyle in Florenz.

Dort mag sich angesichts der abstrusen Geschichte – und der wahnwitzigen Fanbase von Nolans Batman-Filmen – nicht nur Alfred fragen, ob er sich das alles vielleicht nur eingebildet hat oder das, was Christopher Nolan einem die letzten zweieinhalb Stunden präsentierte, tatsächlich geschehen ist...

Filmausschnitte von The Dark Knight Rises, The Dark Knight & Batman Begins © Warner Home Video. (Hervorhebungen in den Bildern vom Verfasser vorgenommen)