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27. Mai 2011

Kurz & Knackig: US-Serien Teil VI

Jean-Claude Van Damme: Behind Closed Doors

An action hero’s job is never done.

Es ist bezeichnend, dass Jean-Claude Van Dammes größter Filmerfolg des letzten Jahrzehnts der semi-biographische JCVD aus dem Jahr 2008 war. Dort spielte sich „The Muscles from Brussels“ nicht nur selbst, sondern als Verlierer. Als Gescheiterter, dessen Tochter sich für ihn schämt und der am Ende im Gefängnis landet. Das Resultat waren Lobeshymnen, für den Film wie auch für Van Damme selbst. Schonungslos offen war er und wurde belohnt. Das schien hängengeblieben zu sein, schickt sich Jean-Claude Van Damme: Behind Closed Doors doch nun an, wieder das zu sein: ein schonungsloses Porträt eines Schauspielers, dessen beste Zeit lange zurück liegt. Und der seither vor allem auch mit sich selbst kämpft.

In den acht Episoden der von Jason Flemyng kommentierten Serie fliegt Jean-Claude Van Damme zwischen seiner Wohnung in Vancouver, seiner Heimat Belgien, Werbeauftritten in Dubai und Hong Kong bis hin zu Filmsets in Rumänien und der Ukraine hin und her. Gelegentlich skypt er mit seiner Frau Gladys und berichtet ihr dann davon, wie viel er ihr verdankt - was er auch nicht müde wird, in Anwesenheit ihrer beiden Kinder Kristopher und Bianca zu wiederholen. Während JC sich für keinen Film-Cameo zu schade ist, muss er sich mit dem Berufsstress und -ruhm auseinander setzen, sowie müden Knochen und seiner Rückkehr in den Ring gegen Muay Thai Boxer Somluck Kamsing Ende des Jahres 2011.

Angesichts des Lobs zu JCVD scheint Van Damme in seiner von ihm selbst produzierten Miniserie zu viel zu wollen. Er weint angesichts des Zustands unseres Planeten, er weint angesichts der wenigen Zeit und Ruhe, die ihm und seinen vielen Hunden gewährt wird und er weint aus anderen Gründen. Jean-Claude Van Damme: Behind Closed Doors bewegt sich auf einem semi-authentischen Pfad, wo viel gespielt scheint (man achte auf manche Reaktionen von Familienmitgliedern), aber durchaus auch vieles real ist. So gibt JCVD (der stets Mützen und T-Shirts mit seinen Initialen trägt) in der besten Folge, Dubai, nicht nur begangene Fehler zu, sondern auch, dass er seine Haare färbt und ein mäßiger Schauspieler ist.

Die Filterung von Drama und Dokumentation fällt bisweilen schwer, wie auch eine klare Ordnung des Geschehens. So untermauert Van Damme zwar die Wichtigkeit des Kamsing-Kampfes (er will den - augenscheinlich nie verlorenen - Respekt seiner Kinder zurückgewinnen), trainiert jedoch so gut wie nie für diesen. Während die Überbetonung von Gladys’ Rolle etwas redundant und aufgesetzt gerät, wirkt zumindest die Zuneigung zu seinen Hunden authentisch. Die Serie selbst ist fraglos an die eigenen Fans gerichtet, die ihrem großen Idol der Achtziger etwas näher kommen, was allerdings nicht darüber hinwegtäuscht, dass die Serie leider viel zu sehr (und viel zu schlecht), versucht, die Stärken von JCVD zu kopieren.

5.5/10

Community - Season Two

Just go with this.

Dass Fernsehen das neue Epizentrum qualitativer Unterhaltungserdbeben in den USA ist, lässt sich seit Jahren feststellen. Drama-Serien wie Breaking Bad oder Mad Men losen Jubelstürme aus, gefolgt von anderen Kritikerlieblingen wie Boardwalk Empire oder auch Community. Letztere erhielt nicht nur Lob von Seitens der britischen Empire, sondern auch metaphorisches Schulterklopfen der Jungs von Red Letter Media. Eine der wenigen kritischen Stimmen fand sich vor einem Monat auf diesem Blog, eingestehend, dass die Serie zwar unter ihren Möglichkeiten bleibt, aber Ansätze von Brillanz zeigt und wie ihre Figuren grundsätzlich sympathisch ist. Umso erfreulicher, dass sich Community im zweiten Jahr gesteigert hat.

Der Spanischkurs des Vorjahres wird eingetauscht durch eine Anthropologie-Klasse, nachdem die Sommerferien etwas die angespannte Stimmung zwischen Jeff (Joel McHale), Britta (Gillian Jacobs) und Annie (Alison Brie) gelüftet haben. Mit dem exzentrischen Verhalten von Pierce (Chevy Chase), sowie den anbiedernden Avancen von Chang (Ken Jeong), vom Dozenten zum Studenten degradiert, stehen der Gruppe - insbesondere Shirley (Yvette Nicole Brown) - ganz andere Probleme bevor. Für die Popkultur-Junkies Abed (Danny Pudi) und Troy (Donald Glover) eher Randaspekte in einem Jahr voller gebrochener Knochen, Nervenzusammenbrüche, ungeplanter Geburten…und natürlich Paintball.

Lange macht Community da weiter, wo sie aufgehört hat: auf unterdurchschnittlichem Niveau. Erst Conspiracy Theories and Interior Design, die zweitbeste Folge der zweiten Staffel, knüpft an den Anarcho-Charakter einiger Vorjahresfolgen an. Dennoch versprühte die erste Hälfte der jüngsten Staffel wenig Hoffnung, steigerte sich jedoch im Laufe des Jahres. Zum Problem werden wieder mal die bisweilen unverständlichen Figuren. Mal um Mal wird Pierce aus der Lerngruppe geworfen, Mal um Mal nimmt man ihn (aus Gründen, die weder der Zuschauer noch die Figuren kennen) wieder auf. Etwaige romantische Paarungen von Troy und Britta, Britta und Jeff oder Annie und Abed tragen hierzu ihr Übriges bei.

Immerhin lässt sich konstatieren, dass Dan Harmons Serie ihr Potential dieses Jahr gelungener ausschöpft. War das Highlight in der ersten Staffel die Paintball-Folge Modern Warfare, lässt man dieses Mal gleich eine Doppel-Paintball-Folge ausstrahlen. A Fistful of Paintballs (im Sergio-Leone-Stil) ist dabei erneut perfekte Unterhaltung, während das Staffelfinale For a Few Paintballs More (eine Star Wars-Hommage) die Bronzemedaille gewinnt. Zum heimlichen Star avanciert vermehrt Dean Pelton (Jim Rash), aber auch tertiäre Figuren wie Magnitude (“Pop pop!“) bereiten viel Vergnügen. Der Trend von Community zeigt also nach oben und hoffentlich gibt es auch im dritten Jahr wieder ein Paintball-Turnier.

7/10

The Vampire Diaries - Season Two

I’d be extra nice to me right now.

Im vergangenen Serienjahr war Kevin Williamsons Romanadaption The Vampire Diaries für den Teenie-Sender The CW die positive Überraschung gewesen. Ein stimmiges Mittelding zwischen dem nudistischen Trash eines True Blood und der reaktionären Blässe der Twilight-Filme. Die große Stärke der Serie war dabei das Dreiecksverhältnis seiner Titelfiguren, welches im Laufe der zweiten Staffel sogar durch einen „Neuzugang“ auf eine zweite Ebene projiziert wurde. Ohnehin wird der dramatische Faktor nochmals verstärkt, als sich zu der einstmalig kleinen Gruppe Eingeweihter immer mehr neue Gesichter gesellen, was gerade im letzten Drittel allmählich fast schon Ausmaße von Tabula Rasa anzunehmen beginnt.

Ehe nach den Vorfällen des Founder’s Day Ruhe einkehren kann in Mystic Falls, erscheint Elenas (Nina Dobrev) Doppelgängerin, Vampirin Katherine (Nina Dobrev), auf der Bildfläche. Jener Doppelgängerstatus ist es, der für Elena zum Damoklesschwert wird in der zweiten Staffel, soll sie doch einer rituellen Opferung dienen, die angeblich den jeweiligen Fluch von Vampiren und Werwölfen durchbricht. Grund genug für die Vampir-Brüder Stefan (Paul Wesley) und Damon (Ian Somerhalder), sich gemeinsam mit der inzwischen eingeweihten Hexe Bonnie (Katerina Graham), Elenas Bruder Jeremy (Steven R. McQueen) und Anderen gegen Urvampir Klaus zu stellen, der diesen Fluch zu brechen anstrebt. Soweit, so Blut gut.

Besonders in den Auftaktepisoden der zweiten Staffel knüpft Williamsons Serie an die Stärken des Vorjahres an. Durch den Zuwachs von Katherine ergibt sich ein zweifaches Dreiecksverhältnis mit Damon als doppeltem Verlierer. Der Mondstein-Fluch, den Urvampir Klaus sowie eine Handvoll Werwölfe brechen wollen, ist zwar ein interessantes Thema des zweiten Jahres, allerdings auch eines, das reichlich redundant ausfällt, wenn immer mehr Charaktere auf der Bildfläche erscheinen. Zugleich werden auch verstärkt Einwohner von Mystic Falls hinter den Vorhang gebeten, wenn im Laufe der Staffel Tyler (Michael Trevino), Matt (Zach Roerig) und Jenna (Sara Canning) die Wahrheit über ihre Stadt in Erfahrung bringen.

Das hat zur Folge, dass gerade das letzte Drittel rund um die ganzen eingeweihten Figuren und das inzwischen durchgekaute Klaus-Thema relativ beliebig erscheint und nur bedingt derart Spannung erzeugen kann, wie die Auftaktfolgen. Die überzeugendsten Episoden sind hier Masquerade und The House Guest, grundsätzlich wäre die zweite Staffel wohl runder geworden, hätte man auf bis zu sechs Folgen (zum Beispiel The Descent) verzichtet. Welche Wege The Vampire Diaries im dritten Jahr beschreiten wird, bleibt nach den Entwicklungen der finalen Folgen offen (New Moon und die dritte Staffel von True Blood lassen grüßen). Das die Serie sich, wenn auch minimal, zu steigern wusste, ist jedoch vielversprechend.

7.5/10

Chuck - Season Four

Come with me if you want to live.

Bisweilen gibt es auch noch Nova im Fernsehgeschäft. Beispielsweise Chuck, jene bei Bloggern extrem beliebte Agenten-Comedy-Serie von Josh Schwartz, die nach jeder Staffel um eine Erneuerung kämpfen musste - bis zu diesem Jahr. Kein in der Luft hängen, keine Fan-Petition. Dass Chuck im Herbst in ihr fünftes Jahr geht, gilt als sicher und dürfte bei Beteiligten wie Fans für Aufatmen gesorgt haben. Zugleich war Chuck auch ein gutes Beispiel dafür, dass sich manche Serien über die Jahre hinweg zu steigern verstehen. War die erste Staffel noch ganz charmant, allerdings nicht wirklich gut, gelang im zweiten und dritten Jahr jeweils ein Sprung nach vorne - um nun wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen.

Im vierten Jahr dreht sich alles um Chucks (Zachary Levi) verschollene Mutter (Linda Hamilton), die als Undercover-Agentin die Firma des Waffenhändlers Alexei Volkoff (Timothy Dalton) infiltriert hat. Hin und hergerissen zwischen der vermeintlichen Loyalität seiner Mutter muss Chuck auch mit einem Heiratsantrag an Sarah (Yvonne Strahovski) klarkommen, während Casey (Adam Baldwin) nicht nur Morgan (Joshua Gomez) als Schwiegersohn in spe ertragen muss, sondern sich auch innerhalb seines Teams als fünftes Rad am Wagen fühlt. Ellie (Sarah Lancaster) und Awesome (Ryan McPartlin) heißen derweil ihre Tochter willkommen und nehmen Forschungen von Ellies verstorbenem Vater auf.

Nachdem Chuck sich lange nicht sicher war, ob er das Intersect nun haben wollte oder nicht, bewegt sich Chuck dieses Jahr zumindest auf einem harmonischen Level der Akzeptanz des Agentendaseins. Hinzu kommen mit Hamilton und Dalton zwei Nebendarsteller, die das Ensemble in vielen Folgen erweitern und namhafte Gaststars wie Dolph Lundgren, Eric Roberts, Robert Englund, Robin Givens oder Ray Wise (also eher B-Stars, aber von diesen eine Menge). Das ist zwar abwechslungsreich, über die Dauer von 24 Folgen jedoch auch sehr anstrengend, da vor allem die Volkoff-Storyline, später ergänzt durch dessen Tochter (Lauren Cohen), über die gesamte Staffel hinweg kaum ihre Spannung aufrecht erhält.

Ohnehin verdeutlicht die Ablösung Volkoffs von Fulcrum, das selbst The Ring ersetzt hat, die Orientierungslosigkeit der Serie. So gesehen begeht Chuck im vierten Jahr einen Rückschritt zurück zur Qualität seiner Anfänge (lediglich die morbide Folge Chuck Versus the Fear of Death mit Summer Glau und Richard Chamberlain ragt positiv heraus), worüber auch die vielen Filmreferenzen (von Die Hard, über Terminator bis zu A New Hope) nicht hinweg täuschen. In Kombination mit dem schwachen Staffelfinale und seinem uninspirierten, aber Richtungsweisenden „Cliffhanger“ stehen der Serie schwere Zeiten bevor, die zumindest ich nach diesem Qualitäts- und Kreativitätsverlust wohl ab Herbst nicht mehr mit begleiten werde.

6.5/10

How I Met Your Mother - Season Six

Aw, man!

Das abschließende Urteil zur fünften Staffel von How I Met Your Mother lautete im vergangenen Jahr: Stagnation. Und die Frage, wie lange die Serie so noch weitermachen kann? Den Showrunner zufolge zumindest bis 2013. Das Spiel mit der Suche nach der Mutter wird also noch zwei Jahre (oder drei, die sechste Staffel mitgerechnet) weiter gespielt - obschon es bereits eintönig geworden ist, Ted Mosbys Kinder (mit einer ewig jungen Lyndsy Fonseca) zu Beginn einer Folge eine Geschichte zu erzählen, die mit deren Mutter eigentlich nichts zu tun hat. Dass sich dieses Friends-2.0 dennoch auch nach sechs Jahren noch nicht zu schade ist, seine schwache Prämisse weiterhin als Aufhänger zu nehmen, ist bezeichnend.

Als übergreifendes Thema dient dieses Jahr der Bau des neuen GNB-Gebäudes durch Ted (Josh Radnor) und dessen darauf aufbauende Auseinandersetzung mit der Aktivistin Zoey (Jennifer Morrison), die ein heruntergekommenes Gebäude, das hierzu abgerissen werden soll, zu retten anstrebt. Lily (Alyson Hannigan) und Marshall (Jason Segel) versuchen unterdessen an ihrer Kinderplanung zu arbeiten, während Robin (Cobie Smulders) allerlei Beziehungsprobleme hat und Barney (Neil Patrick Harris) nach langen Jahren endlich auf seinen leiblichen Vater (John Lithgow) trifft. Hinzu kommen gescheiterte Ehen, langjährige Flüche, Todesfälle in der Familie und eine alte kanadische Teenie-Fernsehserie.

Wenn eine Serie ihre beste Episode gleich zu Beginn verballert - in diesem Fall: Big Days -, dann lässt das (im Gegensatz zu Southland, wo dies Tradition ist) wenig Hoffnung für die verbleibenden Folgen zu. Und in der Tat sind die einzigen Episoden, die sich ebenfalls etwas abheben, Folgen mit eigenem Antrieb (Glitter/Blitzgiving), während sich besonders die GNB-Arcadia-Handlung, die von Anfang bis Ende die sechste Staffel durchzieht, als Fehlschuss entpuppt. How I Met Your Mother macht von Beginn an klar, dass es dieses Jahr um alles geht, außer darum, wie Ted seine Frau kennengelernt hat. Was wieder mal untermauert, dass die Serienprämisse schon lange keine Bedingung mehr für deren Bestehen ist.

Im Vergleich zum Vorjahr halten sich Gastdarsteller eher rar, von Nicole Scherzinger, Jorge Garcia, Kyle MacLachlan, Katy Perry, John Lithgow sowie (besonders nervig und untalentiert) Jennifer Morisson abgesehen. Wirklich an Fahrt gewinnt die sechste Staffel ebenfalls nicht, was besonders dann auffällt, wenn die Figuren davor zurückschrecken, sich weiterzuentwickeln (siehe Barney-Nora). Die Folge ist ein Einbruch der Serie von fast einem Punkt seit der vierten Staffel. Ein Trend, der nach unten zeigt, bedenkt man, dass die sechste die bisher uninteressanteste und schlechteste Staffel der New Yorker Freunde darstellt. Bei zwei offenen Staffeln geht das Finden der Mutter also noch bis 2013 weiter.

7/10

Breaking In - Season One

You just got Oz-ed…possible catchphrase.

Im nordamerikanischen Fernsehen sind Midseason Replacements oft eine Art Ersatzspieler, der seinen Einsatz erhält, wenn eine Stammkraft plötzlich nicht mehr zum Zuge kommt. Ein Lückenfüller also, der bisweilen, siehe The Office, auch zum festen Bestandteil eines Senders werden kann, wenn sich eine Fanbase einstellt. Besonders hip sind, wie am Beispiel The Office zu sehen, Workplace-Komödien, zu denen auch Parks and Recreation (siehe unten) oder Workaholics zählen. Mit Breaking In kam dieses Frühjahr eine weitere solche Serie hinzu, die aus der Feder von Adam F. Goldberg (Fanboys) und Seth Gordon (The King of Kong) stammt, und sich um eine Sicherheitsfirma voller schrulliger Figuren dreht.

Der Langzeit-Student und Hacker Cameron (Bret Harrison) wird nach Aufdeckung seiner Computervergehen an seiner Universität von “Oz“ Osbourne (Christian Slater) für dessen Sicherheitsfirma Contra Security angeworben. Dort stellt er seine Dienste wie die Einbrecherin Melanie (Odette Annable), der Tarnungsexperte Josh (Trevor Moore) und Techniktüftler Cash (Alphonso McAuly) der Sicherheitsüberprüfung von Firmen und anderlei Einrichtungen zur Verfügung. Kompliziert wird das Ganze jedoch, als Cameron sich Hals über Kopf in Melanie verliebt, diese aber bereits mit dem etwas naiven Dutch (Michael Rosenbaum) liiert ist und dieser letztlich sogar ebenfalls zum Angestellten von Oz avanciert.

Mit seiner Pilot-Folge legte Breaking In einen furiosen Start hin und verbreitete ein leichtes Versprechen, ein Nachfolger von Scrubs sein zu können. Allerdings vermochte nur White On White On White ebenso unterhaltsam auszufallen, was jedoch nichts daran ändert, dass Goldbergs und Gordons Serie eine der Überraschungen dieses Serienjahres ist. Die Figuren sind ob ihrer Schrulligkeit ausgesprochen liebenswürdig geraten, sei es Ultra-Nerd Cash (“Boom goes the dynamite!“) oder der über-Jock Dutch, der von Smallville-Lex Luthor Michael Rosenbaum mit viel Spaß am Spiel porträtiert wird. Der auf Oneliner reduzierte Christian Slater und die scharfe und talentierte Odette Annable komplettieren das Bild.

Harrison wiederum ist eine dankbare Identifikationsfigur in der schrägen Welt von Contra Security, die zudem von Alyssa Milano, Ted McGinley und Mike Tyson besucht wird. Besonders im Gedächtnis bleiben die kreativen Ideen der Autoren, die meist dem allwissenden und allgegenwärtigen Slater auf den Leib geschrieben werden. Dass sich dieser im Komödienfach (Kuffs und Heathers lassen grüßen) besser schlägt als beim Drama (siehe My Own Worst Enemy), zeigt sich eindrucksvoll. Nach sieben Folgen wurde die Serie jedoch von Fox nicht für eine zweite Staffel verlängert, allerdings lassen gegenwärtige Verhandlungen mit Sony Television darauf hoffen, dass Breaking In eine zweite Staffel erhält.

7.5/10

The Big Bang Theory - Season Four

If ifs and buts were candy and nuts, we’d all have a merry Christmas.

In den vergangen Monaten war Chuck Lorre zumindest indirekt in der Presse vertreten als „Verlierer“ und „Clown“ - so die Worte von Charlie Sheen. Dieser war Star von Amerikas erfolgreichster Fernsehserie: Two and a Half Men. Zumindest bis Sheens Sex- und Drogeneskapaden zu seinem Rauswurf führten. Viel Lärm um Nichts, müssten sich da die Beteiligten von Lorres anderer Sitcom, The Big Bang Theory, denken. Deren Quote wuchs im Laufe ihrer drei Staffeln stetig und befindet sich nur wenige Millionen Zuschauer hinter Two and a Half Men. Umso erfreulicher für Lorre, dass von seinen Nerd-Darstellern rund um Emmy-Preisträger Jim Parsons kaum einer durch Sex- und Drogenexzesse auffallen dürfte.

Nach drei Jahren Nerdlore erhält die Show nunmehr verstärkt weiblichen Zuwachs. Sheldon (Jim Parsons) beginnt auf Initiative seiner Freunde eine primär wissenschaftlich und sekundär soziale Verbindung zur Neurobiologin Amy Farrah Fowler (Mayim Bialik), während Howard (Simon Helberg) wiederum eine nunmehr feste Liaison mit Mikrobiologin Bernadette (Melissa Rauch) eingeht. Unterdessen müssen Penny (Kaley Couco) und Leonard (Johnny Galecki) mit dem Ende ihrer Beziehung klarkommen, während Letzterer eine alte Affäre mit Priya (Aarti Mann) aufwärmt - der Schwester von Rajesh (Kunal Nayyar). Zusätzlich: Sex und Diebstahl in der World of Warcraft, sowie die Rückkehr von Wil Wheaton.

Obschon gerade die Figuren von Rauch und Bialik nicht minder nerdig sind als die Jungs, verlässt The Big Bang Theory im vierten Jahr nun etwas die Gefilde der Nerdlore. Mit mehr oder weniger drei der Wissenschaftler in Beziehungen verankert, erhält das Thema des Sex und seiner Komplikationen auch vermehrt Einzug in die Welt von Chuck Lorre und Bill Prady. Gerade im letzten Drittel manifestiert sich dies in Eifersuchtsszenen zwischen Penny und Priya, was glücklicherweise jedoch nicht bedeutet, dass die Serie ihren Humor zurückschraubt - sie wandelt ihn einfach ab. So wird durch Priyas Anwesenheit zum Beispiel dem WG-Abkommen von Leonard und Sheldon mehr vergnügliche Aufmerksamkeit zuteil.

Besonders erfreulich ist zudem, dass nach dem Einbruch der dritten Staffel nun wieder eine Steigerung zu verzeichnen ist. Höhepunkte des vierten Jahres sind die Folgen The Wildebeest Implementation und The Robotic Manipulation, mit gelungenen Gastauftritten von Wheaton, Eliza Dusku, Keith Carradine und LeVar Burton. Lediglich ein leicht abbauender Mittelteil trübt das positive Bild der gelungensten Comedy-Serie 2010/11, die sich etwas unrühmlich mit einem müden und für Serien vorhersehbaren Cliffhanger im Staffelfinale bis Herbst verabschiedet hat. Nichtsdestotrotz ist The Big Bang Theory weiterhin wohl das Highlight im Comedy-Fach und der lebende Beweis, dass Chuck Lorre alles, aber kein Verlierer ist.

8/10

Grey’s Anatomy - Season Seven

Things don’t go the way we want them to.

Es liegt wohl daran, dass Serien einen Mikrokosmos darstellen, dass über kurz oder lang die Figuren einander sexuelle herumgereicht werden wie Appetizer auf einem Galaabend. Etwas, das sich auch der Einfachheit halber als Melrose Place-Syndrom benennen lässt und das kaum eine Serie so exaltiert betreibt, wie Shonda Rhimes’ Ärztedrama Grey’s Anatomy. Ohnehin ist das Bild von Ärzten durch US-Serien wie Chicago Hope oder ER davon geprägt, dass Ärzte ihre sexuellen Kontakte einzig in der eigenen Abteilung ausfindig machen. Ein Sozialleben außerhalb des Krankenhauses scheint nicht existent. Dementsprechend schwer hat es eine Serie, die ein derartiges Bild seit sieben Jahren aufrecht erhält.

Nach dem Amoklauf des Vorjahresfinales liegen die Nerven blank im Seattle Grace. Während sich die meisten Ärzte um Meredith (Ellen Pompeo) verhältnismäßig schnell fangen, rutscht überraschend gerade Cristina (Sandra Oh) in ein emotionales Loch. Ansonsten ist es das Jahr der klinischen Versuchsreihen, intendiert Derek (Patrick Dempsey) doch Alzheimer zu heilen, während sich Webber (James Pickens, Jr.), im Laufe der Staffel wieder zum Chief befördert, an Diabetes versucht. Zentral sind jedoch weiter die Beziehungen der Ärzte zueinander, so wie Callie (Sara Ramirez), die sich, von Sloan (Eric Dane) schwanger, mit Arizona (Jessica Capshaw) versöhnt, während Sloan Lexie (Chyler Leigh) vergrätzt.

Um alle Affären und Romanzen aufzuzählen, bedürfte es eines eigenen Reviews, grundsätzlich bleibt es bei der Beschreibung des Vorjahres, dass Grey’s Anatomy ein „riesiger Swinger-Klub“ ist. Was in den ersten Staffeln noch vergnüglich war, wird nun allmählich merklich ermüdend da unrealistisch, wenn jede der Figuren mit einem Kollegen verheiratet oder liiert ist. Ähnlich scheint es auch den Zuschauern zu gehen, die nach dem in der vierten Staffel eingesetzten Quotenrückgang die Serie nach dem Tiefpunkt der sechsten Staffel nochmals abstraften. Auch Versuche wie die Musicalfolge Song Beneath the Song, anbei bemerkt der Tiefpunkt der gesamten Serie, dürften kaum eine Wende herbeiführen.

Die Staffel ist dabei solide, obschon sie im Vergleich zu den beiden Vorjahren erneut abbaut. Höhepunkt ist Disarm, wenn thematisch passend die Konsequenzen eines externen Amoklaufs im Seattle Grace Einzug erhalten. Bisweilen ist Grey’s Anatomy, dieses Jahr mit Gastdarstellern wie Scott Foley oder Jamie Chung, also immer noch emotional ergreifend, schafft es allerdings nicht, seine Figuren wie Karev (Justin Chambers) wirklich weiter zu entwickeln. Das große Ensemble mit 14 Sprechrollen schlägt sich gut (besonders Kevin McKidd, aber auch Sarah Drew), kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass Rhimes’ Dramaserie langsam das Drama ausgeht. Denn inzwischen hat jeder mit jedem geschlafen.

7/10

The Office - Season Seven

You know this isn’t real TV, right?

Für gewöhnlich gibt es in Fernsehserien immer eine/n Darsteller/in, der/die über kurz oder lang Angebote für Kinoproduktionen erhält und letztlich ihrer Durchbruchsserie Lebewohl sagt. Egal ob diese Personen nun George Clooney (ER), Jennifer Aniston (Friends), Katherine Heigl (Grey’s Anatomy), David Duchovny (The X Files) oder Steve Carell heißen. Letzterer sah es nach Filmerfolgen mit Get Smart oder Date Night nicht für nötig, seinen auslaufenden 7-Jahres-Vertrag für die Workplace-Comedy The Office zu verlängern. Weshalb es nach sieben Jahren und 137 Folgen in einer Doppelepisode hieß: “Goodbye Michael“. Ein Abschied, von dem sich ab Herbst zeigen wird, ob er verkraftet und überlebt werden kann.

Mit der Übernahme von Dunder Mifflin gilt es sich in Scranton an den neuen Arbeitgeber anzupassen. Oder auch nicht, treibt Michael Scott (Steve Carell) doch weiterhin seinen typischen Unsinn, der neue Nahrung erhält, als in der Mitte der Staffel vorübergehend seine alte Flamme Holly (Amy Ryan) zurückkehrt. Jim (John Krasinski) und Pam (Jenna Fischer) sind derweil mit der Erziehung ihrer kleinen Tochter beschäftigt und mit dem Liebesdreieck zwischen Erin (Ellie Kemper), Andy (Ed Helms) und Gabe (Zach Woods) bahnt sich eine neue Romanze rund um die Sekretärin an. Dwight (Rainn Wilson) versucht unterdessen alles, um nach Michaels Abschied zum neuen Regional Manager seines Arbeitgebers aufzusteigen.

Die gute Nachricht vorab: The Office steigert sich, wenn auch minimal, nach dem extremen Einbruch der sechsten Staffel im Vorjahr. Von der früheren Klasse der dritten und vierten Staffel ist Greg Daniels’ Sitcom jedoch weiterhin weit entfernt. Es zeigt sich verstärkt, dass der Serie langsam die Ideen ausgehen, beispielhaft in der drastischen Abnahme von Scherzen, die Jim seiner Nemesis Dwight spielt. Ohnehin versprühen er und Pam als geerdete Eltern kaum noch Romantik, weshalb Erin und Andy ziemlich offensichtlich als Ersatz angeboten werden. Nur vereinzelt zeigen sich Momente früherer Stärke, wie in dem Staffelhöhepunkt Classy Christmas, in dem Dwight an Jim lang aufgestaute Rache nimmt.

Ansonsten überzeugen gelegentlich charmante Ideen wie WUPHF.com oder Threat Level Midnight, ein Qualitätsanstieg macht sich jedoch erst gegen Ende und mit dem Übergang von Michael zu seinem Interimsnachfolger Deangelo (Gaststar: Will Ferrell) bemerkbar. Ob dies auch in der achten Staffel der Fall sein wird, darf aber bezweifelt werden. Es scheint, als ginge The Office immer mehr die Puste aus und mit Rainn Wilson (Super) steht bereits der nächste Darsteller vor dem Sprung ins Kinogeschäft, was der inzwischen sehr schwachbrüstigen Sitcom (selbst das vor Gaststars wie James Spader, Ray Romano, Jim Carrey und Ricky Gervais überquellende Staffelfinale konnte nicht überzeugen) den Todesstoß versetzen würde.

7/10

Parks and Recreation - Season Three

Snitches get stitches.

Wie bereits in The Office erhält auch Greg Daniels’ zweite Workplace-Sitcom Parks and Recreation im dritten Jahr eine Frischzellenkur. Paul Schneider verabschiedete sich zu Gunsten seiner Filmkarriere, neu hinzu kamen stattdessen Rob Lowe und Adam Scott, die zugleich als neue love interests der beiden weiblichen Hauptdarstellerinnen Amy Poehler und Rashida Jones fungieren dürfen. Der Abschied von Schneider und das gefragte Interesse der Filmbranche an Jones und Aziz Ansari wirken jedoch bereits als ein Damoklesschwert über der Serie, bei der sich auch angesichts des Staffelfinales die Frage stellt, ob sie nach der vierten Staffel noch das Zeug hat, für weitere Jahre zurück zu kehren.

Das Haushaltsbudget der kleinen Stadt Pawnee im US-Bundesstaat Indiana ist knapp, was Leslie Knope (Amy Poehler) jedoch nicht davon abhält, das einst beliebte Erntefestival zurück ins Leben zu rufen. Inzwischen weiß sie sich ganz gut mit ihren Vorgesetzten Chris (Rob Lowe) und insbesondere Ben (Adam Scott) zu arrangieren. Ron Swanson (Nick Offerman) hingegen will einfach nur seine Ruhe haben, während sich Tom (Aziz Ansari) verstärkt als Entrepeneur versucht und neben einem eigenen Nachtklub auch ein eigenes Parfüm zu entwickeln beginnt. Unterdessen betritt Ann (Rashida Jones) wieder das Singledasein, das wiederum April (Aubrey Plaza) und Andy (Chris Pratt) durch eine spontane Hochzeit verlassen.

Nachdem die Sitcom in ihrem zweiten Jahr durch die vervierfachte Episodenzahl einen Qualitätsverlust erlitt, kommt ihr eine diesjährige Reduktion auf lediglich 16 Episoden - was allerdings eher Poehlers Schwangerschaft geschuldet war - positiv zu Gute. Mit Leslies Bestreben, trotz Finanzeinbußen ihren Bürgern etwas bieten zu wollen, hat die Show neben den romantischen Verwicklungen einen glaubhaften und passend umgesetzten thematischen Anstrich erhalten. Die Folge sind jedoch einige Redundanzen, die speziell Lowes optimistischen Gesundheitsfanatiker Chris, sowie Leslies und Bens Gefühle zueinander betreffen. Aber auch die anstrengende Liaison von April und Andy kann auf Dauer nerven.

Der starken Auftaktepisode folgt ein Abfall, der erst gegen Ende der zweiten Hälfte wieder aufgefangen wird. Hier erlebt die Serie mit The Fight und einem alkoholgeschwängerten Abend der Angestellten in Toms Diskothek ihren diesjährigen Höhepunkt. Gastdarsteller machen sich im Vergleich zur zweiten Staffel rar, lediglich Parker Posey gibt sich hier in der ebenfalls sehenswerten Folge Eagleton die Ehre. Es ist also erfreulich, dass sich Parks and Recreation wieder etwas konsolidiert hat. Welcher Weg jedoch inhaltlich wie personell nach dem (enttäuschenden) Staffelfinale bevorsteht, bleibt allerdings abzuwarten. Vielleicht wäre einer finalen vierten Staffel vor einem planlosen Versiechen der Vorzug zu geben.

7.5/10

Happy Endings - Season One

Cos that’s how I Jane.

Die Formel, dass eine Gruppe Freunde die optimale Rezeptur für eine Sitcom ist, hat in den neunziger Jahren Friends zur Perfektion gebracht und zu etwaigen Ablegern wie How I Met Your Mother oder nun Happy Endings geführt. Letztere Serie gehörte zu den diesjährigen Midseason Replacements, im Gegensatz zu Breaking In wurde die Show von David Caspe jedoch - trotz niedrigerer Quoten - sofort für eine zweite Staffel ab September verlängert. Die Konzeption der Serie ähnelt dabei in gewisser Weise How I Met Your Mother, findet im Ensemble doch eine Symbiose zwischen bekannten TV-Darstellern wie Eliza Coupe oder Elisha Cuthbert und unverbrauchten Gesichtern wie Casey Wilson und Adam Pally statt.

Am Tag ihrer Hochzeit entscheidet sich Alex (Elisha Cuthbert) spontan, nicht ihren langjährigen Freund Dave (Zachary Knighton) zu heiraten und lässt ihn neben den gemeinsamen Freunden am Traualtar stehen. Ein paar Wochen später entscheiden sich die beiden zum Wohl der Clique ihre Differenzen zu begraben und Freunde zu bleiben. Während Dave zu ihrem homosexuellen Freund Max (Adam Pally) zieht, stürzt sich Alex mit Freundin Penny (Casey Wilson) ins Nachtleben und auf Männerjagd. Das Ehe-Aus der beiden Freunde sorgt unterdessen beim einzig verheirateten Pärchen der Gruppe, Alex’ Schwester Jane (Eliza Coupe) und Brad (Damon Wayans, Jr.), für Bestandszweifel an der eigenen Beziehung.

Ähnlich wie Breaking In zählte Happy Endings zu den positiven Überraschungen des Jahres, auch jenseits ihres Midseason Replacement Status’. Obschon das ganze Ensemble Erfahrungen mitbringt, von Coupe (Scrubs) über Cuthbert (24) bis zu Knighton (FlashForward) und Wilson (Saturday Night Live), sind die meisten von ihnen weitestgehend unverbraucht und damit eine willkommene Abwechslung. Hierbei steht Pallys in der Popkultur verhafteter moppeliger Schwule im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber auch Damon Wayans, Jr. beweist, dass mehr Komödientalent in ihm steckt, als im Wayans-Film Dance Flick zu sehen war, während Coupe ihren in Scrubs gezeigten Aufstieg untermauert.

Großer Pluspunkt der Sitcom ist neben der Chemie ihrer Darsteller die Vielfalt an Ideen, sowohl in narrativer wie dialogtechnischer Sicht. Am gelungensten fallen hier die Episoden The Quicksand Girlfriend und Mein Coming Out aus, während sich die Serie ein bisschen selbst im Weg steht, da man sich dazu entschloss, die Folgen nicht in produzierter Chronologie zu senden, weshalb bisweilen Anschlussfehler, speziell im Bezug auf die angespannte Beziehung zwischen Dave und Alex, entstehen. Dennoch präsentierte sich Happy Endings über weite Strecken sehr ordentlich, weshalb es mehr als verdient und so gesehen auch passend ist, dass die Serie ab Herbst mit einer zweiten Staffel ihr eigenes Happy End erhält.

7.5/10

31. Mai 2010

Chuck - Season Three

Classic geek tragedy. Sound familiar?

Wie man es macht, ist es nicht recht. Generell können Serien schnell redundant werden und Folge um Folge, Staffel um Staffel derselben Prozedur folgen. Da muss ein Jack Bauer Los Angeles, New York oder gleich die ganzen USA retten und Dr. House seine Patienten mit der unwahrscheinlichsten und daher von allen Kollegen verpönten Methode heilen. Uninspiriertheit, schimpft sich das gerne. Macht es eine Serie wie Lost dann anders, indem sich jede Staffel - und oft auch Folge - um ein anderes Thema dreht und seine Protagonisten in eine andere Richtung stößt, ist das Gejammer jedoch kaum kleiner. So lässt sich natürlich Josh Schwartz’ kultige Agenten-Parodie Chuck schnell vorwerfen, dass sie in ihrer dritten Staffel den Rückzug zu Altbewährtem antritt. Anderseits beweist die Serie, dass sie auch im Rückzug noch einen Schritt vorwärts machen kann. Was vielleicht auch nur einer Serie wie Chuck gelingt, die jedes Frühjahr trotz ihres Kultfaktors um die Verlängerung kämpfen muss.

Nun also der Reboot. Das (neue) Intersect ist weiterhin in Chucks (Zachary Levy) Gehirn, was dazu führt, dass Team „Chuck“ auch weiterhin im Einsatz bleibt. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass Chuck nun größeren Nutzen aus dem Intersect bezieht, indem er Kampftechniken - The Matrix lässt grüßen - auf die Schnelle downloaden kann. Es ist ein Akt der Liebe, der Chuck nun ins Agentenprogramm der CIA drängt, kann sich Sarah (Yvonne Strahovski) doch nur vorstellen, mit ihm zusammen zu sein, wenn Chuck selbst auch Agent ist. Was nicht erleichtert wird, als mit dem neuen Team-Leader David Shaw (Brandon Routh) ein harter romantischer Konkurrent die Bühne betritt. Neben Shaw belebt auch „The Ring“, die Wachablösung zu „Fulcrum“, Chucks Universum. Was neben Shaw später auch Casey (Adam Balwin) betreffen wird. Wirklich leichter ist das Leben derweil im Buy More auch nicht, treiben hier nicht nur Jeff und Lester ihr Unwesen, sondern auch Morgan (Joshua Gomez) tritt - erwartungsgemäß - wieder auf den Plan.

Wie gesagt: Rückzug. Oder Rückbesinnung. Der Abschied von Morgan war ein Abschied auf Zeit. Und Chuck ohne einen Chuck mit Intersect verliert seine Prämisse (wobei das Finden einer neuen Prämisse interessant gewesen wäre). Zumindest jedoch zugleich ein Fortschritt, denn dass Chuck nun nicht mehr nur der Informationstragende Nerd ist, sondern selbst auch effektiv an den Missionen teilnehmen kann, verleiht der Show eine neue Würze. Zudem wird dem Geist der ersten Staffeln die Treue gehalten, wenn Morgan im Laufe der Staffel schließlich Chucks Nerdstelle im Team einnimmt, als er eingeweiht wird. Aber selbst wenn die Serie im Rückschritt nach vorne schaut, kann sie altbekannte Mängel nicht vollends abschütteln. Redundanzen schleichen sich ein, wenn es gilt, Chucks Tötungsphobie zu beheben, die gleichzeitig einhergeht mit Sarahs innerer Bestimmung, diesen Chuck dann nicht zu lieben. Dass Rouths - gut gespielte und interessante - Figur dann ebenfalls zum running threat verkommt, war auch nicht der smarteste Schritt.

Obschon die dritte Staffel dann dennoch einen besseren Eindruck hinterlässt, als die vergangen Beiden, kann sie sich letztlich qualitativ zumindest nicht von ihrem Vorgänger abgrenzen. Einer gesteigerten ersten Hälfte mit starker Tendenz folgt eine durchschnittliche zweite Hälfte, die sich in Doppelspielereien verliert. Die gelungenste Episode findet sich in Chuck vs. Operation Awesome, dicht gefolgt von Chuck vs. the Fake Name. Dass sich die schwächste Folge im Staffelauftakt findet, ist da hinsichtlich des restlichen Verlaufs schon angenehmer. Wurde bei den vorangegangenen beiden Sitcoms empfohlen, mehr (personifizierte) Abwechslung einzubringen, ist dies bei Chuck nicht nötig. Neben Routh, der aufgrund seiner Präsenz schon fast nicht mehr als Gaststar zu bezeichnen ist, stellten sich im dritten Jahr unter anderem auch Robert Patrick, Armand Assante, Christopher Lloyd (kaum wiederzuerkennen) und erneut Scott Bakula zur Verfügung. Etwas bedauerlich ist die rasche Verpulverung von Kristin Kreuk als neues love interest.

Dass über Schwartz’ Serie das Damokles-Schwert schwebte, lässt sich am Staffelfinale (Chuck vs. the Ring: Part II) erkennen. Dieses hätte auch gut als Serienfinale getaugt, ließ sich jedoch, wie geschehen, in seiner finalen Einstellung noch zur Integration eines neuen Handlungsstranges missbrauchen. Wie es die Branchenkonventionen so wollen, wirkt dieser sehr bei anderen Kollegen (z.B. Prison Break oder Jumper) entlehnt. Allerdings verspricht die vierte Staffel zumindest was die Gruppendynamik angeht, mit offenen Karten zu spielen, da sich neben Awesome und Morgan nun auch Ellie als Eingeweihte erachten darf. Nicht nur wegen der jährlichen Querelen um eine weitere Verlängerung dürfte Chuck jedoch kaum zur Serie verkommen, die auch in drei Jahren noch mit ihrer sechsten Staffel im Fernsehen laufen wird. Vieles deutet darauf hin, dass das vierte auch das letzte Jahr für Team Chuck sein könnte. Was für Schwartz und Co. Ansporn sein sollte, es 2011 noch mal ordentlich krachen zu lassen.

7.5/10

2. Mai 2009

Chuck - Season Two

Can you be awesome?

In den meisten Fällen verfügen Serien in ihrer ersten Staffel über den stärksten Rückenwind. Hier wirkt noch alles frisch und neu - einfach unverbraucht. In anderen Fällen haben manche Serien ihre Eigenheiten, an die man sich erst gewöhnen muss. Dies ist hauptsächlich in den ersten Episoden der Fall, wie zum Beispiel bei Gossip Girl. An das Neue muss man sich erst gewöhnen, es in seinem Kontext verstehen und in den eigenen Kontext einordnen können. Chuck gehört in die letztere Kategorie. Aber auch irgendwie nicht. Mein grundsätzliches Problem mit der Sitcom war in ihrer ersten Staffel die Vermischung aus Comedy und Action. Für mich hatte dies nicht wirklich funktioniert, gerade Yvonne Strahovski wirkte in ihren Actionszenen eher lächerlich als amüsant. Vielleicht war es auch einfach nicht meine Art Humor, finden die Blogger-Kollegen doch die Serie „hervorragend“, „brillant“ und „ausgezeichnet“. Eine Meinung, die ich nach der ersten durchschnittlichen Staffel nicht teilen konnte. Doch die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und was Serien angeht, gebe ich gerne eine zweite Chance. Denn manchmal, da lohnt sich das auch.

Was ich dann bei Chuck erlebt habe, war überraschend. In den beiden Auftaktfolgen der zweiten Staffel, Chuck Versus the First Date und Chuck Versus the Seduction, wird ein enormes Tempo vorgegeben. Das ist nicht mehr dieselbe Sitcom wie 2007/2008. Das merkt man bereits am Auftakt. Die Action wird weniger inszeniert, als das sie knapp bemessenes Beiwerk ist. Eher Mittel zum Zweck, jedoch außerhalb des Fokus. Der Witz steht im Vordergrund, gerade in diesen beiden Folgen, die sich so von ihren Vorgängern unterscheiden. Zudem geben diese Episoden bereits das Motto der zweiten Staffel vor: Gastauftritte. Im Gegensatz zur ersten Staffel tummeln sich nun eine Vielzahl von Film- und Serienschauspielern. Nur in einem Drittel der Folgen taucht kein/e bekannte/r Schauspieler/in auf. Selbst wenn die Großteile der Auftritte durch Jordana Brewster, Scott Bakula, Chevy Chase und Arnold Vosloo vertreten werden. Von Tony Hale, der eigentlich mehr fester Bestandteil ist, gar nicht zu sprechen. Ein Konzept das aufgeht. Ähnlich wie anderswo (z.B. Will & Grace) würzen die Gastrollen die einzelnen Folgen auf und verleihen ihr Pep - zusätzlichen oder ausschließlichen.

Denn das hohe Niveau vom Start weiß Chuck nicht durchgehend zu halten. Vielmehr verflacht die Serie kurz darauf schon fast auf ihr ursprüngliches Level, weiß sich jedoch in der Mitte wieder zu fangen. Was folgt ist eine Art Achterbahnfahrt, wo über Strecken gute, sehr gute und durchschnittliche Folgen sich die Klinke in die Hand geben. Generell funktioniert Josh Schwartz’ Sitcom für mich nun jedenfalls besser. Am ehesten weiß neben den beiden Auftaktfolgen noch Chuck Versus the Dream Job zu überzeugen, wobei auch Chuck Versus Santa Clause sowie ein paar andere Folgen nahe dran sind. Der Rest pendelt sich ordentlich ein, abgesehen von Chuck Versus the Lethal Weapon und Chuck Versus the Broken Heart, die beide zu den Reinfällen der Staffel zu rechnen sind. Alles unter dem Banner von drei alles überschattenden Themen. Auf der einen Seite gibt es die Actionkomponente im Kampf von Team Chuck gegen die Agenten Fulcrums (u.a. Arnold Vosloo, Michael Rooker, Jordana Brewster) um das Intersect. Die beiden anderen Themen beschäftigen sich mit den Randfiguren. Einerseits spielt hier die Beziehung von Ellie und Devon/Awesome, sowie deren Hochzeit, eine Rolle, andererseits erhält auch die Buy More-Belegschaft rund um Morgan (Joshua Gomez) ihre verdiente Aufmerksamkeit.

Wie angesprochen wird Chuck enorm von seinen Gastauftritten belebt. Sei es ein Michael Clarke Duncan gleich zu Beginn als widerstrebender Agent oder John Laroquette als 007-Verschnitt. Besonders nett ist der Einbau von Jordana Brewster als Chucks College-Ex Jill, die sich in vier Folgen die Ehre gibt. Sehr amüsant auch Reginald VelJohnsons Die Hard-Persiflage in Chuck Versus Santa Clause. Für die Klimax der Staffel haben sich die Macher zudem nicht lumpen lassen mit Arnold Vosloo als Fulcrum-Agent, sowie Chevy Chase als Antagonist und Scott Bakula als verschollenen Vater von Chuck einige „Hochkaliber“ aufzuwarten. Dies birgt zwar die eine oder andere etwas bitter aufstoßende Wendung, die sich jedoch angesichts der sympathischen Charaktere verschmerzen lässt. Schließlich gehört zu Chuck auch, dass man mal ein Auge zudrücken kann, um dem Vergnügen keinen Abbruch zu bereiten.

Oberstes Ziel für Chuck (Zachary Levi) ist es verständlicherweise das Intersect aus seinem Gehirn zu kriegen. Nicht nur weil ihn die Schein-Beziehung zu Sarah (Yvonne Strahovski) belastet, sondern auch weil sich die grundehrliche Haut nicht mehr den Lügen an Ellie und Morgan stellen möchte. Hoffnung verheißt hier ab einem gewissen Zeitpunkt der potentielle Verbündete Orion, wobei es auch hier gilt Fulcrum nicht in die Karten zu spielen. Der Einbau der Konkurrenzorganisation (der Vergleich zu SPECTRE liegt nahe) ist gelungen und über weite Strecken auch glaubwürdig aufgebaut. Sieht man von den zahlreichen logischen Schönheitsfehlern der Sitcom einmal ab. Über die Inszenierung des Geheimagenten-Castings an Chucks alter Universität (Bryce und er waren Kandidaten für die CIA, Jill landete schließlich bei Fulcrum) mag beispielsweise etwas die Nase rümpfen, aber von Chuck sollte man auch keine Wunder erwarten. Ebenso wenig davon, dass das ewige Pingpong-Spiel mit dem Intersect die ganzen 22 Folgen lang durchgezogen wird. Besonders ärgerlich fällt hier bisweilen auf, dass Chuck nie zu realisieren scheint, dass er im Grunde die Konditionen vorgeben kann, anstatt sich wie ein Schoßhund von General Beckman halten zu lassen. Soviel scheinen sie in Stanford dann doch nicht beizubringen.

Neben einigen Auflockerungen durch „Gäste“ ist es erneut Adam Baldwins zynischer Militärfetischist Casey, der das Herz von Team Chuck bildet. Seine Kommentare („Nerdcode!“) und seine Art finden sogar in der Sitcom selbst bereits Referenz („Unleash the Casey!“). Im zweiten Themenkomplex dürfen Ellie und Awesome mal wieder das perfekte Paar bilden. Den Beiden wird relativ wenig Raum zur Entfaltung geboten, sie dienen immer noch hauptsächlich als emotionale Geisel für Chucks Motivation und Aktivität. Dagegen darf sich die Angestelltenriege des Buy More rund um Morgan, Big Mike, Jeff und Chester mal so richtig austoben. Das ist mal mehr und mal weniger unterhaltsam, hat jedoch seinen Charme und gefällt alleine deshalb, da man in der Tat Nebenfiguren etwas mehr Entfaltungsmöglichkeiten gibt. Dies erklärt sich aber auch daraus, dass die Serie mit über vierzig Minuten auch mehr als genügend Platz bietet. Umso bedauerlicher, dass Ellie und Devon etwas zu kurz kommen. Was ich mich jedoch immer schon frage, ist wie überhaupt jemand Chuck und Sarah, die in der Öffentlichkeit generell kaum bzw. gar keine sexuellen Kontakte austauschen, ihre inzwischen fast zweijährige Beziehung abkaufen kann. Dies ist umso unverständlicher, da schließlich auch von Sarahs Seite aus Emotionen da sind. Professionalität hin oder her (bei Bryce hatte es sie schließlich auch nicht gestört).

Um zum Ende zu kommen: Chuck steigert sich in seiner zweiten Staffel sichtlich. Gerade die auf das Staffelfinale hinauslaufenden Episoden sind auf einem konstant guten Niveau. Der Serie wäre noch eine bessere Bewertung offen gestanden, hätte man sich nicht mit seinem redundanten Finale selbst in die Nesseln gesetzt. Das hat leider einen Abzug in der B-Note als Folge, denn dies war vollkommen unnötig. Im Gegenteil bestärkt es meinen allgemein geäußerten Verdacht (s. Heroes - Volume Four), dass sich Autoren lieber als Altbekanntes besinnen, als innovativ neue Wege zu beschreiten. Im eigentlichen Sinne widersprüchlich, bedenkt man die Blütezeit der zahlreichen neu entwickelten Serien mit teilweise wirklich kreativer und unverbrauchter Ausgangsbasis. Scheinbar verpuffen viele Ideen jedoch in der Mitte der Strecke, anders lässt sich die Entwicklung im amerikanischen Serienwesen nicht erklären. Doch ohne jetzt zu negativ klingen zu wollen, ist Chuck eine willkommene Steigerung, die bisweilen enormen Jux macht. Das Ende impliziert, dass eine dritte Staffel folgen wird, welcher ich wahrscheinlich treu bleibe. Zum einen, weil mir die Figuren immer noch am Herz hängen. Zum anderen, weil mich nicht zuletzt diese zweite Staffel davon überzeugt hat, dass bei Chuck speziell, als auch bei Serien allgemein, eine Steigerung möglich ist.

7.5/10

12. März 2009

Chuck - Season One

Wouldn’t this be a great time for me to stay in the car?

Nun geht’s gleich los, meine virtuelle Steinigung. Ja, sie schwärmen, die Film- und Serienblogger. Sie schwärmen von Chuck, dem neuesten Fernsehgeschöpf von Josh Schwartz, dem Vater von The O.C. und Gossip Girl. Beide Serien mag ich sehr, nur mal so nebenbei gesagt. Und Chuck mögen sie fast alle, sei es Bullion oder allen voran sicherlich auch Mediensucht und Hirngabel. Khitos war nicht ganz so euphorisch. Ich werde es sicherlich nicht sein. Das Schema ist im Grunde dem von My Own Worst Enemy nicht unähnlich. Ein männlicher Protagonist, der mit Geheimagentenkram nichts am Hut hat, wird aufgrund eines Programmfehlers in seinem Kopf plötzlich zum Problemkind für Geheimdienste. Im Gegensatz zu MOWE wird hier der Fokus weniger auf die Action und mehr auf den Humor gesetzt, aber von der Idee her sind sich beide Serien nicht unähnlich.

Bryce Larkin (Matthew Bomer) ist ein Superagent der CIA und zerstört zu Beginn von Chuck das so genannte Intersect – quasi den Supercomputer der Geheimdienste. Da wo alle geheimen Infos drauf bzw. drin sind. Und auf der Flucht wird Larkin dann von NSA-Agent John Casey (grandios: Adam Baldwin) erschossen. Vorher kann er jedoch die gesamten Daten des Intersect (zur Erinnerung: da wo alle geheimen Infos drauf sind) in einer Email (mordsmäßig Speicherplatz schätz ich mal) an seinen ehemaligen Kommilitonen Charles „Chuck“ Bartowski (Zachary Levi) schicken. Dieser hat an der Uni mal ein Seminar über Aufnahme von visuellen Informationen besucht. Und jetzt ist das Intersect (da wo alle geheimen Infos drauf sind) auf seinem Gehirn gespeichert. Das ist deswegen lustig, weil Chuck ein Nerd ist, ein Geek, ein Freak. Der als Computerexperte in einer Wall-Mart Verarsche arbeitet und seit Jahren keine Freundin mehr hatte, sondern stattdessen mit Morgan (Joshua Gomez) abhängt – der Person, die wohl noch weniger Sex hatte als er selbst.

In Chuck geht es nun darum, dass eben jener Chuck auf der Straße dauernd an russischen Waffenschmugglern vorbeiläuft oder über Aufenthaltsorte von Bomben in seiner Stadt über Straßenflyer und sonstiges informiert wird. Er flasht dann immer Bilder, wegen dem Intersect (da wo alle geheimen Infos drauf sind). Und weil nun weder die CIA noch die NSA ihren Supercomputer haben, müssen sie dafür sorgen, dass Chuck am Leben bleibt. Weshalb die NSA Casey abstellt und die CIA die Agentin Sarah Walker (Yvonne Strahovski), früher die Freundin von Larkin. Als Cover beginnt Casey nunmehr selbst in Chucks Supermarkt zu arbeiten, während Sarah sich als Chucks Freundin ausgibt. Denn dass der Nerd nunmehr ein Regierungsbeamter ist (wobei er das nicht ist, weil er nicht bezahlt wird, doch das stört Chuck scheinbar nicht), das dürfen weder Morgan (der vor allem nicht) noch Chucks Schwester Ellie (Sarah Lancaster) oder deren perfekter Lebenspartner Awesome (Ryan McPartlin) wissen. Natürlich der Auftakt für viele grandiose Abenteuer.

Jetzt hab ich viel geschrieben und im Grunde wenig gesagt. Die Ausgangslage ist klar und es sei gesagt, dass Chuck für mich ebenso wenig funktioniert, wie My Own Worst Enemy. An der Tatsache, dass das Intersect per Email verschickt wird und derartigen Kleinigkeiten will ich mich gar nicht aufhängen. Aber in meinen Augen gelingt der Serie - die wie schon The O.C. von McG mitproduziert wird - der Spagat zwischen Action und Humor nicht. Oder anders gesagt, nimmt sich Schwartz’ Serie in den Actionszenen zu ernst, was ihr nicht bekommt. Hier wäre es klüger gewesen, wenn man sich an Formaten wie The Naked Gun orientiert hätte, wo keine Action stattfindet, sondern reiner Slapstick. Denn Strahovski nimmt man die CIA-Agentin in keiner einzigen Szene ab und so verkommen ihre Actionszenen zu mehr als lächerlichen Beinübungen auf Hüfthöhe. Grandios daneben geht das Ganze dann im Staffelfinale Chuck Versus the Marlin, wenn noch eine andere zarte Agentin aufkreuzt und sich Sarah mit dieser auf einem Dach „prügeln“ darf (bewusst in „“ gesetzt).

Die Action passt also nicht wirklich in die Serie, der Humor dagegen überzeugt durchaus des Öfteren. Das verdankt sich Hauptsächlich dem Charme von Levi, der mich durch seine sympathische Art immer wieder an John Krasinski aus The Office erinnert. Auch Captain Awesome gefällt mir stets aufs Neue, da er wirklich ein unfassbar perfekter Freund ist. Morgan hingegen und auch die anderen Nerds nerven mich eher, als dass sie mich unterhalten könnten. Da schaue ich lieber meinen Freaks aus The Big Bang Theory zu. Schön aber, Masuka (CS Lee) mal außerhalb von Dexter zu sehen. Um wieder anzuknüpfen, viele der Einzeiler sitzen und einige komische Sequenzen weiß die Serie aufzubieten. Allerdings disqualifiziert schon die Laufzeit von vierzig Minuten pro Folge Schwartz’ Konzept als Sitcom - ein Format, welches wahrscheinlich besser geeignet gewesen wäre für Chuck. Sehr viel weniger Action oder diese zumindest auf Slapstick Niveau eingesetzt, dazu die halbe Laufzeit und dann wäre die Serie für mich jedenfalls runder gewesen.

Hirngabel rief mir ins Gedächtnis, dass ich Chuck Zeit geben sollte, da er einige Folgen braucht, um seinen Groove zu finden. Die ersten sieben Folgen waren dann auch unterer Durchschnitt (im Kontext meiner hier besprochenen Serien und nicht des Durchschnitts der Wertung von 1 bis 10). Erst mit den Folgen 8 und 9 hat mir Chuck etwas Spaß gemacht, bevor er in seinen letzten vier Folgen wieder eingebrochen ist. Bezeichnenderweise gefielen mir Chuck Versus the Truth und Chuck Versus the Imported Hard Salami wohl deswegen sehr viel besser, weil Rachel Bilson sich für die Gastrolle der Lou hergab. Jedenfalls unterhielten mich neben jenen beiden Folgen lediglich noch Chuck Versus the Tango ordentlich. Ein Lob möchte ich jedoch noch der musikalischen Untermalung aussprechen, speziell das Theme zur Serie, das immer wieder ertönt, ist ausgesprochen gut gelungen. Und generell sind die popigen Songs sehr schön ausgewählt, wie auch die Anfangssequenz zu meinen Favoriten unter den Serien zählt (so nett zum Mitwippen).

Würde die Serie mehr den Verheißungen der Anfangssequenz gerecht werden, täte sie mir besser gefallen. Meine Darlegung des Sachverhalts wird wohl bei den oben genannten Herren auf tiefste Veto-Einsprüche treffen. Nicht jede Serie ist eben jedermanns Sache. Dennoch sei versichert, dass mir die Figuren trotzdem ans Herz gewachsen sind und ich Chuck auch in seiner zweiten Staffel treu bleibe werde, schon alleine wegen Chuck, Casey und Captain Awesome. Und wer weiß, vielleicht wächst mir die Serie ja doch noch etwas mehr ans Herz, wie es bei Californication der Fall war, dessen zweite Staffel auch eher meinen Geschmack traf, als noch die erste (was ich immer noch verwunderlich finde). Für alle Interessierten: Chuck wurde von Pro Sieben/Sat. 1 gekauft und dürfte wahrscheinlich im Sommer oder Herbst im Abendprogramm von ersterem Sender landen. Aufgrund der Synchronisation mach ich mir hier weniger Sorgen, als beispielweise bei einem How I Met Your Mother.

6.5/10