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25. Mai 2010

Grey’s Anatomy - Season Six

When things look like there’s no way…there’s a way.

In hohem Alter überlegt es sich der ein oder andere in Hollywood durchaus, ob er sich nicht einer Schönheitsoperation unterziehen sollte. Was in vielen Fällen (Mickey Rourke, Nicole Kidman) auch mal nach hinten losgehen kann. Aber ein derartiges Facelifting scheint nötig, um weiterhin ansprechend zu sein. Jung und frisch auszusehen. Was auch für Serien gilt und sicherlich auch ein Faktor ist, weshalb sich eine Serie wie ER mittels enormer Fluktuation über anderthalb Jahrzehnte gehalten hat. Auch Shonda Rhimes’ Ärzte-Serie Grey’s Anatomy begann nach drei guten Jahren in den Staffeln Vier und Fünf quotentechnisch einzubüßen. Im Vergleich zum dritten Jahr verlor die vierte Staffel nahezu ein Fünftel der Vorjahresquote. Dass hierzu nun zwei Jahre später nicht nur zwei der Nebendarsteller die Serie verließen, sondern mit Emmy-Preisträgerin Katherine Heigl dabei auch noch das neue Zugpferd absprang, hätte böse enden können.

Bezeichnenderweise war es dann der Versuch, Izzie (Katherine Heigl) zumindest zu Beginn noch in das Geschehen zu integrieren, auch wenn sie abwesend war, der mehr schadete als half. Ähnlich wie Isaiah Washington verließ Heigl dann die Serie auf bescheidenem Weg, während T. R. Knights George einen spektakulären Abschied im starken Vorjahresstaffelfinale beschert bekommen hatte. Ein positives Merkmal in diesem Jahr ist schließlich, dass Meredith Grey (Ellen Pompeo), auch bedingt durch die Schwangerschaft Pompeos, immer mehr in den Hintergrund trat. Endlich mal ein Jahr ohne Querelen mit Derek (Patrick Dempsey), der dafür den Chefposten übernimmt, nachdem Webber (James Pickens Jr.) aufgrund seines Alkoholkonsums beinahe einen Patienten umbringt. Derweil gerät die Kardiogeile Cristina (Sandra Oh) in eine Dreiecksbeziehung, als Owens (Kevin McKidd) alte Flamme aus Irakkriegszeiten und Herzchirurgin Teddy (Kim Raver) ans Seattle Grace kommt.

Es ist die Staffel der Beziehungen, befinden sich doch die meisten der bekannten Ärzte in - natürlich - innerstationären Beziehungen. Meredith und Derek, Cristina und Owen, Callie (Sara Ramirez) und Arizona (Jessica Capshaw), sowie sowohl Lexie (Chyler Leigh) mit Sloan (Eric Dane) als auch im späteren Verlauf Alex (Justin Chambers). Da darf auch ein sexy Anästhesist für Dr. Bailey (Chandra Wilson) nicht fehlen, und weil Teddy später ebenfalls mit Sloan unter die Decke verschwindet, sind eigentlich alle außer Webber bestens versorgt was ihr Sexleben angeht. Auf der einen Seite ein verständlicher Zug, spart man sich so die Integration neuer, außen stehender Figuren. Andererseits jedoch konterkariert die Serie hier ihren von medizinischer Seite bemühten Realismus und verflacht ungemein, wenn ein Krankenhaus gleichzeitig ein riesiger Swinger-Klub ist. Ein negativer Aspekt, der jedoch vielen Krankenhausserien innewohnt (s. Scrubs).

Gefälliger ist da schon, dass die Finanzkrise auch nicht vor den Krankenhäusern in Seattle Halt macht. Zwei Einrichtungen werden im Seattle Grace nun zusammengelegt, was zu mehr Ärzten führt, als Jobs vorhanden sind. Den neuen Gesichtern wie Jackson (Jesse Williams) oder Reed (Nora Zehetner) wird allerdings nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt, sodass sie eine bloße personifizierte Bedrohung bleiben. Die Finanzthematik wird dann allerdings fallengelassen, als mehr und mehr Fokus auf die neue Konstellation Derek-Webber gelegt wird. Hinzu kommen dann Nebenhandlungen wie die Dreiecksbeziehungen von Cristina-Owen-Teddy sowie Lexie-Sloan-Alex, ergänzt von den Beziehungsproblemen Callies und Arizonas, die durch den Kinderwunsch Callies ausgelöst werden. So dümpelt die sechste Staffel ein wenig vor sich hin, gelegentlich kleine Akzente setzend, meist jedoch in gewohnter Weise Beziehungsdramen an Not-Operationen schneidend.

Wie bereits im Vorjahr ist es das Staffelfinale, das Einiges rauszureißen vermag und gerade in der vorletzten Episode (des Doppelfolgen-Finals), Sanctuary, weiß Rhimes mittels ausgeklügeltem Handlungsgerüst den Zuschauer zu packen. Lediglich Perfect Little Accident wusste in der sechsten Staffel ähnlich zu unterhalten, gefolgt von einer Handvoll weiterer überzeugender Episoden. Die neuen Darstellerinnen Capshaw und Raver fügen sich gut ein, andere wie Leigh ergreifen die Chance, die von Heigl hinterlassene Lücke zu füllen. Ergänzt wird das Ganze dann von Gaststars (u.a. Mandy Moore, Martha Plimpton, Mitch Pileggi, Sara Gilbert, Richard T. Jones, Sarah Paulson), die sich gut in die Situation einfinden. Entsprechend wurden Rhimes’ Bemühungen auch von den Fans belohnt, legte Grey’s Anatomy im Vergleich zum Vorjahr gut an Quote zu. Wie lange es der Serie jedoch noch gelingen kann, Redundanzen in der Mitte durch ein überzeugendes Finish auszugleichen, bleibt abzuwarten.

7.5/10

18. September 2009

Daredevil - Director’s Cut

How do you kill a man without fear?

Nach Bryan Singers gelungenem Comic-Reboot X-Men oblag es 2001 Sam Raimis Spider-Man, den damals erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten hinzulegen. Inzwischen sind Superhelden-Verfilmungen zur Regel geworden und vormerklich die bekannten Helden finden ihren Weg auf die Leinwand. Außerhalb der USA weiß man wenig mit Iron Man, Ghost Rider oder Daredevil anzufangen. Letzterer steht nicht zuletzt auch aufgrund seines Wohnortes im Big Apple stets im Schatten von Spider-Man. Dieser erblickte zwei Jahre zuvor das Licht der Welt, ehe sein Schöpfer Stan Lee Daredevil aus den Angeln hob. Im April 1964 feierte der rechtschaffene Held seine Geburt und vergnügt sich somit seit 45 Jahren im New Yorker Stadtteil Hell’s Kitchen. Dabei verdient Daredevil besonderes Augenmerk, ist er doch ein etwas anderer Superheld, der mit anderen Umständen zu kämpfen hat als zum Beispiel ein Wolverine, Spider-Man oder Hulk.

Von seinem Vater dazu ermutigt strebsam zu lernen, um einmal als Arzt oder Anwalt zu arbeiten, sollte eine Heldentat das Leben des jungen Matt Murdock für immer verändern. Als er einen Mann vor einem Laster mit radioaktivem Material rettet, sorgt der daraus resultierende Unfall dafür, dass Murdock selbst erblindet. Die Radioaktivität verändert dafür seine restlichen Sinne, so sind sein Geruchs- und Tastsinn verbessert und an die Stelle der Augen tritt eine Echoortung. Diese dient ihm fortan als Sicht durch die Straßen New Yorks. Als sein Vater von Gangstern ermordet wird, stürzt sich der Junge in seine Studien und wird später gemeinsam mit seinem Studienkommilitonen Frank ‘Foggy’ Nelson eine Pro-Bono-Anwaltskanzlei aufmachen. Doch Justitia ist ebenso blind wie Murdock selbst, weshalb er des Nachts kostümiert den Verbrechen in seinem Viertel nachgeht, um die zur Strecke zu bringen, die das Gesetz nicht erreicht.

Eine Renaissance erfuhr Daredevil als sich 1979 der 24-jährige Frank Miller an der Figur versuchte. Er war es, der den Kingpin als Antagonisten aus dem Spider-Man-Universum entlieh und zudem in seiner ersten Tätigkeit als Autor (er war zuvor bereits an einigen Ausgaben als Zeichner beteiligt) Murdocks große Liebe, Elektra Natchios, einführte. Zugleich bescherte er der Serie einen lockeren Humor, der bisweilen die Vierte Wand durchbrach. “Exit Matt Murdock, attorney-at-law – enter Daredevil, man without fear, bane of the underworld, champion of the oppressed – and so on”, scherzt da sein maskierter Held – der sich Anfangs jeder Ausgabe stets nochmals kurz vorstellt – zum Beispiel in Daredevil goes berserk (#173). “I don’t care how many cop shows you’ve seen it on. You can’t tell if somebody is following you”, wendet sich Auftragskiller Bullseye in Last Hand (#181) ans lesende Publikum, als er selbst im Taxi gerade jemanden verfolgt.

Ohnehin ist Daredevil ein besonderer Superheld – schon allein, weil er nicht wirklich ein Superheld ist. Speziell sein Moralbewusstsein fällt auf, tötet Daredevil doch nie. Nicht einmal seine Nemesis Bullseye – was mehrmals zu Reueempfindungen führt, wenn dieser anschließend Zivilisten ermordet. “The moment one man takes another man’s life in his own hands, he is rejecting the law -- (…) But I’m not God -- I’m not the law -- and I’m not a murderer”, erklärt Daredevil in Devils (#169). Dies unterscheidet ihn von zwiegespaltenen Helden wie Batman oder Wolverine, deren Weste nicht unbedingt rein ist. Und wenn man Daredevil schlägt, trifft man ihn auch. Er blutet und leidet und verfügt nicht über abnormale oder regenerierende Kräfte. Murdocks Echolot ist somit letztlich nicht unbedingt eine Gabe, sondern nur Ersatz für den Verlust seiner Augen. Was ihn schon mal menschlicher als andere Marvel-Helden macht.

Das Budget des Films bewegt sich auf X-Men-Niveau, während Spider-Man und Hulk (ebenfalls von 2003) fast das doppelte Budget erhielten. Hier zeigt sich der Stellenwert der Figur innerhalb der Comic-Welt, entsprechend wirken gerade die Spezialeffekte im Film ziemlich unsauber. Johnson erklärt es im Audiokommentar damit, dass eben zu wenig Geld zur Verfügung stand, was sich gerade im Orgel-Kampf zwischen Daredevil (Ben Affleck) und Bullseye (Colin Farrell) zeigt. Dennoch lag es nicht an den Effekten, dass der Film trotz 100 Millionen Dollar Gewinn floppte. Aus Pacinggründen forderte das Studio, dass Johnson eine Nebenhandlung und die Gewalt trimmte. “Too much punching and kicking”, rezitiert Johnson lakonisch im Audiokommentar. Die fertige Fassung konnte dann PG 13-gerecht an die Kinos geliefert werden. Ein Modus operandus, den Marvel auch bei Iron Man und The Incredible Hulk anwandte.

Umso erfreulicher, dass Johnson die Chance gegeben wurde, sich mit seinem Director’s Cut zu rehabilitieren. “It’s a different movie”, erklärt der Regisseur gleich zu Beginn und fasst die um 30 Minuten erweiterte Fassung als “the story-version of the story” zusammen. Und wie in vielen Fällen steht diese dem Film gut zu Gesicht, was nicht kaschieren soll, dass Daredevil weiterhin über Mängel verfügt. Generell problematisch ist die Tatsache, dass der Film einfach zu over-styled ist. Dies merkt man besonders an der musikalischen Untermalung, die jedes Mal, wenn sie den instrumentalen Score verlässt, durch ihren Pop-Faktor unpassend wirkt. Lediglich Evanescences „My Immortal“ gefällt, während die restlichen Tracks eher abstoßend wirken. Im Grunde sind alle Annäherungen an die Sehgewohnheiten der Zuschauer etwas misslungen, selbst wenn Johnson sie bisweilen durch nette Referenzen geschickt zu überspielen weiß.

Der Film beginnt mit der Geburt des Helden und folgt hier weitestgehend der Vorlage. Ein Vertrauensbruch zwischen Vater (David Keith) und Sohn (Scott Terra) führt zum tragischen Unfall und die veränderte Moral von Jack Murdock schließlich zu seinem Tod. Diesen verbindet Johnson in Batman-Manier im Finale mit Kingpin (Michael Clarke Duncan). Der Wendung, dass der Antagonist für den Vater-Tod verantwortlich ist, musste man bereits bei Burton kritisch gegenüberstehen. Umso erstaunlicher, wie gerne dieser Kniff in Comicverfilmungen Verwendung findet, so auch in Rob Bowmans Adaption von Elektra. Anschließend springt die Geschichte in die Gegenwart und stellt sich der problematischsten Änderung zum Comic. Murdock und Partner Foggy (Jon Favreau) sind nicht im Stande, den angeklagten Triebtäter Quesada dem Recht zu überführen.

Dies obliegt also Daredevil und was folgt, ist eine schöne Reminiszenz an Devils, wenn Daredevil Quesada in die U-Bahn-Station verfolgt, wo er sein Echolot nicht zum eigenen Vorteil nutzen kann. Problematisch wird es, als der Mann ohne Angst Quesada auf die Gleise stürzen und dort liegen lässt, während ein Zug einfährt. Selbst wenn Daredevil aus Selbstverteidigung reagiert, verkommt die Szene letztlich zu vorsätzlichem Mord – wie Produzent Avi Arad zurecht im Audiokommentar anmerkt. “It was the right thing to happen. But it shouldn’t have been a choice”, fasst er das Dilemma zusammen. Was Johnson nun so sympathisch macht, ist sein Bewusstsein für diese Problematik. Für ihn stellt diese Szene den Beginn einer Katharsis dar, die mit der Verschonung von Kingpin im Finale abgeschlossen wird. “I’m still trying to convince myself”, gesteht Johnson, wenn er erklärt, es war das Richtige für den Film, aber nicht für die Figur.

Nicht weniger prekär ist jedoch auch die Szene zwischen Bullseye und Daredevil, als Ersterer gehandicapt um Gnade bettelt (“Show mercy”) und anschließend von Daredevil aus dem Fenster geschmissen wird. Zwar handelt es sich auch hier um ein (indirektes) Zitat aus Last Hand, doch ging dem im Comic eine längere Vorgeschichte voraus. Verzeihlich ist da, das die erste halbe Stunde durch ihre vielen Referenzen gefällt, zum Beispiel wenn Quesada nach Joe Quesada, ehemals Autor für Daredevil und inzwischen Chefredakteur des Marvel-Verlags, benannt wurde. Oder wenn Murdock auf seinem Anrufbeantworter die Abschiedsworte von Heather, seiner Langzeitfreundin, hört. Ähnliche Verweise werden später eingebaut, wenn einer von Murdocks Klienten „Mr. Lee“ heißt, Frank Miller persönlich einen Cameo als Opfer von Bullseye hat oder Kevin Smith – ebenfalls Autor einer Daredevil-Reihe – als Pathologe glänzt.

An dieser Stelle tritt mit dem Mord an Lisa Tazio nun erstmals deutlich der Director’s Cut in Aktion. Und mit ihm auch die Nebenrolle von Coolio als Tatverdächtiger Dante Jackson. Seine Referierung von Turk (einer Figur der Comics) weiß sehr zu gefallen und Tazios Fall dient wiederum hauptsächlich dazu, im Finale Wilson Fisk als Kingpin zu überführen. Zudem bieten die zusätzlichen Szenen mehr Raum für Favreau als Foggy Nelson, der in einer weiteren Referenz an Gantlet (#175) den Fall letztlich auch ohne die Hilfe Murdocks für sich zu entscheiden weiß. Die zusätzlichen Szenen bieten etwas comic relief, der größtenteils durch Favreau transportiert wird, wie auch dessen Alligator-Anekdote erneut ein Querverweis zu einer Daredevil-Ausgabe, in diesem Fall The Damned (#180), ist. Ansonsten bietet der Director’s Cut ausführlichere Einblicke, so auch in die Beziehung zwischen Murdock und Elektra (Jennifer Garner).

Ist ihre erste Begegnung, etwas infantil Elektra (#168) entlehnt, verliert sich Johnson aber in überbordenden Humor, wenn sich beide Figuren auf einem Schulhof eine Prügelei liefern. Gelungen ist die Abwandlung der Regen-Szene, die im Gegensatz zur Kinoversion nicht mit dem Beischlaf beider Figuren endet, sondern im Gegenteil Matt die Romanze hinter seine Pflichten als Daredevil zurückstellt. Johnson verleiht ihrer Beziehung weitaus tragischere Konturen. Es sind zwei Menschen, die sich brauchen und verdienen, aber aufgrund ihrer Umstände nicht zusammen sein können, weil Matt alles hinter Daredevil zurückstellt und der Verlust ihres Vaters Elektra zur Abwendung von der Gesellschaft führt. Mit den neuen Szenen wirken alle Begegnungen zwischen beiden sehr viel harmonischer, romantischer und glaubwürdiger. Da weiß selbst die Abwandlung von Natchios’ Mord nicht zu stören, da sie glaubwürdig inszeniert wird.

Von allen Figuren macht Bullseye wohl die größte Wandlung durch. In Daredevil verkommt er zu einem irischen Punk, dessen Gesichtszüge oft schizophrene Ausmaße annehmen. Die Tatsache, dass Bullseye ohne Kostüm auftritt, wird von Johnson auch in bester Singer-Manier selbst referiert. “I want a fucking costume”, fordert Bullseye nach seiner ersten Begegnung mit Daredevil von Kingpin. Dessen angeordnetes Attentat auf Natchios ist auch einer der Höhepunkte des Films. Zwar weiß weder Daredevils Kampf gegen Elektra sonderlich zu überzeugen, noch Elektras Auseinandersetzung mit Bullseye, doch dieser erste von drei Finalkämpfen überzeugt allein durch seine Vorlagentreue. Praktisch Panel für Panel übernimmt Johnson hier Elektras Tod aus Last Hand, der in der erweiterten Fassung des Films – wie auch später der Kampf zwischen Daredevil und Kingpin – sehr viel runder daherkommt als noch in der Kinofassung.

Dagegen wirkt der Kampf in der Kirche zwischen Daredevil und Bullseye etwas schwach, hier ist es eher eine Referenz an Gangwar (#172), die den Moment zu retten weiß. Letztlich ist Bullseye nichts mehr,als der letzte Gegner vor dem Endboss, der sich in etwas platter Form (“I was raised in the Bronx.”) dem finalen Kampf stellt, der selbst in der erweiterten Fassung recht kurz geraten ist. Hier bringt Johnson nun die Katharsis zu Ende, die als solche für die Erzählung der Geschichte nicht unbedingt von Nöten war. Alle gewalttätigen Begegnungen sind eher enttäuschend geraten, doch ist dies kein Problem, dem sich allein Daredevil ausgesetzt sieht. Auch seine Vorgänger X-Men, Spider-Man und Hulk wussten in ihren Kampfinszenierungen nicht unbedingt zu glänzen (am ehesten noch Spider-Man). Man ist jedoch dankbar für die ausführlicheren Einstellungen, die im Vergleich zur Kinofassung mehr zur jeweiligen Szene beitragen.

Der Director’s Cut besticht durch seine Handlungsstringenz, die auch in den Ermittlungen von Ben Urich (Joe Pantoliano) zum Tragen kommt. Hier weicht Johnson seltsamerweise ab, wenn er entgegen der zahlreichen anderen Referenzen Urich als Reporter der New York Post darstellt. Diese ersetzt ohnehin den Daily Bugle, was hinsichtlich der cross reference zu Spider-Man ein kleines Sahnebonbon gewesen wäre. In vielen Bereichen macht Johnson nahezu alles richtig. Die Romanze zwischen Murdock und Elektra ist schön herausgearbeitet, ebenso wie der Mord an Natchios und die daraus resultierenden Umstände. Wenig überzeugen will dagegen so manche Charakterausarbeitung, muss doch gerade Wilson Fisk/Kingpin zurückstecken, aber auch Bullseye wirkt etwas verschenkt. Beides wäre vermeidbar gewsen, hätte man beispielsweise ein Crossover aus The Assassination of Matt Murdock, Gangwar und Last Hand gewählt.

Insgesamt geht die Besetzung in Ordnung. Ben Affleck macht seine Sache weitestgehend gut. Er ist nicht ganz so charismatisch wie Millers Murdock, weiß jedoch ebenso wie Favreau als Foggy seine Funktion zu erfüllen. Jennifer Garner spielt die Elektra etwas zu weiblich, wobei auch hier berücksichtigt werden muss, dass Johnsons Elektra noch nicht ihren Reifeprozess durchschritten hat. Colin Farrell als Bullseye ist ein kleiner Höhepunkt für sich, verdankt dies allerdings auch dem Potential der Figur. Eine kleine Enttäuschung ist dagegen Michael Clarke Duncan als Kingpin, selbst wenn die Entscheidung, die Rolle mit einem Afroamerikaner zu besetzen, löblich war. Aber natürlich leidet Duncan unter der geringen Präsenz seiner Figur. Ingesamt ist Daredevil im Director’s Cut jedoch eine gute Comicverfilmung, die zwar so ihre Fehler hat, dafür aber besonders durch ihre Vorlagentreue und Referenzen zur Materie gefällt.

7/10

22. Mai 2009

Grey’s Anatomy - Season Five

It’s time to make your own speeches.

Langlebige Serien sind in der heutigen Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Denn in der Medienwelt sind Quoten die neue Währung und wer kein „Geld“ hat, der darf nicht mitspielen. Schließlich sind es die Unterhaltungssendungen, die den Sendern ihre Existenzberechtigung verleihen. So kommt es, dass Serien wie Joss Whedons Dollhouse wohl allein wegen ihrer geringen Zuschauerzahl keine Verlängerung erfahren, während andere Serien im Herbst zurückkehren werden. Unter ihnen wird sich auch Shonda Rhimes’ Grey’s Anatomy mit ihrer sechsten Staffel. Und das, obschon die Quoten für Grey’s erneut gefallen sind, nachdem die Serie mit ihrer vierten Staffel im Vorjahr ihren bisherigen Tiefpunkt erlitten hatte. Bedenkt man die Entwicklungen im diesjährigen Staffelfinale, lässt sich davon ausgehen, dass die Quoten auch nächstes Jahr nochmals einbrechen werden. Dies könnte das Ende für das Ärzte-Drama darstellen. Aber soweit soll an dieser Stelle noch nicht gedacht werden.

In der Auftaktepisode Dream a Little Dream of Me – Part I weiß Rhimes gekonnt mit den Zuschauererwartungen zu spielen. Die ersten Sekunden befriedigen nämlich das, was das Finale des letzten Jahres suggeriert hatte. Doch natürlich hatte Derek (Patrick Dempsey) keinen Unfall, der ihn dem Tode nahe ins Seattle Grace Hospital einlieferte. Die große Überraschung der fünften Staffel ist sicherlich die Tatsache, dass Rhimes das Drama aus der Beziehung zwischen dem Neurochirurgen und Meredith Grey (Ellen Pompeo) herausnimmt. Im Gegenteil, die Liaison der beiden Ärzte festigt sich paradoxerweise sogar – sieht man von einem kurzzeitigen Lapsus Dereks ab. Am Ende steht dann die Verlobung der Beiden – und damit etwas, von dem Meredith selbst, gerade in der vierten Staffel, nicht zu Denken gewagt hätte. Ähnlich wie bei der Jim-Pam-Verlobung in The Office lässt die erwartete Hochzeit jedoch noch auf sich warten und wird für größere Effekthascherei aufgeschoben. Denn andere Ereignisse wissen sich stets in den Vordergrund zu drängen.

Für Meredith ergibt sich die Gelegenheit, ihre Mutter besser kennen zu lernen. Als sie deren Tagebücher findet, scheint sie in ihrem Charakter zu festigen und insgesamt zu reifen. Dies merkt man vor allem daran, dass sie sich endlich ihrer kleinen Halbschwester Lexie (Chyler Leigh) öffnet und diese als Familienmitglied akzeptiert. Erfreulicherweise hält sich Pompeos Figur ansonsten – im Gegensatz zur dritten Staffel – etwas im Hintergrund bzw. lässt den anderen Charakteren Luft zum Atmen. Für Dempseys Figur hat sich Rhimes eine Katharsis bei dem großen Vorbild Scrubs abgeschaut. In I Will Follow You Into the Dark kopiert die Serie My Fallen Hero, als Derek sich isoliert und dem Alkohol zuwendet, nachdem er einen Patienten verloren hat. Wie in vielen Belangen (z.B. Pompeos Voice-over) vermag Rhimes jedoch nicht an die Klasse von Lawrence Sitcom heranzureichen. Dass Shepherd sich letztlich wieder zusammenreißt, versteht sich natürlich von selbst.

Aber immerhin habe ich, was die anderen Ärzte angeht, weitestgehend Recht behalten. Cristina (Sandra Oh) darf erneut mit einem Vorgesetzten anbandeln, der aber überraschenderweise nicht der Kardiologie entstammt. Doch Owen Hunt (Kevin McKidd) hat als Veteran des Irakkriegs mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, die kurz darauf auch Cristina heimsuchen werden. Die Beziehung ist aber sehr nett und vorsichtig ausgearbeitet und findet im Staffelfinale eine nette Konklusion – auch wenn diese natürlich im Schatten des überwältigenden Dramas steht. Wo Meredith jedoch besonnener werden darf, erhält Cristina menschlichere Züge. Beides sehr löbliche Entwicklungen innerhalb der Serie. Weniger löblich ist da die Platzierung von Alex Karev (Justin Chambers), der wie jedes Jahr kaum Aufmerksamkeit erhält und ähnlich wie T.R. Knight als George O’Malley bis zu den finalen Folgen eher ins Hintertreffen gerät. Mit der Figur scheint Rhimes an ihre Grenzen geraten zu sein, wirklich neuartige Wendungen lassen sich kaum noch mit Karev vollziehen.

Dasselbe Schicksal offenbart sich Mark Sloan (Eric Dane), dem man zwar nach hinten raus eine viel versprechende Beziehung mit Lexie angedichtet hat (wobei nicht wirklich klar wird, wieso diese Beziehung viel versprechend ist), der allerdings ansonsten wie Dr. Bailey (Chandra Wilson) eher nur Mittel zum Zweck ist. Im Falle der Sloan-Lexie-Affäre ist der ganze Umstand für sich schon ungewöhnlich, da Rhimes Lexie sich erst wenige Folgen zuvor in George verlieben ließ. Diese Nebenhandlung wurde anschließend komischerweise ganz fallen gelassen. Etwas sauer stößt auch der plötzliche Abschied von Erika Hahn (Brooke Smith) auf, die im Stile eines Isaiah Washington das Seattle Grace verlassen hat. Scheinbar wollte Rhime die Show heterosexueller gestalten, nachdem mit Smith und Melissa Georges Gastfigur Sadie neben Callie Torres (Sara Ramirez) scheinbar zu viele „lesbische“ Figuren in Grey’s aufgetreten waren. Das hätte man besser lösen können, vor allem da mit Jessica Capshaw kurz darauf eine neue lesbische Ärztin die Bühne betritt.

Etwas schlecht gelöst hat Rhimes dann die Storyline um Izzie Stevens (Katherine Heigl). Nachdem Heigl bereits im Vorjahr mit einem Emmy ausgezeichnet wurde, ist sie zudem die einzige Person des Grey’s-Ensembles, die den Sprung ins Kino geschafft zu haben scheint. Da war die Gehirntumor-Geschichte in Verbindung mit den Halluzinationen um Denny (Jeffrey Dean Morgan) ein willkommenes Mittel, um Heigl aus der Serie zu schreiben. Problematisch ist hier lediglich der nicht vorhandene Spannungsbogen, der auch schon Dominic Monaghans Ausstieg aus Lost zu absehbar machte. Es ist somit keine Frage, ob die Person stirbt, sondern wie. Dass James Pickens, Jr. den Ausstiegt von Heigl und Knight bereits in der Mitte der Staffel ausplauderte, machte die Sache natürlich nicht besser. Dahingehend weiß das Staffelfinale Now or Never zumindest in einer Weise wirklich zu überraschen. Und zwar auf eine Art und Weise, wie ich selbst sie im Fernsehen schon lange nicht mehr gesehen habe. An dem Ausstiegt der beiden Schauspieler dürfte dies jedoch nichts ändern, auch wenn der Cliffhanger hier mehrdeutig ist.

Wie bereits in den Staffeln zuvor wartet Grey’s Anatomy auch dieses Jahr wieder mit einigen Gaststars auf. Kevin McKidd verkommt mit seiner Präsenz praktisch schon zum Hauptcast, während Mary McDonell, Eric Stoltz und Melissa George in mehreren und August Schellenberg, Faye Dunaway und Hector Elizondo in Einzelfolgen auftauchen. Die fünfte Staffel ist erstaunlich homogen und weiß dank der oben genannten Vorzüge im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor wieder zuzulegen. Die gelungenste Episode stellt Stairway to Heaven dar, in welcher Stevens’ Zustand offenbart wird und Stoltz seinen Auftritt hat. Des Weiteren wissen auch eine Handvoll anderer Folgen zu überzeugen, der Rest bewegt sich im durchschnittlichen Bereich. Gelegentlich schimmert der gute alte Grey’s-Humor durch und auch mit splatter-artigen Szenen auf dem OP-Tisch hält die Show nicht zurück. Zwar weiß die Krebs-Handlung um Izzie nicht so recht zu unterhalten, aber grundsätzlich stellte die fünfte Staffel eine Verbesserung dar. Inwieweit die sechste Staffel hieran anknüpfen kann, ohne Heigl und Knight, wird man im Herbst sehen.

7.5/10

4. Juni 2008

Grey’s Anatomy - Season Four

We are each others keepers.

Ursprünglich als Ersatzserie für Desperate Housewives im März 2005 gestartet, entwickelte sich Shonda Rhimes’ Serie Grey’s Anatomy schnell zu einer eigenständigen Erfolgsgeschichte und nahm in ihrer zweiten Staffel bereits den fünftbesten Sendeplatz ein. Die Serie, deren Titel eine Anlehnung an das medizinische Fachbuch Gray’s Anatomy darstellt und die sich um das Leben der Assistenzärztin Meredith Grey (Ellen Pompeo) dreht, musste dieses Jahr in ihrer vierten Instanz erneut an Quoten einbüßen und erreichte einen Tiefstand von durchschnittlich 16 Millionen Zuschauern pro Folge. Habe ich mich nach der dritten Staffel noch gehörig über den eingeschlagenen Weg der Serie geärgert, so lässt sich nun sagen, dass dies wohl lediglich ein Affektärger war. Das heißt nicht, dass Grey’s nicht weiterhin eine Mischung aus Scrubs und Sex and the City ist oder zu einem Krankenhaus-Melrose Place verkommen ist, eher das Gegenteil. Der Grey’s-Kosmos dreht sich ausschließlich um das Seattle Grace Hospital, rund 16 Stunden des Tages halten sich die Charaktere dort auf, man sieht sie selten bis gar nicht in einem äußeren Setting.

Schon gar nicht sieht man sie mit Menschen, die nicht zum Krankenhaus gehören, interagieren. Selbst Barmann Joe taucht in der vierten Staffel fast gar nicht mehr auf und auch sonst bestehen die Kontakte der Figuren nur aus Ärzten, Kollegen und Krankenschwestern. Unglaubwürdiger geht es wohl kaum, doch war dies bereits die Krux anderer Serien wie ER, auch wenn jenes zumindest versuchte das Privatleben seiner Ärzte ausführlicher und differenzierter zu zeichnen. Während Serien wie Scrubs es spielend schaffen, viele Momente außerhalb des Krankenhauses zu präsentieren, wird dies bei Grey’s reduziert. Da verwundert es auch nicht, dass Dr. Mark „McSteamy“ Sloan (Eric Dane) seine gesamten (!) Sexualpartner aus dem Krankenhauspersonal aussucht. Auch die anderen Figuren schlafen im Grunde nur mit Angestellten des SGH, was in einer der letzteren Folgen zumindest humoristisch angesprochen wird. Die Macher sind sich ihres Bildes bewusst.

Der positivste Aspekt der vierten Staffel dürfte Meredith Grey sein, hierbei weniger die Figur, als vielmehr die Tatsache, dass die Figur einem weniger auf den Wecker geht, wie noch in der dritten Staffel kritisiert. Die Figur selbst ein Sopranoesker Charakter, sprich eine Figur die seit der ersten Staffel stagniert und sich keinen Deut weiter entwickelt hat. Dies mag sicherlich auch ein Grund sein, weshalb sie mir bitter aufstößt, doch nimmt Rhimes den Charakter glücklicherweise etwas zurück, besonders zu Beginn. Der setzt an die Ereignisse des dritten Staffelfinales an, nachdem George (T.R. Knight) und Callies (Sara Ramirez) Ehe gescheitert ist, versucht der schüchterne George in einer Beziehung mit Izzie (Katherine Heigl). Dass diese schon nach wenigen Folgen scheitert zeugt von der fehlenden Kreativität der Autoren. Da wird im letzten Drittel der vorangegangen Staffel groß auf der Liebe der beiden rumgehackt, nur um diese im ersten Viertel der neuen Staffel wieder zu den Akten zu legen. Ebenso inkonsequent - wie sich im Finale herausstellt – ist die Tatsache, dass George sein Abschlußexamen vermasselt hat und nun sein Assistenzjahr wiederholen darf.

Dass das alles wahrscheinlich nur heiße Luft war, stellt sich in der Doppelfolge Freedom zum Ende heraus. Immerhin räumt es eine nähere Charakterisierung der neuen Figur Lexie Grey (Chyler Leigh) ein, die gemeinsam mit George ausgebildet wird und hierbei der karrieregeilen Cristina (Sandra Oh) zugeteilt ist. Die Einführung von Lexie verdankt sich wohl den Gerüchten um einen Abschied der Pompeo, deren Figur vermehrt als suizidal dargestellt wird. Dank Leighs Engagement könnte man die Serie anschließend weiterhin guten Gewissens als Grey’s Anatomy weiterlaufen lassen. Bedauerlicherweise wird die Beziehung der beiden Halbgeschwister immer nur angedeutet, eine wirkliche Auseinandersetzung von Meredith mit ihrer Schwester vermisst man jedoch. Ebenfalls neues Gesicht ist der Gaststar der beiden vorherigen Staffeln: Dr. Erica Hahn, die den gekündigten Isaiah Washington ersetzt.

Wie immer haben die Figuren der Serie an ihrem Päckchen zu tragen, bei George und Izzie ist es das Scheitern ihrer Beziehung und zum Ende hin Georges Dasein als Assistenzarzt, während seine Freunde erfolgreichere Wege beschreiten. Cristina hat zuerst mit Burkes Abwesenheit zu kämpfen und schließlich mit der Intoleranz der Kardiologin Hahn ihr gegenüber. Callie versucht sich nach ihrer gescheiterten Ehe im Krankenhaus als Leiterin der Assistenzärzte durchzusetzen, muss diesen Posten jedoch wieder an Dr. Bailey (Chandra Wilson) abgeben, die wiederum für ihre Arbeit ihre Ehe opfern muss. Wie so oft gerät der von Justin Chambers wunderbar gespielte Alex Karev etwas ins Hintertreffen, darf erst in den letzten vier Folgen etwas mehr ins Zentrum rücken – über die Rolle des Arsches kommt er (glücklicherweise) nicht hinaus. Es dürfte niemanden verwundern, dass sich bei Grey’s Anatomy weiterhin alles hauptsächlich um die Beziehung von Meredith und Derek Shepard (Patrick Dempsey) dreht. Beide hatten (wieder einmal) im Staffelfinale Schluss gemacht, führen aber ihre sexuelle Beziehung zu Beginn der vierten Staffel fort. Dann wird auch diese beendet, nur um darin zu resultieren, dass sich beide hinterher trauern.

So berechenbar wie die Serie ist, dürfte es nicht überraschend sein, dass beide im Staffelfinale der aktuellen Staffel wieder zusammen kommen (auch wenn ein dramatisches Opening der fünften Staffel sich meiner Ansicht nach ankündigt). Die fünfte Staffel lässt sich bereits zu diesem Zeitpunkt erahnen: Meredith und Derek sind ein paar Folgen zusammen, dann kriegt Meredith wieder Bindungsangst, macht Schluss und am Ende der Staffel kommen beide wieder zusammen. George wird wohl sein Examen bei der Wiederholung bestehen, die Beziehung zwischen Izzie und Alex wieder aufflammen und Cristina irgendeinen neuen Chef vorgesetzt bekommen. Es ist sicherlich bedauerlich zu sehen, dass in Grey’s Anatomy seit Beginn der Serie wenig bis gar keine Entwicklung eingesetzt hat. Da sich die Serie immer noch auf demselben Niveau wie die dritte Staffel bewegt, verdient sie sich auf dieselbe Bewertung. Die beiden gelungensten (jedoch nicht herausragenden) Folgen waren Crash Into Me (1) und Where The Wild Things Are. Für die fünfte Staffel sehe ich sozusagen schwarz, leider.

7/10

25. Juni 2007

Grey’s Anatomy - Season Three

Bereits seit der ersten Staffel wirkte Grey’s Anatomy (eine Abwandlung des medizinischen Einführungsbuches Gray's Anatomy) wie eine Mischung aus Scrubs und Sex and the City, aber in keiner Staffel war dies wohl so deutlich wie in der dritten, wo noch eine gehörige Portion Melrose Place hinzu kam. Besonders gegen Ende der dritten Staffel macht sich das laxe Schreiben von Produzentin Shonda Rhimes bemerkbar, der die Ernsthaftigkeit der Serie anscheinend so zu schaffen macht, dass sie mit der Doppelfolge The Other Side Of This Life kurz vor dem Staffelfinale den Piloten für eine Spin-Off-Serie (Private Practice) um Kate Walsh inszenierte, welche eher in Richtung Ally McBeal gehen wird.

Am Seattle Grace Hospital dreht sich weiterhin alles vormerklich um Sex und Operationen. Während Izzy (Katherine Heigl) noch den Tod ihres Verlobten Denny betrauert und hartnäckig versucht ihre Stelle zurück zu bekommen, werden die Beziehungen von George (T. R. Knight), Cristina (Sandra Oh) und Meredith (Ellen Pompeo) von mehr oder weniger wichtigen Erschütterungen durchzogen. Zwei der jungen Ärzte müssen auch noch mit dem Tod von Elternteilen klarkommen, während die leitenden Chirurgen in einen offenen Wettkampf um den Posten des Chef der Chirurgie getreten sind.

Die beste Neuerung der dritten Staffel ist das Auftauchen von Dr. Mark Sloan (Eric Dane), Derek's ehemaligen besten Freund, mit welchem Addison eine Affäre hatte. Sloan ist der typische schmierige Schönheitschirurg (abgekupfert von Christian Troy aus Nip/Tuck?), der vor allem die Frauenherzen in den USA als neuer "McSteamy" ins Wanken brachte. Doch er gehört leider zu den Figuren, die auch wie Justin Chambers in den Hintergrund rücken, was äußerst schade ist, da besondern Chambers und Dane sehr viel Potential besitzen.

Wie meistens drehen sich die Folgen jedoch um Meredith Grey, was ziemlich oft eine wahre Tortur ist. Ellen Pompeo, dieser magersüchtige Hungerhaken, hat eine grausam-nervige Stimme und die armselige Figur von Meredith wird dadurch nicht besser. In 25 Folgen muss man sich ihre ständige egozentrische Quengelei anhören, ihr ständiges Gefühlschaos, was so überspitzt wird in dieser Staffel, dass es mitunter eine Zumutung ist. Das die Serie gegen Ende zu einem Abklatsch von Melrose Place wird und das Staffelfinale ziemlich läppisch daherkommt (was wohl an den Problemen am Set Anfang des Jahres lag), macht die Serie zu keinem Highlight, sondern reiht sie ein in die Reihe schwacher dritter Staffeln.

7/10