27. Dezember 2013

Alan Partridge: Alpha Papa

You seriously don’t know “Banged Up Abroad”? You have to be shitting me.

Schon Oscar Wilde wusste, dass nur eines schlimmer ist, als wenn über einen geredet wird: wenn nicht über einen geredet wird. So in etwa ist auch die Philosophie von Alan Partridge, dem fiktiven inkompetenten Moderator, den der britische Schauspieler Steve Coogan 1991 für die BBC-Radiosendung “On the Hour” ins Leben rief.  Der Sportreporter wurde so populär, dass im Lauf der Jahre drei Fernsehserien und mehrere Specials über ihn entstanden. Selbst in die Popkultur hielt Partridge Einzug, was ihn zu einer Art britischem Vorläufer von Will Ferrells Nachrichtenmoderator Ron Burgundy macht. In Alan Partridge: Alpha Papa wird die Figur jetzt aufs Kino losgelassen.

Im Film sieht sich Alan Partridge (Steve Coogan) an seinem Arbeitsplatz bei Norfolk Radio mit einem „Rebranding“ konfrontiert: Der Sender soll auf eine jüngere Zielgruppe zugeschnitten werden und fortan “Shape – The Way You Want It To Be” heißen. Im Zuge der fragwürdigen Modernisierung soll auch einer der Moderatoren entlassen werden – entweder Alan oder sein Kollege Pat Farrell (Colm Meaney). Alan, vom Überlebenswillen getrieben, macht kurzerhand Politik gegen den Konkurrenten und behält so seinen Job. Doch die abendliche Relaunch-Party verläuft anders als erwartet, als Pat mit einem Gewehr aufkreuzt und seine ehemaligen Kollegen als Geiseln nimmt.

Nun soll Alan für die Polizei mit Pat verhandeln. Eher widerwillig akzeptiert er und sieht kurz darauf in dem Medieninteresse die Chance, zurück ins Rampenlicht zu kehren. Dumm nur, dass Alan mehrmals Gelegenheit, die Geiselnahme zu beenden – dabei profitiert er am meisten davon, dass die Affäre weitergeht. Ein Zwiespalt, der für viele Lacher sorgt. So wenn Alan – beim Telefonat mit Assistentin Lynn – versehentlich über einen Notausgang das Gebäude verlässt und danach wieder einen Weg hinein finden muss. Oder wenn sich immer wieder die Chance bietet, Pat auszuschalten, und ein hin und her gerissener Alan sich stets dagegen entscheiden muss.

Stattdessen verbrüdert sich Alan mit Pat, dessen Situation er natürlich nur allzu gut nachempfinden kann. Schließlich entstammen die beiden derselben Generation alter (Radio-)Hasen, die sich in der total medialisierten Welt von heute nur bedingt zurechtfinden. Während die übrigen Geiseln um ihr Leben fürchten, lachen sich Alan und Pat derweil über YouTube-Videos kaputt. Dieses verquere Zusammenspiel zwischen dem Geiselnehmer und Geisel/Verhandlungsführer führt zu herrlichen Momenten, darunter dem Höhepunkt von Declan Lowneys Film: einem Dialog von Alan und Pat über die TV-Serie “Banged Up Abroad”, indirekt von der Polizei wiedergegeben.

Es ist Alans selbstvergessene Art, die ihn zum liebenswerten Trottel mutieren lässt – und Alan Partridge: Alpha Papa zur Komödie des Jahres macht. Dabei ist Alan keineswegs so blöd, wie er aussieht. Das beweist schon die Kreation eines Radio-Jingles in einer Stunde in einer Notsituation. Man muss ihn einfach gernhaben, wie er auf Teufel komm raus bestrebt ist, sich wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken – ob er nun sein Auto mit “Alan Partridge drives this KIA” bedruckt oder sich für Naturalien zu Werbeauftritten beschwatzen lässt. Da sind die anderen Figuren nur Staffage, selbst „Antagonist“ Colm Meaney und Assistentin Lynn (Felicity Montagu).

Das tut dieser hervorragenden Komödie jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Schließlich ist es Alan Partridge, den man in diesem Film sehen will (also gänzlich konträr zur Situation der Figur in ihrem fiktionalen Universum). Der Zuschauer kommt auch dann voll auf seine Kosten, wenn er Steve Coogans Alter ego zuvor noch nie erlebt hat. Vorwissen ist nicht vonnöten, um die Figur und ihren Charakter verstehen zu können. Vielmehr ist der komprimierte Ausflug von 90 Minuten in Alan Partridges Welt eher ein Pluspunkt. Declan Lowneys Alan Partridge: Alpha Papa führt jedenfalls dazu, dass über Alan Partridge (wieder) geredet wird – und zwar nur Gutes.

8/10

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