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17. Januar 2015

Return to Paradise vs. Brokedown Palace

Für viele Rucksack-Touristen ist Asien der Hotspot schlechthin. Das Leben ist für westliche Verhältnisse nicht sonderlich teuer und zugleich dank Sonne, Strand und Meer paradiesisch. Allerdings liegen in den träumerischen Ländern Fernosts Paradies und Hölle bisweilen nah beieinander. Denn wenn es um Drogen geht, versteht das asiatische Justizsystem meist keinen Spaß. Fälle von Backpackern, die wegen Drogen im Gepäck zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt werden, sind keine Seltenheit. Auch in Hollywood war das Thema Ende der 90er Jahre aktuell, zuerst in Joseph Rubens Return to Paradise (dt. Für das Leben eines Freundes) von 1998, ein Jahr später dann in Jonathan Kaplans Brokedown Palace. Beide Filme liefen wenig erfolgreich.

Im Gegensatz zu A Bug’s Life/Antz oder Snow White & the Huntsman/Mirror, Mirror handelt es sich allerdings nicht um Schwesternfilme. Zwar ähneln sich die Werke von Ruben und Kaplan darin, dass ihre US-amerikanischen Figuren aus Spaßzwecken nach Asien kamen, ehe sie wegen des Besitzes von Drogen ins Gefängnis wandern, dennoch geraten sie in ihrer Struktur unterschiedlich. Während Brokedown Palace seine Figuren als Opfer zeichnet, denen Unrecht getan wurde, gelingt es Return to Paradise, über weite Strecken ein interessantes moralisches Dilemma zu zeichnen, das der Zuschauer auf sich selbst übertragen kann. Aufgrund des ähnlichen Themas sollen beide Filme an dieser Stelle  etwas genauer betrachtet werden.

Return to Paradise [Für das Leben eines Freundes]

It’s like God’s own bathtub.

Manchmal kann eine unbedachte Handlung ein ganzes Leben verändern. “So, the plan was to party till we ran out of cash in Malaysia”, berichtet Vince Vaughns Figur Sheriff zu Beginn von Return to Paradise. “It was a paradise of rum, girls and cheap hash.” Gemeinsam mit seinem Kumpel Tony (David Conrad) lernt Sheriff vor Ort den „Öko“ Lewis (Joaquin Phoenix) kennen. Das Trio verbringt fortan seinen Urlaub gemeinsam, mit Alkohol und Haschisch. Leiht ein Fahrrad und entsorgt es dann einfach im Dschungel, als es nach einem Unfall nicht mehr fahrtauglich ist. Am nächsten Tag verabschieden sich Sheriff und Tony zurück nach New York. Dort erhalten sie zwei Jahre später Besuch von Anwältin Beth (Anne Heche), die um Lewis’ Leben kämpft.

Denn als der Fahrradbesitzer mit der Polizei vorstellig wurde, fanden sie das verbliebene Haschisch der Jungs in Lewis’ Besitz. Vier Gramm über der Toleranzgrenze gilt Lewis nun als Schmuggler. Worauf in Malaysia die Todesstrafe steht. Nachdem alle Einsprüche abgeschmettert wurden, bleibt ihm nur noch eine Woche Zeit. Wenn sich Sheriff und Tony bereit erklären, für jeweils drei Jahre ins Gefängnis zu gehen oder alternativ einer der beiden für sechs Jahre, wird die Todesstrafe für Lewis ausgesetzt. Ein moralisches Dilemma, dem sich die beiden Männern in den Folgetagen stellen müssen. Sind sie bereit, für das Leben eines Freundes das eigene hintenanzustellen und es womöglich sogar im Gefängnis eines fremden Landes zu gefährden?

Es ist diese zentrale Frage, die im Grunde die Handlung von Return to Paradise darstellt. Und auch, wenn der Film bisweilen Tonys Abwägung berücksichtigt, steht Sheriff doch im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu Tony, der einen respektableren Job und eine Verlobte (Vera Farmiga) hat, blickt Sheriff auf ein eher nutzloses Leben zurück. Die Wohnung macht wenig her, tagsüber verdingt er sich als Limousinenfahrer. Entsprechend hebt auch sein Vater hervor, dass es eigentlich die sinnigere Entscheidung sei, zurückzugehen. Auch wenn ihm natürlich klar ist, dass Sheriffs Persönlichkeit dies nicht hergibt. “Who’s kiddin’ who?”, meint dessen alter Herr süffisant. Und auch Sheriff betont immer wieder die Schwäche in seinem Charakter.

“It isn’t in me”, gesteht er da an einer Stelle Beth, wie auch vor Jahren bereits ihrem Bruder. In Malaysia hatte Lewis Sheriff gefragt, ob er mit ihm in Borneo Orang-Utans retten wolle. “I don’t have that kind of stuff in me”, lehnte Sheriff den Vorschlag dankend ab. Erst in der Erkenntnis, dass sein Leben in der jetzigen Form kein lebenswertes ist – schon gar nicht, wenn Lewis hierfür sein eigens Leben lassen muss –, setzt bei Sheriff allmählich ein Umdenken ein. Dabei reitet Ruben gar nicht mal so sehr auf der Tatsache herum, dass es Sheriff war, der einerseits das Fahrrad weggeworfen und andererseits Lewis das Haschisch überlassen hat. Von der Schuldfrage her sollte Sheriffs Rückkehr als Hauptverursacher kaum Überwindung kosten.

Zugleich postuliert Return to Paradise die Frage, die sich Sheriff und Tony stellen müssen, auch an sein Publikum. Wie würde der Zuschauer selbst reagieren, wenn das Leben eines Freundes von seiner Entscheidung abhinge? Hier macht es sich der Film im Grunde sogar so leicht, dass Lewis weniger Freund als Urlaubsbekanntschaft ist. Dennoch wird seine Persönlichkeit zumindest für die übrigen Figuren derart etabliert, dass diese ihn als guten Menschen beschreiben. Womöglich als einen besseren als sie selbst es sind. Dass Sheriff und Tony dabei voneinander abhängig sind, ob sie „nur“ drei oder doch sechs Jahre ins malaysische Gefängnis müssen, führt bei der jeweiligen Entscheidungsfindung der beiden zu weiteren Spannungen.

Dennoch winkt der Film teils etwas arg mit dem Zaunpfahl, beispielsweise wenn Sheriff in New York an einem Werbeplakat für Malaysia vorbeiläuft. Auch der Subplot mit Jada Pinkett-Smiths egoistischer und destruktiver Klatschreporterin sowie die etwas unnötig in die Handlung geschriebene Romanze zwischen Sheriff und Beth (die sich obendrein als Lewis’ Schwester entpuppt) ziehen einen von seiner Intention ausgesprochen starken Film etwas herunter. Gerade, da das eigentliche Thema die Wandlung von Sheriff darstellt. “I knew you was coming back”, sagt Lewis da zum Schluss. “Even if you didn’t.” Das hätte trotz der Ereignisse in aller Tragik als „Happy“ End gereicht. Schade, dass der Film dennoch die Abfahrt nach Hollywood nimmt.

6.5/10

Brokedown Palace

No matter how I look at this, you didn’t deserve this.

Der Habitus, nach dem Schulabschluss erstmal um die Welt zu reisen, ist inzwischen Gang und Gäbe. So entschließen sich auch die Freundinnen Alice (Claire Danes) und Darlene (Kate Beckinsale) in Brokedown Palace dazu, nach dem High-School-Abschluss einen kurzen Trip zu unternehmen. Statt nach Hawaii, wie ursprünglich geplant, geht es heimlich doch lieber nach Thailand. “It hat to be amazing”, sagt Alice später. “Memorable.” In Thailand ist das Leben billiger und aufregender, zwischen alten Tempeln und gefälschten Souvenirs. Als sich die Mädchen in ein Luxushotel schleichen und dabei erwischt werden, Cocktails auf Kosten anderer Gäste zu trinken, springt ihnen der nette Australier Nick (Daniel Lapaine) rettend zur Seite.

Wo Return to Paradise das Beziehungsdrama bis zum Schlussakt aufspart, präsentiert es Jonathan Kaplan im ersten Akt. Sowohl Alice als auch Darlene finden Gefallen an Nick, der beide Mädchen zu einem kostenlosen Flug nach Hong Kong einlädt. Beim Einchecken taucht jedoch plötzlich die Polizei auf und findet bei den Amerikanerinnen Heroin im Gepäck. In ihrer Naivität unterschreibt Darlene unwissentlich ein in Thai verfasstes Geständnis, vor Gericht werden sie und Alice daraufhin zu je 33 Jahren Gefängnis verurteilt. Lag ihnen soeben noch ihre ganze Zukunft offen, scheint ihr Leben nunmehr dahin. Die Frage, ob eine von ihnen dabei für Nick die Drogen schmuggelte, stellt Kaplan gar nicht, etabliert lieber die Unschuld der zwei Mädchen.

Seinerzeit schlug Brokedown Palace Wellen, weil sich Hauptdarstellerin Claire Danes negativ über die Philippinen äußerte, wo der Film wegen seiner kritischen Darstellung des thailändischen Justizsystems gedreht wurde. Anschließend wurde sie dort zur Persona non grata ernannt – nicht gerade die beste Werbung. Ein Problemkind ist auch ihre Figur, wie Darlenes Vater später etabliert. Nicht zuletzt war es Alices Idee, statt nach Hawaii gen Asien zu reisen. Wenn also eine der beiden das Heroin in die Tasche gepackt hätte, wäre es wohl unweigerlich Alice gewesen. Insofern ist die Entscheidung, beide als Opfer der Umstände zu zeichnen, nachvollziehbar. “They don’t give a shit in this third world country”, echauffiert sich Alice entsprechend.

Insofern geht Kaplan in seinem Film einen anderen Weg als Kollege Ruben, auch wenn Brokedown Palace am Ende mit Alices Entschluss, beide Haftstrafen abzusitzen und somit ihre Freundin seit Kindestagen in die Freiheit zu entlassen einen ähnlichen Verlauf nimmt. Der wiederum ist selbst jedoch nicht Thema, obschon Alices Entscheidung, statt 33 Jahren 66 Jahre – und damit den Rest ihres Lebens – in dem thailändischen Gefängnis zu verbringen, weitaus dramatischer ist, als Sheriffs Akzeptanz von sechs Jahren (die schlussendlich ohnehin zu sechs Monaten verkürzt werden). Dass den Zuschauer dennoch Sheriffs Entschluss mehr berührt, obschon die Tragweite für Alice größer ist, zeugt vom Scheitern von Brokedown Palace.

Vielmehr ist Kaplans Beitrag ein Drogen-Drama mit Kritik am Justizsystem von Thailand im Speziellen wie Asien im Allgemeinen. Berücksichtigt man beide Filme, erscheinen die Strafen in der Tat übertrieben hart, angesichts dessen, wie leicht und billig die Drogen in den Ländern erhältlich sind. Auch derartige Haftstrafen scheinen sie nicht wirklich von der Straße zu halten. Im Gegensatz zu Return to Paradise (wo vier läppische Gramm den Unterschied zwischen Konsum und Handel ausmachten) ist der Drogenfund bei Alice und Darlene alles andere als ein Kavaliersdelikt, dem man fehlendes Fingerspitzengefühl nachsagen kann. Und das trotzdem wie bei Sheriff, Lewis und Tony am Ende schlicht auf westliche Naivität zurückzuführen ist.

In seiner zweiten Hälfte driftet der Film dann durch die Integration des in Thailand tätigen Anwalts “Yankee” Hank Green (Bill Pullman), der die Verteidigung von Alice und Darlene übernimmt, etwas mehr in Justizdrama-Gefilde, was aber nicht allzu spannend gerät. Auch, weil Nachforschungen zu Nick, die nicht so schwierig sein sollten, im Sand verlaufen. Dass Kaplan den Film von Anfang bis Ende mit Pop-Gedudel der Marke PJ Harvey unterlegt, sollte ihn wohl der MTV-Generation nahebringen, lässt ihn jedoch eher fiktionaler erscheinen, als seine Geschichte eigentlich ist. Wo sich Return to Paradise letztlich also trotz seiner guten Prämisse zu sehr Hollywood-Klischees bedient, ist Brokedown Palace nicht mehr als ein ebensolches.

4.5/10

12. Juli 2014

A League of Their Own

There’s no crying in baseball.

Im Mai dieses Jahres war es soweit. Kai Traemann, Sportchef von Bild.de, hat Frauen-Fußball geschaut – genauer: das Champions League-Finale, dass der VfL Wolfsburg gegen Tyresö gewann. „Aus Versehen“, schiebt er sogleich nach. Es kam nichts besseres im Fernsehen, auch nicht auf Eurosport, das beim Sportchef von Bild.de auf Programmplatz 51 landet. Für Traemann scheint Frauen-Fußball irgendwie ein Sport, aber halt kein richtiger. Eine Haltung, die über Fußball hinausgeht. Man jubelt, wenn die Lisicki ins Wimbledon-Finale kommt, aber dasselbe wie Djokovic gegen Nadal ist das nicht. Auf professionellen Frauen-Sport blickt man(n) seit jeher etwas herab. Mit langer Geschichte, wie Penny Marshalls A League of Their Own zeigt.

Ihren Spielfilm von 1992 basierte Marshall auf der All-American Girls Professional Baseball League, die von1943 bis 1954 in den USA bestand. Philip K. Wrigley, Kaugummi-Magnat und Besitzer der Chicago Cubs, hatte sie während des Zweiten Weltkriegs ins Leben gerufen, weil die männlichen Baseballspieler an der Front kämpften. “The show must go on“, dachte sich Wrigley, der zugleich das mögliche Aussterben der Sportart befürchtete. Rund 600 Spielerinnen waren in den nächsten elf Jahren aktiv, in einer der ersten Profi-Sportligen für Frauen, die eine Mischung aus Baseball und Softball praktizierte. Adrett in Röcken und mit Benimmkursen ausgestattet, trugen die Damen ihren Teil zur Bewältigung der Kriegsereignisse bei.

In A League of Their Own (in Deutschland heißt der Film Eine Klasse für sich) wird aus dem Kaugummi-Magnat Wrigley der Schoko-Millionär Harvey. Er beauftragt seinen Manager Ira Lowenstein (David Strathairn) mit der Gründung einer Frauen-Baseballliga. Für diese werden die Schwestern Dottie Hinson (Geena Davis) und Kit Keller (Lori Petty) ausgewählt. Gemeinsam mit anderen Frauen wie Mae Mordabito (Madonna) und Doris Murphy (Rosie O’Donnell) bilden sie das Team der Rockford Peaches. Trainieren soll sie Jimmy Dugan (Tom Hanks), ein versoffener Ex-Profi der Cubs, der aufgrund einer selbstverschuldeten Verletzung seine Karriere beenden musste. Dugan zeigt sich allerdings wenig begeistert von seiner neuen Aufgabe.

“Girls are what you sleep with after the game, not, not what you coach during the game“, bringt dieser seine Skepsis zum Ausdruck. Ähnlich wie Kai Traemann wird Jimmy Dugan eher widerwillig mit dem Frauensport konfrontiert. Und muss, wie auch die Zuschauer, erst dessen Vorzüge erkennen. Dies geschieht über die meiste Zeit des Films hinweg mittels der Figur von Dottie. Sie ist in doppelter Hinsicht ein echter “peach“ – ein richtiger Hingucker und obendrein noch die talentierteste Spielerin im Team. Dabei ist sie nur um ihrer Schwester willen in der Liga aktiv, erwartet eigentlich sehnsüchtig die Rückkehr ihres Mannes Bob (Bill Pullman) von der Front. Damit ist sie, wie sich zeigt, nicht die einzige Spielerin.

Die Frauen lernen, mit dem Sport nicht nur für die Bevölkerung da zu sein, sondern auch füreinander. Zu einer Gemeinschaft zu werden. A League of Their Own widmet sich solcher Momente immer hier und da am Rande, ignoriert sie nicht, verliert sich jedoch auch nicht in ihnen. Da wird nebenbei der Analphabetin Shirley Baker (Ann Cusack) von Mae auf einer Fahrt zum Auswärtsspiel das Lesen beigebracht. Und die jungenhafte Marla Hooch (Megan Cavanagh) darf sich ausgerechnet über einen „Männersport“ als Frau entdecken. Dass jenseits des Atlantik ein Krieg herrscht, wird ebenfalls nicht vergessen. Dottie erwähnt in einer Szene, dass ihr Bob seit Wochen nicht geschrieben hat. Und dann gibt es plötzlich ein Kriegstelegramm.

Penny Marshall gelang mit A League of Their Own ein erfrischend „altbackener“ Film in bester Hinsicht. Heutzutage würde Hollywood Dottie wohl in ein Liebesdreieck mit Jimmy und Bob drängen, hier beschränkt sich die Beziehung von Coach und Spielerin jedoch auf gegenseitige Bewunderung. Der Fokus liegt dabei sicher auf Dottie und ihr Verhältnis zu Kit, die sie stets in den Schatten drängt. Nicht alle Peaches treten in den Vordergrund, selbst Madonna wird eher spärlich eingesetzt. Dennoch fühlt sich der Film nicht wie eine One-Woman-Show von Geena Davis an, gerade der Konflikt mit Lori Pettys Figur wirkt glaubwürdig und spannend. Im Grunde hätte man ihn sogar noch mehr in den Mittelpunkt rücken können.

Eigentlicher Star des Films – und das ist fast das Zynische – ist jedoch Tom Hanks als versiffter Verlierer, der um keinen dummen Spruch verlegen ist und am Ende wieder zu dem Mann wird, der er irgendwann mal war. Hanks zeigt seine komödiantische Klasse, die ihn in den 80ern zum Star hat werden lassen. Auch Jon Lovitz bereitet in einer Nebenrolle als sarkastischer Scout jede Menge Spaß, abseits vom Humor überzeugt A League of Their Own jedoch aufgrund seiner Emotionen. Ergreifend gerät da der Schluss, wenn die Gruppe greiser Frauen die alte Hymne ihrer Liga anstimmt, umgeben von einander und von Erinnerungsstücken, die selbst den kleinen Stilwell (Mark Holton) beim Anblick eines Fotos seiner verstorben Mutter berühren.

Wenn Jimmy Ende des zweiten Akts Dottie vom Baseball überzeugen will, ließe sich dies im Grunde auch auf das Leben an sich münzen: “It’s supposed to be hard. If it wasn’t hard, everyone would do it. The hard... is what makes it great.“ Ein Satz, der selbst auf die Qualität des Films zutrifft, auch wenn seine Umsetzung und Inszenierung vermutlich nicht allzu schwer war (selbst wenn die divenhafte Madonna seinerzeit anders darüber dachte). A League of Their Own ist eine “old school“ Sportkomödie, die unterhält und berührt. Nicht, weil ihre Figuren Frauen sind, sondern Menschen. Und wenn sich diese Sichtweise verstärkt durchsetzt, schalten Machos vielleicht irgendwann auch nicht mehr nur „aus Versehen“ Frauen-Sport-Übertragungen ein.

7.5/10

29. Juli 2008

Surveillance

Is that your statement?

Wenn man es in Hollywood zu etwas bringen will, helfen einem nur drei Dinge: entweder man besitzt Talent, sieht verdammt gut aus oder wird in die Traumfabrik hineingeboren. Je mehr dieser Komponenten zusammenkommen, desto erfolgreicher sind die jeweiligen Aussichten. Jennifer Chambery Lynch ist keine Schauspielerin, sondern Regisseurin. Wie ihr Nachname bereits verrät, ist sie die Tochter von Kultregisseur David Lynch. Besonders tief verwurzelt ist Jennifer Lynch im Business nicht, ihr erster und letzter Film Boxing Helena entstand vor 15 Jahren. Anschließend scheint sie sich ausführlich um die Erziehung ihrer Tochter gekümmert zu haben, die sich jetzt in einem Alter befindet, in welchem Mama wieder hinter die Kamera verschwinden kann. Sollte ihr Film Surveillance (Unter Kontrolle) zuerst von Hexen handeln, entschieden sich Lynch und Co-Autor Kent Harper am Ende doch für einen Thriller mit Serienkillern. Das Ganze sollte gewürzt werden durch eine gehörige Portion Spannung sowie technische Spielereien. Bei der Aufbringung des Independent-Budgets von 3.5 Millionen Dollar dürfte sicher Papa David geholfen haben, der auch als ausführender Produzent des Filmes fungiert. Währenddessen sicherte sich Co-Autor Kent Harper, ganz im Stile eines Leigh Whannell (Saw), eine der zentralen Nebenrollen in dem Killer-Thriller. Halbwegs prominent besetzt wurde das Projekt dann noch mit David Lynchs ehemaligen Darstellern Bill Pullman (Lost Highway) und Julia Ormond (Inland Empire).

Wenn man sich den Film zu Gemüte geführt hat, wird einem schließlich klar, dass ohne Papa hier wohl überhaupt nichts zu Stande gekommen wäre. Zwei Killer dringen in ein Haus ein, überfallen ein schlafendes Ehepaar im Schlaf und ermorden diese nach kalkuliertem Psychospiel. Wirklich etwas mit dem Film zu tun hat diese Szene nicht, außer dass sie die abwesenden Mörder vorstellt. Der Fall zudem die FBI Agenten Hallaway (Bill Pullman) und Anderson (Julia Ormond) gerufen werden, hängt mit einem anderen Verbrechern dieser mutmaßlichen Täter zusammen. Glücklicherweise sind drei Augenzeugen mit dem Leben davon gekommen und während sich die Bundesagenten auf der Polizeiwache mit den dortigen Polizeibeamten herumschlagen müssen, werden drei Kameras in den Verhörzimmern aufgebaut. Die Zeugenaussagen sollen aufgenommen werden, die Verhöre parallel zueinander stattfinden. Dem Publikum präsentiert Lynch die drei einzelnen Geschichten, die im Rashômon-Stil einander ergänzen. Hierbei will Lynch dadurch gefallen, dass sie jede der Geschichten einen eigenen Farbton verpasst. Während die Nacherzählung von Officer Bennet (Kent Harper) über die Ereignisse mit seinem Partner Jim Conrad (French Stewart) in leichtes Sepia gehüllt ist, besticht die Geschichte der achtjährigen Stephanie durch ein klares und scharfes Bild. Ganz im Gegensatz zu dem Geständnis der drogensüchtigen Bobby (Pell James), deren Erlebnisse mit Freund Johnny (Mac Miller) durch Farbübersättigung hervorstechen. Außerdem besticht die erste Hälfte des Filmes durch penetrante Musik, die pseudo-psychisch daherkommt.

Von technischer Seite sieht man dem Film seinen Low-Budget-Status an, die Spielereien mit den Farbfiltern sind zwar ganz nett, erfüllen jedoch keinen höheren Zweck und bleiben letztlich überflüssig. Zugegeben, Bill Pullman war noch nie ein großer Fisch im Teiche Hollywoods, aber immerhin durfte er den US-Präsidenten in dem zeitlang erfolgreichsten Film aller Zeiten spielen. Doch Independence Day ist lange vorbei und so ist auch die Zeit von Pullman. Zuletzt konnte man den guten Mann in der vierten Auflage von Scary Movie begutachten. Dieses Engagement spricht mehr wie hundert Worte, da wundert es auch nicht, dass sich Pullman für das Projekt von David Lynchs Tochter hergegeben hat. Noch weniger wundert einen dann sein maßlos übertriebenes und meist nur mit einem unterdrückten Lachen erträgliches Spiel als FBI Agent. Auch Julia Ormond konnte sich nach ihrem Part als Fräulein Smilla nicht richtig etablieren in der Filmbranche und war zuletzt häufiger in Fernsehproduktionen zu begutachten. Ihre Figur, der verletzlichen und emotionalen Agentin bleibt über den gesamten Film gesehen genauso blass, wie jede andere Figur. Am intensivsten wird vielleicht noch Junkie Bobby portraitiert, die sogar relativ überzeugend von Newcomerin Pell James dargestellt wird. Etwas unterfordert, jedoch souverän, spielt zudem Michael Ironside seinen Part als hiesigen Polizeichef herunter. Wirklich überzeugen kann einen das Ensemble aber nicht, wobei dies durchaus auch den miesen Dialogen und dem allgemein schlechten Drehbuch geschuldet ist.

Das Drehbuch ist es auch, woran Surveillance scheitert, die erste Hälfte des Filmes zieht sich wie ein zäher Kaugummi und bringt die Handlung keinen Deut weiter. Was noch viel schlimmer ist, sie erzeugt auch keinerlei Spannung, langweilt vielmehr. Insbesondere der Beginn des Films, da man bereits nach wenigen Minuten weiß, in welche Richtung die Handlung verläuft, wer hinter den Killern steckt und was für ein Ende den jeweiligen Figuren beschert wird. Dieses Wissen hilft dem Zuschauer jedoch keineswegs das Geschehene leichter zu verdauen, er verstärkt die Tortur nur noch. Der Trailer zum Film nimmt die ganze Handlung nicht nur bereits vorweg, sondern impliziert einen weitaus unterhaltsameren Film, wie Lynch ihn einem anschließend serviert. Durch ihre Verwendung der Musik will die Regisseurin zu Beginn in die Fußstapfen ihres Vaters treten, kann bei diesem Versuch jedoch nur scheitern und tut dies auch. Die Spielereien mit den drei Kameras werden im Film nicht wirklich genutzt, das Rashômon-Potential zu keinem Zeitpunkt ausgeschöpft. Weitaus vielschichtiger wäre der Film geworden, wenn die einzelnen Zeugenaussagen jeweils die Rückblenden ergänzt und neu beleuchtet hätten. Aber abgesehen von der kleinen Spielerei mit dem Farbfilter, scheint Lynch keine Verwendung für dieses Detail zu finden. Das große Hauptmanko des Drehbuches ist aber seine fehlende Spannung, die Surveillance zu keinem Zeitpunkt im Stande ist aufzubauen. Hinzu kommt noch, dass man den Film bereits zu Beginn durchschaut. Die grausamen Dialoge und lächerlichen Charaktere wirken da wie ein schlechter Witz. 

2/10