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14. April 2017

12 Monkeys

Never cry wolf.

Und plötzlich war er ein Hollywood-Regisseur – sehr zu seiner eigenen Verwunderung. Im Zuge der Vermarktung zu seiner Sci-Fi-Dystopie 12 Monkeys wurde Terry Gilliam als einer der Visionäre der Traumfabrik erklärt. Gilliam wiederum, der zuvor unter anderem Brazil inszenierte, sah sich für seinen neuen Film zwar durchaus als “jobber”, in 12 Monkeys jedoch eher einen europäischen Arthouse-Film denn einen Hollywood-Blockbuster. Letztere Assoziation verdankt sich vermutlich auch dem Umstand, dass Action-Star Bruce Willis und der damals kurz vor dem Durchbruch stehende Brad Pitt in dem Film mitspielten. Ironischerweise jedoch, um mit ihrer bisherigen Filmografie zu brechen und neue Facetten ihres Spiels zu zeigen.

“It is how the film got made, by putting some stars in it”, erklärt Terry Gilliam in der Making-of-Dokumentation The Hamster Factor and Other Tales of Twelve Monkeys. Nichtsdestotrotz war das Budget des Films für Gilliam und seinen Produzenten mit 30 Millionen Dollar zu knapp bemessen. Was auch an der turbulenten Vorgeschichte zwischen Gilliam und Universal bezüglich der Brazil-Produktion gelegen haben mag. Vergleichsweise wenig Geld, bedenkt man, dass Wolfgang Petersens Outbreak aus demselben Jahr ein Budget von 50 Millionen Dollar hatte, Joe Johnstons Jumanji, auch von 1995, gar doppelt so viel wie 12 Monkeys. Entgegen der Zweifel spielte das überschaubare Budget dem Art Design der Produktion jedoch in die Karten.

Das Drehbuch von David und Janet Peoples erzählt von einer Pandemie, die im Jahr 1996 gut fünf Milliarden Menschen das Leben kosten sollte. In der Zukunft des Jahres 2035 wird der Strafgefangene James Cole (Bruce Willis) von einer Gruppe Wissenschaftler in die Vergangenheit geschickt, um die Ursprünge des von Menschen ausgelösten Virus’ zu ergründen. Cole landet dabei in einer psychiatrischen Anstalt, wo er die Aufmerksamkeit der Psychologin Dr. Kathryn Railly (Madeleine Stowe) auf sich zieht, genauso wie die des Patienten Jeffrey Goines (Brad Pitt). Letzterer verhilft Cole zur Flucht, während dieser Dr. Railly entführt und mit ihr versucht aufzudecken, wer die Armee der 12 Monkeys ist, die Cole für den Virus verantwortlich sieht.

Die Prämisse für die Hauptfigur ähnelt dabei Filmen wie Escape from New York: Um Straferlass zu erhalten, fügt sich Cole wie Snake Plissken einer Autorität, gegen die er in der Vergangenheit rebelliert hat. Allerdings wird die Motivation für Cole angesichts seiner dystopischen Zukunft nicht allzu deutlich, wir sehen von der Welt des Jahres 2035 relativ wenig, außer dass die Reste der Menschheit unter der Erde leben. Die Zukunft jenseits der wissenschaftlichen Einrichtung von Jones (Carol Florence) und Co. bleibt dem Publikum ein Rätsel. Da Coles Motivation somit alternativlos scheint, wäre die Prämisse in gewisser Weise verzichtenswert gewesen, obschon sie natürlich in ihrer Gestaltung dem Satire-Ansatz von Terry Gilliam dient.

“Bad news, man”, wird Cole da von Mithäftling Jose (Jon Seda) begrüßt. “Volunteers?”, fragt Cole angesichts des Trubels im Gefängnis, aufgebaut wie ein Gehege für Versuchskaninchen. “Yeah, and they said your name”, bestätigt Jose. Der Film kleidet dies zynisch in das Oxymoron “Volunteer Duty” und auch die Wissenschaftler, die aus den Gefangenen ihre Probanden wählen, machen deutlich: “Not to volunteer would be a mistake.” Für Cole beginnt so erst ein Ausflug an die kontaminierte Oberfläche und später ein solcher in das versehentliche Jahr 1990 in Baltimore. Gerade in diesem ersten Akt des Films spielt Gilliam noch mit einem Aspekt, den er fortan immer verstärkter verliert: der Dualität der Ereignisse als Realitätszweifel.

Eine der Ideen war es, offen zu halten, ob Cole wirklich in die Vergangenheit reist oder sich die Zukunft lediglich einbildet. Gilliam unterfüttert dies speziell zu Beginn noch mit sich wiederholenden Szenenmomenten. Es ist sein gewalttätiges Benehmen, das Cole im Jahr 1990 in Polizeigewahrsam bringt, ähnlich wie es ihm in der Zukunft sein Strafmaß von 25 Jahren bescherte. Sowohl im Jahr 2035 wie in 1990 findet er sich hinter Gittern wieder, wird von zwei Wärtern geduscht und anschließend einer Gruppe Wissenschaftler gegenübergestellt, um deren Fragen zu beantworten. Sogar der Zeitreise-Mechanismus findet ein Spiegelbild, wenn Cole auf seiner Flucht aus der Klinik in eine MRT-Behandlung mit ähnlicher Prozedur platzt.

Genauso spielt 12 Monkeys teils, aber nicht durchgängig, mit der Theorie des Zeitparadoxons, wenn es kurzzeitig so scheint, als war es Cole, der Jeffrey Goines im Jahr 1990 erst auf die Idee zur Armee der 12 Monkeys und der Pandemie brachte. Ein kausaler Zusammenhang, der sich im Einklang mit der visuellen Klammer des Films bewegt, in welcher ein junger Cole im Jahr 1995 unwissentlich den Tod seines erwachsenen Pendants miterleben muss. Es ist jener Cassandra-Komplex, den Gilliam speziell in der zweiten Hälfte von 12 Monkeys zu Gunsten (respektive Lasten) seiner Liebesgeschichte zwischen den Hauptfiguren opfert. Die wiederum scheint wenig ausgearbeitet und nicht wirklich nötig, angesichts der drohenden Pandemie-Gefahr.

Interessant ist, den 1995er-Film von Universal mit der Fernsehadaption von Syfy zu vergleichen. Im TV-Pendant wird Cole (Aaron Stanford) bewusst in die Vergangenheit geschickt, um den Ausbruch des Virus’ zu verhindern. “I can’t save you. Nobody can”, machte dagegen die Bruce-Willis-Version gegenüber Railly und Co. im Jahr 1990 deutlich. “This already happened. I am simply trying to gather information.” Wo der Film-Cole als Beobachter agiert, interveniert die Fernseh-Version. Passend dazu wird der Vorname von Dr. Railly (Amanda Schull) von Kathryn zu Cassandra abgewandelt, während Jones (Barbara Sukowa) und José (Kirk Acevedo) zentralere Rollen einnehmen und aus Jeffrey derweil Jennifer Goines (Emily Hampshire) wird.

Die Serie hat natürlich mehr Zeit, “world building” zu betreiben. Statt fünf sterben sieben Milliarden Menschen, die Überlebenden, immun gegen den mutierenden Virus, leben dabei an der Oberfläche in verschiedenen Zivilisationsformen. Syfys 12 Monkeys ist somit teils Dystopie, teils Agenten-Thriller, wenn Cole als eine Art Action-Held immerzu in die Vergangenheit reist, um dort mit Railly den Auslöser für den Virus zu finden und zu verhindern. Das Ziel ist dadurch umso hehrer, bezweckt Cole doch ein Zeitparadoxon auszulösen, indem er durch Intervention der Vergangenheit seine Zukunft verändert und damit sich und seine Mission eliminiert. Die Atmosphäre des Films vermag die Serie jedoch nicht einzufangen.

Und auch wenn Terry Gilliam nicht für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, sondern als “director for hire” auftritt, wie er es selbst nennt, ist 12 Monkeys doch durch und durch ein gilliamesker Film. Gerade die Passagen in der Zukunft erinnern sowohl an Brazil als auch an The Zero Theorem. Es ist ein interessantes und spannendes Szenario, welches 12 Monkeys in den Raum wirft, getragen von starken Schauspielern und ungeachtet des geringen Budgets überzeugendem Art Design. Wie bereits angesprochen ist es jedoch die Romanze zwischen Cole und Railly, die zwecks emotionaler Beteiligung des Zuschauers gerade im Schlussakt immer zentraler wird. Plötzlich geht es nicht mehr um fünf Milliarden Tote, sondern das Liebesglück eines Paares.

Alles, was die Geschichte eingangs interessant macht, rückt dadurch in den Hintergrund. Darunter die Armee der 12 Monkeys um Jeffrey Goines sowie allgemein der verschenkte Christopher Plummer als dessen Vater und vermeintlicher Urheber des Virus’. Der wirkliche Antagonist in Person von David Morses Wissenschaftler bleibt lediglich ein Nachklapp, was sicher in gewisser Weise die Ironie der fehlgeleiteten Mission widerspiegelt, aber ungeachtet dessen interessanter gewesen wäre, als die Doktor-Patient-Liebelei. Der fortgesetzte Fokus auf die diametrale Gegenüberstellung von 2035 und 1995, der Frage nach eingebildeter oder echter Zukunft und dem Kausalitätsgedanken hätte 12 Monkeys stärker gemacht als er ist.

Auch das Publikum der Testvorführungen hatte seine Probleme mit der Liebesgeschichte und der Handlung, doch Gilliam blieb weitestgehend bei der ursprünglichen Idee des Films. Etwas, das sich im Nachhinein wider Erwarten auszahlte. 12 Monkeys spielte weltweit fast 170 Millionen Dollar ein und gehörte zu den 20 erfolgreichsten Filme von 1995 – vor der Konkurrenz wie Tony Scotts Crimson Tide oder der Michael-Crichton-Adaption Congo. Und auch wenn Bruce Willis im selben Jahr mit Die Hard with a Vengeance einen weitaus veritableren Hit hatte, genauso wie Brad Pitt mit Seven, so verdankt Letzterer doch 12 Monkeys bis heute seinen einzigen Golden Globe. Und Terry Gilliam? Der blieb sich treu – und wurde kein Hollywood-Regisseur.

7.5/10

18. August 2015

True Detective – Season Two

Here we are, under the bright lights.

Erfolg kann auch eine Bürde sein und Fußstapfen bereiten, die anschließend schwer auszufüllen sind. So haderte auch Michael Douglas’ Figur in Wonder Boys damit, nach einem umjubelten Debütroman ein Folgewerk zu liefern, dass den Ansprüchen gerecht würde. Ähnlich verhält es sich mit der zweiten Staffel von True Detective, die im vergangenen Jahr quasi durch die Bank für ihre Atmosphäre und ihr Schauspielduo um Matthew McConaughey und Woody Harrelson gelobt wurde. Wie sich zeigte, wohl eher eine Eintagsfliege, deren Qualität sich scheinbar zuvorderst Regisseur Cary Joji Fukunaga verdankte, statt Serienschöpfer und Autor Nic Pizzolatto. Der liefert mit True Detectives zweiter Staffel krude Dialoge und uninteressante Charaktere.

Statt in Amerikas Süden spielt die Handlung im zweiten Jahr inmitten der korrupten fiktiven Industriestadt Vinci. Deren Stadtdirektor Ben Caspere wird tot von High Patrol Officer und Kriegsveteran Paul Woodrough (Taylor Kitsch) entdeckt. Woodrough soll gemeinsam mit den Ermittlern Ani Bezzerides (Rachel McAdams) und Ray Velcoro (Colin Farrell) den Mord an Caspere aufklären. Während Bezzerides promiskuitiv und spielsüchtig ist, ist Velcoro ein korrupter Polizist, der für seine Vorgesetzten in Vinci notfalls die Ermittlungen torpedieren soll. Zugleich arbeitet Velcoro auch noch dem Clubbesitzer und Anzug-Gangster Frank Semyon (Vince Vaughn) zu, der mit Caspere ein Millionenprojekt am laufen hatte und nun ohne Geld dasteht.

Die große Frage ist: Wer hat Caspere umgebracht und wieso? Und kann Semyon sein Geld zurück bekommen, dass ihm eigentlich mit einem Eisenbahnprojekt den Weg in die Legalität ebnen sollte? Kein leichtes Unterfangen. Schon gar nicht, weil das zweite Jahr True Detective eine Vielzahl an Figuren auf die Zuschauer loslässt, die alle irgendwie miteinander unter einer Decke stecken. Und mit verschiedenen nebulösen Subplots, die acht Episoden lang vor sich hin vegetieren, ohne wirklich von Belang zu sein. Beispielsweise Woodroughs heimliche Homosexualität oder das (erfolglose) Bestreben von Semyon und seiner Frau Jordan (Kelly Reilly), ein Kind zu zeugen. Hinzu kommen dann noch ein paar Fälle von vermissten Personen.

Am gelungensten ist True Detective zu Beginn in den ersten Folgen – primär, weil noch nicht klar ist, wo das zweite Jahr hinführt. Bis sich die Plan- und Orientierungslosigkeit der Staffel, die vermutlich versucht, sich in Noir-Gefilden zu bewegen, in den anschließenden Episoden verstärkt offenbart. Der Mord an Caspere ist weitaus weniger spannend als die Ritualmorde aus der ersten Staffel. Dass mit Caspere auch Semyons Zukunft sterben könnte, hat für das Publikum ebenfalls wenig Belang. Die Figur ist einem schlicht egal, was durch oft grausige Dialoge, die ihr Pizzolatto in den Mund legt, nicht besser wird. Ähnlich verhält es sich auch mit den drei Ermittlerfiguren, von denen kaum eine ihre Eindimensionalität zu überwinden vermag.

Bezzerides hadert mit ihrer Kindheit in der Hippie-Kommune ihres Vaters Eliot (David Morse), Woodrough mit seiner Zeit als Blackwater-Söldner in Afghanistan und seiner Liebelei mit einem Kameraden. Velcoro wiederum befindet sich in Semyons Schuld, da der ihm einst verriet, wer seine Frau (Abigail Spencer) vergewaltigt hatte. Eine Selbstjustiz-Wunde, die bis in die Gegenwart schmerzt und dem korrupten Ermittler ein zerrüttetes Verhältnis zu seinem Sohn beschert, der womöglich der Nachwuchs des Täters ist. Viel Drama, auch bei den anderen Figuren, wie dem versoffenen Vinci-Bürgermeister, dessen Zuhälter-Sprößling oder unter Semyons Männern, von denen plötzlich ebenfalls einer tot und mit Casperes Wunden auftaucht.

Es gibt derart viele Charaktere, dass man ihnen schwerlich allen folgen kann. Gesichter tauchen auf und gehen, hängen irgendwie miteinander zusammen. Eine Zuordnung fällt eher schwer, was aber auch nicht sonderlich problematisch ausfällt. Die Handlung dümpelt vor sich hin, die Ermittlungen im Fall bewegen sich zwar voran, werden Mitte der Staffel dann jedoch ausgebremst und dann wieder auf Anfang gestellt. Wo die Morde im ersten Jahr eine gewisse Faszination ausstrahlten, hält die zweite Staffel nur mit Mühe ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Dass man der Handlung dermaßen egal begegnet, liegt zugleich daran, dass man keine interessanten Charaktere hat, die einen an die Hand nehmen und durch den Plot begleiten.

Das Cop-Trio will nie wirklich miteinander harmonieren, am ehesten gelingt dies noch Velcoro und Bezzerides. Die Figuren bauen weder eine Beziehung zueinander auf, wie ihre Vorgänger im Vorjahr, noch reiben sie sich wie diese aneinander. Dass Pizzolatto dennoch so tut, als würden sich die Drei im Verlauf als Team und Einheit sehen, ist da schon fast bemitleidenswert. Hinzu kommen durch die Bank bedauernswerte Dialoge, die die Charaktere von sich geben müssen und sie teils noch dümmer dastehen lassen als sie durch ihre Aktionen bereits wirken. Schon jetzt ein Klassiker ist Woodroughs Ausspruch, als er in einer Folge auf eine Reihe Verträge stößt: “These contracts… signatures all over them!”, entfährt es Woodrough da ungläubig.

Übrige Gespräche werden meist von Plattitüden unterfüttert, die direkt aus Screenwriting for Dummies stammen könnten. Tempo gewinnt die Show nur dann, wenn buchstäblich Action geboten wird. Wie zum Ende der zweiten und vierten Folge oder auch im ansonsten katastrophalen Staffelfinale Omega Station. Am überzeugendsten gerät hier noch Night Finds You, auch aufgrund ihrer Schlussszene, die dann in der Folgeepisode sogleich revidiert wird. Kurzum: Es fehlt der zweiten Staffel True Detective das, was die erste Staffel ausgezeichnet hat. Interessante Figuren mit einer spannenden Dynamik und eine Atmosphäre, die eine im Grunde beliebige Handlung zu überstrahlen vermag. Fußstapfen, die für das zweite Jahr zu groß waren.

6.5/10

24. August 2007

Disturbia

Your mum ist hot.

Hier haben wir einen weiteren Film aus dem diesjährigen Fantasy Filmfestprogramm, der ab dem 20. September regulär in den deutschen Kinos laufen wird. Neben Transformers markiert Disturbia die zweite große Shia LaBeouf Plage in diesem Kinosommer und wie in fast jedem anderen LaBeouf-Film ist auch hier Steven Spielberg für sein Casting verantwortlich. Scheinbar hat der gute Shia extrem korrumpierendes Material über Mr. Spielberg, denn an seinem schauspielerischen Taltent kann es nicht liegen, dass dieser Schlaks in beinah jedem Spielberg-Projekt auftaucht. Wobei zu seiner Verteididgung zu sagen ist, dass er hier nicht unterirdisch schlecht spielt, er bleibt nur genauso blass wie seine Filmfigur Kale. Man liest natürlich eine gewisse und nicht zu verleugnende starke Abneigung gegen diesen jungen Herrn heraus, den ich genauso gerne auf der Leinwand sehen wie den Breitmaulfrosch Julia Roberts. Jedenfalls graut es mir schon vor dem vierten Teil von Indiana Jones, wenn Spielberg tatsächlich mal selbst mit LaBeouf arbeiten wird und bei so vielen jungen guten Schauspielern wie Ben Foster oder Joseph Gordon-Levitt verstehe ich diese neuerliche Affinität zum untalentierten LaBeouf einfach nicht.

Wie dem auch sei, LaBeouf darf die Hauptrolle in dieser Teenie-Version von Hitchcock's Meisterwerk Rear Window spielen, deren Regie der Thriller-erfahrene D.J. Caruso übernommen hat. Dieser wusste jedoch schon bereits mit The Salton Sea und Taking Lives nicht sonderlich zu überzeugen und hat bereits mit Two For The Money ein billige Kopie von Oliver Stone's Wall Street abgeliefert. Caruso macht dann auch zu keinem Zeitpunkt einen Hehl daraus, an welche Zielgruppe der Film gerichtet ist, und zwar sind das Teenager zwischen 12 und 18. Dazu passt die Einführung von Kale's Kumpel Ronnie, der sich im Spanischunterricht einen Spaß daraus macht, mit dem Wort Quizas ein humoristisches Wortspiel zum besten zu geben, dazu passt aber auch die mainstreamige Musikuntermalung und die Tatsache, dass LaBeouf in jedem Film ein Band-T-Shirt zu tragen scheint War es in Transformers noch The Strokes, sieht man ihn hier mit einem Shirt der Ramones herumrennen.

Aber nun zur Handlung: der junge Kale (LaBeouf) schlägt seinen Spanischlehrer und bekommt drei Monate Hausarrest aufgebrummt. Während er durch ein Fußband dazu gezwungen ist, sein Grundstück nicht zu verlassen, verknallt er sich in die neue scharfe Nachbarin Ashley (Sarah Roemer). Außerdem fällt ihm auf, dass auf den ebenfalls neuen Nachbarn, Mr. Turner (David Morse), scheinbar alle Indizien eines lokalen Serienmörders zutreffen. Kale beginnt zusammen mit Ashley und seinem Kumpel Ronnie die Observation von Turner und bringt sich, seine Freunde und seine Mutter (Carrie-Anne Moss) dabei in Lebensgefahr.


Diese schwache Handlung wurde dann noch unnötig aufgeblasen, beispielsweise mit der völlig unsinnigen Eröffnungsszene, in der Kale mit seinem Vater Angeln geht und schließlich in einem aberwitzigen Unfall diesen verliert. Dabei wäre der Film auch bestens ohne diese Szene ausgekommen und die Tatsache, dass sie mit theatralischer Musik unterlegt worden ist, macht das ganze nur noch schlimmer. Genauso fragt man sich, wieso die Figur des Officer Gutierrez als solche eingebaut worden ist, denn die Tatsache, dass es sich hierbei um den Cousin des Spanischlehrers handelt, hat für den weitern Verlauf der Geschichte keinerlei Belang. Hierzu reiht sich auch die Verschwendung von Carrie-Anne Moss ein, die so selten zu sehen ist, dass sie auch von jeder anderen Schauspielerin gespielt hätte werden können. Die stereotype Inszenierung von Kale asiatischem Kumpel Ronald trägt auch einen leicht faden Beigeschmack. Zudem fragt man sich gegen Ende, wieso Kale seine X-Box oder seinen I-Tunes-Account nicht selber wieder aktivieren kann, wenn er es später sogar schafft aus einem Küchenwecker eine mobile Transponderkamera zu basteln.

Das sind nur Auszüge aus den vielen Unstimmigkeiten und Überflüssigkeiten, welche Disturbia zu bieten hat. Über diese könnte man noch hinweg sehen, wenn der Film zumindest fünf Minuten lang Spannung aufbauen würde. Tut er aber nicht. Die erste halbe Stunde plätschert mit Kale's Langeweile (und perversen Geschmacksverirrungen) dahin, wohingegen das letzte Drittel zu einem 0815-Teenie-Horror á la Scream mutiert, wo gerannt, gekratzt und getreten wird was das Zeug hält. Dazu mehren sich dann wieder die Unstimmigkeiten und der Film driftet in die totale Unglaubwürdigkeit ab. Das mag vielleicht alles für ein anspruchsloses Teeniepublikum passen, für Erwachsene funktioniert das dann aber doch nicht mehr. Zu unausgegoren und zu lieblos kommt Disturbia hier rüber. Positiv fallent nur David Morse, der wie so oft den kalkulierten Fiesling gibt und - hier kommt mein persönlicher Rettungsanker dieses Films - Sarah Roemer auf, die so unsagbar scharf ist, dass ich dem Film glatt die volle Punktzahl gegeben hätte, wenn sie in jeder einzelnen Szene zu sehen gewesen wäre. Deswegen bekommt Disturbia allein wegen Miss Roemer einen Extrapunkt, der dann aber nicht mehr viel herausreißen kann und für einen Kinobesucht ist der Film dann wirklich nicht zu empfehlen, es sei denn, man ist zwischen 12-18.

5/10