Rendition
Seltsamerweise wurde der Film als er erschien sehr schlecht aufgenommen, zumindest recht verhalten. In der Bloggersphäre finden sich auch nicht viele Reviews zu ihm, lediglich bei Marcus wurde ich auf die Schnelle fündig und der schätzte ihn nicht sonderlich. Daher waren meine eigenen Erwartungen relativ gering, da ich zudem Reese Witherspoon nicht wirklich ertragen kann. Erzählt wird die Geschichte des in Amerika lebenden Ägypters Anwar El-Ibrahimi (Omar Metwally), der nach einem Selbstmordanschlag in Marokko von der CIA verdächtigt wird, mit dem Initiator der Attacke - bei der sie einen Mann verlor - namens Rashid in Kontakt gewesen zu sein. Anwar wird nach einem Flug aus Südafrika einfach abgeführt und von der Passagierliste gestrichen, seine Frau (Witherspoone) erfährt nichts über seinen Verbleib. Während sie mit ihrem ehemaligen Collegefreund (Gyllenhaal-Schwager Peter Sarsgaard), der für einen Senator arbeitet, versucht Informationen über seinen Aufenthaltsort herauszufinden, wird der bei der Attacke anwesende CIA-Analysist Freeman (Jake Gyllenhaal).In einem Nebenstrang wird auch noch Abasis zerrüttetes Familienverhältnis erzählt. Basieren tut die ganze Geschichte auf dem wahren Fall von Khalid El-Masri, der für den Terroristen Khalid Al-Masri gehalten wurde. Sehr gelungen zeigt Oscarpreisträger Gavin Hood, der hier nebenbei bemerkt mit weiteren Preisträgern (Witherspoone, Meryl Streep, Alan Arkin) arbeitet, die amerikanische Überstellung von Terrorverdächtigen (extraordinary rendition), kulminierend in der schönen Aussage von Streeps Charakter, dass die Vereinigten Staaten keine Folter betreiben würden. Gyllenhaals Figur steht hierbei symbolisch für die freie, nicht-amerikanische Welt, die sich angewidert von deren Methoden abwendet. In der Mitte schwächelt der Film etwas und Witherspoones Figur hätte im Grunde von jeder x-beliebigen Actrice dargestellt werden können, dennoch weiß er sehr viel besser zu gefallen, als Redfords langweilige und sich im Kreis drehende Parabel. Am Ende überrascht Hood schließlich noch mit einem sehr gelungenen Plot Twist, der positiv überrascht.
7/10
Lions for Lambs
Robert Redford entführt zu einer Lehrstunde über Eigeninitiative und Kriegstreiberei. Zwei Drittel seines Filmes bestehen aus Dialogen, meist zwischen zwei Dialogpartner, das letzte Drittel beschäftigt sich mit zwei Soldaten in feindlichem Gebiet. Um was geht es? Bobby Redford lädt seinen Elitestudenten zu einem Gespräch ein, weil der nicht mehr in dessen Seminar erscheint. Da geht Bobby gleich die Hutschnur hoch, hat er doch einst zwei andere Elitestudenten an die US Army verloren und nun kämpfen die beiden in Afghanistan für falsche Ideale. Ebenjene beiden Soldaten widmet er sich dann in der zweiten, parallel erzählten Episode. Ein genialer Schachzug zur Einnahme eines Hügels läuft wider Erwarten schief und beide G.I.’s stürzen in Taliban-Gebiet ab. Kann Peter Berg als leitender Offizier rechtzeitig einschreiten? Bei besagtem Einsatz handelt es sich um einen Plan des republikanischen Senators Irving (wie immer mit Zahnpastagrinsen: Tom Cruise). Dieser eröffnet einer Journalistin (Meryl Streep) in einem Exklusivinterview von Amerikas Plan den Kampf gegen den Terror zu gewinnen.Die ganze Schose dauert dann etwa achtzig Minuten und der Kleriker fand das alles zum Beispiel auch oberspitzenklassen und selbst Rajko kann Bobbys Arbeit einiges abgewinnen. Irgendwie frag ich mich jedoch, was das ganze da eigentlich soll, erzählt einem Redford in seinem Film null komma nichts, was man nicht bereits im Vorfeld wusste. Was ist falsch mit meinem Land, warum zeigt der einzelne nicht mehr Bereitschaft etwas zu verändern? Larifari, Pustekuchen. Redford als idealisierter Uniprofessor versucht seine Schäfchen zu selbstdenkenden Individuen zu erziehen und wenn diese dann eine Entscheidung fällen (siehe die G.I.’s) passt es ihm doch wieder nicht. Cruise wiederum darf in seiner von ihm gewohnten Art die Streep zusammenstauchen, Kampf gegen den Terror, koste es was es wolle. Lions for Lambs führt eigentlich nirgendwo hin, vor allem deswegen, weil die Menschen, die Redford erreichen will mit seinem Film, diesen ohnehin nicht (freiwillig) ansehen. Und diejenigen, die es tun, waren bereits vorab informiert. Zum Glück hat das alles dann nur 80 Minuten gedauert, alles darüber hinaus wäre Zeitverschwendung gewesen.
5/10
The Brave One
In München kann man kaum noch in die U-Bahn steigen, ohne von Jugendlichen halb tot geprügelt zu werden und selbst Fahrten auf der Autobahn sind inzwischen lebensgefährlich. Da wundert es nicht, wenn auch die Radiomoderatorin Erica (Jodie Foster) nach einem Überfall auf Leib und Leben mit einer Wumme durch die Gegend spaziert und alles niedermäht, was ihr an den Kragen will. Doch der gewitzte Polizeiermittler (Terrence Howard) ist ihr, der Rächerin der Strassen, bereits auf der Spur. Neil Jordan würzt das ganze dann noch damit, dass er Jäger und Gejagten eine leichte Romanze aufbauen lässt, kulminierend in einem unsäglichen Finale, das irgendwie perfekt zur ganzen Rahmenhandlung passt. Das treffende Wort ist bizarr, wenn man sich damit auseinandersetzt, dass die gute Erica vierzig Jahre in New York gelebt hat, ohne je - zumindest hat es sehr stark den Anschein - mit Gewalt konfrontiert worden zu sein.Doch als man sie Komareif prügelt und ihren indisch-stämmigen Freund (Naveen Andrews) umbringt, ist sie so gebrandmarkt, dass sie sich eine Waffe besorgt. Und holla die Waldfee, auf einmal kann sie nicht mal mehr in die Drogerie gehen, ohne dass sie sich Gewalttätern gegenüber sieht. Erica in Drogerie: Gewalt. Erica in U-Bahn: Gewalt. Eine vierzigjährige gewaltfreie Frau trifft aus heiterem Himmel überall auf Gewalt? Man man man, was hat sich Jordan dabei nur gedacht, dazu die Figur von Howard, der Polizist der sein Vertrauen in das Rechtssystem verliert und daher frustriert seiner Arbeit nachgeht. Irgendwie wieder so ein Film, den eigentlich keiner braucht - am wenigsten die Foster. Immerhin nicht so überzogen wie der unerträgliche Death Sentence.
3.5/10
Smokin’ Aces
Der Trailer machte lange Lust auf mehr, hauptsächlich da er geschickt zusammen geschnitten war, außerdem vereinte der Film erneut Regisseur Joe Carnahan und Ray Liotta, die bereits bei Carnahans Geheimtipp Narc zusammen gearbeitet hatten. Die Story um den Mafiazeugen Buddy Israel (Jeremy Piven), der von einer Horde Kopfgeldjäger umgelegt werden soll, biedert sich auch recht interessant an. Mit dem Film feierte Ryan Reynolds schließlich seinen Durchbruch als Action“star“, zudem gab es die Leinwanddebüts der beiden R’n’B-Künstler Alicia Keyes und Common zu bewundern. Carnahans Film ist im Grunde nichts, als ein großer Zirkus mit offenen Toren. Die Tremor-Brüder, Georgia Sykes und ihre schräge Freundin Loretta, Buddy Israel und der total bekloppte kleine einäugige Karatejunge, fügen sich selbstverständlich zu keiner Handlung zusammen.Vielmehr feiert Carnahan kleine Momente, die für sich genommen durchaus reizvoll sein könnten, zusammengefügt aber eine Anhäufung von sinnlosen Szenen ergeben, die keinem höheren Zweck dienen. Wieso, weshalb, warum - alles Fragen, auf die dieser Film keine Antwort bietet. Carnahan zelebriert vielmehr style over substance, doch auch seine furiose Schnitttechnik, die vielleicht der XBox-Generation eine Erektion beschert, kann hier kaum etwas retten. Der Film ist anstrengend und unglaublich ermüdend, selbst wenn er damals in der Sneak doch besser zu gefallen wusste. Damals fand ich das ernste Ende sehr unpassend, bei der zweiten Sichtung muss ich aber sagen, dass die finale Auflösung eigentlich das einzig Gute an dem ganzen Vehikel ist und das alternative Ende gescheiterweise außen vor gelassen wurde.
3/10
Ich fand "Smokin' Aces" eigentlich ganz unterhaltsam. Hatte ein paar wirklich nette Charaktere, aber ist dann letztendlich im Nichts versandet. Das Ende fand ich für sich genommen auch gut - im Gesamtzusammenhang natürlich panne, wobei das auch nicht für den restlichen Film spricht.
AntwortenLöschenfür falsche Ideale
AntwortenLöschenWer sagt das? Haben sie doch in der Vorlesung deutlich gemacht, dass sie eben für EHRENWERTE Ideal kämpfen... ;)
Ist mir schon klar, dass du das für "ehrenwert" hälst. Du bist ja auch Befürworter des Krieges ;)
AntwortenLöschenHabe meine Bewertung zu LIONS korrigiert, dachte das hätte ich schon getan.
AntwortenLöschenKlare Zustimmung zu THE BRAVE ONE und SMOKIN ACES.
RENDITION habe ich noch nicht geschaut (was eigentlich skandalös ist, denn da spielt ja mein Schatzi mit *g*), mir wurde aber aus guten Gründen abgeraten. Hm...
mir wurde aber aus guten Gründen abgeraten
AntwortenLöschenVersteh nicht, woher diese allgemeine Abneigung gegen den herstammt, ist sicher kein Meisterwerk, aber wie Hood die Geschichte aufbaut, mit Plottwist, das gefällt dann doch irgendwie.
Mein bester Freund schrieb damals:
AntwortenLöschen„Machtlos“ ist ein weiteres, globales Viel-Personen-Drama, das erneut auf mehreren, nicht chronologischen Handlungsebenen versucht, etwas Profundes über die amerikanische Politik unserer Gegenwart zu erzählen…
Doch leider ist die Geschichte um verschleppte Terrorverdächtige, um Selbstmordattentäter und um besorgte hochschwangere Ehefrauen eindeutig zu schlicht, zu schablonenhaft und viel zu melodramatisch geraten.
„Machtlos“ ist Weltpolitik auf optisch aufpoliertem Vorabendserien-Niveau – gegen den schleppenden, bierernsten Tonfall können selbst Reese Witherspoon, Jake Gyllenhaal und Meryl Streep nicht anspielen.
"...da ich zudem Reese Witherspoon nicht wirklich ertragen kann."
AntwortenLöschenIrgendwie ist sie immer noch Tracy Flick;)
Habe auch so meine Probleme mit Rendition. Das Thema regt mich tierisch auf, weshalb ich den Film auch nicht bewerten wollte. Das Drehbuch war allerdings nicht sonderlich interessant, frage mich jetzt auch, was Du mit "Plot Twist" meinst. Eigentlich war doch klar, worauf der Film hinausläuft.
AntwortenLöschenThe Brave One war atmosphärisch ziemlich gut. Mir war der Schluss zuwider, der Rest würde mich aber zu einer höheren Wertung verleiten. Und Death Sentence war tatsächlich der übelste Film des letzten Jahres!
frage mich jetzt auch, was Du mit "Plot Twist" meinst.
AntwortenLöschenDie Tatsache, dass die Ereignisse um das marokkanische Liebespärchen [SPOILER] vor und nicht nach dem Anschlag spielte [SPOILERENDE]. Hatte ich jedenfalls nicht abgesehen.
ich weiss auch nicht du Linos For Lambs gerecht wirst. Formal ist das natürlich bieder, inhaltlich richtig und wichtig, vor allem aber ein offensichtliches und unverhohlenes Plädoyer Redfords gegen die aktuelle US Politik und für mehr Aktivität der dortigen Bürger. Und als das funktionert er perfekt.
AntwortenLöschen@j.m.k.: Die Botschaft hab ich schon verstanden, nur war mir die als Zuschauer nicht neu.
AntwortenLöschenhm, ich finde Lions for Lambs würde eine richtige Besprechung verdienen. aber das ist doch sehr komplex, daher hab ich es noch nicht in Angriff genommen ^^ - fand den Film sehr gut als Statement.
AntwortenLöschen