Neben Cloverfield handelt es sich hierbei wohl um den durch das Internet am meisten gehypte Film von 2008. Nicht nur gab es bereits seit Monaten die geswedeten Filme im Internet respektive Trailer zu sehen, sondern Regisseur und Autor Michel Gondry swedete sogar den eigenen Trailer zum Film. Die Idee zu seinem Projekt hatte Gondry während der Dreharbeiten zu seiner Pseudo-Musik-Dokumentation Block Party, erste Ansätze zu den geswedeten Filmen lieferte ihm Dave Chapelle, der ursprünglich die Rolle des Mike übernehmen sollte. Zentrum von Be Kind Rewind ist der gleichnamige Videoladen des alten Mr. Fletcher (Danny Glover), der seine altmodischen VHS-Kassetten für einen Dollar das Stück verleiht. Es versteht sich von selbst, dass er damit keinen Gewinn macht, weswegen es seinem Laden sowohl finanziell, als auch allgemein nicht wirklich gut geht. In bester The Shop Around the Corner Manier macht sich Mr. Fletcher schließlich auch auf, unter falschem Vorwand seinen Kommerzkollegen aus zu spionieren. Für kleine Läden wie die Be Kind Rewind-Videothek scheint es in unserer heutigen Gesellschaft kaum noch Platz zu geben, für die VHS-Kassette schon mal gleich gar nicht, ist doch inzwischen selbst ihr Nachfolger, die DVD, von den HD-Medien überholt worden. Höchstens in einer verlassenen Gegend wie dem Stadtviertel von Mr. Fletcher in Passaic, New Jersey ist Platz für seine Videothek, die hier sprichwörtlich der Laden um die Ecke ist. Doch nicht nur das Viertel ist etwas heruntergekommen, auch die Be Kind Rewind-Videothek – weswegen die Stadt sie zugunsten einer Reihensiedlung abreißen lassen will. Nun gilt es für den guten Mr. Fletcher das fehlende Geld zur Restaurierung aufzutreiben, daher auch seine kleine Spionagetour.
Und da Mr. Fletcher diesbezüglich eine Woche wegfährt, überlässt er seine Videothek seinem Ziehsohn Mike (Mos Def), der sehr bemüht ist, seine Vaterfigur nicht zu enttäuschen. Diese Mission gefährdet jedoch der trottelige Jerry (Jack Black), Besitzer eines Schrottplatzes, auf dem er auch gleich wohnt. Um seine Handlung – die Neudrehung der Hollywood-Filme – zu etablieren, bedient sich Gondry einer relativ profanen Szenerie: Jerry will ein Kraftwerk sabotieren, dass neben seinem Schrottplatz steht. Der Grund hierfür sind die ausgesendeten Mikrowellen, vor denen sich Jerry mit Töpfen und Alufolie zu schützen versucht. Bei seinem nächtlichen Anschlag wird er dann allerdings doch verstrahlt, beziehungsweise magnetisiert. Durch diese Magnetisierung werden die Videobänder gelöscht – fertig ist Gondrys Film. Etwas dilettantisch kommt diese Exposition daher, nicht wegen ihrer nicht vorhandenen Glaubwürdigkeit (welche Gondry auch sicher nicht erwecken wollte), sondern wegen ihrer Einfallslosigkeit. Das einzig innovative an der Kraftwerkszene sind Jerrys Tarnungsbemühungen, die sicherlich einen gewissen Charme haben, im größeren Kontext der Sabotage jedoch keinen wirklichen Zweck erfüllen. Für die Magnetisierung der Videofilme hätte man einen einfacheren und besseren Grund finden können, denn wenn Mike sich zuerst fünf Minuten lang sträubt Jerry zu helfen, nur um ihm dann doch zu helfen, geht der Sinn etwas flöten. Und wenn man ehrlich zugibt, dann interessiert einen an Be Kind Rewind nicht das wieso oder weshalb, sondern die nachgedrehten Kinofilme, welche dann auch alsbald erzeugt werden. Am meisten Aufmerksamkeit wird hierbei der Entstehung des ersten Videos geschenkt, Ivan Reitmans Ghostbusters. Die Bemühungen von Mike und Jerry, sowie die Art ihrer Inszenierung des Kultfilmes amüsieren und bilden den ersten starken Moment von Gondrys Film, obschon gerade diese Szene seit Monaten bereits durch das Internet geistert.
Die Kunden merken natürlich nicht, dass ihre eigenen Videothekenbesitzer in dem Film mitspielen, den sie gerade gesehen haben oder wenn sie es bemerken, dann sprechen sie es nicht an. Vielmehr verlangen sie nach mehr, nach einer zwanzigminütigen Version von Rush Hour 2 oder Robocop – immer noch merkt niemand, dass es Jerry und Mike sind, die in den Filmen alle Rollen übernehmen, anders lässt sich deren Ausrede, es handele sich um „geschwedete“ Versionen nicht erklären. Wieso die Labelisierung des „sweded“ auch dann noch fortgeführt wird, als die Kunden selbst in ihren Filmen mitspielen, ist auch nicht nachvollziehbar, weswegen man am besten auch nicht nachfragt, sondern die Menschen in Gondrys Film einfach so nimmt wie sie sind. Ansonst muss man sich mit Fragen auseinandersetzen, weshalb jemand zwanzig Dollar für ein Video bezahlt, in dem er selbst mitgespielt hat. Irgendwann holt Gondry dann den Kapitalismus-Hammer heraus, präsentiert Sigourney Weaver in der unnötigsten Rolle des bisherigen Kinojahres und schiebt die Thematik der Urheberrechtsverletzung vor, ohne dieser im weiteren Verlauf des Filmes nachzukommen. Hierfür spricht auch das Ende, das irgendwie ein Zwitter ist, ohne wirklich in den Fluss der restlichen Handlung einzutauchen. Ohne Frage sind die geschwedeten Filme von Mike und Jerry, sowie der Reinigungskraft Alma (Melonie Diaz), voller Charme und Witz, eine einzige Liebeserklärung an die Filme selbst, wie auch an das Kino. Sie machen die Stärke des Filmes aus, ähnlich wie es Stéphanes Träumereien in La Science des rêves getan haben. Gondry beweist ein großartiges Auge fürs Detail und für die kleinen Dinge, beeindruckt gerade hier durch seine Kreativität.
Probleme jedoch, dass lässt sich in seinem Sujet nicht von der Hand weisen, hat der Franzose mit der Ausarbeitung seiner Drehbücher, vor allem in der Gestaltung einer (stringenten) Handlung. Es werden einfach der liebenswürdige Mike und der schrullige Jerry präsentiert und fortan soll der Film von deren Zusammenspiel leben. Zu einem Zeitpunkt wird Gondry kurz das Aufflammen einer Liebesgeschichte zeigen, ohne dieser jedoch, wie vielem anderen, anschließend weiter zu folgen. Extrem halbherzig geht er immer in den Szenen vor, die sich nicht mit dem Nachdrehen anderer Filme beschäftigen. Es ist ihm leider nicht gelungen, um diese „Remakes“ eine funktionierende Geschichte zu installieren, sein eigener Film wirkt über weite Strecken so unfertig, wie Mike und Jerrys Eigenproduktionen. Zudem baut Gondry noch einen Subplot um den Jazzmusiker Fats Waller ein, der mit der Geschichte die er eigentlich erzählt, überhaupt nichts zu tun hat, und schlimmer noch, einen Subplot der sich selbst in seiner Anfangsszene bereits vorweg nimmt. Bei aller Liebe zu einem Musiker, aber so lassen sich zwei Geschichten nicht miteinander verknüpfen, Gondry zeigt mit Be Kind Rewind, dass ihm sein kongenialer Partner Charlie Kaufman fehlt, um einen starken Film wir Eternal Sunshine of the Spotless Mind zu erschaffen. Vielleicht scheitert sein aktueller Film auch lediglich an den hohen Erwartungen die er geschürt hat, die Liebe zum Kino allein zu zelebrieren, reicht jedoch nicht aus, um selbst Liebe für den eigenen Film zu erzeugen.
5/10
Für kleine Läden wie die Be Kind Rewind-Videothek scheint es in unserer heutigen Gesellschaft kaum noch Platz zu geben, für die VHS-Kassette schon mal gleich gar nicht, ist doch inzwischen selbst ihr Nachfolger, die DVD, von den HD-Medien überholt worden. Höchstens in einer verlassenen Gegend wie dem Stadtviertel von Mr. Fletcher in Passaic, New Jersey ist Platz für seine Videothek, die hier sprichwörtlich der Laden um die Ecke ist.
AntwortenLöschenAber genau das ist es ja: Gondry benutzt mit Absicht die VHS, um den Kampf Junge gegen Alt, Modern gegen Eingesessen, etc. zu veranschaulichen. Die Videothek ist nichts anderes als eine schöne Metapher.
Du immer und Dein 'Ganzes' - warum muss bei Dir eigentlich immer alles zu Ende und bis ins kleinste Detail erzählt werden? :P ;)