24. März 2014

Captain America: The Winter Soldier

On your left.

Eine gewisse Chuzpe muss man Marvel schon zugestehen, wenn Captain America: Civil War in 2016 nahezu zeitgleich mit dem Batman V Superman-Vehikel aus dem Hause Warner Bros. starten soll. Schließlich lief Captain Americas Origin Story von allen Solo-Avengers-Filmen am bescheidensten, trotz des innewohnenden Zweiter-Weltkriegs-Pathos’ der Thematik. Als letzter Wegbereiter des Milliarden-Spektakels The Avengers war der Captain auch in diesem eher die zweite Geige hinter Iron Man und Co. Mehr als genug Grund also für die Regie-Brüder Anthony und Joe Russo (Community), in Captain America: The Winter Soldier richtig auf die Kacke zu hauen.

Nach 70 Jahren Froststarre scheint Steve Rogers (Chris Evans) langsam angekommen in der Neuzeit, macht er doch das, was er schon damals tat: Für Vater Staat die bösen Buben jagen. Darunter auch moderne wie Piraten, die ein geheimes S.H.I.E.L.D.-Schiff überfallen. Auf diesem finden Captain America und Black Widow (Scarlett Johansson) jedoch noch mehr: Dateien, die auf eine Verschwörung innerhalb von S.H.I.E.L.D. hinweisen. Die könnte nicht nur das Leben von Nick Fury (Samuel L. Jackson) in Gefahr bringen, sondern obendrein auch drastische Folgen für den Rest der Welt haben. Seine Nachforschungen bringen Captain America selbst ins Schussfeld.

Direkt im ersten Akt muss Rogers feststellen, dass die USA – hier in Form von S.H.I.E.L.D. – wenig mit jenem Land eint, für das er einst in den Krieg zog. Im Geheimen basteln Fury und Co. an drei weiteren Helicarriern, die präventive militärische Schläge ausüben können. Man lebe schließlich in der Welt, wie sie ist, und nicht, wie man sie gerne hätte, blafft Fury den Captain an. Dass S.H.I.E.L.D. selbst im Verlauf immer mehr faschistische Züge annimmt und für die Helden der Geschichte die Offenlegung der Wahrheit mittels des Internets –WikiLeaks lässt grüssen – der einzige Ausweg scheint, war im Vorfeld eines Captain America-Films so nicht zu erwarten.

Ohnehin hat das zweite Abenteuer um den First Avenger (der in der deutschen Version weiter den Titelzusatz schmückt) über weite Strecken wenig mit dem Krachbumm von The Avengers zu tun, sondern folgt der Tradition von 70er-Jahre-Spionage-Thrillern (daher die Inklusion von Robert Redford als S.H.I.E.L.D.-Direktor). An Action kommt der Film dennoch nicht vorbei. Wer es pompös mag, kommt ebenso auf seine Kosten wie Leute, für die größer nicht gleich besser ist. Gerade die Eins-gegen-Eins-Situationen bergen Spannung, sei es wenn Rogers gegen Martial-Arts-Söldner Batroc kämpft oder den gespenstischen Winter Soldier (Sebastian Stan).

In seiner Summe ist Captain America: The Winter Soldier somit einer der besseren Marvel-Filme, auch wenn nicht vollends überzeugen kann. Die Auflösung der Verschwörung gegen Ende des zweiten Akts überzeugt in ihrer Konzeption nur bedingt, wie auch die Action in ihren pompösen Momenten und gerade im Finale etwas zu ausufernd gerät. Zudem wundert man sich ob der jeweiligen Betroffenheit der Avengers: Als die USA in Iron Man 3 von Terrorismus bedroht waren, blieben Captain America und S.H.I.E.L.D. außen vor. Nun, da nicht nur die USA, sondern auch die Welt betroffen sind, ist von Tony Stark keine Spur. Dabei ist er hier sogar persönlich betroffen.

Mit dem The Avengers-Erfolg im Rücken dürfte Captain America: The Winter Soldier aber ebenso wie Thor: The Dark World beim Einspiel etwas zulegen. Inwieweit die Ereignisse des Films dann in Avengers: Age of Ultron einfließen, bleibt ungeachtet der obligatorischen Mid-Credit-Szene von Marvel vorerst noch abzuwarten. Eines steht jedoch außer Frage, von der sozio-politischen Chuzpe der Russo-Brüder dürfte sich auch der blasse Joss Whedon für seine Avengers-Fortsetzung ruhig eine Scheibe abschneiden. Und Captain America selbst wird es anschließend in Civil War wieder „alleine“ wagen – selbst wenn ein Großteil der Avengers ebenfalls gebucht sind.

6.5/10

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