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15. Dezember 2010

Dexter - Season Five

Tic. Tic. Tic. That’s the sound of your life running out.

Seit 2005 läuft die Showtime-Serie Dexter im Fernsehen, doch erst im vergangenen Dezember ließen sich die Autoren zu einem für Drama-Formate gewöhnlich traditionellen Cliffhanger hinreißen. Am Ende der vierten Staffel brachte Serien(killer)held Dexter Morgan (Michael C. Hall) zwar seinen Gegenspieler Arthur (John Lithgow) um, fand jedoch anschließend Zuhause seine tote Ehefrau Rita (Julie Benz) und den gemeinsamen Sohn Harrison in einer Blutlache vor. Kein Happy End, kein zufriedenes Durchatmen nach zwölf strapaziösen Episoden. Dexters Welt würde im fünften Jahr nicht mehr dieselbe sein, so viel stand fest. Und mit dem Tod einer der zentralen Figuren eröffneten sich die Autoren nun die Möglichkeit, ihren Hauptprotagonisten in eine neue Richtung zu lenken.

Plötzlich ist der gefühlskalte Serienkiller, der eine Patchwork-Familie nur deswegen gründete, um eine soziale Tarnung zu haben, auf Gefühle angewiesen. Der Tod von Rita führt bei Dexter - so sehr er seine Frau auch schätzen und „lieben“ lernte - mehr zu einem Verantwortungsschock, denn zu einem emotionalen Einbruch. Selbst der Nachbar betrauert Ritas Ableben mehr als Dexter, was schließlich auch dessen Kollegen Detective Quinn (Desmond Harrington) auffällt, der den Blutforensiker ohnehin auf dem Kieker hat. Für Dexter hingegen heißt es umzudenken, ist er, der die Familienpflichten seiner Frau anvertraute, um nachts Serienmörder zur Strecke zu bringen, doch nun selbst für seine Kinder verantwortlich (auch wenn Astor und Cody anschließend zu ihren Großeltern ziehen).    

Und wie immer, wenn Dexter unter Anspannungen leidet, müssen diese in seinen Mordgelüsten gelöst werden. Allerdings kommt alles anders, nachdem er bei einem seiner Morde von Lumen (Julia Stiles), einem der Opfer von Dexters Opfer, beobachtet wird. Hin- und hergerissen zwischen Harrys (James Remar) Code und seinem Gewissen, nimmt sich Dexter schließlich Lumens an. Die ist wiederum nur daran interessiert, jene Männer zur Strecke zu bringen, die sie entführt, vergewaltigt und fast umgebracht haben. Widerwillig bietet Dexter seine Hilfe an und warum auch nicht, lassen sich doch Lumens Rache- und Dexters Tötungsgelüste auf diese Weise geschickt kombinieren. Dumm nur, dass Quinns Recherchen in bester Doakes-Manier Dexter in die Ecke drängen.

In gewisser Hinsicht ist die fünfte Staffel eine Art „Best Of“ der Vorgänger. Hadert Dexter in den ersten Folgen damit, seiner Außenwelt glaubhaft zu vermitteln, dass ihn Ritas Tod trifft, so tritt anschließend mit Lumen eine Frau in sein Leben, in deren Gegenwart er wie bei Lila (Jaime Murray) so sei kann, wie er wirklich ist, und die zugleich - wie Miguel (Jimmy Smits) vor ihr - zu seiner Komplizin wird. Zudem bestärkt das Cliffhanger-Szenario Dexters Ängste, dass sein Sohn genauso werden könnte wie er selbst. Allerdings wäre Dexter nicht Dexter, würde er sich nicht weiterentwickeln. Eine besonders schöne Episode ist hierbei Teenage Wasteland, in der Dexter sogar so weit als sozialer Mensch und Vater reift, dass ihn selbst Harry respektive sein eigenes Unterbewusstsein dafür lobt.

Dass die Serienmacher viele der dieser Punkte eher zu Beginn aufgreifen und sie bei Tempo 50 der eigentlichen Handlung über Bord werfen, ist verzeihlich. So verschwindet die nach außen entstandene emotionale Leere nach Ritas Tod ebenso schnell, wie die Sorge, dass Harrison ein ernsthaftes Trauma erlitten hat. In charakterlicher Hinsicht ist diese persönliche Komponente von Dexter fraglos gut herausgearbeitet, jedoch auch in den ersten vier Episoden - obschon der Auftakt My Bad ausgesprochen gelungen ist - eine etwas langatmige Prozedur, die die Handlung zum Stehen bringt und sich im Seelen-Sightseeing verliert. Was die fünfte Staffel von Dexter nun zu etwas Besonderem macht, ist die Tatsache, dass anschließend ein wahres Feuerwerk abgebrannt wird.

Die fünfte Folge First Blood nimmt Anlauf, sowohl was die Handlung um den Rachefeldzug von Dexter und Lumen angeht, als auch bezüglich Quinns Involvierung des korrupten und entlassenen Cops Liddy (Peter Weller) in seine Ermittlungen gegen Dexter. In ihrer zweiten Hälfte gewinnt Dexter dann eine derartige Spannung, dass man sich an die guten alten Zeiten des Debütjahres erinnert fühlt. Dexters Recherchen nach den Tätern von Lumens Entführung führen schließlich zum Selbsthilfe-Guru Jordan Chase (Johnny Lee Miller) und dessen bizarrem Unternehmen. Und als einer von Chases Komplizen (zu denen Chris Vance, Scott Grimes und Shawn Hatosy zählen) einen Fehler begeht, wird Dexters „Fall“ auch zu einer Angelegenheit für seine Schwester Debra (Jennifer Carpenter).

Für Dexter selbst bedeutet dies, dass er alle Hände voll zu tun hat. Denn neben seinen Vaterpflichten gegenüber Harrison muss er sich auch noch Quinn vom Leib halten und auf Lumen aufpassen, während er gleichzeitig versucht, näher an Jordan Chase heranzukommen. All diese Szenarien werden so gekonnt ausbalanciert und zum Ende der Staffel gesteigert (die letzten beiden Folgen Hop a Freighter und The Big One dürfen als Highlights angesehen werden), dass sie selbst den nervigen Subplot um die Beziehung von Batista (David Zayas) und LaGuerta (Lauren Vélez) vergessen machen, sowie für die eher uninteressiert zu Beginn nebenbei laufende Santa Muerte Ermittlung entschädigen. Und natürlich ist sich auch Masuka (C.S. Lee) nicht zu schade, für comic relief zu sorgen.

Insgesamt waren die Besetzungen mit Julia Stiles, Johnny Lee Miller und Peter Weller in diesem Herbst ein Geschenk. Zwar wurde Dexter nicht in eine komplett neue Richtung gelenkt, eher alte Aspekte neu aufgegriffen und reformiert. Und selbst wenn man sich im Staffelfinale vielleicht die eine oder andere, die Serie auf eine neue Ebene hievende, Wendung gewünscht hätte, hat die fünfte Staffel von Dexter Laune gemacht und fasziniert. Dass es gelungen ist, qualitativ fast an das erste Jahr anzuknüpfen (lediglich der holprige Start verhinderte mehr) ist für eine fünfte Staffel ein großer Verdienst. Und man darf gespannt sein, welche Überraschungen die Autoren im nächsten Herbst für den beliebtesten Serienmörder der US-amerikanischen Fernsehlandschaft bereithalten.

8.5/10

15. Dezember 2009

Dexter - Season Four

Father of the freakin’ year.

Amüsanterweise startet in den USA diese Woche die neue Hugh-Grant-Komödie Did You Hear About the Morgans?. Ein Titel, der sich grundsätzlich auch auf die Titelfiguren der Showtime-Serie Dexter münzen ließe. Was Dexter (Michael C. Hall) und Deborah (Jennifer Carpenter) Morgan jede Staffel in Miami erleben, ist beachtlich. Dexter selbst verliebt sich in seine Tarn-Freundin Rita (Julie Benz), muss seinen eigenen Bruder umbringen, eine Stalkerin loswerden und sich mit einem mordgeilen Staatsanwalt auseinandersetzen. Und jetzt ist er auch noch Vater des kleinen Harrison geworden. Seine Adoptivschwester Deb erwischt es kaum besser. Vom Verlobten entführt und fast getötet, wird wiederum ihr nächster Freund entführt und fast getötet, ehe auch die große Liebe dieses Mal zwar nicht entführt, aber doch getötet wird. Nein, die Morgan-Geschwister haben kein leichtes Leben. Und auch das vierte Jahr, das sie mit dem Fernsehpublikum teilen, soll ihnen kaum ruhige Momente bescheren. Ganz im Gegenteil.

Harrison ist da und mit dem Baby auch all der Ärger, den ein Baby mit sich bringt. Dexter kriegt kaum noch Schlaf, seine Beruhigungsmorde leiden darunter. Als er eines Abends einem Mörder auflauert, schläft er vor Müdigkeit am Steuer ein. Ein anderes Mal verfällt er sogar während der Fahrt dem Sekundenschlaf. Da macht es die Sache auch nicht einfacher, dass in seiner neuen Nachbarschaft ein Randalierer sein Unwesen treibt. Deborah hingegen fühlt sich solange in ihrer Beziehung mit Anton (David Ramsey) wohl, bis ihr Ex, FBI-Agent Lundy (Keith Carradine), wieder in Miami auftaucht. Er bittet Dexter um dessen Hilfe bei der Suche nach dem Trinity-Mörder. Einen Serienkiller, der seit Jahrzehnten sein Unwesen treibt. Als die Ermittlungen gegen Trinity Lundy schließlich das Leben kosten und Dexter wiederum Trinitys Identität als die von Arthur Mitchell (John Lithgow) ausfindig macht, beginnt sich das eigentliche Handlungsgerüst erst in Bewegung zu setzen. „He’s like me“, stellt Dexter fest, als er Arthur zu seiner scheinbar glücklichen Familie verfolgt.

Fortan ist Dexter unentschlossen, ob er Arthur sofort töten soll oder nicht. Zwar ermuntert ihn Harry (James Remar) stets dazu, aber Arthur scheint so integriert in seine Familie, dass Dexter herausfinden will, wie man Serienmord und Familie unter einen Hut bekommt. Die nächtlichen Aktivitäten belasten jedoch die Ehe mit Rita und auch eine kleine Auseinandersetzung mit Quinn (Desmond Harrington) will nicht abebben. Als Deb schließlich mit knallhartem Ehrgeiz Lundys Ermittlungen übernimmt, sieht sich Dexter immer mehr in die Enge getrieben. Es beginnt wie jedes Jahr ein Spiel gegen die Zeit, welches sich jedoch erst in den finalen Folgen spannungsgeladen herauskristallisiert. Die ersten beiden Episoden der vierten Staffel sind hierbei doch etwas dröge geraten. Das neue Ambiente des dreifachen Familienvaters, der keine Zeit mehr findet, seinem dunklen Begleiter Aufmerksamkeit zu schenken, will hier noch nicht wirklich faszinieren. Die anfänglichen Morde sind einem irgendwie total egal und die offensichtliche Harmonie im Hause Morgan so befremdlich, dass man nicht recht bei der Sache ist.

Ähnlich verhalten sich die Folgen später, in denen Arthur und Dexter Zeit miteinander verbringen. Bisweilen ist dies überaus nett geraten, aber auch zu ausführlich. Ohnehin ist das Arthur-Dexter-Setting mehr ein Echo der Miguel-Geschichte des Vorjahres. So werden auch wieder absurd-komische Bilder heraufbeschworen, wie das Mordwaffen-Shopping in der dritten Staffel. Dieses Mal darf Dexter in Dex Takes a Holiday einen befreienden Mord in Harrisons Kinderzimmer verüben. Was ob der Umgebung und der Analogie zu seinem eigenen Leben reichlich perfide ist. Und zugleich das einzige Highlight der Folge bleibt. Die Macher nehmen sich in der Mitte der vierten Staffel viel zu viel Zeit für ihre Geschichte. Unglaubwürdig, dass Arthur nicht skeptisch wird, wenn Dexter Mal um Mal in seiner Einfahrt auftaucht und seine Ausreden kontinuierlich abstruser werden. Genauso wie die gesamte Trinity-Ermittlung von Deb, Quinn und Batista (David Zayas) zu langatmig ausfällt.

Wie schon in der letzten Staffel nimmt also erst das Finale richtig Tempo auf. In den letzten vier Folgen beginnt sich die Schlinge um Arthur zuzuziehen. Dexters Geduld ist am Ende und Dexter wandelt auf den Pfaden, die der Serie gut tun. Hungry Man und Lost Boys zählen neben dem Staffelfinale The Getaway zu den stärksten Episoden. Wobei sich The Getaway zu Schulden kommen lässt, dass sich wie schon in den vergangenen Jahren die Ereignisse plötzlich derart überschlagen, als hätten die Produzenten realisiert, dass man überraschenderweise schon in der letzten Folge angekommen ist und alles rasch zu Ende zu erzählen hat. Zudem wirkt die Schlusseinstellung reichlich harsch, da vollkommen unerwartet. Ein Bruch mit dem Rhythmus der Serie und ein gewagter, zugleich aber auch interessanter Wandel für die kommende Staffel. Grundsätzlich hätte es Dexter jedoch gut zu Gesicht gestanden, wenn man das Staffelfinale nicht schnell runtergespult hätte und stattdessen die Episoden in der Mitte ein bisschen flotter hätte voran schreiten lassen.

Oder sie einfach anders genutzt. In Slack Tide agiert Dexter beispielsweise so unachtsam, dass er einen unschuldigen Mann tötet als er ihn für einen Mörder hält. Zum ersten Mal hat Dexter somit extrem gegen Harry’s Code verstoßen, doch der Mord wird anschließend nicht weiter thematisiert. Keine Auseinandersetzung mit dem Monster in sich selbst. Keine Weiterführung der Analogie zwischen Dexter und Arthur, um die Dexter zu diesem Zeitpunkt sonst so bemüht ist. Stattdessen die Flucht in die Redundanz, wie schon im Vorjahr. Als Ganzes betrachtet zeigt die vierte Staffel durchaus ein neues Gesicht. Mit dem Familienvater Dexter – auch wenn seine Beziehung zu Harrison erstaunlich neutral ist -, der in Arthur eine Art älteres Alter Ego zu entdecken scheint. Für sich genommen funktionieren jedoch gerade die Folgen der ersten Hälfte bisweilen nur mittelprächtig und sorgen schließlich für die qualitative Trübung des Gesamtbildes dieser vierten Staffel. Ein leicht enttäuschendes Jahr mit den Morgans geht zu Ende und es bleibt abzuwarten, welche Wege Dexter in seiner fünften Staffel unter den neuen Voraussetzungen beschreiten wird.

7.5/10

16. Dezember 2008

Dexter - Season Three

Liar liar pants on fire.

Man könnte die Werbemaßnahmen von RTL 2 ja durchaus diskutieren. „Keine Angst, der will nur töten“ als Plakat an Bushaltestellen zu hängen ist sicherlich ein Eyecatcher, ob es ethisch vertretbar ist so um Zuschauer zu buhlen wäre eine andere Frage. Doch das wichtigste ist, der sympathischste Serienkiller (so wirbt Showtime um seine Figur) ist wieder zurück. Gerne würde ich jetzt schreiben „Zurück - und wie!“, aber dem wird die dritte Staffel dann doch nicht so gerecht. Gerade der Beginn ist relativ schleppend, dafür die finalen Folgen wieder sehr gelungen. Grund hierfür ist ohne Frage auch der Wandel, denn die Figur und ihre Serie jedes Jahr durchgehen. Am Anfang war der Mord und Dexter (Michael C. Hall) sah, dass er gut war. Und so tat es auch der Zuschauer. Ein Serienmörder, der andere Serienmörder jagt und umbringt. Das moralische Gewissen der Stadt Miami. Der Mann, der den Müll raus bringt. Dabei immer mit einem amüsanten, da gefühlskalten Einzeiler auf den Lippen.

Für Staffeln wie die Erste von Dexter wurden Begriffe wie „Kult“ erfunden. Eine in sich geschlossene Geschichte über zwei Serienmörder, die dennoch unwahrscheinlich viel Platz für ihre zahlreichen Nebenfiguren offen gelassen hatte. Ein mehr als stimmiges Ende und ein Einstieg wie man ihn sich nur wünschen konnte. Die Prämisse der zweiten Staffel war zwar mehr als gelungen – Dexter insgeheim als neues Ziel seiner Einheit -, aber verlor sich speziell durch die Beziehungen von Dexter mit Lila und Deb mit Lundy etwas. Der Jäger wurde zum Gejagten und das war der Staffel nicht allzu zuträglich. Denn das Dexter davon kommen würde, war von vorneherein absehbar. Nichtsdestotrotz fügte sich auch die zweite Staffel gut in den Kanon ein und spielte weiterhin in der ersten Liga mit. Die Prämisse für die dritte Staffel ist dagegen etwas schwächer, die Charakterentwicklungen dafür umso stärker.

Bei einer nächtlichen Streiftour will sich Dexter des Drogendealers Freebo entledigen. Doch er wird bei der Arbeit gestört, ein Streit geht in Freebos Haus vor und während der Dealer flüchten kann, tötet Dexter den anderen Kontrahenten in Notwehr. Wie sich herausstellt, handelt es sich hierbei um den jüngsten Bruder von Staatsanwalt Miguel Prado (Jimmy Smits). Während dieser zuerst misstrauisch gegenüber Dexter ist, nimmt die Beziehung der beiden kurz darauf eine neue Wendung. Prado ertappt Dexter dabei, als dieser das Kapitel Freebo beschließt. Als die Katze aus dem Sack ist, stellt Dexter fest, dass auch Miguel einen dunklen Begleiter hat. Langsam aber sich lässt der Blutforensiker den Staatsanwalt in seinen inneren Kreis und ernennt ihn schließlich auch zu seinem Trauzeugen, als er seiner langjährigen Freundin Rita (Julie Benz) einen Heiratsantrag macht. Da diese zudem schwanger ist, muss sich Dexter einer völlig neuen Verantwortung stellen.

Vorbild in mehrfacher Funktion, ein Vater für sein ungeborenes Kind und ein Ausbilder für Miguel. Währenddessen treibt ein neuer Serienmörder sein Unwesen. Er ist auf der Suche nach Freebo, nur ist dieser tot und außer Dexter und Miguel weiß niemand davon. Angel (David Zayas) und Deb (Jennifer Carpenter) ermitteln im „Skinner“-Fall, der seinen Opfern bei vollem Bewusstsein die Haut abzieht. Für Deb stellen sich ebenfalls neue Weichen, verliebt sie sich doch in den Polizeispitzel Anton (David Ramsey) und wird bezüglich einer Beförderung von den internen Ermittlern aufgefordert ihren neuen Partner Quinn (Desmond Harrington) auszuspionieren. Während Deb sich zwischen Karriere und Gefühlen entscheiden muss, beginn Dexter sich von Harrys (James Remar) Code zu lösen und individuelle Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die wie immer vielen Beteiligten das Leben kosten wird.

Zu Beginn des Staffelauftakts wähnt man sich in Our Father wieder in guten alten Zeiten. Dexter auf der Pirsch. Schnell macht die Staffel dann eine Wende. Mit der Einführung von Miguel Prado nimmt die Serie eine völlig andere Zweigung, als man sich zuerst gewünscht hat. Die ersten drei Folgen sind dann auch etwas holprig, da ungewohnt. Man weiß nicht wohin das führt, was man da sieht und auch retrospektiv dreht sich die Serie hier etwas zu stark im Kreis. Richtig losgehen kann es dafür dann, als Miguel Dexters Geheimnis lüftet. Seinen Höhepunkt erreicht die dritte Staffel in The Damage a Man Can Do, wenn Miguel und Dexter gemeinsames „murder shopping“ betreiben und der lateinamerikanische Staatsanwalt wie ein kleines Kind durch den Spielzeugladen streift, um die besten Mordinstrumente auszuwählen. Ein kleiner Magic Moment innerhalb der Serie. Schon bald verdichtete sich jedoch die Freundschaft der beiden und die wahren Karten werden auf den Tisch gelegt. Jimmy Smits ist hier eine Bereicherung für die Serie und verleiht seinem Charakter genau den Charme, den dieser bedarf, um innerhalb der Handlung funktionieren zu können. Wie in den beiden Vorgängerstaffeln findet Dexter also auch dieses Mal einen „Seelenverwandten“, mit dem es letztlich aber doch nicht so klappen möchte, wie alle Beteiligten sich das zuvor ausgemalt haben. Es ist jene Beziehung zwischen Dexter und Miguel, die das Kernstück und somit das Herz der diesjährigen Staffel ausmachen.

Der fortlaufende Serienmord, der als Aufhänger dient, ist jedoch der des Skinners. Da dieser nun weder mit Dexter verbunden ist oder dieser selbst, tangiert der Fall unseren Forensiker nur peripher. Umso mehr Spielraum für die zweite Mannschaft der Serie, angeführt von Jennifer Carpenter. Während man von Laguerta (Lauren Vélez) nicht allzu viel sieht, ist es in allen Aspekten Angel, der die Funktion von Doakes übernimmt. Sehr nett, dass man auch Masuka (C.S. Lee) nicht aus den Augen verloren hat und ihm einige herrliche Momente schenkt. Einziger Störfaktor dieser Truppe ist der Einbezug von Quinn, der nicht so richtig stimmig sein möchte. Intern wird gegen ihn ermittelt, doch was genau es damit auf sich hat und wie es endet wird zu den finalen Folgen hin nicht mehr weiter verfolgt. Bisweilen vermutet man auch nicht zu Unrecht dass hinter Quinn der Skinner steckt oder zumindest die gegen ihn erbrachten Anschuldigungen begründet sind. Löblich lediglich, dass man ihn nicht zu einem von Debs „Betthäschen“ hat verkommen lassen.

Die darstellerischen Leistungen überzeugen, wobei gerade Julie Benz darunter zu leiden hat, dass ihre Figur eine positive Entwicklung durchgemacht hat. Von der abgefuckten Rita zu Beginn der Serie ist nicht mehr viel übrig, insofern kann Benz hinsichtlich einer normalen, geerdeten Figur nicht mehr so hervorstechen, wie sie es in den vorherigen Staffeln getan hat. Abgesehen von den ersten drei Folgen ist lediglich Easy as Pie auf einem durchschnittlichen Level angesiedelt. Die übrigen Episoden sind sehr stimmig, bisweilen mit enorm viel Tiefe und Atmosphäre ausgestattet. Auf ihre Art und Weise stechen hier Si Se Puede, About Last Night und I Had a Dream hervor, die gemeinsam mit The Damage a Man Can Do in Kurzfassung die Beziehung und Entwicklung von Dexter und Miguel charakterisieren. Alles in allem ging die dritte Staffel wieder einen Schritt in die richtige Richtung, verbesserte sich gegenüber der zweiten und lässt auf die vierte Staffel nächsten September hoffen. Denn wie das Staffelfinale zeigte, könnte nächstes Jahr die Blutsbande mit Deb für Dexter eine ganz neue Richtung einschlagen.

8.5/10

21. April 2008

The Savages

What the hell kinda of hotel is this?

Vor zehn Jahren kam eine kleine Dramödie heraus, über eine jüdische Familie die ein Nischenleben in Beverly Hills führte, erzählt aus der Sicht einer frühreifen und physisch proper ausgestatteten Natasha Lyonne. Von den Kritikern gelobt erhielt Autorin und Regisseurin Tamara Jenkins viele Nominierungen verschiedener Independentpreise, ihr Film Slums of Beverly Hills beeindruckte durch seine oberflächliche ernste Dramatik und seinen sich darunter versteckenden Witz. Seitdem hatte Jenkins allerdings keinen Film mehr herausgebracht, bis dieser Tage nun ihr zweiter Spielfilm The Savages erscheint, der wenig verwunderlich, dieselben Attribute verdient wie sein Quasi-Vorgänger. Produziert wurde das ganze von Spezialisten für subtil-witzige Dramen, nämlich Anne Carey und Ted Hope, für Filme wie Thumbsucker aber auch die John Irving-Adaption The Door in the Floor verantwortlich. Als ausführende Produzenten sind zudem Jenkins Ehemann und Oscarpreisträger Jim Taylor an Bord, sowie dessen kongenialer Partner Alexander Payne. Die Basis für ihren neuen Film zog sie dabei aus persönlichen Erfahrungen mit ihrer eigenen Verwandtschaft, sowie auch der Verwandtschaft von Bekannten. Ihre Thematisierung ist dabei durchaus pikant, wird das Thema Pflegeheim oder Demenz nicht oft in Hollywood als Grundlage für einen Film gewählt, sodass die doppelte Vertretung bei den diesjährigen Academy Awards mit The Savages und Away From Her die Ausnahme darstellt.

Schwere Kindheiten sind bedauerlicherweise nichts ungewöhnliches, vor allem in Amerika stellen diese oftmals in Geschichte die Basis für problembelastete Charaktere dar, die von ihren Erzählern zum Protagonisten aufgebauscht werden. Dies zieht meist ein zerrüttetes Familienverhältnis nach sich, welches auch die Beziehung von Geschwistern zueinander belastet, die durch die gegenseitige Anwesenheit nur an die schlimme Vergangenheit erinnert werden. Solche Geschwister sind die Protagonisten in Jenkins Geschichte, zwei problembelastete Charaktere, unglücklich mit ihrem Leben allgemein und im speziellen. Die Teilzeit arbeitende Wendy Savage (Laura Linney), die mehrfach bei renommierten Institutionen um ein Stipendium gebeten hat, damit sie ihren subversiven, semi-autobiographischen Stoff als Theaterstück inszenieren kann. Doch Weny scheitert, ein ums andere Mal und das hat sie mit ihrem Bruder, dem Philosophiedozenten Jon Savage (Philip Seymour Hoffman) gemeinsam, der ebenfalls mehrfach von besagten Institutionen abgelehnt worden ist. Jon selbst schlägt sich gerade mit einem Sachbuch zu Berthold Brecht herum, tritt auf der Stelle und kommt nicht so recht vorwärts, da er auch psychisch vorbelastet ist und seine polnische Freundin nach dreijähriger Liaison ihr Visum aufgeben und zurück nach Krakau ziehen muss. Bei Wendy läuft es in der Liebe nicht besser, sie pflegt eine Affäre mit dem verheirateten Theaterintendanten Larry (Peter Friedman). Zu ihrem Vater haben die beiden dabei noch weniger Kontakt, wie sie ihn zu sich selbst pflegen.

Was zu Beginn des Filmes dann folgt ist eine Familienvereinigung der anderen Art. Wendy und Jons Vater Lenny (brillant: Philip Bosco) verliert nicht nur seine langjährige Freundin an den Tod, sondern auch seine Erinnerung. Er beginnt an Demenz zu leiden und muss sein Zuhause schließlich verlassen, da es rechtmäßig seiner Freundin gehörte. Fortan sind die beiden Kinder, die zu ihrem Vater nie ein liebendes Verhältnis hatten und darüber hinaus von diesem misshandelt wurden, für dessen Leib und Wohl verantwortlich. Hierbei könnten beide Geschwister nicht ähnlicher und zugleich unterschiedlicher dargestellt sein, beide vereint ihre Inkompetenz ihre Gefühle auszudrücken und der Drang nach literarischem Erfolg. Bezüglich Lenny jedoch nimmt Jon die pragmatische Rolle ein, sein kranker Vater ist für ihn eine Last, ein Umstand, eine soziale Verpflichtung der er sich gesetzlich schuldig fühlt. Eine wirkliche Bindung zu seinem Vater ist nicht vorhanden und auch vor seiner Schwester verschließt er sich so gut wie möglich, lässt aber sichtbar seine Probleme die er mit ihrem augenscheinlichen Erfolg hat zutage treten, als diese scheinbar ihr Stipendium bewilligt bekommt, welches ihm stets versagt geblieben ist. Jon ist eine introvertierte Figur, die auch ihren Unterricht an der Universität mehr für sich selbst lehrt, als für die Studenten, der das erstbeste Pflegeheim für seinen Vater wählt, anstatt sich mit den übrigen Optionen auseinander zu setzen.

Wendy hingegen, obwohl emotional gegenüber Larry immer von einer gefestigten Distanziertheit geprägt, nimmt sich die Demenz ihres Vater sehr zu Herzen. Sie organisiert Luftballons und Beileidskarten, als sie mit Jon zur Kondolenzbekundung für dessen Freundin in ein abgeschiedenes Rentnerörtchen in Arizona reist, sie sorgt sich um die Kleidung ihres Vaters, um die Ausstattung seines Zimmers, wird sogar richtiggehend wütend, als ein Kissen verschwindet, dass sie ihm gekauft hat. Außerdem bemüht sich Wendy um die Aufnahme in einem besseren Pflegeheim, nicht weil sie ihren Vater liebt oder nur das beste für ihn möchte, sondern wie Jon richtig interpretiert um sich selbst einen Gefallen zu tun. Sie fühlt sich schuldig, nicht für ihren Vater da zu sein, sich nicht selbst um ihn zu kümmern, ihn zu versorgen, ihn stattdessen in ein spärliches Pflegeheim abzuschieben – mit der Ironie, dass Lenny nicht mal merkt wo er ist, sondern die Einrichtung als Hotel wahrnimmt. All ihre Bemühungen zielen darauf ab, sich selbst von Schuld los zu sprechen, es dem Elternteil so bequem wie möglich zu machen, während man es für sich selbst ebenfalls bequem hält. Ein soziales Problem, das hier thematisiert wird: wie ist mit den Alten umzugehen? Das Elternteil wird alt, gebrechlich, dement, kann sich weder alleine anziehen, aufs Klo und weiß weder wo es sich befindet, noch wer sich in seiner Umgebung aufhält. Sich um so eine Person ist äußerst anstrengend, weil redundant, das weiß jeder, der mal mit solchen Menschen beschäftigt war, sei es aus eigener Erfahrung oder dank eines Praktikums in einer sozialen Einrichtung.

Der Film ist keine Komödie, auch wenn er in der IMDb als solche geführt wird, vielmehr ist er Drama, das nur deshalb gelegentlich komisch wirkt, weil man sich selbst darin erkennt, in einer gewissen Form von Schadenfreude. Wenn Lenny im Flugzeug auf dem Weg zum Klo die Hose plötzlich herunterrutscht, ist das per se nicht amüsant, man schmunzelt dennoch. Viel stärker noch als in ihrem Debüt skizziert Jenkins hier den subtilen, subversiven Humor, der nicht offen zelebriert wird, sondern sich aus der Sicht der Geschwister ergibt. Ziel des Filmes ist es allerdings nicht das Publikum zu amüsieren, sondern ein Bild abzugeben von der Auseinandersetzung relativ junger Menschen mit dem Tod. Wie ist zu verfahren, wenn der Vater – oder die Mutter – nicht mehr für sich selbst sorgen kann? Wer bringt tatsächlich die Kraft auf sein Leben hinten anzustellen und sich um die betreffende Person zu kümmern? Wer würde nicht auch lieber diese Person einfach in ein betreutes Wohnprojekt oder Pflegeheim abgeben? Jenkins Geschichte ist durchaus ehrlich, die private Probleme der Geschwister außer Acht gelassen. Überaus gut geschrieben, fast so tiefgreifend wie das Skript von Nancy Oliver, bedauerlicherweise gehen viele der witzigen Momente bzw. Untertöne in der deutschen Synchronisation verloren, was schon angesichts der Tatsache dass Philip Seymour Hoffman deutsch singt sehr zu bedauern ist. Eine Schande wäre es, wenn Mrs. Jenkins erneut zehn Jahre zum nächsten Projekt warten würde, hat sie ihr literarisches Talent hiermit untermauert.

8/10