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27. November 2012

Die Top 5: The O.C.

The timing in this house is a thing of beauty.

Wer auf dem US-TV-Serienmarkt einen Eindruck hinterlassen will, muss sich schon ordentlich ins Zeug legen. Schließlich balgt sich eine Masse an Drama- und Comedy-Serien wöchentlich um die Gunst der Zuschauer. Im ersten Jahr ihrer Ausstrahlung war The O.C. vor fast zehn Jahren eine solche Serie. An sich total gewöhnlich und dennoch irgendwie anders. Die Show von Josh Schwartz und McG, angesiedelt in Newport Beach im kalifornischen Orange County, reüssierte mit einer Fish-out-of-Water-Story um Ryan Atwood (Ben McKenzie), eines Problemkindes aus Chino, das von der wohlhabenden Familie der Cohens aufgenommen wird.

Die Cohens wiederum sind ebenfalls nicht vollends in ihrem Element in Newport. So ist Vater und Pflichtverteidiger Sandy (Peter Gallagher) ein idealistischer Weltverbesserer von der Ostküste, während sein Sohn Seth (Adam Brody) als Comic-Fan in der Schule gemobbt wird und sich hinter einem Sarkasmus-Schutzwall verbarrikadiert. Was beide in Orange County verankert, ist ihre Beziehung zu Frau und Mutter Kirsten (Kelly Rowan), Tochter des wohlhabendsten Mannes der Stadt. Jenen Zusammenprall zweier Welten, sei es Ryan mit Newport oder die Cohens, zelebrierte The O.C. beständig, gewürzt mit den Beziehungskonflikten der Figuren.

Rückblickend war die Show jedoch extrem kurzweilig, im Laufe von drei Jahren brach die Zuschauerquote um 57 Prozent ein und am Ende wurde The O.C. bereits nach vier Staffeln eingestellt. Gründe ließen sich hierfür wohl viele finden. Allen voran war die Show zu redundant und exerzierte jedes Jahr stets dasselbe Szenario mit verschiedenen Figuren durch. Zusätzlich fiel die Episodenbuchung exorbitant aus, mit teilweise bis zu 26 Episoden pro Staffel, also über 17 Stunden Narration. Und weil die bereits bekannten – und so vorhersehbaren – Nebenhandlungen zu lange aufrecht erhalten wurden, schwand das Interesse am Geschehen konsequent.

Ein ähnliches Dilemma zeigte sich bei den Figuren. Nicht von ungefähr wurde Mischa Barton in ihrer Rolle als Marissa Cooper, das sprichwörtliche “girl next door”, als Schwachpunkt der Serie ausgemacht. Frühzeitig mit einem Alkoholproblem versehen, schlidderte die Figur nach und nach in die Untiefen aller Klischees. Das unrühmliche Ende war einer der grausamsten Serientode aller Zeiten – ausschließlich auf das Seherlebnis bezogen. Löblich war, dass einige Beziehungen wie die von Sandy und Kirsten oder auch von Seth und seiner Jugendliebe Summer Roberts (Rachel Bilson) zumindest ein durchgängiges Thema der Show gewesen sind.

Aber The O.C. hatte auch ihre Vorzüge, allen voran ihren Sarkasmus und ihre Bereitschaft zur Selbstparodie. Insbesondere Adam Brody bleibt einem positiv im Gedächtnis – auch wenn mit der Figur im Laufe der dritten Staffel, genauso wie bei Peter Gallagher, dem anderen Highlight, der Fall, eher gezwungen dramatisch umgegangen wurde. Kaum eine Folge, ohne besondere Szene – nur trägt eine Szene leider keine ganze Folge. Weshalb der Serie weniger Episoden und weniger Redundanz in der Dramatisierung sehr viel besser getan hätte. Dass schrulliger Humor alleine ausreicht, bewiesen immerhin viele der Figuren jahrelang.

So wie Sandy und Seth, aber auch Autumn Reeser als Taylor Townsend hauchte The O.C. zum Ende nochmals Leben ein. Ironischerweise endete gerade jene Serie, die vier Jahre lang prinzipiell dasselbe erzählte, reichlich überhastet in einer Serienfinalmontage, die auch aufgrund einiger offener Punkte wenig Raum für Nostalgie ließ. Und auch wenn es ziemlich leicht war, die fünf stärksten Episoden aus 92 zumeist durchschnittlichen Folgen zu benennen, zeichnet es The O.C. aus, dass man über die Serie sagen kann, was Peter Gallaghers Familienvater in der zweiten Staffel meinte: Just because you’re leaving doesn’t mean I’m letting you go.


5. The Case of the Franks (Season 4, Episode 13, Norman Buckley): Steht hier stellvertretend für eine mäßige vierte Staffel, die wenig zu erzählen hatte und zu wenig aus ihren Möglichkeiten machte. Gelungen ist diese Folge, da sie sich zentral um die Beziehungen aller Figuren kümmert, Ryan näher zu seinem entfremdeten Vater Frank (Kevin Sorbo) bringt und mit einer herrlichen Meta-Rückblenden-Szene zwischen Seth und Ryan aufwartet.

4. The O.Sea (Season 2, Episode 23, Michael Lange): Zum Ende der zweiten Staffel klären Seth und Zach (Michael Cassidy) ihren Kampf um Summer, während der eine sie zum Abschlussball begleitet und der andere ein hölzernes Abendessen mit George Lucas wahrnimmt. Zugleich wird Kirstens gesteigerte Alkoholsucht mit dem Tod ihres Vaters (Alan Dale) und dem Hauch von Menschlichkeit bei Julie (Melinda Clarke) verknüpft.

3. The Perfect Storm (Season 3, Episode 5, Tony Wharmby): Während Ryan mal wieder versucht, Newport den Rücken zu kehren, agieren die übrigen Figuren als homogenes Ganzes, um dies zu verhindern. Der grandiose Höhepunkt der Folge ist Sandys Besuch bei Rektor Hess (Eric Mabius), den er mit fiktiven Bildern auf seinem Mobiltelefon dazu blufft, dass dieser nicht nur Ryan wieder zur Schule lässt, sondern sogar selbst zurücktritt.

2. The Nana (Season 1, Episode 23, Michael Lange): Sandys Mutter a.k.a. die Nana (Linda Lavin) kündigt sich an und wird ihrem schrecklichen Ruf nicht gerecht, weil sie todkrank ist. Dies drückt zuerst die Stimmung, bringt die Cohen-Familie jedoch näher zusammen. Summer arbeitet derweil an ihrer Vorzeigbarkeit fürs Passahfest und Ryan gelingt überraschend ein wenig aggressives Manöver, um gleich drei Brandherde in Chino zu löschen.

1. The Chrismukkah That Almost Wasn’t (Season 2, Episode 6, Tony Wharmby): Die Offenbarung, dass Lindsay (Shannon Lucio) die uneheliche Schwester von Kirsten ist, bringt Chrismukkah an den Rand des Abgrunds und das Drama-Level in The O.C. an seinen Siedepunkt. Erstaunlicherweise ist es dann Summer, die mit einer geschickt inszenierten Zusammenführung Chrismukkah rettet und zumindest kurzweilig für Harmonie sorgt.

31. Juli 2008

Gossip Girl - Season One

You know you love me. XOXO. Gossip Girl. 

Was war das Geschrei nicht groß in den Internetforen, als Josh Schwartz The O.C. einstellte und stattdessen zu einer ominösen Serie namens Gossip Girl abwanderte. Irgendwelche High Society Teens, das klang doch stark nach einem The Hills-Abklatsch - aber hey, erinnerte The O.C. nicht auch an Laguna Beach? Dass ich mich der Serie zugewandt habe, verdankt sich dem Kommentar von Hirngabel bei der vierten Staffel von Grey’s Anaytomy. Ob er das ironisch gemeint hat oder nicht weiß ich nicht einmal. Einen Blick wert war mir die Serie dann doch allemal. Ohnehin erscheint es mir unverständlich, dass sich Blogger (diese sind in ihrer Mehrheit wohl Männer) so gegen scheinbar „feminine“ Dinge verwehren. Aber zugegeben, an Gossip Girl schreckt einiges ab. Wie bereits bei Entourage muss man sich durch die Pilotfolge erst einmal quälen. Denn diese neue Welt wirkt nicht nur fremd, sondern auch abstoßend. Lauter kleine versnobbte New Yorker Teenies, die ihr Dasein in Reichtum an der Upper East Side verbringen.

Dazu auch noch diese ulkigen Namen, heißt doch die Hauptprotagonistin Serena van der Woodsen. Vielleicht war der Name ja inspiriert durch Cecily von Ziegesar – in ihr findet sich die Autorin von knapp ein Dutzend Gossip Girl-Romanen (auch wenn die letzten Bände von Ghostwritern stammen). Von Ziegesar entstammt selbst einer reichen Familie und wuchs im Herzen von New York auf, somit kennt sie sich hinsichtlich etwaiger Charaktere ihres Kulturkreises gut aus. Der erste Roman erschien 2002, im Herbst des letzten Jahres feierte die Serie ihr Debüt im amerikanischen Fernsehen und beginnt in wenigen Wochen mit ihrer zweiten Staffel. Zur Serie selbst wäre es fast nie gekommen, hatte Warner Bros. Pictures ursprünglich doch den Plan gehabt, einen Film mit Lindsay Lohan in der Hauptrolle zu produzieren. Letztlich vertraute man aber dem Händchen von Schwartz und entwickelte 18 TV-Episoden.

Wieso hat Serena van der Woodsen (Blake Lively) New York verlassen? Und wieso ist sie plötzlich zurück gekommen? Und wie wird ihre beste Freundin Blair Waldorf (Leighton Meester) auf ihre Rückkehr reagieren? Die High Society Teens der New Yorker Upper East Side stellen sich diese Fragen und die Antworten kennt nur eine Person: Gossip Girl. Doch wer ist Gossip Girl? Dies ist ein Geheimnis, dass sie nie verraten wird – und dennoch lieben sie alle. Im Gossip Girl - gesprochen von Kristen Bell - hat die neue Serie von The CW eine omnipräsente und allwissende Erzählerin. Sie meldet sich selten zu Wort, aber wenn, dann kann man sich auf zynische Zusammenfassungen gefasst machen. Wie ihr Name schon sagt, ist Gossip Girl eine Tratschtante. In dieser Funktion betreibt sie einen Internetblog, welchen sich die High Society Jugendlichen auf ihren Handys haben abonnieren lassen. Jeder Klatsch wird hier sofort verbreitet – manchmal schneller als selbst die beteiligten Personen erahnen mögen.

Von Deutschland aus lässt es sich schlecht beurteilen, aber denkbar wäre eine Person wie Gossip Girl im wahren Leben durchaus. Und wer weiß, vielleicht gibt es sie in den USA ja auch. Die Serie jedenfalls beginnt mit der Rückkehr von Serena, die sich einer neuen alten Umgebung gegenüberstellen muss. Ihr Bruder Eric ist wegen eines Selbstmordversuchs in ein Rehabilitationszentrum eingewiesen worden. Ihre ehemals beste Freundin Blair wendet ihr die kalte Schulter zu. Ohne Worte des Abschiedes ist Serena einst verschwunden und aus einem anderen Grund, wie sich zu Beginn enthüllen soll. Nicht der One Night Stand mit Blairs Freund Nate Archibald (Chace Crawford) trieb sie weg, sondern ein Geheimnis, das sich zum Ende der Staffel hin enthüllen soll. Doch nicht nur Serena hat mit Blair zu kämpfen, auch die neue Schulanfängerin Jenny Humphrey (Taylor Momsen) will zu den Angesagten dazu gehören, wird jedoch nur schikaniert. Da hilft es ihr auch nicht, dass ihr älterer Bruder Dan (Penn Badgley) das Interesse von Serena weckt. Denn Intrigen lauern überall.

Einen wirklichen Star im Sinne einer Hauptfigur hat Gossip Girl nicht. Zwar ist Serena der Mittelpunkt, aber nur weil sie als Bindeglied zwischen zwei Welten fungiert. Zum einen ist sie Teil der High Society, zum anderen wird sie geerdet durch ihre Beziehung mit Dan. Im Grunde lässt sich die Serie daher vom Blickwinkel der Familie Humphrey gut verfolgen, die wie keine andere Familie der Serie tiefere Einblicke erfährt. Der Apfel fällt nämlich nicht weit vom Stamm respektive wie der Vater so der Sohn. Auch Dan und Jennys Vater Rufus (Matthew Settle) hatte einst dieselben Erfahrungen wie sein Sohn gemacht, sich aber letztlich für seine Frau Allison entschieden. Diese lebt inzwischen getrennt von der Familie und scheint nicht zurück zu kommen. Ein Fakt, den bisher nur Dan zu realisieren scheint. Disfunktionale Familien sind in der Serie jedoch Gang und Gebe.

Denn während Nates Vater finanzielle Probleme hat (Tate Donovans Rolle aus The O.C. lässt grüßen), ist Serenas Mutter nach drei Ehen Single und Blairs Vater hat die Familie für ein Model verlassen. Ein männliches Model. Diese Jugendlichen besitzen zwar Unmengen von Geld, kennen jedoch kein liebendes Elternhaus. Serena und Eric fühlen sich von ihrer Mutter Lily (Kelly Rutherford) nicht verstanden, Blair hingegen wird von ihrer Mutter - trotz Anorexie - außen vor gelassen. Nates Vater will ihn zwingen auf das Dartmouth College zu gehen und Chuck Bass (Ed Westwick) ist ohnehin eine einzige Enttäuschung für seinen Vater. Ohnehin fällt mir soeben auf, dass die Mädchen in der Serie unter abwesenden Vätern leiden (Serena, Blair), während die Herren (Dan, Nate, Chuck) zum größten Teil auf ihre Mütter verzichten müssen.

Die Thematik der Serie lässt sich in „Sex, Drugs & Lies“ zusammenfassen, doch Gossip Girl ist in der Tat auch more than meets the eye. Wer sich durch diese fremde Welt in den ersten vier Episoden durchwurschtelt und Gefallen findet, wird belohnt werden. Kaum eine Folge kommt ohne die Intrigenspinnerei von Blair oder Chuck aus. Beide sind so abgrundtief fies, dass sie im Grunde die heimlichen Stars sind. Ohnehin kennt man ja die eine Kultfigur, die jede Serie zu bieten hat. Sei es ein Barney Stinson oder ein Todd. Fraglos kultig ist Chuck Bass, der von Ed Westwick grandios gelackt verkörpert wird. Sein lakonisches „I’m Chuck Bass“, um sich und sein Handeln zu rechtfertigen ist simpel und doch genial. Vordergründig ist die Serie aber natürlich um die Schönen und Reichen strukturiert, gewürzt mit zeitgenössischer angesagter R’n’B-Musik von Rihanna und Konsorten. Ein edler Look und viele fiese Matenten bestechen in Schwartz’ neuer Serie. Doch außer Drogen, Lügen und Intrigen haben die Charaktere auch mehr zu bieten.

Um in ihre Seele zu schauen, muss man ihnen aber eine Chance geben. Die meisten Figuren verfügen auch über eine sympathische Seite, viele verstecken sich lediglich hinter einer Maske, welche sie ob ihrer Status gezwungen sind aufzusetzen. Bezeichnend hierfür auch Blairs Albträume, die aus Variationen von Szenen des Filmes Breakfast at Tiffany’s bestehen. Am gelungensten sind die Episoden Poison Ivy und The Thin Line Between Chuck and Nate, welche vom Drama-Faktor - um es mit den Worten von Bruce Darnell zu umschreiben - Höchstwerte erzielen konnten. Etwas enttäuschend kam dagegen das Staffelfinale daher, relativ eintönig und ideenlos. Auch was letztlich Serenas Geheimnis war, ist spektakulär unspektakulär. Dennoch zählt Gossip Girl zu den Überraschungen des vergangenen Jahres, wusste die Serie doch weitaus besser zu gefallen als beispielsweise ihr Genrevertreter Dirty Sexy Money. Wer jedoch um seine Männlichkeit fürchtet, wenn er solch eine Serie sieht, der ist besser bei „harten“ Serien wie 24 und Konsorten aufgehoben.

8.5/10