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22. September 2010

The Town

No deal, no compromise.

Sprichwörter haben oftmals etwas für sich, zum Beispiel „Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall“. Das weiß vermutlich in Hollywood niemand besser als Ben Affleck. Vier Jahre lang, von 1998 bis 2002, war Affleck obenauf. Einer der kommenden Stars Traumfabrik, mit Millionengehältern und Freundinnen, die auf die Namen Gwyneth Paltrow und Jennifer Lopez hörten. Mit den Bruckheimer-Filmen Armageddon und Pearl Harbour spielte er Hunderte Millionen Dollar ein, doch nach der Jahrtausendwende sollten um 2002/2003 Werke wie Daredevil oder auch Gigli, das gemeinsame Filmprojekt mit „Bennifer“-Verlobten Jennifer Lopez, floppen. Und Afflecks Karriere die nächsten Jahre in Nebenrollen wie Smokin’ Aces verdammen.

Als es mit den Schauspielangeboten mauer wurde, orientierte sich Affleck vor einigen Jahren einfach neu. In Gone Baby Gone, einer Romanadaption von Dennis Lehane, versuchte sich Affleck erstmals als Regisseur – und beeindruckte. Auch wenn der Film nach der ersten Hälfte an seiner kruden Geschichte (typisch für die Werke Lehanes) scheitert. Affleck jedenfalls entdeckte eine Nische für sich, und besetzte sie nun dieses Jahr erneut. In The Town führte Affleck erneut Regie und heuerte erneut einen Affleck für die Hauptrolle an. Anstelle seines Bruders Casey dieses Mal sich selbst. Und wo Affleck sich zwar schauspielerisch nicht unbedingt rehabilitieren kann, gelingt es ihm, einen weiteren, sicheren Schritt ins Regiefach zu machen.

Was ein Mal funktioniert, funktioniert auch ein zweites Mal. Für The Town lag erneut ein Roman als Vorlage zu Grunde. Zwar nicht von Dennis Lehane, aber dennoch im Bostoner Umfeld beheimatet. Chuck Hogans drittes Buch “Prince of Thieves” ist 400 Seiten dick und beschäftigt sich mit einer Gruppe von vier Jugendfreunden, die im Bostoner Vorort Charlestown groß wurden. Einem Stadtteil, der pro Kopf gesehen mehr Bankräuber hervorgebracht hat, als jeder andere Ort in den USA – mit dieser Information und Voraussetzung beginnen Hogan wie Affleck die Geschichte. Hauptprotagonist ist Doug MacRay (Ben Affleck), der gemeinsam mit seinem besten Freund, dem heißblütigen Jem (Jeremy Renner), Geldtransporter und Banken überfällt.

Bei einem dieser Überfälle trifft Doug die Bankmanagerin Claire (Rebecca Hall), die wie die Jungs aus Charlestown kommt – und diese daher eventuell identifizieren könnte. Während Jem sie buchstäblich kaltstellen will, kümmert sich Doug um die Angelegenheit. Als sich die Zwei näher kommen, beginnen sie, Gefühle füreinander zu entwickeln. Unterdessen zieht FBI-Ermittler Adam Frawley (Jon Hamm) die Schlinge um Doug, Jem und Co. immer enger. Der Film selbst ist ein klassischer Heist-Thriller. Es geht um Überfälle, die geplant und überlebt werden müssen. Wer hier im Verlaufe des Filmes stirbt, wer überlebt und an welcher Gabelung sich die jeweiligen Figuren am Ende der Geschichte wiederfinden, sollte daher niemanden überraschen.

In The Town ist also der Weg einmal mehr das Ziel und Affleck erweist sich als überaus guter Führer auf diesen bekannten Pfaden. Die Inszenierung der Handlung ist schnörkellos, zwar vorhersehbar, aber dennoch spannend. Es ist ein großer Verdienst, dass Affleck gar nicht erst versucht, irgendwelche überraschenden Wendungen einzubauen. Dass er die Geschichte runter erzählt, ohne Sperenzchen zu treiben. Sicherlich, die Figuren bleiben weitestgehend gesichtslos und eindimensional. Doug, das Eishockeytalent, das an seinem Temperament und der Tatsache gescheitert ist, dass er nicht rückwärts Schlittschuhlaufen kann. Jem, die getrieben Seele aus dem Viertel, gefangen in der Spirale der Gewalt, in die er sich selbst begeben hat.

Die beiden anderen Kumpel erhalten nicht einmal so viel Tiefe, ebensowenig wie Claire, die letztlich bloß der personifizierte Wendepunkt für den Romanhelden ist. Auch Jon Hamms FBI-Ermittler bleibt relativ konturenlos. Das Interesse an Claire aus Hogans Roman verschwindet, ebenso die unsympathische Freundin, die eigentlich Bestandteil seines Lebens ist. Ein tiefgründiger Blick hinter die Figuren, wie es Michael Mann in Heat für die Protagonisten pflegte, fehlt Afflecks Film. Hamms Figur empfindet keine Sympathien für Doug und Jem – genauso wie Frawleys Partner (Titus Welliver), der auch aus Charlestown stammt. Da ein 120-Minuten-Film kein 400-Seiten-Roman ist, spart Affleck viel über die Charaktere aus.

Auch Blake Livelys drogensüchtige, alleinerziehende White-Trash-Schwester von Jem und Ex von Doug existiert eigentlich nur aus einem einfachen, profanen Grund – und reiht sich damit neben die anderen, charakterlich weitestgehend blassen Figuren ein. Wer sich also erhofft, die Figuren in The Town näher kennenzulernen, wird wohl enttäuscht werden. Sie sind bloß Schachfiguren in einem Spiel, das seit Jahrzehnten gespielt wird. Weshalb sie ihre Funktion auch zufriedenstellend erfüllen. Der Zuschauer wird bis zum Schluss unterhalten, fiebert mit, ist gespannt – mehr kann man bei einem derart vorhersehbaren Genre wie dem Heist-Thriller vermutlich nicht erwarten. Auch schauspielerisch holt das Darstellerensemble alles raus.

Renner gibt den gewaltaffinen Heißsporn und genießt es wie Mad Men-Mime Hamm, sich im Kino austoben zu dürfen. Halls Leistung verschwindet fast hinter der faszinierenden Ähnlichkeit zwischen ihr und Scarlett Johansson, während Alteingesessene wie Pete Postlethwaite und Chris Cooper mit ihren Rollen kaum Probleme haben. Überraschenderweise überzeugt sogar Gossip Girls Blake Lively als heruntergekommene Blondine, während Afflecks Rolle seiner „gutherzige Männer mit Problemen“-Kiste entstammt, der schon seine Figuren aus Reindeer Games, Man About Town und Co. angehörten. Somit ist The Town letztlich ein durchaus gelungener Beitrag zum Genre und auch zu Ben Afflecks Vita. Getreu dem Motto: Was lange währt, wird endlich gut.

7/10

19. Mai 2010

Gossip Girl - Season Three

We can never be boring.

Das Problem von Serien mit jungen Charakteren ist, dass diese ab irgendeiner Staffel nicht mehr allzu jung sind. Es sei denn, sie gehören einer Animationsserie wie The Simpsons oder South Park an. In manchen Fällen, wie Malcolm in the Middle, endet eine Serie ab dem Zeitpunkt, wo ihr Protagonist aus seiner Umgebung gewachsen ist beziehungsweise an ein College wechselt. In anderen Fällen, wie Dawson’s Creek, kam eben der Berg zum Propheten, wenn der Prophet nicht zum Berg kommen konnte. Doch der Ortswechsel der letzten beiden Staffeln bekam der Serie, die sich um eben jenen Bach der Hauptfigur beziehungsweise deren Leben in Capeside drehte, nicht sonderlich gut. Auch wenn nach wenigen Folgen auch jene Figuren, die beruflich woanders ihr Glück suchten, wieder bei ihren Freunden landeten. Weshalb es natürlich einfacher war, im Falle von Gossip Girl alle Charaktere einfach da zu lassen, wo sie waren: in New York City. In gewissem Sinne also bleibt alles beim Alten.

Am Ende der zweiten Staffel war die Zeit an der High School vorbei. Und da ohnehin lediglich drei der Figuren nun überhaupt studieren - praktischerweise alle drei an der NYU -, ändert sich bis auf einiges Schulhof-Gehänsel und Gossip-Girl-Getwittere relativ wenig. Was nach zwei Jahren jedoch auch reichlich unkreativ ist. Obschon nur mit 22 Folgen ausgestattet, bedarf es in der dritten Staffel gleich mehrere Handlungsstränge, um das Feuer am Laufen zu halten. Da ist zum einen im ersten Drittel der verlorene, später tot geglaubte, Sohn von Rufus (Matthew Settle) und Lily (Kelly Rutherford), sowie einige Episoden darauf die tot geglaubte, dann verlorene, Mutter von Chuck (Ed Westwick). Beziehungsprobleme von Serena (Blake Lively) und Dan (Penn Badgley) dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die beiden bitchigsten Figuren, Blair (Leighton Meester) und Jenny (Taylor Momsen) dürfen … naja, rumbitchen und Nate (Chace Crawford) gibt es neben Vanessa (Jessica Szohr) selbstverständlich auch noch.

Die Charaktere von Gossip Girl waren noch nie Kinder von Traurigkeit, aber dieses Jahr fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Wenn Chuck und Blair dann das konstanteste Paar sind, drückt das bereits eine Menge über das unsinnige Paarungsverhalten finanziell abgesicherter Yuppie-Kids zur Paarungszeit aus. Gerade Serena, die neben Chuck und Nate zu den Figuren gehört, die auf eine höhere Bildung pfeifen, schläft sich tapfer durch die Betten der Upper Eastside. Grundsätzlich verknallt sie sich scheinbar in jeden Typen, mit dem sie mehr als fünf Worte wechselt, kommen doch neben Carter Baizen auch - mal wieder - Nate und zudem noch dessen Cousin Tripp zum Zuge. Dan hingegen darf sich zuerst mit Gastdarstellerin Hilary Duff vergnügen, dann kommt in einem flotten Dreier noch Vanessa dazu (die Ausgangsbasis des Dreiers ist reichlich unausgegoren), bevor diese dann Duff vollends ersetzt. Ganz so turbulent geht es bei Nate nicht zu und Jenny hat in der Hinsicht sowieso die Arschkarte der Serie.

Der Absatz deutet es an: die Serie wird allmählich redundant. Wenn wie früher bei Melrose Place irgendwann jeder mit jedem zwei Mal geschlafen hat, und man darauf verzichtet, neues Frischfleisch (sprichwörtlich) einzuführen, wird eine Hybris schnell erreicht. Wieso nicht eine Staffel lang mal überhaupt zumindest ein Paar ohne Probleme zusammenbleiben kann - jene konstante Inkonstanz ist die einzige Konstante -, ist ebenso bedauerlich, wie eine fehlende Weiterentwicklung der Figuren. Deutet sich diese zumindest bisweilen an, Chuck Bass lässt grüßen, ist Gossip Girl auf Strebsamste bemüht, schon kurz darauf wieder (und vor allem aus heiterem Himmel und ohne wirklichen Sinn) in alte Muster zu verfallen. Da ist Jenny mal das pubertäre Biest, das Drogen dealt, und anschließend wieder ein Liebe suchendes Heimchen. Hier streiten Rufus und Lily nur, um sich vor dem nächsten Streit ein, zwei Episoden zu vertragen. In einer Sitcom können sich die Figuren treu bleiben, in einer Drama-Serie darf aber gereift werden.

Insofern funktioniert Gossip Girl zwar immer noch seiner Prämisse gemäß bisweilen gut, ist jedoch schon im Vorjahr in die Durchschnittlichkeit abgerutscht und im Vergleich zur starken Debütstaffel nicht mehr wiederzuerkennen. Eine Abfolge von fünf bis sechs Mini-Handlungen über verlorene Söhne, Mütter und Liebhaber ersetzt eben keine wirkliche Handlung. Dabei ist die erste Hälfte der dritten Staffel sogar (oder: immerhin) besser geraten als die Zweite, und mit Enough About Eve, The Grandfather: Part II sowie They Shoot Humphreys, Don’t They? liefen drei der vier besten Folgen nahezu direkt hintereinander. In welche Richtung die vierte Staffel abdriftet, bleibt nach diesem Staffelfinale (First Tango, Then Paris) abzuwarten. Der erhoffte Schockeffekt wollte nicht so recht eintreten, vielmehr spielte man das letzte Blatt, das es noch zu spielen gab, in dem Wissen, sich jederzeit wieder zurück ins Spiel kaufen zu können. Somit mutiert Gossip Girls “You know you love me” immer mehr zu “You know you loved me”.

7/10

26. Mai 2009

Gossip Girl - Season Two

Ain’t karma a bitch? We know Blair Waldorf is.

Letztes Jahr war die erste Staffel von Josh Schwartz’ neuer Serie, Gossip Girl, von mir zur Serie des Jahres gekürt worden. Hatte ich zuerst etwas Anlaufschwierigkeiten, nahm mich der Drama-Faktor der Show kurz darauf richtig an. Hier legt wahrlich jede/r jede/n aufs Kreuz – gerne auch mehrfach. Zwar war die Auflösung des großen Geheimnis’ von Serena van der Woodsen (Blake Lively) letztlich nicht wirklich spektakulär (sie glaubte einen Menschen auf dem Gewissen zu haben), aber im Grunde wurde die Startstaffel ohnehin von Blair Waldorf (Leighton Meester) getragen. Mit ihren Kabalen reihte sie sich ganz weit oben ein, in der Liste der intriganten Schlampen (vis a vis mit Heather Locklears Amanda aus Melrose Place). Ihre kleinen und großen Machenschaften – mal mit, mal ohne Chuck Bass (Ed Westwick) – ließen bisweilen die Kinnladen zu Boden knallen. Aber man weiß ja, die unschuldigsten Gesichter bergen die größten Teufel. Inhaltlich folgte Gossip Girl zuvorderst den Erlebnissen des mittelständischen Dan Humphrey (Penn Badgley), sowie seiner Schwester Jenny (Taylor Momsen) und dem gemeinsamen Vater (Matthew Settle).

Am Ende der ersten Staffel gab es nun jede Menge Drama. Serena ehemalige Freundin Georgina (Michelle Trachtenberg) trieb sich wie ein Keil zwischen das Paar, während auch Chuck und Blair ihr Glück nicht gegönnt sein wollte. Die zweite Staffel setzt nun in den letzten Wochen der Sommerferien an, wenn Serena und Nate (Chace Crawford) vorgeben, wieder zusammen zu sein, während Nate eigentlich eine Affäre mit einer verheirateten Frau (Mädchen Amick) unterhält. Währenddessen trumpft Jenny in der Modefirma von Blairs Mutter auf, Blair lernt einen charmanten britischen Adeligen kennen und Dan genießt sein Praktikum bei einer renommierten Zeitung. Doch wer Gossip Girl kennt, der weiß, dass sich die Charaktere nur dann wohl fühlen, wenn sie im gegenseitigen Elend baden können. Inhaltlich versucht die zweite Staffel dabei mehrere Erzählstränge zu stemmen. Sei es Blairs Affäre mit Marcus, Dans Recherchen hinsichtlich Chucks Kindheit oder der unerwartete Tod von Chucks Vater, sowie die On-Off-Beziehung zwischen Rufus und Lily (Kelly Rutherford). Ganz besonders delikat wird das Ganze dann, als Dan eine Liaison mit Serenas Lehrerin Ms Carr (Laura Breckenridge) beginnt, während Blairs Zukunft den Bach runter zu gehen scheint.

Während der ersten fünfzehn Episoden weiß die Drama-Serie gut zu unterhalten, baut jedoch im Vergleich zum Vorgänger bereits eine Spur ab. Mit Pret-a-Poor-J und Gone With the Will wollen auch lediglich zwei Folgen so richtig überzeugen, wobei es – traurigerweise – gerade die Storyline um Mädchen Amicks Figur ist, die der Serie zu Beginn großen Schaden zufügt. Das Intrigenmuster - welches frei von jeglicher Motivation ist - will nicht wirklich unterhalten, sondern langweilt mit der Zeit eher. Derartige Nebenhandlungen baute Gossip Girl in den vergangenen Monaten öfters auf. Hatte Dans Affäre mit Ms Carr noch ansatzweise einen Zweck, so waren Serenas Anbandlungen mit Aaron, Gabriel und Co. nur leidliches Balsam auf die Drama-Haut der Serie. Ohnehin verkommt Schwartz’ Schöpfung inzwischen zu einer kleinen Melrose Place-Kopie, von im wörtlichen Sinne praktisch jeder einmal mit jedem ins Bett steigen darf. Besonders für Chace Crawford hatte man dieses Jahr einiges im Peto, durfte sich sein Charakter im Laufe der 25 Folgen neben Mädchen Amicks Figur auch noch mit Jenny, Blair und Vanessa (Jessica Szohr) vergnügen. Die Liebesschwüre ändern sich hierbei schneller, als für gewöhnlich das Wetter im April. Dass dabei die ungewöhnlichsten Durchmischungen zu Stande kommen, macht die Sache nur noch abstruser.

Mit den finalen zehn Episoden bricht die Show dann grandios ein, wobei hier die Schüler-Lehrerin-Affäre noch das Beste ist. Teilweise nehmen die Handlungsbögen wie in You’ve Got Yale! desaströse Formen an, wenn sich Chucks Cousin während einer Opernpause auf die Damentoilette mit Lily van der Woodsen einsperrt, um diese dort zu vergewaltigen. Fast genauso schlecht, weil total überflüssig, ist die vorletzte Folge Valley Girls, die, wie schon in Grey’s Anatomy vor zwei Jahren gepflegt, das im Herbst startende Spin-Off der Serie rund um die Jugendjahre von Lily einführen sollte. Eigentlich sind die letzten zehn Folgen bis auf das Staffelfinale The Goodbye Gossip Girl eine Beleidigung für die Ereignisse der ersten Staffel, hatte diese doch ein außerordentliches Niveau an den Tag gelegt. Es sollte somit nicht verwundern, dass die Serie - selbst wenn die Zuschauerzahlen in den USA im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind - im zweiten Jahr stark nachlässt. Oder drastischer gesagt, kaum wieder zu erkennen ist.

Sinnbildlich für die Inhaltsfreiheit der letzten Staffel kann man Lilys und Rufus’ Beziehung nehmen. Stets führt die kleinste Auseinandersetzung dazu, dass sich Rufus von Lily abwendet, um ein, zwei Folgen später doch wieder von Hochzeit und Zusammenziehen zu sprechen. Das wiederholt sich dann selbstverständlich mehrfach, fast genauso oft, wie Chuck und Blair versuchen anzubandeln, aber scheinbar aufgrund ihrer inneren Verrottung nicht dazu fähig sind, zu ihren Gefühlen zu stehen. Da brauchen sich die Charaktere nicht wundern, wenn sie im Finale Gossip Girl (Kirsten Bell) in aller Öffentlichkeit ob ihrer Geheimnisse und Fehltritte bloßstellt. Im Nachhinein sind die einzigen besonderen Vorzüge der zweiten Staffel - allerdings ausschließlich in optischer Hinsicht - die Gastrollen von der umwerfenden Mädchen Amick und der ihr kaum nachstehenden Tamara Feldman. Über die Nachfolgerstaffel, die kaum ein Kandidat für den Titel der Serie des Jahres ist, hüllt man besser den Deckmantel des Schweigens. Immerhin suggeriert das Staffelfinale, dass einige der Figuren in ihrem Charakter gewachsen sind. Ob sich diese Charaktere festigen werden, wird man im Herbst sehen. Inwieweit sich die Serie hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Locations fortführen lässt - die fünfte Staffel von Dawson’s Creek lässt grüßen -, bleibt abzuwarten.

7/10

31. Juli 2008

Gossip Girl - Season One

You know you love me. XOXO. Gossip Girl. 

Was war das Geschrei nicht groß in den Internetforen, als Josh Schwartz The O.C. einstellte und stattdessen zu einer ominösen Serie namens Gossip Girl abwanderte. Irgendwelche High Society Teens, das klang doch stark nach einem The Hills-Abklatsch - aber hey, erinnerte The O.C. nicht auch an Laguna Beach? Dass ich mich der Serie zugewandt habe, verdankt sich dem Kommentar von Hirngabel bei der vierten Staffel von Grey’s Anaytomy. Ob er das ironisch gemeint hat oder nicht weiß ich nicht einmal. Einen Blick wert war mir die Serie dann doch allemal. Ohnehin erscheint es mir unverständlich, dass sich Blogger (diese sind in ihrer Mehrheit wohl Männer) so gegen scheinbar „feminine“ Dinge verwehren. Aber zugegeben, an Gossip Girl schreckt einiges ab. Wie bereits bei Entourage muss man sich durch die Pilotfolge erst einmal quälen. Denn diese neue Welt wirkt nicht nur fremd, sondern auch abstoßend. Lauter kleine versnobbte New Yorker Teenies, die ihr Dasein in Reichtum an der Upper East Side verbringen.

Dazu auch noch diese ulkigen Namen, heißt doch die Hauptprotagonistin Serena van der Woodsen. Vielleicht war der Name ja inspiriert durch Cecily von Ziegesar – in ihr findet sich die Autorin von knapp ein Dutzend Gossip Girl-Romanen (auch wenn die letzten Bände von Ghostwritern stammen). Von Ziegesar entstammt selbst einer reichen Familie und wuchs im Herzen von New York auf, somit kennt sie sich hinsichtlich etwaiger Charaktere ihres Kulturkreises gut aus. Der erste Roman erschien 2002, im Herbst des letzten Jahres feierte die Serie ihr Debüt im amerikanischen Fernsehen und beginnt in wenigen Wochen mit ihrer zweiten Staffel. Zur Serie selbst wäre es fast nie gekommen, hatte Warner Bros. Pictures ursprünglich doch den Plan gehabt, einen Film mit Lindsay Lohan in der Hauptrolle zu produzieren. Letztlich vertraute man aber dem Händchen von Schwartz und entwickelte 18 TV-Episoden.

Wieso hat Serena van der Woodsen (Blake Lively) New York verlassen? Und wieso ist sie plötzlich zurück gekommen? Und wie wird ihre beste Freundin Blair Waldorf (Leighton Meester) auf ihre Rückkehr reagieren? Die High Society Teens der New Yorker Upper East Side stellen sich diese Fragen und die Antworten kennt nur eine Person: Gossip Girl. Doch wer ist Gossip Girl? Dies ist ein Geheimnis, dass sie nie verraten wird – und dennoch lieben sie alle. Im Gossip Girl - gesprochen von Kristen Bell - hat die neue Serie von The CW eine omnipräsente und allwissende Erzählerin. Sie meldet sich selten zu Wort, aber wenn, dann kann man sich auf zynische Zusammenfassungen gefasst machen. Wie ihr Name schon sagt, ist Gossip Girl eine Tratschtante. In dieser Funktion betreibt sie einen Internetblog, welchen sich die High Society Jugendlichen auf ihren Handys haben abonnieren lassen. Jeder Klatsch wird hier sofort verbreitet – manchmal schneller als selbst die beteiligten Personen erahnen mögen.

Von Deutschland aus lässt es sich schlecht beurteilen, aber denkbar wäre eine Person wie Gossip Girl im wahren Leben durchaus. Und wer weiß, vielleicht gibt es sie in den USA ja auch. Die Serie jedenfalls beginnt mit der Rückkehr von Serena, die sich einer neuen alten Umgebung gegenüberstellen muss. Ihr Bruder Eric ist wegen eines Selbstmordversuchs in ein Rehabilitationszentrum eingewiesen worden. Ihre ehemals beste Freundin Blair wendet ihr die kalte Schulter zu. Ohne Worte des Abschiedes ist Serena einst verschwunden und aus einem anderen Grund, wie sich zu Beginn enthüllen soll. Nicht der One Night Stand mit Blairs Freund Nate Archibald (Chace Crawford) trieb sie weg, sondern ein Geheimnis, das sich zum Ende der Staffel hin enthüllen soll. Doch nicht nur Serena hat mit Blair zu kämpfen, auch die neue Schulanfängerin Jenny Humphrey (Taylor Momsen) will zu den Angesagten dazu gehören, wird jedoch nur schikaniert. Da hilft es ihr auch nicht, dass ihr älterer Bruder Dan (Penn Badgley) das Interesse von Serena weckt. Denn Intrigen lauern überall.

Einen wirklichen Star im Sinne einer Hauptfigur hat Gossip Girl nicht. Zwar ist Serena der Mittelpunkt, aber nur weil sie als Bindeglied zwischen zwei Welten fungiert. Zum einen ist sie Teil der High Society, zum anderen wird sie geerdet durch ihre Beziehung mit Dan. Im Grunde lässt sich die Serie daher vom Blickwinkel der Familie Humphrey gut verfolgen, die wie keine andere Familie der Serie tiefere Einblicke erfährt. Der Apfel fällt nämlich nicht weit vom Stamm respektive wie der Vater so der Sohn. Auch Dan und Jennys Vater Rufus (Matthew Settle) hatte einst dieselben Erfahrungen wie sein Sohn gemacht, sich aber letztlich für seine Frau Allison entschieden. Diese lebt inzwischen getrennt von der Familie und scheint nicht zurück zu kommen. Ein Fakt, den bisher nur Dan zu realisieren scheint. Disfunktionale Familien sind in der Serie jedoch Gang und Gebe.

Denn während Nates Vater finanzielle Probleme hat (Tate Donovans Rolle aus The O.C. lässt grüßen), ist Serenas Mutter nach drei Ehen Single und Blairs Vater hat die Familie für ein Model verlassen. Ein männliches Model. Diese Jugendlichen besitzen zwar Unmengen von Geld, kennen jedoch kein liebendes Elternhaus. Serena und Eric fühlen sich von ihrer Mutter Lily (Kelly Rutherford) nicht verstanden, Blair hingegen wird von ihrer Mutter - trotz Anorexie - außen vor gelassen. Nates Vater will ihn zwingen auf das Dartmouth College zu gehen und Chuck Bass (Ed Westwick) ist ohnehin eine einzige Enttäuschung für seinen Vater. Ohnehin fällt mir soeben auf, dass die Mädchen in der Serie unter abwesenden Vätern leiden (Serena, Blair), während die Herren (Dan, Nate, Chuck) zum größten Teil auf ihre Mütter verzichten müssen.

Die Thematik der Serie lässt sich in „Sex, Drugs & Lies“ zusammenfassen, doch Gossip Girl ist in der Tat auch more than meets the eye. Wer sich durch diese fremde Welt in den ersten vier Episoden durchwurschtelt und Gefallen findet, wird belohnt werden. Kaum eine Folge kommt ohne die Intrigenspinnerei von Blair oder Chuck aus. Beide sind so abgrundtief fies, dass sie im Grunde die heimlichen Stars sind. Ohnehin kennt man ja die eine Kultfigur, die jede Serie zu bieten hat. Sei es ein Barney Stinson oder ein Todd. Fraglos kultig ist Chuck Bass, der von Ed Westwick grandios gelackt verkörpert wird. Sein lakonisches „I’m Chuck Bass“, um sich und sein Handeln zu rechtfertigen ist simpel und doch genial. Vordergründig ist die Serie aber natürlich um die Schönen und Reichen strukturiert, gewürzt mit zeitgenössischer angesagter R’n’B-Musik von Rihanna und Konsorten. Ein edler Look und viele fiese Matenten bestechen in Schwartz’ neuer Serie. Doch außer Drogen, Lügen und Intrigen haben die Charaktere auch mehr zu bieten.

Um in ihre Seele zu schauen, muss man ihnen aber eine Chance geben. Die meisten Figuren verfügen auch über eine sympathische Seite, viele verstecken sich lediglich hinter einer Maske, welche sie ob ihrer Status gezwungen sind aufzusetzen. Bezeichnend hierfür auch Blairs Albträume, die aus Variationen von Szenen des Filmes Breakfast at Tiffany’s bestehen. Am gelungensten sind die Episoden Poison Ivy und The Thin Line Between Chuck and Nate, welche vom Drama-Faktor - um es mit den Worten von Bruce Darnell zu umschreiben - Höchstwerte erzielen konnten. Etwas enttäuschend kam dagegen das Staffelfinale daher, relativ eintönig und ideenlos. Auch was letztlich Serenas Geheimnis war, ist spektakulär unspektakulär. Dennoch zählt Gossip Girl zu den Überraschungen des vergangenen Jahres, wusste die Serie doch weitaus besser zu gefallen als beispielsweise ihr Genrevertreter Dirty Sexy Money. Wer jedoch um seine Männlichkeit fürchtet, wenn er solch eine Serie sieht, der ist besser bei „harten“ Serien wie 24 und Konsorten aufgehoben.

8.5/10