2. August 2007

Plan 9 from Outer Space

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Zu eigentlichem Ruhm gelangte Plan 9 from Outer Space nicht in seinem Erscheinungsjahr 1959, sondern erst gute 21 Jahre später als er den Golden Turkey Award der Medved Brüder von 1980 als Schlechtester Film aller Zeiten gewann. Zudem wurde Regisseur Edward D. Wood Jr. auch noch zum Schlechtesten Regisseur aller Zeiten gewählt. Durch das in den 70er Jahren aufgekommene Motto “so bad it’s good” schuf sich Plan 9 from Outer Space schließlich eine riesige Fangemeinde, gefördert von den Medveds, die den Film und den Regisseur verspotteten. Noch heute trägt Plan 9 from Outer Space das Prädikat des schlechtesten Films aller Zeiten, hauptsächlich bedingt durch seine stümperhafte Inszenierung und zahlreiche Fehler.

Oft wurde der Film als Anti-Meisterwerk und Ed Wood als Anti-Genie bezeichnet, der Film als Paradebeispiel dafür herangezogen, wie es nicht gemacht werden sollte. Die Geschichte von Marsmenschen, welche drei Tote zum Leben erwecken, um die Menscheit auszulöschen, bevor diese eine neue Bombe entwickeln kann, welche die Sonne zerstört, kann an sich schwerlich als Handlung bezeichnet werden, da sie nicht stringent vorhanden ist. Vielmehr sind es viele kleine einzelne Geschichten, beginnend mit einem alten Mann, der seine Frau verliert und kurz darauf selber stirbt. Beide werden später wiederum von den Marsianern als Zombies wiederauferweckt.

Zugegeben, sieht man den Film ohne Vorkenntnis seiner (Produktions-)Geschichte, lässt sich schnell ein schlechtes Urteil über ihn fällen. Plan 9 from Outer Space „beeindruckt“ mit umfallenden Grabsteinen, einem Bela-Lugosi-Double, das nicht aussieht wie Bela Lugosi, Schnitten zwischen Tag- und Nachtaufnahmen, Miniatur-UFOs und weiteren Schnitzern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Wood stets am finanziellen Limit drehte, sich teils selbst verschuldet hat und auf Leihbasis arbeitete. Jeder Tag im Studio konnte der letzte sein und so musste Wood viele Kompromisse eingehen und teilweise Hauptrollen an seine Finanziers oder deren Kinder vergeben.

Da verwundert es nicht, dass Plan 9 from Outer Space eine baptistische Gemeinde finanzierte und sich Wood mit Crew und Cast als Bedingung für die Kosten taufen lassen musste. Der Film ist generell ein gutes Beispiel für Woods Stil, der weniger aus sorgfältiger Planung wie grober Improvisation bestand. Solange es kritisch vertretbar war, ließ der Regisseur Widersprüche laufen und forderte keine Neuaufnahmen oder Wiederholungen. Eben jener unverwechselbare Stil zeichnet Woods Filme aus, macht sie zu etwas besonderem und es lässt sich nicht abstreiten, dass er in der Tat ein talentierter Autor war, der auch für verschiedene Groschenromane geschrieben hat. Zu seiner Zeit wurde Wood allerdings noch mehr verkannt wie heute und endete schließlich später als Regisseur für Pornofilme.

Dass dies für einen Mann, dessen Held Orson Welles war, eine Schmach sein musste versteht sich von selbst. Auf Plan 9 from Outer Space und Edward D. Wood Jr. aufmerksam wurde ich durch das Biopic Ed Wood von Tim Burton. Eben jenes Biopic hat mich mit der Hintergrundgeschichte nicht nur von Ed Wood, sondern auch von Plan 9 from Outer Space vertraut gemacht. Und mir insofern von Anfang an ein Verständnis dessen gegeben, womit ich mich befasste. Die Kritik an Ed Wood finde ich dabei mehr als überspitzt, denn meines Erachtens war er ein Filmliebhaber erster Güte. Ein Mann, der für den Film lebte, eben weil er ihn liebte, das ganze Medium Film.

Bedenkt man das geringe Budget, mit dem Wood klar kommen musste, wage ich zu behaupten, dass er vom Talent her einem Mann wie Michael Bay in keinster Weise nachstand. Und bin überzeugt, dass Wood mit der entsprechenden Technik und dem entsprechenden Budget einen wirklich guten Film hätte inszenieren können. Plan 9 from Outer Space weist jedoch eine grobe Spannungsarmut auf, was ihn letzten Endes zu keinem Meisterwerk macht. Highlight des Films ist die Wutrede des Marsianer Eros (Dudley Manlove), die Woods Autoren-Talent an den Tag legt (“Your stupid minds! Stupid! Stupid!”). Ich selber liebe jedoch den Film nicht für das, was er ist, sondern für das, was er sein möchte. Auch wenn er es nicht sein kann.

7.5/10

2 Kommentare:

  1. Große Bildungslücke meinerseits! Ich kenne nur ED WOOD, habe "Plan 9" aber leider noch nicht gesehen...hoffentlich kommt er bald mal wieder im TV...

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  2. Der letzte Absatz macht es deutlich, und ich stimme dir da völlig zu: Dieser Film möchte wenigstens etwas sein, er hat eine Idee, eine Ambition - und das ist schon so viel mehr, als andere Filme von sich behaupten können. Ich würde zwar nicht 8/10 vergeben, aber ich schätze PLAN 9 auch sehr.

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