Mit Ensemble, c'est tout, in Deutschland unter dem Titel Zusammen ist man weniger allein vertrieben, geht die Liebe der Franzosen zu ihrer "Amelie" Audrey Tautou ungebremst weiter. Fünf Millionen Zuschauer haben den Film jenseits des Rheins gesehen und damit für eine gelunge Romanadaption von Anna Gavalda gesorgt. Adaptiert und Regie geführt hat Claude Berri, seines Zeichens Oscarpreisträger und in den Hauptrollen spielen der in Deutschland vielleicht eher als Ex-Mann von Diane Kruger bekannte Guillaume Canet (The Beach) und ebenjene Audrey Tautou. Dabei war für Tautou's Rolle ursprünglich Charlotte Gainsbourg gecasted und später auch noch Ludivine Sagnier in Betracht gezogen worden. Dritte Wahl ist Frankreichs bekannteste aktuelle Darstellerin somit nur gewesen, aber das merkt man ihr und dem Film nicht an. Gelegen haben könnte diese Entscheidung an der Figur von Camille Fauque, aber da ich die Romanvorlage nicht kenne, lässt sich dies von meiner Seite aus nicht beurteilen.
Wie der deutsche Titel fast noch schöner einfängt sind die beiden Themas des Films Zusammensein und Einsamkeit. Mit ebenjener Einsamkeit müssen sich alle vier Figuren auseinandersetzen. Die zurückgezogene unterernährte Putzfrau Camille (Tautou) wohnt im selben Haus wie der stotternde ängstliche Adelssproß Philibert (Laurent Stocker). Als dieser die an einer schweren Grippe erkrankte Camille des Nachts findet, nimmt er sie in seine großräumige Wohnung auf und pflegt sie gesund. Die Wohnung teilt sich Philibert mit dem von seiner Arbeit eingenommenen Koch Franck (Canet), der neben kurzweiligen Frauengeschichten seine freie Zeit mit seiner gebrechlichen Großmutter Paulette (Françoise Bertin) verbringt. Nach ersten Anpassungsschwierigkeiten zwischen Franck und Camille merken dann jedoch alle vier, dass man zusammen weniger allein ist und das es gerade jene Einsamkeit war, die alle vier ins Unglück gestürzt hat.
Ensemble fängt wunderbar diese verschiedenen Stufen der Einsamkeit ein, mit denen man sich konfrontiert sehen kann. Die altersbedingte Einsamkeit von Paulette z.B., die Franck zwar sehr am Herzen hängt, ihn jedoch auch immer seinen einzigen freien Tag in der Woche kostet. Oder Philibert's Einsamkeit, zurückzuführen auf sein Stottern, welches wiederum auf seine Angst und diese auf seine Einsamkeit zurück zu führen ist. Camille's und Franck's Einsamkeit dagegen beruht auf der Angst enttäuscht zu werden. Aber der Mensch ist nunmal ein zoon politikon und so nähern sich diese vier Figuren immer mehr an, um ihre eigene Einsamkeit in einem optimistischen Zusammensein zu ertränken. Hierbei spielt ein Großteils des Films in Philibert's Wohnung und wird von typisch französischen Melodien, aber auch rockigerer Musik von beispielsweise Hard-Fi unterlegt.
Um seine Einsamkeit zu verlieren, muss man über seinen Schatten springen und auch zu Kompromissen bereit sein, das lernen alle vier im Laufe der Geschichte und so verwundert es auch nicht - der Titel deutet es ja bereits an - dass die Handlung einen positiven, warmen und optimistischen Verlauf nimmt. Mademoiselle Tautou ist so zuckersüß wie immer mit ihren Rehaugen und Monsieur Canet wirkt von seiner Erscheinung her wie der französische Patrick Dempsey - beide zusammen funktionieren in ihren Rollen und als Leinwandpärchen. An manchen Stellen ist Ensemble dann aber doch zu ruhig, selbst für seine gewählte Thematik, da hätte ruhig mehr passieren können, mehr Witz, mehr Charme wäre drin gewesen, bei dieser unnatürlichen Wohngemeinschaft. Im Gegensatz zu unserem Land wissen es die Franzosen aber quantitativ qualitativere Filme abzuliefern und so ist der Film nicht nur etwas für Menschen, die sich (weniger) allein fühlen wollen, sondern ein Film für jedermann.
7.5/10
Du bist wirklich der fleißigste Blogger, den ich kenne, Rudi. Fast jedesmal, wenn ich hier vorbeischaue, hast du schon wieder ein oder zwei Filme besprochen. :-)
AntwortenLöschenZum Film: Naja, hört sich doch stark nach so einem französischen Beziehungsgedöns an, wie es mir eigentlich nicht so liegt. Und außerdem wirkt Audrey Tautous Charme bei mir nicht. Als ich "Amelie" das zweite Mal gesehen habe, hat mich ihre ach-so-putzige Visage manchmal beinahe zum Ko**** gebracht ;-)
In dem Fall ist der Film dann wohl nichts für dich, wenn dich Mademoiselle Tautou zum Kotzen bringt ;)
AntwortenLöschen"Fleißigster Blogger" trifft es wohl nicht ganz, ich befinde mich nur gerade in den Semesterferien und habe kein Praktikumsplatz oder Ferienjob gefunden und da vertreibe ich mir meine Zeit eben andersweitig...