Sehr gemischte Kritiken finden sich zu Paul McGuigan's The Reckoning, einer Filmadaption von Barry Unsworth's Roman Morality Play aus dem Jahre 1999. Angesiedelt im England 1380 versucht ein verstoßener Mönch mit Hilfe einer Schauspielertruppe den Mord an einem Jungen aufzuklären und stößt hierbei auf eine städtische verschwörung. Mit ebenjener Geschichte schaffte es McGuigan sich einen ersten Namen zu machen und erlangte mehr Aufmerksamkeit durch seine späteren Filme mit Josh Hartnett, Wicker Park und Lucky # Slevin. Für The Reckoning konnte er ebenfalls einen auf dem Papier eindrucksvollen Cast gewinnen, werden die Hauptrollen doch von Paul Bettany und Willem Dafoe verkörpert. Unterstützt werden diese beiden von Brian Cox, Matthew Macfadyen und Vincent Cassel.
Bettany spielt den Mönch Nicholas, der mit seinem Zölibatsbruch den Film einleitet, als er sexuellen Verkehr mit der Frau eines Mannes aus seiner Gemeinde hat und diesen erschlägt. Gleich in der nächsten Szene trifft er auf eine umherreisende Schauspielertruppe um Martin (Dafoe) und Tobias (Cox), welche ihn schließlich aufgrund des Todes eines Mitgliedes als Ersatz aufnehmen. In der nächstgelegenen Stadt treffen sie auf den Mordprozess ein einer taubstummen Heilerin, welche für den Tod eines Jungen verantwortlich gemacht wird. Martin kommt auf die Idee, ebenjene Geschichte für die Stadtbevölkerung nachzuspielen, doch während ihrer Recherche kommen die Schauspieler einem dunklen Geheimnis auf die Spur, welches alsbald weitere Leichen fordert.
In seinem Grundkonzept fomuliert liest sich die Handlung dann doch recht spannend und unterhaltsam. Die Art und Weise wie McGuigan dann jedoch den Film inszeniert, baut diese Spannung dann nicht auf. Von der ersten Einstellung der betroffenen Figur an ist sich auch der letzte Zuschauer im Klaren, wer tatsächlich der Mörder ist und wer die mit ihm Verschworenen. Das ist dann doch ziemlich stümperhaft und es gelang dem Regisseur auch erst mit Lucky # Slevin eine Geschichte mit etwas Spannung zu erzählen. The Reckoning lässt diese jedoch vermissen und wenn Nicholas seine Ermittlung am Ende auftischt wird auch dem Letzten klar, dass sein Plädoyer vor keinem Gericht der Welt hätte standhalten können. Das ist viel zu viel Spekulation ohne jegliche Beweiskraft und selbst die Konklusion der Figuren wird im Film nicht recht deutlich. Geschichtlich alles doch sehr bedenklich und man fragt sich auch, wieso Nicholas seine Predigt zu Beginn des Filmes eigentlich in englischer und nicht lateinischer Sprache hält, bedenkt man, dass dies bis ins 20. Jahrhundert hinein der Fall gewesen ist.
Eine abgeschiedene Stadt in den Bergen, das Hochmittelalter, Nachtaufnahmen und eine verschneite Gegend, das klingt nach Der Name der Rose und ebenjenes Buch mag Unsworth wohl auch gelegentlich mal gerne zum Nachschlagen benutzt haben, hat man den Eindruck. Dabei sind die Optik und Ausstattung des Films in der Tat gelungen, schöne Kamerafahrten münden in blass gehaltene Bilder im Schnee, welche die drückende und belastende Stimmung des Städtchens einzufangen wissen. Hierzu findet sich auch die passende Ausstattung, die Kulisse wirkt glaubwürdig, wenn auch auf engen Raum gepresst. Zudem werden Figuren wie die von Macfadyen verschenkt, da sie für den Verlauf der Handlung unwichtig sind, ebenso wie auch Cassel relativ verschenkt wirkt. Während Dafoe und Cox sehr intensiv und gewohnt gut spielen, ist man von Bettany doch eher enttäuscht, spielt er den Nicholas doch wie fast jede seiner Rollen. Viel öfter sollte er sein Talent aus A Beautiful Mind oder Dogville abrufen.
Positiv fällt die Kritik am Zölibat auf, welches für so lustvolle Lebewesen wie Menschen wohl einfach nicht einzuhalten ist, was sich in den vielen Jünglingsmisshandlungen innerhalb der katholischen Kirche widerspiegelt. Sex wird hier als animalisches Übel dargestellt, treibt es Nicholas doch zur doppelten Sünde gegen Gott. Luther tat wohl gut daran in seiner Reformation die Ehe zu gestatten. Die Auswirkungen von Sex auf Männer Gottes sind jedoch auch nicht das Thema von Unsworth und McGuigan und lassen sich besser in anderen Filmen wie El crimen del padre Amaro nachvollziehen. In einer Szene im Film wir die Wandlung der Schauspieltruppe von ihrem - im Mittelalter verbreiteten - Moralitätsspiel hin zum Improvisationstheater welches auf wahren Begebenheiten beruht. Beides ist aber nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein und steht The Reckoning, aufgrund seiner Ähnlichkeit zu diesem, Der Name der Rose doch weit hinterher.
4/10
Anm. d. Aut.: Mäßig geschriebene Kritik mit einigen Rechtschreibfehlern. Wird bei Gelegenheit mal editiert.
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