5. November 2007

Meine schöne Bescherung

Und den Weihnachtsmann hast du auch gefickt?!

Deutsche Komödien sind wie Zahnarztbesuche – man mag sie nicht, aber wenn man drin sitzt, muss man sie durchstehen. Vor allem wenn es sich um eine Sneak handelt. Und dieses Jahr biedern sich wieder einmal die dümmsten Filme von deutscher Seite her an. So z.B. Meine schöne Bescherung von Vanessa Jopp (Engel + Joe), hier versprach bereits der Trailer eine dumm-debiles Werk Marke Germany. Oder doch nicht? Man kann es vorweg nehmen, der Film ist in der Tat lustiger als man aus dem Trailer erwarten könnte; was jedoch nicht bedeutet, dass er lustig ist – er hat jedoch seine gewissen Momente. Dies liegt in dem vor allem männlichen Einfühlungsvermögen in Heino Ferchs Figur, mit welcher zumindest ich tief empfundenes und ehrliches Mitleid hatte. Der Rest der Handlung dümpelt so vor sich hin und dient keinem höheren Ziel als der Etablierung verschiedener Pointen, bzw. für uns Deutsche zum Schreien komische Situationen. Charaktere wie der von Alexandra Neldel sind für die Handlung absolut überflüssig, sorgen zumindest im Fall von Frau Neldel – wenn auch mit ziemlich bekloppter Frisur – für schmuckes Beiwerk, wer zieht schließlich so ein Kleid zu Weihnachten an?

Doch kommen wir kurz zur Handlung, welche ich erst im Laufe des Films verstanden habe. Jan (Heino Ferch) ist der vierte Ehemann von Sara (Martina Gedeck) und hat selbst einen Sohn aus seiner ersten Ehe mitgebracht. Seine Ex-Frau ist inzwischen mit Gunnar, einem der Ex-Männer von Sara, verheiratet. Sara hat von Gunnar ein Kind, ebenso wie noch zwei weitere Kinder von zwei weiteren Männern, Andi und Erich. Diese drei, inklusive neuer Ehefrauen und Kinder, sowie Gunnars Bruder, dessen Ehefrau und die Nachbarin (Alexandra Neldel) von irgendeinem der Pärchen, Erich glaube ich, tauchen am Weihnachtsabend zusammen mit Jans Schwiegermutter auf der Tanzfläche auf. Und wie es Jan so schön am Esstisch später sagt, alles sind sie Saras Freunde und deswegen sind sie auch alleine hier. Die Emotionen kochen etwas hoch und erreichen den Siedepunkt als Sara Jan gegenüber eröffnet, dass sie erneut schwanger ist. Verständlicherweise bleibt Jan der Kloß im Halse stecken, hat er sich doch sterilisieren lassen! Der Rest des Abends, unterstützt durch Alkohol, mündet in Anschuldigen und Jans Antrieb unter Saras Exmännern den Vater ihres ungeborenen Kindes auszumachen. Von keinerlei Bedeutung ist hierbei noch Bjarne Ingmar Mädel (Stromberg) als besoffener und Kaktusklauender Weihnachtsmann. 

Manche Witze zünden wie gesagt, meine Lieblingsszene beispielsweise, wenn Jan Sara gegenüber eröffnet, dass Männer Sätze wie „Du bist die schönste Frau“, „Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen“ oder „Lass uns ein Kind haben“ eigentlich nur symbolisch meinen. Aber auch die anhaltende Kinderfeindlichkeit aller Charaktere – außer Sara – entsprach ganz meinem Gusto. Ansonsten bietet Meine schöne Bescherung im Westen nichts neues, es gibt den inzwischen obligatorischen sich als schwul outenden Mann und allerlei anderen Krimskrams, den sie in Ludwigsburg, München und Berlin so der deutsche Elite in die Köpfe klopfen. Aber seis drum, nicht jeder Deutsche kann von adligem Geblüte sein und seine Filme privat finanzieren, oder Herr Donnersmarck? Und für eine deutsche Komödie, traurig aber war, hier sind andere Maßstäbe anzusetzen, ist der Film auch recht solide, wenn nicht gar „gut“. Oder so ausgedrückt: es hätte viel viel schlimmer kommen können und wenn man bei einem deutschen Film mal nicht ins Klo greift, ist das ja auch schon was. Wobei die Frage ist, wer sich diese Filme eigentlich ansieht, denn die junge Viva- und MTV-Klientel wird eher in Farrelly-Kalauer hineinströmen, wenn sie sich nicht gerade Pornos oder Gewaltfilmchen aufs Handy lädt. Daher dürfte Meine schöne Bescherung an die Bully-Freunde gerichtet sein, die Enddreißiger bis jungebliebenen Fünfziger. Den deutschen Film retten wird das zwar nicht, aber dass ist wahrscheinlich ohnehin ein Sysiphus-Bemühen.

5.5/10

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