26. November 2007

Mon meilleur ami

Sociable, smiling, sincere.

Französische Filme, insbesondere die Komödien, finde ich ja immer sehr liebenswert und meist auch unterhaltsam – ergo bin ich ein Freund des französischen Kinos. Es ist nicht unbedingt mein bester Freund, aber ein sympathischer. Ebenso verhält es sich auch mit dem neuen Film von Patrice Leconte, welcher sich durch Filme wie Ridicule oder L’homme du train in den vergangenen zehn Jahren einen Namen gemacht hat. Mit Mon meilleur ami bringt er dieses Jahr einen Film in die Kinos, der bereits für 2009 sein amerikanisches Remake gebucht hat. Die Amis scheinen nicht mehr sonderlich kreativ zu sein, schließlich importieren sie gerade im großen Stil aus der ganzen Welt ihre zukünftigen Kassenschlager. Während des Filmes konnte ich den Gedanken nicht loswerden, dass Daniel Auteuil – den ich noch nicht allzu oft begutachten konnte – aussieht wie ein Verwandter von Gerard Depardieu (ich will nicht sagen, dass er sein Bruder sein könnte, aber er könnte sein Bruder sein). Da muss ich mir demnächst mal wirklich 36 Quai des Orfèvres ansehen, in welchem beide zusammen spielen und der bei mir auf Video irgendwo daheim rumfährt.

François (Auteuil) ist Antiquitätenhändler in Paris und stellt eines Tages bei einem Abendessen mit Kollegen fest, dass er gar keine Freunde hat, nicht einen. Auch wenn er das Gegenteil behauptet und sogar bereit ist, mit seiner Mitinhaberin Catherine um eine 200.000€ teure Vase zu wetten, dass er ihr innerhalb von zehn Tagen (s)einen besten Freund präsentieren kann. Doch er muss feststellen, dass dies schwerer ist, als er zuerst dachte – denn François hat in der Tat keine Freunde. Da trifft er auf den redseligen Taxifahrer Bouley (Dany Boon), dessen Leben aus Quizfragen besteht und der einem nicht nur erzählen kann, wieso Mayonnaise heißt wie sie heißt, sondern auch wer in welcher Strasse und warum gelebt hat. Bouley tut sich mit fremden Menschen überhaupt nicht schwer, hat aber dennoch keine Freunde. François, der seine Wette (und die Vase) nicht verlieren will, will Bouley dafür bezahlen, wenn er ihm darin unterrichtet sympathisch zu sein – oder zumindest so zu wirken. Dabei kommt François im Laufe der Tage jedoch Bouley viel näher, als allen anderen fremden Personen.

Mon meilleur ami ist eine nette kleine Geschichte über Freundschaft, die man wie alle Dinge meist dann vermisst, wenn man sie nicht hat. Oder im Überfluss, wie bei Bouley, der so viele „Freunde“ hat, dass kein echter darunter zu sein scheint. Das Zusammenspiel von ihm und François ist dabei mehr aus der Not geboren, wobei dieser es nur aus finanziellen Gründen anstrebt, während es bei Bouley von Anfang an „gefunkt“ zu haben scheint. Wie schwer sich François jedoch damit tut, komme was wolle einen Freund zu finden – dazu noch einen besten Freund! – sieht man dann in den ersten beiden Dritteln des Filmes. Es versteht sich von selbst, dass im Laufe des Filmes aus den beiden Protagonisten Freunde werden und zwar nicht erst am Ende. Jedoch hat ihre Freundschaft, wie alle guten Freundschaften, eine Tiefphase, bzw. einen Konflikt zu überwinden, der ebenjene Freundschaft zu bedrohen, gar zu zerstören scheint. Dabei spricht Leconte schön an, was es bedeutet ein Freund zu sein – auch wenn es unglaubwürdig ist, dass François und Bouley innerhalb von einer Woche so dicke miteinander werden, aber ein Film ist nun mal ein Film (ist ein Film). Vor allem beim französischen Film sollte man nicht immer gleich mit der Logik kommen wollen.

Dies würde auch für das Ende sprechen, welches der Realität widerspricht. Also nicht das Ende an sich, jedoch eine Einbindung mit der französischen Variante von Wer wird Millionär, in der Bouley zum Schluss landet und natürlich an der Millionenfrage zu scheitern droht, dann aber François anruft, welcher die Sendung live im Fernsehen verfolgt und nach minutenlangem Tratschen die richtige Lösung offenbart (was jeder Telefonjoker per Google könnte, wenn man die Sendung tatsächlich live ausstrahlen würde). Dabei hätte das genauso funktioniert, wenn die Sendung nicht live gewesen wäre, aber nun gut, wer kann den Franzosen schon böse sein. Der Humor ist zwar etwas altbacken, passt jedoch recht gut zu den beiden Figuren. Highlight sind aber Julie Gayet (Catherine) und Julie Durand (Louise), zumindest in optischer Hinsicht – da wäre der Film sehr viel „interessanter“ gewesen, wenn die beiden sich hätten anfreunden sollen/müssen. Aber lassen wir das, das ist ja doch etwas sexistisch. Mon meilleur ami ist eine sympathische kleine Komödie, die jedoch sicher nicht mein persönlicher bester Freund wird.

5.5/10

1 Kommentar:

  1. Das hört sich aber wirklich ganz nett an - Glück gehabt :)

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