Nobody calls Han Solo a bitch!
Fanboy. Die Internetrecherche ergibt unterschiedliche Treffer, die letztlich aber alle in dieselbe Richtung gehen und sich wie folgt erklären lassen: jemand, der enthusiastisch/blind einem – in diesem Fall – Film bzw. einer Filmreihe folgt. Quasi ein Fan über alle Maße. Jemand, der sich lautstarke Diskussionen mit Freunden hingibt, die sich um Nebensächlichkeiten drehen. Menschen, die sich am helllichten Tag einer Massenschlägerei mit Anhängern einer konkurrierenden Filmreihe hingeben. Oder auch Personen, die Petitionen einreichen, um fiktive Elemente eines Filmes ins das reale Leben übernehmen zu lassen. Seit dem Jahr 2001 geben zum Beispiel zahlreiche Menschen im britischen Commonwealth bei Befragungen ihre Religion als Jediismus an. Es handelt sich um … Fanboys! Anhänger von George Lucas’ Schöpfung Star Wars und seinen beiden Fortsetzungen der Ursprungstrilogie. Ende des vergangenen Jahrhunderts spielte für diese Menschen ein potentieller Weltuntergang am Milennium keine Rolle. Für sie zählte nur ein Datum: der 19. Mai 1999. Star Wars kehrte zurück. Star Wars kehrte, auf eine Art und Weise, nach Hause.
Nun drehte Kyle Newman mit Fanboys einen Film von Fanboys über Fanboys für Fanboys. Die Geschichte einer Gruppe von vier Kumpels, die eines Abends beschlossen quer durch Amerika zu George Lucas’ Skywalker Ranch zu fahren, um einen Rohschnitt von The Phantom Menace zu sehen, sollte eigentlich bereits letztes Jahr im Kino laufen. Wäre da nicht Harvey Weinstein gewesen. Der personifizierte und auf Erden wandelnde Teufel wollte den Film nach Testvorführungen umschneiden lassen und ihn seiner Ausgangslage berauben. Denn ausschlaggebend für Erics (Sam Huntington), Hutchs (Dan Fogler) und Windows (Jay Baruchel) Roadtrip ist die Krebserkrankung – und der bevorstehende Tod – von ihrem Kumpel Linus (Chris Marquette). Dieser wird die Premiere von Episode I nicht mehr erleben, weshalb sich Eric, der zuletzt vor drei Jahren mit seinem ehemaligen besten Freund Linus Kontakt hatte, zu der wahnwitzigen Aktion überreden lässt. Doch wer will schon über Krebs lachen, dachte sich Weinstein. Wie er sich bereits zuvor dachte, dass wohl kaum jemand den ursprünglichen GrindHouse-Film von Tarantino und Rodriguez sehen wollte. Fanboys wurde umgeschnitten, boykottiert und kommt nun letztlich in seiner originalen Fassung in die Kinos. Jene Fassung, die sogar von Lucas’ – selbst nicht weniger diabolisch, wenn es um Geldscheffelei geht – abgesegnet wurde.
Allerdings sollte man sich nichts vormachen. Fanboys erzählt im Grunde keine wirkliche Geschichte, verfügt eigentlich nicht mal über ein richtiges Drehbuch. Ähnlich wie Kevin Smiths Jay & Silent Bob Strike Back ist Fanboys primär eine Ansammlung von Szenen und Sequenzen, die sich zuvorderst an die Fans richten. Dies fängt hier bereits damit an, dass das Logo der Weinstein Company mit Lichtschwerter-Sound untermalt wird. Oder sich auch sonst durch den ganzen Film hindurch – dank Lucas – Soundeffekte der Sci-Fi-Oper finden. Sei es R2D2s Geschrei oder die Jubelarien eines Tusken Raiders. Wer sich im Star-Wars-Universum auskennt, dem wird hier ob der vielen liebevollen Einbindungen das Herz aufgehen. Denn von etwaigen Darstellungen der Serie (Fisher, Williams, Park) bis hin zu Ewoks und Seitenhieben auf Jar Jar Binks haben sich die Autoren Ernest Cline und Adam F. Goldberg weiß Gott nicht lumpen lassen. Und mit den Referenzen an Star Wars allein hört es nicht auf, quillt Fanboys vor nerdigen Anspielungen doch nur so über. Egal ob RoboCop, Judgment Day oder zahlreiche Marvel-Comis – wer selbst Nerd ist findet sich hier wieder und amüsiert sich an den dutzenden Seitenhieben, Querverweisen und Hommagen. Dabei nutzt Fanboys den Moment sogar, um eine andere Filmreihe unverhohlen zu bitchslappen.
Als großer Konkurrent wird Star Trek aufgebaut und dieses auch genüsslich durch den Kakao gezogen ("Captain Picard is not gay. He's British." - "Come on. 'Make it so!'"). Dummerweise müssen sich Newman und Co. zu Schulde kommen lassen, dass sie den zu Beginn noch gelungenen Gag durch erneutes Aufbringen zu Beginn des dritten Aktes leider etwas totreiten. Hier macht sich auch die zu lang – und vielfältig – geratene Präsenz von Seth Rogen bemerkbar, der momentan wohl aus keiner US-Komödie wegzudenken ist. Dabei ist er letztlich nur einer von vielen Prominenten, die sich hier die Klinke in die Hand geben. Von Shooter McGavin über James T. Kirk bis hin zu den Lagerarbeitern aus The Office, um es dem Trailer entsprechend auszudrücken. Von diesen zahlreichen Cameos sind nüchtern betrachtet jedoch nur die wenigsten wirklich gelungen. Zumindest hinsichtlich ihrer Einbindung in das ziemlich dünne Handlungsgerüst. Während dies bei Danny Trejo oder Danny R. McBride noch halbwegs funktioniert, wirken die durch Nachdrehs eingefügten Kevin Smith und Jason Mewes (obschon das Smith-Fan-Herz etwas schneller schlägt) deutlich fehl am Platz. Im Nachhinein sind aber auch sie wie der Rest des Filmes nichts als eine einzige nerdige Anspielung, die man nicht zu hinterfragen hat.
So ist Fanboys, wie es der Titel bereits verrät, zuvorderst ein Film für Fans von Star Wars. Diese werden auch gnädig über die nicht wirkliche vorhandene Handlung hinwegsehen, wie auch über die etwas plumpen und altbackenen Gags. Denn dafür sind einem als Fanboy die Fanboys (und –girls, Kristen Bell soll nicht außen vor bleiben) auf der Leinwand viel zu sympathisch. Ihr Enthusiasmus hinsichtlich The Phantom Menace (erst zum Schluss zeichnet sich die prophetische Befürchtung ab, der Film könnte eine Enttäuschung darstellen) und all die Widrigkeiten, die sie auf dem Weg dorthin auf sich nehmen müssen. Wie bei TV-Serien wie Chuck oder The Big Bang Theory lacht der Nerd am liebsten über sich selbst. Schon alleine, weil er sich wiedererkennt. Man lacht über Verweise auf den Flux-Kompensator oder wenn Hutch sich plötzlich mit den Worten „Snikt!“ in den Kampf stürzt. Hier mag der ein oder andere Zuschauer – speziell das jüngere Publikum – sicher verdutzt dreinblicken, doch was wissen die schon? Welche Filmreihe eignet sich denn heute noch zum Fanboytum? Saw ganz sicher nicht, am ehesten noch Lord of the Rings. Doch glücklicherweise hat Kevin Smith bereits in An Evening With Kevin Smith 2: Evening Harder vor Augen geführt, weshalb es dennoch nur die eine, die unvergleiche Trilogie gibt. Und mit ihr diese einzigartige Filmreihe. Star Wars ist die Heimat des Fanboytums. Und Fanboys, ja, Fanboys ist letztlich dann auch irgendwie, wie nach Hause kommen.
8/10 – erschienen bei Wicked-Vision
Fanboy. Die Internetrecherche ergibt unterschiedliche Treffer, die letztlich aber alle in dieselbe Richtung gehen und sich wie folgt erklären lassen: jemand, der enthusiastisch/blind einem – in diesem Fall – Film bzw. einer Filmreihe folgt. Quasi ein Fan über alle Maße. Jemand, der sich lautstarke Diskussionen mit Freunden hingibt, die sich um Nebensächlichkeiten drehen. Menschen, die sich am helllichten Tag einer Massenschlägerei mit Anhängern einer konkurrierenden Filmreihe hingeben. Oder auch Personen, die Petitionen einreichen, um fiktive Elemente eines Filmes ins das reale Leben übernehmen zu lassen. Seit dem Jahr 2001 geben zum Beispiel zahlreiche Menschen im britischen Commonwealth bei Befragungen ihre Religion als Jediismus an. Es handelt sich um … Fanboys! Anhänger von George Lucas’ Schöpfung Star Wars und seinen beiden Fortsetzungen der Ursprungstrilogie. Ende des vergangenen Jahrhunderts spielte für diese Menschen ein potentieller Weltuntergang am Milennium keine Rolle. Für sie zählte nur ein Datum: der 19. Mai 1999. Star Wars kehrte zurück. Star Wars kehrte, auf eine Art und Weise, nach Hause.
Nun drehte Kyle Newman mit Fanboys einen Film von Fanboys über Fanboys für Fanboys. Die Geschichte einer Gruppe von vier Kumpels, die eines Abends beschlossen quer durch Amerika zu George Lucas’ Skywalker Ranch zu fahren, um einen Rohschnitt von The Phantom Menace zu sehen, sollte eigentlich bereits letztes Jahr im Kino laufen. Wäre da nicht Harvey Weinstein gewesen. Der personifizierte und auf Erden wandelnde Teufel wollte den Film nach Testvorführungen umschneiden lassen und ihn seiner Ausgangslage berauben. Denn ausschlaggebend für Erics (Sam Huntington), Hutchs (Dan Fogler) und Windows (Jay Baruchel) Roadtrip ist die Krebserkrankung – und der bevorstehende Tod – von ihrem Kumpel Linus (Chris Marquette). Dieser wird die Premiere von Episode I nicht mehr erleben, weshalb sich Eric, der zuletzt vor drei Jahren mit seinem ehemaligen besten Freund Linus Kontakt hatte, zu der wahnwitzigen Aktion überreden lässt. Doch wer will schon über Krebs lachen, dachte sich Weinstein. Wie er sich bereits zuvor dachte, dass wohl kaum jemand den ursprünglichen GrindHouse-Film von Tarantino und Rodriguez sehen wollte. Fanboys wurde umgeschnitten, boykottiert und kommt nun letztlich in seiner originalen Fassung in die Kinos. Jene Fassung, die sogar von Lucas’ – selbst nicht weniger diabolisch, wenn es um Geldscheffelei geht – abgesegnet wurde.
Allerdings sollte man sich nichts vormachen. Fanboys erzählt im Grunde keine wirkliche Geschichte, verfügt eigentlich nicht mal über ein richtiges Drehbuch. Ähnlich wie Kevin Smiths Jay & Silent Bob Strike Back ist Fanboys primär eine Ansammlung von Szenen und Sequenzen, die sich zuvorderst an die Fans richten. Dies fängt hier bereits damit an, dass das Logo der Weinstein Company mit Lichtschwerter-Sound untermalt wird. Oder sich auch sonst durch den ganzen Film hindurch – dank Lucas – Soundeffekte der Sci-Fi-Oper finden. Sei es R2D2s Geschrei oder die Jubelarien eines Tusken Raiders. Wer sich im Star-Wars-Universum auskennt, dem wird hier ob der vielen liebevollen Einbindungen das Herz aufgehen. Denn von etwaigen Darstellungen der Serie (Fisher, Williams, Park) bis hin zu Ewoks und Seitenhieben auf Jar Jar Binks haben sich die Autoren Ernest Cline und Adam F. Goldberg weiß Gott nicht lumpen lassen. Und mit den Referenzen an Star Wars allein hört es nicht auf, quillt Fanboys vor nerdigen Anspielungen doch nur so über. Egal ob RoboCop, Judgment Day oder zahlreiche Marvel-Comis – wer selbst Nerd ist findet sich hier wieder und amüsiert sich an den dutzenden Seitenhieben, Querverweisen und Hommagen. Dabei nutzt Fanboys den Moment sogar, um eine andere Filmreihe unverhohlen zu bitchslappen.
Als großer Konkurrent wird Star Trek aufgebaut und dieses auch genüsslich durch den Kakao gezogen ("Captain Picard is not gay. He's British." - "Come on. 'Make it so!'"). Dummerweise müssen sich Newman und Co. zu Schulde kommen lassen, dass sie den zu Beginn noch gelungenen Gag durch erneutes Aufbringen zu Beginn des dritten Aktes leider etwas totreiten. Hier macht sich auch die zu lang – und vielfältig – geratene Präsenz von Seth Rogen bemerkbar, der momentan wohl aus keiner US-Komödie wegzudenken ist. Dabei ist er letztlich nur einer von vielen Prominenten, die sich hier die Klinke in die Hand geben. Von Shooter McGavin über James T. Kirk bis hin zu den Lagerarbeitern aus The Office, um es dem Trailer entsprechend auszudrücken. Von diesen zahlreichen Cameos sind nüchtern betrachtet jedoch nur die wenigsten wirklich gelungen. Zumindest hinsichtlich ihrer Einbindung in das ziemlich dünne Handlungsgerüst. Während dies bei Danny Trejo oder Danny R. McBride noch halbwegs funktioniert, wirken die durch Nachdrehs eingefügten Kevin Smith und Jason Mewes (obschon das Smith-Fan-Herz etwas schneller schlägt) deutlich fehl am Platz. Im Nachhinein sind aber auch sie wie der Rest des Filmes nichts als eine einzige nerdige Anspielung, die man nicht zu hinterfragen hat.
So ist Fanboys, wie es der Titel bereits verrät, zuvorderst ein Film für Fans von Star Wars. Diese werden auch gnädig über die nicht wirkliche vorhandene Handlung hinwegsehen, wie auch über die etwas plumpen und altbackenen Gags. Denn dafür sind einem als Fanboy die Fanboys (und –girls, Kristen Bell soll nicht außen vor bleiben) auf der Leinwand viel zu sympathisch. Ihr Enthusiasmus hinsichtlich The Phantom Menace (erst zum Schluss zeichnet sich die prophetische Befürchtung ab, der Film könnte eine Enttäuschung darstellen) und all die Widrigkeiten, die sie auf dem Weg dorthin auf sich nehmen müssen. Wie bei TV-Serien wie Chuck oder The Big Bang Theory lacht der Nerd am liebsten über sich selbst. Schon alleine, weil er sich wiedererkennt. Man lacht über Verweise auf den Flux-Kompensator oder wenn Hutch sich plötzlich mit den Worten „Snikt!“ in den Kampf stürzt. Hier mag der ein oder andere Zuschauer – speziell das jüngere Publikum – sicher verdutzt dreinblicken, doch was wissen die schon? Welche Filmreihe eignet sich denn heute noch zum Fanboytum? Saw ganz sicher nicht, am ehesten noch Lord of the Rings. Doch glücklicherweise hat Kevin Smith bereits in An Evening With Kevin Smith 2: Evening Harder vor Augen geführt, weshalb es dennoch nur die eine, die unvergleiche Trilogie gibt. Und mit ihr diese einzigartige Filmreihe. Star Wars ist die Heimat des Fanboytums. Und Fanboys, ja, Fanboys ist letztlich dann auch irgendwie, wie nach Hause kommen.
8/10 – erschienen bei Wicked-Vision
Wie ich mich auf diesen Film freue. Könnte die dringend nötige Dosis Eskapsimus sein. Leider wird er hier nur in der Synchro laufen. Mal sehen, ob ich noch zu einer Sichtung komme.
AntwortenLöschenDoch wer will schon über Krebs lachen, dachte sich Weinstein.
AntwortenLöschenUnd recht hatte er! Dieser Erzählbogen wirkt im Film völlig fehlplatziert und nur halbärschig umgesetzt. Und wirklich notwendig wäre er auch nicht gewesen.
Ansonsten überwiegende Zustimmung. Ein Film von Fans für Fans, aber mehr als intertextuelle Schenkelklopfer hat er dann auch nicht zu bieten.
Ich finde ihn nicht deplatziert, in meinen Augen ist das eine "plausible" Ausgangsbasis für den Trip. Aber das sieht wohl jeder unterschiedlich :)
AntwortenLöschenIch bin auch mächtig gespannt auf den Film... deine Rezension hat es geschafft mir gleichzeitig Lust auf den Film zu machen, und mir die Vorfreude dazu etwas einzuschränken...
AntwortenLöschenÜber Krebs kann man lachen, wenn es gut gemacht ist...
Naja ich bin gespannt!