Posts mit dem Label Joey Lauren Adams werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Joey Lauren Adams werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

23. Januar 2010

Dazed and Confused

You guys are kings of the school. What are you bitching about?

Die Schule ist im Grunde ein unbeliebter Ort, wo kein Schüler hin will und wenn er dort ist, sich geistig verabschiedet. Da hilft auch der Klassiker „Man lernt für’s Leben und nicht für die Schule“ nichts, denn wie soll ein Jugendlicher vorausschauend die nächsten 50 Jahre seines Lebens planen und somit für den Berufszweig, der für ihn von Bedeutung sein wird. Dabei ist die Schule eigentlich ein großartiges soziales Netzwerk, in dem sich Freunde finden und man sich jeden Tag trifft. Nun mag es auch nur in High-School-Filmen so sein, dass Schüler auch aus narrativen Gründen abends oder am Wochenende die Zeit miteinander verbringen.

Doch gerade außerhalb von Großstädten, in kleinen Orten, wo es nur eine oder zwei Schulen gibt, sind die eigenen Freunde ohnehin gezwungen, mit einem dieselbe Schule zu besuchen. Am Ende liegt es somit weder an der Schule an sich, gegen die man rebelliert, sondern am alles überschattenden (politischen) System, die dem Freiheitsstreben des gemeinen Jugendlichen zuwider läuft. Seien es die sport-politischen Strukturen wie sie in Filmen wie Varsity Blues, Friday Night Lights oder Hoosiers thematisiert werden oder sozio-kulturelle Klassenkämpfe, eingefangen durch Genre-Beiträge wie Heathers oder Clueless.

Mit Richard Linklaters Dazed and Confused findet man ein wenig von beidem und sowieso ist Linklaters Genrebeitrag von 1993 inzwischen ein Kultwerk und exemplarisches Beispiel zugleich. Am 28. Mai 1976, dem letzten Schultag vor den Sommerferien, begleitet das Publikum mehrere Charaktere in einer sinnfreien Handlung. “We know plots suck, (..) so nothing much happens” erkannte Peter Travers im Rolling Stone gut. Denn in der Tat passiert eigentlich nichts in Linklaters Film, außer dass die High-School-Schüler am letzten Schultag ziellos durch die Straßen fahren, um währenddessen zu trinken, zu kiffen und vor allem auch zu flirten.

Es ist zwar kein Abschied und Lossagen zum College und doch verbindet Dazed and Confused viel mit American Graffiti. Denn Linklaters Film ist “the American Graffiti for the slacker generation”, wie es Empire ausdrückte. Im Nachhinein behandelt der Film wohl am ehesten noch den Status des High-School-Schülers und das „System“, in welches man sich unterordnen muss bzw. lässt. Dass hierbei – wie es sich für einen US-amerikanischen High-School-Film gehört – neben Nerds und Losern auch Jocks, beliebte Mädchen, Alkohol und Sex eine Rolle spielen, versteht sich von selbst. Auch der Tokenismus kommt hier zum Tragen.

Randall (Jason London), wegen seines Nachnamens (‘Floyd’) von seinen Freunden nur ‘Pink’ genannt, ist zwar mit Simone (Joey Lauren Adams) zusammen, doch in der High School ist man nicht wirklich mit jemandem zusammen. Er verabredet sich nur lose mit ihr für den folgenden Abend, ignoriert sie während dessen Verlauf und wird am Ende mit einer anderen zum Rummachen verschwinden. Pink ist Quarterback des Football-Teams, was ihm eine besondere Stellung in der schulischen Klassengesellschaft verschafft. Doch im Gegensatz zu anderen Genrekollegen ist Pink kein Arschloch, sondern erinnert vielmehr an Cappie aus Lucas.

Zwar hängt er viel mit seinen Team-Kollegen Benny (Cole Hauser) und Dawson (Sasha Jenson) ab, doch auch mit dem Slacker Slater (Rory Cochrane) und dem Nerd Mike (Adam Goldberg). Als der letzte Schultag einen schmerzlichen Initiationsritus für die neuen Schüler wie Mitch (Wiley Wiggins) mit sich bringt, zeigt sich Pink so kulant, sich zum einen nicht am Ritus zu beteiligen und zum anderen den Freshman auf die nächtliche Partytour mitzunehmen. Hierin, in den kiffenden Football-Spielern, die mit den Losern, Nerds, und Kiffern abhängen, unterscheidet sich Dazed and Confused dann überraschend von der klassischen High-School-Komödie.

Das mag daran liegen, dass in der Lee High School in Texas alle miteinander aufgewachsen sind oder dass Linklater wie in seinem Debüt Slacker vielen Figuren folgen will und dies am ehesten schafft, indem jeder mit jedem abhängt. Es ist jedoch auch der Kiffer-Unterton, der hier stärker als in anderen Filmen wie Fast Times at Ridgemont High auftritt, der alle zu einem großen friedlichen Ganzen werden lässt. Da hängen Pink, Benny und Dawson sogar mit O’Bannion (Ben Affleck) ab, den eigentlich niemand mag und von dem es heißt, er sei nur sitzengeblieben, um nochmals als älterer Schüler dem Initiationsritus der Jüngeren beizuwohnen.

Dass Linklater jenem Ritus in der ersten Hälfte auch aufgrund von Mitch eine größere Aufmerksamkeit schenkt, um ihn dann in der zweiten Hälfte vollends zu den Akten zu legen, passt schließlich ins Bild des Films. Denn die Erzählung der Geschichte ist mindestens genau beduselt und irritiert, wie die Figuren in der Geschichte selbst. Subtile Ausflüge in die Problemfelder der Jugendlichen bleiben hierbei aus, was nicht weiter stört, da im Grunde außer Pinks Konfrontation mit seinem Coach (er soll eine Versicherung unterschreiben, dass er im Sommer keine Drogen nimmt) auch keine Figur wirkliche Probleme zu haben scheint.

Natürlich, Mitch will zuerst den Arsch nicht voll kriegen und Simone will von Pink mehr beachtet werden, aber im Grunde scheint alles okay in der Welt dieser Jugendlichen. Dass Pink den Wisch nicht unterzeichnet, stößt lediglich bei seinen Mitspielern Dawson und Benny sauer auf, doch diese Nebenhandlung erscheint Linklater zu ernst, als dass er sie tiefgründiger thematisieren würde. Erst kurz vor dem Ende, als die Nacht auf dem Football-Feld ausgeklungen wird, fördert ausgerechnet Ex-Schüler Wooderson (Matthew McConaughey) etwas mit Substanz hervor: “The older you get, the more rules they are going to try and get you to follow”.

“You just gotta keep on livin’, man”, rät er Pink. Andere Aspekte, wie die Notwendigkeit eines Initiationsritus an sich oder aber der Druck der Zukunft, wie ihn nur wenige der Jugendlichen wie Mike spüren, beachtet Linklater eigentlich kaum. Somit zählt Dazed and Confused zu den wenigen Genre-Beiträgen, die sich kaum wirklich mit der Problemwelt der Protagonisten beschäftigen. Dafür lässt Linklater den Zuschauer zu wenig am Innenleben der Charaktere teilhaben, von denen einige wie Pickford (Shawn Andrews) und Freundin Michelle (Milla Jovovich) an sich auch komplett aus der Handlung hätten gestrichen werden können.

Ein möglicher Ansatzpunkt wäre gewesen, weshalb Pink überhaupt Football spielt (selbst wenn er gegenüber Dawson impliziert, dass es darum geht, mit Mädchen Sex zu haben). Oder noch viel interessanter: wieso Wooderson auch als Twen noch mit Schülern abhängt. Zwar schiebt Linklater auch hier einen sexuellen Vorwand vor (“That’s what I love about these high school girls, man. I get older, they stay the same age.”), doch gerade Wooderson, der immerhin in der zweiten Hälfte recht prominent vertreten ist, hätte Potential für ein bisschen Tiefgründigkeit gehabt (sieht man mal von seiner finalen Weisheit für Pink am Ende ab).

Stattdessen versucht sich Linklater vormerklich daran, das Flair einzufangen, wofür er sich großzügig der Musik bedient. Von Alice Coopers School’s Out über Lynyrd Skynyrds Tuesday’s Gone bis hin zu Black Sabbaths Paranoid und Wars Why Can’t We Be Friends lässt er kaum fünf Minuten verstreichen, ohne sie mit Musik von ZZ Top, Peter Frampton oder KISS aus dem Off zu begleiten. Da verwundert es dann nicht, dass allein für die Musikrechte schon eine Million Dollar des 6-Millionen-Budgets draufgegangen sind. Das macht den Ausflug in die Siebziger zwar nostalgischer, hilft aber auch nicht, ein stimmiges Ganzes zu kreieren.

An sich unterscheidet Dazed and Confused nichts von anderen High-School-Komödien. Pflichtbewusst wird die Checkliste (Jocks, Slacker, beliebte Mädchen, Nerds, token black guy, Populärmusik) abgearbeitet und auch die Schauspieler befinden sich durchschnittlich Anfang 20 oder drüber (Joey Lauren Adams war 24, Sasha Jensen sogar 28). Lediglich Cole Hauser und Milla Jovovich mit 17 Jahren waren alterstechnisch an der Zielgruppe. Namhaft ist der Film allemal, finden sich in Nebenrollen Ben Affleck, Parker Posey, Cole Hauser, Joey Lauren Adams, Milla Jovovich, Adam Goldberg, Matthew McConaughey und Reneé Zellweger.

Amüsant sind die späteren Filme, die meist gerade McConaughy wieder mit einigen Mitstreitern zusammen führen sollten (McConaughy und Zellweger in Texas Chainsaw Massacre: The Next Generation, McConaughy und Affleck in Glory Daze, McConaughy und Hauser in Paparazzi, Affleck und Adams in Mallrats und Chasing Amy). Im Nachhinein fehlt es Linklater an einem Fokus, sodass sein Werk zum unkoordinierten Cruisen und Kiffen verkommt, mit eindimensionalen Figuren denen es an Emotion fehlt. Im Vergleich zu anderen Filmen des Genres etwas enttäuschend, aber grundsätzlich ein würdiger Vertreter.

8.5/10

31. Oktober 2007

Chasing Amy

Fuck Lando Calrissian! Uncle-Tom nigger!

Von all seinen Filmen ist Chasing Amy nicht nur mein persönlicher Lieblingsfilm, sondern auch Kevin Smiths ehrlichster, authentischster und ernstester Film. Er markiert seinen dritten Film nach Clerks und Mallrats und ist Bestandteil seiner View Askewniverse Reihe, welche in New Jersey spielt und auf sich untereinander verweist. Mit liebevollen Referenzen zu Butch Cassidy & Sundance Kid, Jaws, The Catcher in the Rye oder wie meistens Star Wars gespeist, erzählt Smith eine Geschichte, die er für seine Freunde Ben Affleck, Jason Lee und seine damalige Freundin Joey Lauren Adams (alle schon Teil von Mallrats) geschrieben hatte. Mit dieser Idee, seine Freunde in den Hauptrollen zu besetzen, war Miramax wenig begeistert und wollte lieber bekanntere Gesichter wie Jon Stewart, David Schwimmer und Drew Barrymore casten. Smith begehrte jedoch auf und schlug Miramax vor, den Film selbst zu finanzieren und bei Interesse dann an sie zu verkaufen – am Ende kam er dann mit 1/24 des Mallrats-Budgets nach Hause. Dies bildet eine sehr unterhaltsame Anekdote in Smiths Q&A-DVD An Evening With Kevin Smith. Chasing Amy wurde also für 250.000 Dollar produziert und mit Kevin Smiths Wunschbesetzung verfilmt.

Holden McNeil (Ben Affleck) und Banky Edwards (Jason Lee) sind Zeichner für den Bluntman & Chronic Comic und lernen auf einer ComicCon durch ihren Bekannten, den schwulen Malcom-X-Verschnitt Hooper (Dwight Ewell), die Comicautorin Alyssa Jones (Joey Lauren Adams) kennen. Wenige Tage später lädt Alyssa Holden und Banky in einen Club ein, wo sie auf die Bühne gebeten wird um ein Lied anzustimmen. Es handelt sich um eine Liebeserklärung und Holden fühlt sich sichtlich geschmeichelt, während sich eine kurzhaarige Blondine neben ihn drängt. Als Alyssa fertig gesungen hat will Holden sie geradewegs in seinen Armen empfangen, als Alyssa eine wilde Knutscherei mit ebenjener kurzhaarigen Blondine beginnt! Nun wird auch Banky allmählich klar, dass sich die beiden in einer Lesben-Bar befinden. Nachdem er den anfänglichen Schock überwunden hat beginnt Holden eine intensive Freundschaft mit Alyssa, bis das unweigerliche kommen muss: beide verlieben sich ineinander. Als sie tatsächlich eine Beziehung eingehen muss Holden sich nicht nur mit der Eifersucht seines besten Kumpels Banky auseinander setzen, sondern auch mit Alyssas Vergangenheit.

Kevin Smiths ganz persönlicher Science-Fiction Film, denn jede homosexuelle Frau würde sagen, dass dies niemals passieren wird, beeindruckt durch seinen ernsten und stringenten Ton, nicht unterbrochen von irgendwelchen zottigen Einschüben. Er weiß sich sogar selber auf die Schippe zu nehmen, wenn er Holden in einer Szene sagen lässt, dass er sich eigentlich zu höherem berufen fühlt und einen Comic zu schreiben nicht zu seinen Träumen gezählt hat. Aber er wisse auch, dass Schwanz- und Furz-Witze eben für seinen Unterhalt sorgen, selbst wenn er nicht für seine Arbeit an Bluntman & Chronic in Erinnerung behalten werden will. Smiths Fans, besonders die Nordamerikanischen, lieben seinen primitiven Humor, welcher sich um Sex, Schwänze und derlei mehr dreht, Mallrats selbst ist durchzogen von diesem Humor und auch in Dogma und Jay & Silent Bob Strike Back findet dieser wieder Einzug. In Chasing Amy jedoch beschäftigt sich Smith mit der Liebe und zwar auf eine sehr ernste Weise, zumindest unter dem Deckmantel von diskriminierenden Beleidigungen seitens Banky. Holden verliebt sich in die lesbische Alyssa und kann seine Gefühle zu einem Zeitpunkt nicht mehr zurückhalten. Er spürt, dass Alyssa ähnliche Gefühle für ihn hat, sieht jedoch nicht das Problem, vor welches er Alyssa stellt und dass sie ihm auch offenbart: für Holden würde sich in einer Beziehung nichts ändern, doch Alyssa muss ihre ganze Persönlichkeit hinterfragen und so hat sie auch mit den Reaktionen ihrer lesbischen Freundinnen hinterher zu kämpfen.

Banky betrachtet Holdens Gefühle für Alyssa als Eingreif in sein Terrain, sah er Holden und sich doch als eine Art dynamisches Duo. Es stört Banky jedoch die zweite Geige zu sein und für seine Arbeit – die Linien von Holden nachzuzeichnen – nicht die gebührende Anerkennung zu erfahren. Mit Alyssas Auftreten gerät Banky immer mehr ins Hintertreffen, Holden verbringt weniger Zeit mit ihm, als mit seiner neuen Freundin. Seine scheinbar homophobe Art wird im Laufe des Films mehrfach thematisiert und Banky ist sicherlich die männliche Figur in Smiths Handlung, wenn er Alyssa beispielsweise fragt, ob sie, da sie ja auf Frauen steht, den ganzen Tag nackt vorm Spiegel verbringt. Aus dieser Dreiecksgeschichte kristallisiert sich ein – für Smithverhältnisse – hochdramatisches Finale heraus, welches eine andere Wendung nimmt, wie in allen anderen Smith Filmen. Sein inszenatorisches Talent ist dabei auf das einfachste konzentriert und Smith erklärt auch selber im Audiokommentar und im Zuge seiner Evening-DVD dass dies das beste ist, was man von ihm erwarten kann – alles natürlich immer mit einem Augenzwinkern. Die Ernsthaftigkeit des Filmes wird zudem auch von seiner musikalischen Unterstützung bekräftigt, welche wie vieles andere untypisch für einen klassischen Smith-Film ist (auch wenn Jay & Silent Bob ihren obligatorischen Auftritt haben). In Kurzauftritten sind nicht nur Produzent Scott Mosier, sondern auch Ben Afflecks Bruder Casey, Clerks-Star Brian O’Halloran und Matt Damon zu bewundern.

Wie erwähnt beinhaltet Chasing Amy wie immer bei Smith Verweise und Diskussionen zu Star Wars und bietet nicht nur durch Hooper eine schöne Referenz zu Smiths Lieblingsfilm Jaws, sondern auch durch eine unterhaltsam-übernommene Szene, welche wie Smith im AK erwähnt alle Zuschauer unter 17 an Lethal Weapon 3 und alle anderen drüber richtigerweise an Jaws erinnern wird. Sehr gelungen ist auch ein Seitenhieb von Jason Mewes auf sich selbst, wenn er den Ausruf „Snoochie-Boochie“ als Kindersprache verklärt. Neben dem Film lässt sich auf der Criterion Edition der DVD auch Smiths Audiokommentar bewundern, welcher durch Jason Mewes, Scott Mosier, Ben Affleck und andere ergänz wird, was zur Folge hat, dass weniger über den Film per se gesprochen wird, sondern Smith dieses Medium zu seinem Affleck-bashing benutzt, bzw. vice versa. Dieser Schlagabtausch wird auch in den Intros zu einigen geschnittenen Szenen fortgesetzt, welche zumeist wegen ihrer Länge oder – wie Smith es ausdrückt – wegen Afflecks „zu gutem Spiel“ aus dem Film entfernt wurden. Für Fans von Kevin Smith ist Chasing Amy auf alle Fälle eine Pflicht-DVD im Regal (auch wenn Smith selber zur damaligen Zeit die Laserdiscs vorzog) und toppt für mich persönlich alle seine anderen Werke um ein kleines bisschen, weshalb er mein erklärter Lieblingsfilm von ihm ist und immer wieder gerne gesehen wird.

9/10

18. August 2007

Mallrats

I have no respect for people with no shopping agenda.

Was macht jemand, wenn er die Filmschule abbricht? Richtig, er schreibt ein Drehbuch, basierend auf persönlichen Erfahrungen und finanziert das ganze indem er mehrere Kreditkarten bis zu ihrem Maximum ausschöpft. Anschließend reicht er den Film bei den Filmfestspielen von Cannes ein und gewinnt gleich einen Preis. Vielleicht klappt das aber auch nur, wenn man Kevin Smith heißt. 1994 mit Clerks. – für bescheidene $ 28.000 gedreht – erreichte Smith einen Grad an Popularität, der bis zum heutigen Tag angehalten und ihm eine große Fangemeinschaft beschert hat. Dass das Ganze mehr mit Glück als mit Verstand zu tun hatte, gibt auch Smith zu, der seinen Glauben in Gott darin begründet, dass er eine Filmkarriere hat. Nichtsdestotrotz war es ihm durch seinen Erfolg mit Clerks. bereits ein Jahr später gestattet diesen zweiten Film in seiner ViewAskewiverse-Reihe mit einem Budget von sechs Millionen Dollar zu verfilmen.

In Mallrats geht es um die Beziehungsprobleme der beiden Loser Brodie (Jason Lee) und T.S. (Jeremy London) mit ihren Freundinnen Rene (Shannen Doherty) und Brandi (Claire Forlani). Mit ihrem Latein am Ende verziehen sich beide in ihr örtliches Einkaufszentrum, wo sie auf ihre ebenso nichtsnutzigen Freunde Jay & Silent Bob, William, Gwen und Tricia Jones treffen. Neben Brandi’s Vater, dem ewiggeilen Shannen Hamilton und Sicherheitschef LaFours müssen sich die Freunde noch weiteren Hindernissen auf ihrem Weg zur glücklichen Liebe stellen. Soweit zur Handlung, falls man wieder mal überhaupt von einer Handlung sprechen kann (erstaunlicherweise haben viele Filme gar keine richtige Handlung, wie ich zuletzt öfters festgestellt habe). Denn die „Handlung“ ist für Smith nur die Verpackung für das eigentlich wichtige und auszeichnende seiner Filme: die Dialoge, bzw. der Dialogwitz.

Machen wir uns nichts vor, die Handlung ist bei Smith meistens nebensächlich, bestes Beispiel Jay & Silent Bob Strike Back, aber ebenso wären auch beide Clerks.-Streifen anzuführen. Smith’s Filme leben von seinem unvergleichlichen Humor, den aberwitzigen und oftmals vulgären Dialogen seiner Charaktere. Es findet sich in jedem seiner Filme mindestens eine Figur, die sprachliche Obszönitäten ausstößt (meistens sind es Jason Lee oder sein Namensvetter Mewes). Hieraus macht Smith keinen Hehl, hat er doch mit seinen Figuren oft mehrere Dinge gemeinsam, welche sich auch durch alle seine ViewAskewiverse-Filme ziehen: Comics und Filme, dazu dann noch Sex, bzw. Fellatio. Diese Themen behandelt Smith jedoch so charmant, wie kaum ein anderer und begründet damit seinen Erfolg. Den Vorwurf, dass er keinen Filmstil besitzt, hat er sich inzwischen zum Credo erhoben und sein Stil ist, dass er keinen Stil hat. Hauptkritikpunkt ist sicherlich – vor allem bei Mallrats – dass ebenjene Herzstücke die Dialoge sind und versucht wird, sich von einem Dialog zum nächsten zu retten. Meistens geschieht dies, indem Brodie „What the fuck?“ oder „Look who’s there!“ sagt und die Kamera anschließend die neue Szene einleitet.

Natürlich hat sich Smith nicht vorgenommen, das Kino neu zu erfinden, dass weiß er auch ganz genau. Der Mann – zum Schock der Studios – will einfach nur Spaß haben und mit seinen Freunden Filme drehen (in jedem seiner Filme spielt einer seiner Freunde die Hauptrolle). Als Vorlage dienen teilweise aberwitzige Anekdoten (von denen Smith genügend hat, bei Interesse empfiehl sich An Evening With Kevin Smith) um die Essensregulierung in Kaufhäusern oder das Aufmischen von übergroßen Osterhasen, nicht zu reden von Ivannah, der oben-ohne Wahrsagerin mit drei Nippeln. Gerade in solchen Szene liegt der Witz, wenn Brodie mit seiner Ex die Besuchsrechte für das Einkaufszentrum ausmacht oder sich aus Rache die Hand in den Arsch steckt, um Brandi’s Vater anschließend schoko-überzogene Minibrezeln anzudrehen. Smith ist eben kein Ästhet, sondern ein Mann des vulgären Humors, diesen beherrscht er dann aber doch mit einem gewissen Stil und driftet nicht in Untiefen wie American Pie ab.

Abgerundet wird das ganze mit Verweisen auf Klassiker wie Blues Brothers, American Graffiti oder Jaws, einem tollen Gastauftritt von Stan Lee und Brüsten (was braucht ein Mann mehr?). Interessant ist noch die Tatsache, dass Jason Mewes wegen seiner Drogensucht eigentlich von Seth Green hätte abgelöst werden sollen und unter anderem Jennifer Love Hewitt und Reese Witherspoone für den Part von Tricia Jones vorsprachen. Mut zur Selbstironie wird auch in den Charakteren bewiesen, so ist Ben Affleck’s Figur nach Shannen Doherty und ihren kurzzeitigen Ehemann Anthony Hamilton benannt, während Doherty’s Figur mit Nachnamen Mosier heißt, benannt nach Scott Mosier, dem Freund und Produzenten von Smith. Kleine Anekdoten wie diese und die vielen liebenswerten Charaktere, die auf Freunden und Bekannten von Smith basiert sind, machen den Charme seiner Filme aus und auch wenn sie keine Wilder’s sind, unterhalten sie einen dennoch meistens köstlich.

7/10