Gegen Ende der 1980er Jahre hatte Regisseur Stanley Kubrick eine Vision für eines seiner vielen Film-Projekte, basierend auf der Kurzgeschichte Super-Toys Last All Summer Long von Brian Aldiss. Obschon Aldiss und Kubrick bis Mitte der 1990er hinein an einer Realisierung des Projektes arbeiteten, schieden sie aufgrund kreativer Differenzen schließlich auseinander. Stattdessen arbeitete Kubrick mit dem britischen SF-Autor Ian Watson an einer filmischen Umsetzung der Handlung. Nachdem Kubrick an die 200 Skizzen und Zeichnungen für das Storyboard Design ausgearbeitet hatte, bekam er immer mehr den Eindruck, dass die Handlung viel eher zu seinem Freund Steven Spielberg passen würde, denn ihm selbst. Diesen holte er während der Entwicklung an Bord und legte ihm den Film nahe, obschon er wiederum Kubrick als passenderen Regisseur empfand. Als Kubrick jedoch 1999 unerwartet verstarb, nahm sich Spielberg erneut des Projektes an und verwirklichte es bereits zwei Jahre später. Als Produktion von Stanley Kubrick geführt, stellte Spielberg mehrfach klar, dass Artificial Intelligence eine Hommage an Kubrick sei.
Monica (Frances O’Connor) und ihr Mann Henry (Sam Robards) haben ihren Sohn Martin an eine unheilbare Krankheit verloren, die Ärzte eine Genesung aufgegeben. Da gelingt in Henrys Firma Cybertronics eine Revolution, als deren Leiter, Prof. Hobby (William Hurt), einen Androiden herstellt, der Liebe empfinden kann. Dieser Android erhielt das äußere Erscheinungsbild von Hobbys eigenem verstorbenem Sohn David (Haley Joel Osment) und wird Henry als Prototyp anvertraut. Als Monica ihn programmiert und allmählich eine tiefe Zuneigung zu ihm empfindet, geschieht das Unerwartete: Martin erfährt eine Heilung. In David einen Rivalen sehend, provoziert Martin diesen immer wieder, bis er ihn in eine Situation manövriert, in der David nicht mehr tragbar ist. Anstatt diesen jedoch zu Cybertronics zur Verschrottung zu bringen, setzt ihn Monica im Wald aus. David setzt alles daran, Monicas Liebe wiederzugewinnen und macht sich auf die Suche nach der Blauen Fee, die ihn in einen echten Jungen verwandeln soll. Auf seiner Odyssee trifft er den Sex-Androiden Gigolo Joe (Jude Law), der ihn auf seiner gefährlichen Reise begleitet.
Im Grunde ist Artificial Intelligence eine futuristische Variante von Carlo Collodis Pinocchio: ein künstlicher, gefertigter Junge, der zum richtigen, lebendigen Junge werden will. Dies war Kubricks Idee und hatte unter anderem zum Bruch mit Aldiss geführt. Mitunter wirkt die Geschichte von Spielberg, der hier zum ersten Mal seit Poltergeist selbst am Drehbuch schrieb (wobei er die Vorlage von Kubrick verwendete), als wäre sie von Philip K. Dick. Schließlich wird die Frage thematisiert, was einen Menschen menschlich macht. Mit David wurde ein Android gebaut, der (programmierte) Liebe empfinden kann und dennoch wird er vom Menschen verstoßen. Speziell die Szene der Flesh Fair, einem überdrehten und gladiatorenhaften Jahrmarkt, zeigt diese humane Angst vor der Vermenschlichung der Androiden. Deren Besitzer Lord Johnson Johnson (Brendan Gleeson) ist zwar fasziniert von David, setzt ihn jedoch trotzdem dem Showprogramm aus. Die gewaltgeile Menge bringt es dann allerdings doch nicht fertig, diesen jungenhaften Roboter zu vernichten, obschon er seinen mechanischen Gefährten primär äußerlich nicht unähnlich ist.
Szenen wie diese sind überaus düster, selbst wenn sie Spielbergs typische Handschrift tragen. Glauben will man es ihm aber nicht, wenn er behauptet, die düsteren Szenen stammen von ihm selber und die Kitschigen von Kubrick. Der gesamte Handlungsverlauf schreit stets „Spielberg“, weshalb Kubrick wohl mit dem Projekt an Spielberg herangetreten war. Zwar baut Spielberg viele kubriksche Elemente wie die Ausleuchtung der Szenen oder die Darstellung des Menschen als gewaltgeiles Tier ein, wie ein Film des Altmeisters selbst wirkt das Resultat dennoch bei weitem nicht. Stattdessen erinnert Artificial Intelligence durch und durch an Spielbergs Filmografie und nicht an die von Kubrick. Dieser warme und durchweg sympathische Charakter von David, ohne jeglichen Makel, öffnet die Herzen der Zuschauer und lässt sie mit ihm und seinen Schicksal mitfiebern. Ein Attribut, wie es auf eigentlich keinen Kubrick-Film zutrifft. Auch wenn Artificial Intelligence als Märchen gedacht ist, lässt sich der Film nicht in die Kubrick-Schablone pressen. Denn dafür ist er von seinen Farben zu bunt, zu kräftig und nicht zuletzt zu kitschig.
Für sein Projekt konnte Spielberg besonders in den Nebenrollen Stars gewinnen, neben Jude Law wurden auch die Stimmen von Ben Kingsley, Meryl Streep, Chris Rock und Robin Williams integriert. Für die Musik war John Williams verantwortlich, was wiederum ein Beispiel dafür ist, wie die kubriksche Verkleidung nicht authentisch wirkt. Denn sogar für Spielbergs Standard gerät die Musik extrem kitschig und aufgesetzt. Selbst als Spielberg-Film funktioniert Artificial Intelligence somit nicht, wirkt er doch wie eine Mischung aus E.T. und Minority Report. Besonders seine Familienmoral stößt dabei verstärkt bitter auf, was aber auch an der Schauspielerei von Osment liegen kann. Davids Gequengel nach der Blauen Fee und der Liebe zu Monica geht einem nämlich spätestens in der Mitte des Filmes tierisch auf den Keks. Hierbei sind die besonders vorstechenden Elemente von Spielberg natürlich das Kind als Held im Zentrum des Geschehens, sowie satte und kräftige Farben. Alles wirkt ziemlich gekünstelt, dabei lässt sich kaum Kritik an den Effekten finden, die in der Tat dem typisch spielbergschen Standards entsprechen.
Besonderes Highlight des Films ist Teddy, das filmische Beispiel eines Supertoys, der nicht nur knuffig aussieht, sondern auch eine goldige Stimme hat. Paradoxerweise ist Teddy auch die einzige rational denkende Figur in der gesamten Handlung. Sein katastrophales Ende findet Artificial Intelligence schließlich in seinem grotesk-absurden Finale. Sollte der Film so tatsächlich Kubricks Idee gewesen sein, wäre es die Schlechteste gewesen, die er je gehabt hatte. Aber hätte Kubrick den Film inszeniert, wäre er fraglos anders geworden. Vielleicht nicht zwingend unbedingt viel besser, aber sicherlich interessanter. So bleibt Artificial Intelligence der reine Versuch eines großen Regisseurs, die Idee eines anderen großen (größeren?) Regisseurs auf dessen Art und Weise zu verfilmen. Dabei ist das Ergebnis zu sehr Spielberg, um irgendwelche von Kubricks Elementen effektiv zu tragen und funktioniert nicht als Symbiose dieser beiden Männer, welche von ihrer Erzählstruktur so verschieden sind wie Feuer und Wasser. Am Ende ist das Resultat nicht mehr als ein gut gestylter, aber durchschnittlicher Film.
Monica (Frances O’Connor) und ihr Mann Henry (Sam Robards) haben ihren Sohn Martin an eine unheilbare Krankheit verloren, die Ärzte eine Genesung aufgegeben. Da gelingt in Henrys Firma Cybertronics eine Revolution, als deren Leiter, Prof. Hobby (William Hurt), einen Androiden herstellt, der Liebe empfinden kann. Dieser Android erhielt das äußere Erscheinungsbild von Hobbys eigenem verstorbenem Sohn David (Haley Joel Osment) und wird Henry als Prototyp anvertraut. Als Monica ihn programmiert und allmählich eine tiefe Zuneigung zu ihm empfindet, geschieht das Unerwartete: Martin erfährt eine Heilung. In David einen Rivalen sehend, provoziert Martin diesen immer wieder, bis er ihn in eine Situation manövriert, in der David nicht mehr tragbar ist. Anstatt diesen jedoch zu Cybertronics zur Verschrottung zu bringen, setzt ihn Monica im Wald aus. David setzt alles daran, Monicas Liebe wiederzugewinnen und macht sich auf die Suche nach der Blauen Fee, die ihn in einen echten Jungen verwandeln soll. Auf seiner Odyssee trifft er den Sex-Androiden Gigolo Joe (Jude Law), der ihn auf seiner gefährlichen Reise begleitet.
Im Grunde ist Artificial Intelligence eine futuristische Variante von Carlo Collodis Pinocchio: ein künstlicher, gefertigter Junge, der zum richtigen, lebendigen Junge werden will. Dies war Kubricks Idee und hatte unter anderem zum Bruch mit Aldiss geführt. Mitunter wirkt die Geschichte von Spielberg, der hier zum ersten Mal seit Poltergeist selbst am Drehbuch schrieb (wobei er die Vorlage von Kubrick verwendete), als wäre sie von Philip K. Dick. Schließlich wird die Frage thematisiert, was einen Menschen menschlich macht. Mit David wurde ein Android gebaut, der (programmierte) Liebe empfinden kann und dennoch wird er vom Menschen verstoßen. Speziell die Szene der Flesh Fair, einem überdrehten und gladiatorenhaften Jahrmarkt, zeigt diese humane Angst vor der Vermenschlichung der Androiden. Deren Besitzer Lord Johnson Johnson (Brendan Gleeson) ist zwar fasziniert von David, setzt ihn jedoch trotzdem dem Showprogramm aus. Die gewaltgeile Menge bringt es dann allerdings doch nicht fertig, diesen jungenhaften Roboter zu vernichten, obschon er seinen mechanischen Gefährten primär äußerlich nicht unähnlich ist.
Szenen wie diese sind überaus düster, selbst wenn sie Spielbergs typische Handschrift tragen. Glauben will man es ihm aber nicht, wenn er behauptet, die düsteren Szenen stammen von ihm selber und die Kitschigen von Kubrick. Der gesamte Handlungsverlauf schreit stets „Spielberg“, weshalb Kubrick wohl mit dem Projekt an Spielberg herangetreten war. Zwar baut Spielberg viele kubriksche Elemente wie die Ausleuchtung der Szenen oder die Darstellung des Menschen als gewaltgeiles Tier ein, wie ein Film des Altmeisters selbst wirkt das Resultat dennoch bei weitem nicht. Stattdessen erinnert Artificial Intelligence durch und durch an Spielbergs Filmografie und nicht an die von Kubrick. Dieser warme und durchweg sympathische Charakter von David, ohne jeglichen Makel, öffnet die Herzen der Zuschauer und lässt sie mit ihm und seinen Schicksal mitfiebern. Ein Attribut, wie es auf eigentlich keinen Kubrick-Film zutrifft. Auch wenn Artificial Intelligence als Märchen gedacht ist, lässt sich der Film nicht in die Kubrick-Schablone pressen. Denn dafür ist er von seinen Farben zu bunt, zu kräftig und nicht zuletzt zu kitschig.
Für sein Projekt konnte Spielberg besonders in den Nebenrollen Stars gewinnen, neben Jude Law wurden auch die Stimmen von Ben Kingsley, Meryl Streep, Chris Rock und Robin Williams integriert. Für die Musik war John Williams verantwortlich, was wiederum ein Beispiel dafür ist, wie die kubriksche Verkleidung nicht authentisch wirkt. Denn sogar für Spielbergs Standard gerät die Musik extrem kitschig und aufgesetzt. Selbst als Spielberg-Film funktioniert Artificial Intelligence somit nicht, wirkt er doch wie eine Mischung aus E.T. und Minority Report. Besonders seine Familienmoral stößt dabei verstärkt bitter auf, was aber auch an der Schauspielerei von Osment liegen kann. Davids Gequengel nach der Blauen Fee und der Liebe zu Monica geht einem nämlich spätestens in der Mitte des Filmes tierisch auf den Keks. Hierbei sind die besonders vorstechenden Elemente von Spielberg natürlich das Kind als Held im Zentrum des Geschehens, sowie satte und kräftige Farben. Alles wirkt ziemlich gekünstelt, dabei lässt sich kaum Kritik an den Effekten finden, die in der Tat dem typisch spielbergschen Standards entsprechen.
Besonderes Highlight des Films ist Teddy, das filmische Beispiel eines Supertoys, der nicht nur knuffig aussieht, sondern auch eine goldige Stimme hat. Paradoxerweise ist Teddy auch die einzige rational denkende Figur in der gesamten Handlung. Sein katastrophales Ende findet Artificial Intelligence schließlich in seinem grotesk-absurden Finale. Sollte der Film so tatsächlich Kubricks Idee gewesen sein, wäre es die Schlechteste gewesen, die er je gehabt hatte. Aber hätte Kubrick den Film inszeniert, wäre er fraglos anders geworden. Vielleicht nicht zwingend unbedingt viel besser, aber sicherlich interessanter. So bleibt Artificial Intelligence der reine Versuch eines großen Regisseurs, die Idee eines anderen großen (größeren?) Regisseurs auf dessen Art und Weise zu verfilmen. Dabei ist das Ergebnis zu sehr Spielberg, um irgendwelche von Kubricks Elementen effektiv zu tragen und funktioniert nicht als Symbiose dieser beiden Männer, welche von ihrer Erzählstruktur so verschieden sind wie Feuer und Wasser. Am Ende ist das Resultat nicht mehr als ein gut gestylter, aber durchschnittlicher Film.
5.5/10
Tolle Analyse zum Verhältnis Spielberg-Kubrick. Gerade mit dem Ende des Films hatte ich meine Probleme - vom grellbuntem Spielberg-Kitsch mal abgesehen, fand ich A.I. dann in den ersten zwei Dritteln recht gut. Und da Gefühle ein großes Thema des Films sind, kann man ihm auch nicht wirklich vorwerfen, im Rührseligen zu rühren. Ich habe gemischte Gefühle bei A.I. Sicherlich kein Glanzstück, aber wirklich grottig ist er dann auch nicht.
AntwortenLöschenIch weiß bis heute nicht, was ich von dem Film halten soll. Beim ersten Mal war ich geplättet, hin und weg, in jeder Hinsicht. Etwas später und mit gereifter Sichtweise gefiel mir nicht, wie Spielberg hier Kubrick zu huldigen versucht, während er ihn vielmehr fremdartig imitiert. Mich bewegt der Film zwar sehr, gleichzeitig finde ich ihn aber auch ziemlich flach und naiv, besonders am Ende, als uns Spielberg "einen Ödipus-Komplex als der Weisheit letzter Schluss" (Zitat eines Freundes) verkaufen will. Ich weiß es einfach nicht. ;)
AntwortenLöschenIch fand das Ende eigentlich recht gelungen und auch wieder kubrickesquer als den viel zu bunten und zu lauten Mittelteil, der deutlich Spielbergs Handschrift trägt - und ich mag Spielberg... ;-)
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