8. September 2007

Domino

Nobody messes with the WB!

Wenn Tony Scott reklamiert, dass sein Film auf wahren Begebenheiten beruht und dann hinzufügt, dass es eigentlich eher fast wahre Begebenheiten sind, dann dürfte im Prinzip schon alles über den Film gesagt sein. Scott, der immer im Schatten seines erfolgreicheren und berühmteren Bruders Ridley steht und stand, entwickelte in Domino zusammen mit Richard Kelly (Donnie Darko) eine Geschichte, welche sich an Eckdaten des ehemaligen Models und Kopfgeldjägerin Domino Harvey, Tochter des Schauspielers Laurence Harvey (The Manchurian Candidate), orientiert. Mit extrem viel Action gewürzt wurde das ganze dann in Scotts typischen Schnitten in Videoclipästhetik (ähnlich wie in Man on Fire) verpackt, die ohne Zweifel Geschmackssache ist. Ebenso wie die Unterlegung durch Musik von Xzibit und der 2 Live Crew. Und ehrlich gesagt braucht man auch die Kinoatmosphäre, um diesen Film richtig „genießen“ zu können.

Erzählt wird also die fast wahre Geschichte der Domino Harvey, welche gegen Ende des Films dann auch erklärt (welcher narrativ aus ihrer Perspektive erzählt wird), dass sie es dem Publikum überlasst, zu entscheiden, was sie jetzt von der Geschichte glauben wollen und was nicht. Domino (Keira Knightley) war ein schwieriges Kind, gewaltverliebt folgt die den Modelfußstapfen ihrer Mutter, doch besucht schließlich ein Kopfgeldjägerseminar. Dort trifft sie auf Ed (Mickey Rourke) und Choco (Edgar Ramirez), welche bald nicht nur ihre Partner, sondern auch ihre Freunde sein werden. Domino’s Arbeit sorgt für so viel Aufsehen, dass sie nicht nur zum Kopfgeldjäger des Jahres gewählt wird, sondern auch von Warner Bros. und dessen Produzent Mark Heiss (Christopher Walken) eine eigene Fernsehshow bekommt. Als Domino und ihre Jungs vier Geldtransportdiebe einfangen sollen, verzwickt sich die Situation jedoch erheblich.

Von entscheidender Bedeutung wird auch noch Domino und Ed’s Chef Claremont (Delroy Lindo) und seine Geliebte Lateesha, bzw. deren Tochter und Enkelin sein, zusammen mit einem Fluchtwagenfahrer, einem afghanischen Sprengstoffspezialisten, dem FBI und einem Mafiapaten. Da muss man bei Scotts schnellen Schnitten schon aufpassen, um der Handlung auch folgen zu können. Wobei man sich nichts vormachen sollte, denn eine eigentliche Handlung wird in Domino nicht erzählt, dazu ist der Film viel zu sehr over the top. Aber wie erwähnt hangelt er sich an wahren Begebenheiten von Miss Harvey entlang. Diese ist natürlich die Tochter von Laurence Harvey und ihre Mutter heiratete nach dessen Tod tatsächlich Peter Morton, Mitbegründer der Hard Rock Café-Kette. Domino flog aufgrund von Schlägereien von vier Schulen Ob sie tatsächlich als Model gearbeitet hatte, konnte komischerweise nicht nachgewiesen werden, aber sie besuchte in der Tat ein Kopfgeldjägerseminar, bei welchem sie Ed kennen lernte. Am 27. Juni 2005 wurde Domino Harvey dann tot aufgefunden, Ursache war eine Überdosis Drogen.

Sehr verstörend können die schnellen Schnitte mit überlappenden Farben in der Tat wirken, dazu spult Scott die Handlung auch gerne mal zurück und lässt sie wieder und wieder laufen. Das gefällt natürlich nicht jedem und entspricht als Gesamtwerk sicherlich dem style over substance, besonders die Mescalin-Szene ist ziemlich verquer (aber es gibt mal wieder die Brüste von Miss Knightley zu sehen). Der Film hat nicht nur wegen seinem Finale eine Ähnlichkeit mit Scott’s früherem Werk True Romance und wer seine Werke kennt (bsp. Déjá Vu), der sollte von ihm auch nicht zuviel erwarten. Scott steht auf Action, Waffen und Schnitte, was ihn in eine Kategorie mit meinem Erzfeind Michael Bay bringt, obschon es ihm gelingt mich immer besser zu unterhalten als dieser. Ein besonderes Highlight sind hierbei die filmischen Verweise auf Laurence Harvey oder Frank Sinatra, bzw. ihre gemeinsame Verbindung The Manchurian Candidate, die hin und wieder im Film Einzug finden.

Genauso wie zahlreiche Verweise auf Beverly Hills 90210, was noch getopt wird von einem Nebenrollenauftritt durch Ian Ziering und Brian Austin Green. Immer wenn die beiden in Szenen auftauchen kann man sicher sein, dass etwas lustiges passiert und daher gebührt ganz großes Lob nicht nur Scott und Kelly, welche sie eingebunden haben, sondern vor allem den beiden selbst, dass sie mit so viel Selbstironie sich am Film beteiligt haben. Das einzige, was das ganze (abgesehen von seiner hahnebüchenen Story) trübt, ist die Besetzung von Keira Knightley als Domino. Knightley ist ohne Frage hübsch und oft auch ziemlich scharf, aber die toughe Kopfgeldjägerin und ihre Wutausbrüche kauft man ihr in keiner einzigen Sekunde hab. Dafür ist Miss Knightley zu sehr Püppchen und findet sich besser in Filmen wie Pride & Prejudice oder Atonement ein. Hier wären Juliette Lewis oder Lori Petty sicherlich eine sehr viel bessere Wahl gewesen, aber sei’s drum. Wer sich im Klaren ist, worauf er sich bei einem Tony Scott Film einlässt und wer auf (sinnlose) Action und markige Sprüche (Heut ist ein guter Tag zum Sterben!) steht, der ist bei Domino an der richtigen Adresse angelangt, alle anderen werden wohl eher gegen eine Wand laufen.

8.5/10

1 Kommentar:

  1. Zustimmung! DOMINO ist Tony Scotts bester Film seit TRUE ROMANCE.

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