25. September 2007

Shoot ’Em Up

You know what I hate?

So recht wusste ich ja nicht was ich machen sollte. Als ich hin und wieder den Produktionsstatus dieses Werkes überprüfte, machte mich die Handlung nicht sonderlich an. Dann gab es jedoch eine positive Kritik in der Premiere-Fernsehzeitung, die den Film als „genial“ titulierte – zudem kann man zu Paul Giamati und Clive Owen irgendwie auch nicht nein sagen. Mr. Vincent Vega und der Kleriker haben mich dann auch bereits auf das eingestimmt, was zu erwarten war und was schließlich bestätigt wurde. Shoot `Em Up ist fraglos "die kurzweiligste Dauerschießerei seit langem“, und es lässt sich wohl einstimmig nicht verneinen, dass "Monica Bellucci, (…) keinesfalls eine Idealbesetzung“ ist. Ähnliches gilt auch für Owen, welcher hier „etwas deplaziert“ wirkt. Doch zu allen gleich noch mehr, zuvor habe ich auch noch eine schöne Zusammenfassung des ganzen Filmes in einem Satz gefunden. Und zwar stammt diese von Peter Travers vom Rolling Stone, der Shoot `Em Up als „wet dream for action junkies [that] leaves out logic and motivation“ beschreibt. Die Frage, welche sich an dieser Stelle stellt: worum geht es eigentlich?

Es geht um Folgendes: Mr. Smith (Clive Owen) sitzt an einer Bushaltestelle und mampft eine Karotte. Da wird er in eine Schießerei verwickelt, Ursache hierfür ist eine schwangere Frau, die von einem Mann verfolgt wird. Mit behänden Fingern schafft es Mr. Smith sich aller Antagonisten zu entledigen, bringt nebenher das Kind zur Welt und trifft auf seine designierte Nemesis: Hertz (Paul Giamatti). Die Mutter verstirbt leider und Smith ergreift mit dem Jungen die Flucht. Unterschlupf sucht er bei der Prostituierten Donna (Monica Bellucci), welche anfangs wenig begeistert ist als Adoptivmutter einzuspringen. Als Hertz und seine Männer die Verfolgung aufnehmen und neben dem Jungen und Smith auch Donna zur Zielscheibe wird, kommt diese etwas andere Patchworkfamilie einen Regierungskomplott auf die Spur.

Auf gewisse Weise mutet die Story etwas wie Babylon A.D. von Mathieu Kassovitz an, aber prinzipiell tut das nichts zur Sache. Regie und Drehbuch zu Shoot `Em Up stammen von Michael Davis, der einem nicht wirklich etwas sagt, genauso wenig wie seine Projekte. Die Tatsache, dass er zuerst die Szenen mit der Schießerei und danach die Handlung geschrieben hat, ist kein gutes Zeichen (und war es schon bei M:I: 2 nicht). Mit Shoot `Em Up ist ihm jedenfalls - an dieser Stelle paraphrasiere ich mal – eine Comicverfilmung gelungen, welche gar keinen Comic verfilmt. Von daher sollte man auch nicht nach Logik suchen, bzw. die Charaktere den Gesetzen der Physik unterordnen. Wobei sich eigentlich alle daran halten, nur eben Smith nicht. Dieser rennt wie Bugs Bunny auf Speed durch die Gegend und kaut eine Karotte nach der anderen, wenn er nicht seiner Leidenschaft über Flächen zu rutschen frönt.

Zweifelhaft ob eine Karotte wirklich zu all den Dingen taugt, für die sie Smith während des Filmes einsetzt. In einer Szene sagt Smith, dass Karotten gut für die Augen wären. Dabei hat mir meine Mutter immer gesagt, dass das Carotin nur richtig reinbombt, wenn man Karotten als Bestandteil einer Nahrung ist und nicht pur. Owen will hier ohnehin nicht so recht in die Rolle von Smith passen. Ziemlich lustlos oder überzogen cool präsentiert er seine Einzeiler. Da wäre man mit Gerard Butler besser beraten gewesen, was gleich zu der Bellucci führt, die spielt nämlich richtig mies (wie des öfteren). In die Rollen besser gepasst hätten vermutlich Butler und an seiner Seite Sophie Marceau. Zudem wirkt Owen/Smith wie ein Verschnitt aus MacGyver und Frank Castle - sehr bizarr. Besser gefällt einem da Giamatti, welcher in seiner Rolle mehr aufgeht und ihr auch mehr Leben einhaucht. Dies wird jedoch wieder dadurch zerstört, dass Davis Hertz ständig die dümmsten Dialogzeilen in den Mund legt.

Besonders gut gefielen mir die Zweckentfremdungen der Karotten und die Fallschirmszene, meine Lieblingsszene war die Aktion mit dem Neonzeichen, diese hatte am meisten Witz und Esprit. Ansonsten ist Shoot `Em Up erwartungsmäßig blutreich und handlungsarm geraten, wobei ich ihm die politische Nebenhandlung als red hering viel interessanter fand, wie das sinnlose Rumgeballer. Hier hätte Davis etwas mehr drauf eingehen, bzw. es ausarbeiten können, wobei der Film nur dann funktioniert würde, wenn man das ganze Drehbuch umgeschrieben hätte. Wenn man Moviebodycounts trauen kann, hat Mr. Smith immerhin seinen Platz in den Annalen gesichert und schiebt sich mit einem Bodycount von 141 nur knapp hinter Ogami Itto (Lone Wolf and Cub) auf Platz 2. Wer einen zugkräftigen sinnlosen Ballerfilm sehen will, dem lege ich dann doch lieber Domino ans Herz. Shoot `Em Up scheitert wie Smokin’ Aces an seinem coolen Narzissmus und seiner daraus folgenden Inkonsequenz.

5.5/10

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