2. September 2007

Firefly

You're like... a trained ape. Without the training.

In Fan- und Science-Fiction-Kreisen hat Firefly ein enormes Standing und wurde zusammen mit seinem Filmableger Serenity (s. nächsten Post) vom SFX Magazin zum besten Science-Fiction Projekt aller Zeiten gewählt. Aus der Feder von Joss Whedon stammt diese kleine Serie, von dem Mann also, der für Buffy und Angel verantwortlich ist, der die Drehbücher zu Alien: Resurrection und Toy Story geschrieben hat. Zusammen mit Tim Minear bildet Whedon den Kopf hinter dieser von Fans geliebten Serie und hatte bei ihrer Produktion mehrfach, wie bereits zuvor, mit den Leuten von FOX zu kämpfen. Bei der gegebenen Fanbasis ist es relativ unverständlich, weshalb die Serie nach elf von vierzehn Folgen eingestellt wurde und findet seine Antwort vielleicht bei ebenjenen Personen von FOX (?).

Die Pilotfolge Serenity war den Leuten vom Sender zu lahm, wie immer wollte man mehr Action und in Widescreen durfte Whedon ebenfalls nichts drehen. Wieder einmal ein perfektes Beispiel für den Eingriff der Produzenten in kreative Belange (wo sie einfach nichts zu suchen haben). So bleibt im Nachhinein auch die Episodenreihenfolge, welche der Sender aufgestellt hat, unverständlich und man muss dem Medium der DVD in solchen Situationen wirklich dankbar sein, wo dieser „Schnitzer“ wieder ausgemerzt wird. Immerhin hat die Serie in Fankreisen das ihr gebührende Ansehen bekommen und wurde auch bei den Emmys mit einem Preis für die besten Visuellen Effekte belohnt, die schließlich auch noch für Battlestar Galactica Verwendung fanden. Obschon ich die Serie recht gut fand, habe ich sie (da sie in Deutschland aber auch nicht ausgestrahlt worden ist) erst nach der Kinoversion gesehen, weshalb die Meßlatte an die Serie, bzw. die Erwartungen dann auch sehr hoch waren und dies wahrscheinlich einen Fehler von meiner Seite aus darstellte.

In Firefly, welche im Jahr 2517 spielt, kommen neun Charaktere zum Tragen, allen voran der Schiff des Schmuggler-Schiffes „Serenity“, Cpt. Malcolm Reynolds (Nathan Fillion). Dieser hat zusammen mit seiner Stellvertreterin Zoë (Gina Torres) im Bürgerkrieg gegen die Allianz gekämpft. Die Allianz ist eine Fusion der beiden übrig gebliebenen Supermächte Amerika und China, was dann in einer einheitlichen Flagge und Sprache Ausdruck findet. Beide gehören zusammen mit dem clownhaften Piloten Wash (Alan Tudyk), Mechanikerin Kaylee (Jewel Staite) und Söldner Jayne (Adam Baldwin) zur Crew der „Serenity“. Diese nimmt mit dem Missionar Book (Ron Glass), der Prostituirten Inora (Morena Baccarin) und den Geschwistern Tam Konfliktpotenzial auf, welches sie mehrfach in schwierige Situationen befördern wird. Besonders der Arzt Simon Tam (Sean Maher) und seine von der Allianz wegen ihrer besonderen Fähigkeiten misshandelte Schwester River (Summer Glau) sind das Objekt der Allianz. Aber auch mit Kannibalen, Piraten und anderem Gesindel müssen sich Cpt. Reynolds und seine Crew in vierzehn Episoden auseinandersetzen.

Der Charme von Whedon’s Serie wird in ihrer Aufmachung bestimmt, hier treffen sich die vergangenen Werte des Western mit den futuristischen Elementen der Science Fiction in der Gegenwart. Da fliegt man zwar in Raumschiffen durch die Gegend, benutzt aber auch in fünfhundert Jahren noch einfache Revolver. Kein Warp-Antrieb, kein Beamen, keine Laser-Schwerter oder –kanonen. Sozusagen alles auf dem Boden geblieben, könnte man sagen, auch wenn dies bei einem halben Jahrtausend unwahrscheinlich erscheint, aber schließlich musste Whedon auch mit kleinem Budget arbeiten, weshalb die Handlung auch hauptsächlich an Bord der „Serenity“ spielt oder auf Planeten mit erdidentischer Atmosphäre. Hierbei stellt Action keine vorherrschende Prämisse da, sondern die Grundstimmung der Serie legt mehr Wert auf einen Heist-Charakter. Dinge werden geklaut, bzw. müssen geklaut werden und diese Umsetzung und die damit verbundenen Komplikationen stehen im Vordergrund der Geschichte. Als Nebengeschichte funktioniert das Mysterium um River: was kann sie wirklich alles und was hat die Allianz mit ihr gemacht, bzw. hat sie mit ihr noch vor?

Diese Fragen und andere Charakterentwicklungen geschehen innerhalb der Serie nur langsam und finden am Ende schließlich auch keine Antwort, da die Serie unerwartet eingestellt wurde. So weiß man nicht, was es wirklich mit Book auf sich hat, der mehr zu sein scheint, als er vorgibt zu sein. Liebesgeschichten bleiben in der Luft stehen und das Geheimnis um River wurde nicht aufgelöst. Trotz allem unterhält die Serie sehr gut – abgesehen von zwei Folgen, bei denen Tim Minear Regie führte, die mehr als merkwürdig sind – und besonders der Whedonsche Humor rettet hierbei einiges. Ebenjener Humor, den ich zuvor aus dem Kinoableger kannte, hatte meine Erwartungshaltung so hoch geschraubt. Firefly ist aber eben keine Sitcom und legt keinen Primärwert auf Komik. Dass Whedon jedoch geniale Dialoge schreiben kann, beweist er mindestens einmal pro Folge, wenn Malcolm Reynolds zum Beispiel von einem Gangsterboss zu Tode gefoltert und anschließend zur weiteren Folterung wieder reanimiert wird, auf dessen Worte „Mr. Reynolds. You died, Mr. Reynolds.“ nur lapidar antwortet „It seemed like the right thing to do“, konnte ich mich vor Lachen kaum halten.

Nicht jede Folge ist logischerweise eine vierzigminütige Version des Filmes, sondern für sich zu sehen. Daher habe ich jede Folge einzeln bewertet und anschließend einen Durchschnittswert errechnet, der im Vergleich zum Film sicher gerechtfertigt ist, auch wenn er nicht unbedingt der Serie und ihrem Standing bei den Fans (9.4 bei IMDb) gerecht wird. Manche Episoden waren allerdings relativ schwach, besonders die, bei welchen Tim Minear Regie geführt, bzw. am Drehbuch mitgeschrieben hat. Highlight der Serie/Staffel ist die neunte Folge Jaynestown, welche der lustigsten Figur der Serie, Jayne Cobbs, ein tolles Forum zur Entfaltung und hohen Unterhaltungswert, sowie eine außerordentliche Gagdichte bietet. Der ausgewählte Cast passt hierbei perfekt und alle Schauspieler agieren auch wunderbar miteinander, weshalb es äußerst erfreulich und generös ist, dass FOX Whedon schließlich grünes Licht für einen Kinofilm mit seiner ursprünglichen Crew gegeben hat, um offen gebliebene Fragen, vor allem natürlich um River und die Allianz zu klären. Eine ausführliche Kritik zu Serenity wird es als nächstes geben.

7.5/10

1 Kommentar:

  1. Sieben Punkte sind für mich leider nicht nachvollziehbar. Allerdings habe ich die Serie auch durch die Joss-Whedon-Fan-Brille gesehen. Aber ich denke, dass auch ohne dieses Gadget feststellbar sein müsste, dass hier eines der besten Serienkonzepte der letzten Jahren ihren frühen Tod fand. Mein Highlight ist im Übrigen die über jeden Zweifel erhabene Folge: Mrs. Reynolds. Wenn man sich nur eine Folge anschauen möchte, dann bitte diese.

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