19. September 2007

This is Spinal Tap

Fuck the napkin!

Nicht von ungefähr gilt This is Spinal Tap als der Kultfilm überhaupt. Entsprechend hoch liegen die Erwartungen, wenn man den Film noch nicht kennt. So hatte ich von Regisseur Rob Reiner ein brachiales Gagfeuerwerk erwartet und fühlte mich im Nachhinein leicht enttäuscht. Sicherlich hat der Film zahlreiche geniale Momente und Szenen, aber auch viel, was ihn in der Luft hängen lässt. Und natürlich ist es ein Film, der besonders im Kontext seiner Zeit steht, in diesem Fall die Achtziger und des Heavy Metal Rocks. Wenn man bei Erscheinen des Films gerade in der Pubertät war und auf Rock stand, muss dieser Film für einen vermutlich genial gewesen sein und auf seine Art und Weise ist er das auf jedenF Fall auch heute noch.

Doku-Filmer Marty DiBergi (Rob Reiner) begleitet die britische Heavy-Metal-Band Spinal Tap auf ihrer US-Tour. Die Gründer der Band, David St. Hubbins (Michael McKean) und Nigel Tuffnel (Christopher Guest), kennen sich bereits seit ihrer Kindheit, daneben ist Derek Smalls (Harry Shearer) das älteste Band-Mitglied. Spinal Tap befindet sich im Herbst ihrer Karriere und treten inzwischen in Hallen mit einer Kapazität von 1.200 Sitzen auf, statt wie früher noch mit 12.000. Auch werden viele ihrer Gigs überraschen abgesagt und oft hapert es mit dem Bühnendesign. Als Davids Freundin Jeanine zur Band stößt, polarisiert sie derart, dass sich Bandmanager Ian Faith als auch Nigel langsam von David entfremden.

Geschildert werden mit verwackelter Handkamera die Probleme, denen eine Band während einer Tournee begegnet. Zum Beispiel verläuft sich die Band auf dem Weg zur Bühne, Gigs werden abgesagt, Reservierungen missverstanden und es gibt Ärger mit der Plattenfirma, weil das Albumcover sexistisch sei. Hierbei werden die Bandmitglieder auch reichlich naiv dargestellt, allen voran Nigel. Aber genauso gerne hört man David dabei zu, wenn er das Ende der Band mit dem Ende der Galaxie vergleicht. Zum running gag entwickelt sich dabei der Verschleiß an Drummern, die stets eines mysteriösen Todes sterben und zum Zeitpunkt von DiBergis Films bereits die erstaunliche Anzahl von 32 erreicht haben.

Neben dem Film – der Cameos von Billy Chrystal, Anjelica Huston und Bruno Kirby bietet – ist auch die Hintergrundgeschichte nicht weniger unterhaltsam. So wurde Reiner mehrfach darauf angesprochen, dass er doch lieber einen besseren Kameramann und eine bekanntere Band für seine Dokumentation hätte wählen sollen. Vielen Menschen war scheinbar nicht bewusst, dass es sich nicht nur um eine rockumentary, sondern um eine mockumentary gehandelt hatte. Dabei scheinen die gezeigten Elemente im Film tatsächlich allgemein den Tatsachen entsprochen zu haben, so amüsierte sich beispielsweise Eddie Van Halen mit seiner Band darüber, dass ihnen viel aus Spinal Tap selbst schon passierte.

Wenig Fiktives und Lustiges konnte auch Aerosmith-Frontmann Steven Tyler an Reiners Film ausmachen, da ihm und seiner Band angeblich alles im Film bereits am eigenen Leib geschehen war. Der Film, welcher von solchen Größen wie den Beatles oder Led Zepplin inspiriert und beeinflusst ist, hat somit verständlicherweise eine große Reputation innerhalb seiner Rock- und Musikbranche und ist zum Adjektiv avanciert, welches Bands wie Metallica oder R.E.M. verwenden, um ihre eigenen entsprechenden Tourneen als “very spinal tap“ zu bezeichnen. Dahingehend ist This is Spinal Tap ohne Frage ein Kultfilm, der auch den Menschen gefallen sollte, die nicht auf (Heavy Metal) Rock stehen und allemal eine Sichtung wert.

8/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen