17. September 2007

Mr. Brooks

I don't enjoy killing. I do it because I'm addicted to it.

Und auch Kevin Costner ist in den Unweiten Hollywoods inzwischen verschwunden, seit er zum Club der Herren über 45 gehört. Da ergeht es ihm nicht unähnlicher als John Travolta, Kurt Russell oder anderen, deren Hoch-Zeit vorüber ging. Costners fand ein Jahrzehnt lang, Ende der Achtziger bis Ende der Neunziger, statt. Ob ihm letztendlich 3000 Miles To Graceland oder The Postman das Genick gebrochen hat, ist schwer zu beantworten. Seitdem muss sich der gute Kevin jedoch in anderen Rollen gut tun, bsp. in dem Pseudo-Psycho-Thriller Dragonfly oder als Hoffmanscher Charmeur in Rumor Has It… Einen wirklichen Bösewicht hat Costner dabei aber nie gespielt, sieht man mal von Perfect World und 3000 Miles ab. Und selbst da war kein richtig böser Bösewicht, jedenfalls keiner im Gary-Oldmanschen Verständnis. Da überrascht es dann schon, dass er in Mr. Brooks ebenjenen Mr. Brooks spielt – einen Serienmörder.

Derselbe Text lässt sich eigentlich auch über Demi Moore schreiben, welche die weibliche Hauptrolle inne hat und deren Hoch-Zeit ebenfalls ein gutes Jahrzehnt, Mitte der Achtziger bis Mitte der Neunziger, währte, ehe auch hier die Frage ist, ob es Striptease oder G.I. Jane war, der ihre Karriere beinah zerstörte. Ruhig war es jedenfalls um sie geworden, ehe sie mit ihrem gestählten Körper im Sequel von Charlie’s Angels für Aufmerksamkeit sorgte. Genauso wie Costner überrascht auch Moore etwas in der Rollenwahl, spielt sie doch die toughe Ermittlerin Tracy Atwood. Unterstützt werden beide dann von William Hurt, der zwar nie wirklich eine Hoch-Zeit hatte, es jedoch meistens verstand in seinen Rollen zu glänzen (so auch wieder in Mr. Brooks, dessen Highlight er ist). Schmalspur-Comedian Dane Cook verkomplettiert diesen Cast unter der zweiten Regiearbeit von Bruce A. Evans. Der hat erstaunlicherweise seit 1992 keinen Film mehr gedreht und damals seine Spielfilmdebüt Kuffs herausgebracht. Schade eigentlich, muss man an dieser Stelle sagen, denn Kuffs fand ich immer ziemlich cool – im Übrigen begann damals auch die kurzweilige Hoch-Zeit von Christian Slater, aber das nur nebenbei.

Mr. Brooks ist also ein Serienmörder und mit solchen hat man es ja als Zuschauer schwer Sympathien aufzubringen. Earl Brooks ist aber kein leidenschaftlicher Mörder, sondern er ist Mann des Jahres und leidet – wie er es ausdrückt – unter einer Sucht, welche er mehr schlecht als recht bei den anonymen Alkoholikern versucht unter Kontrolle zu halten. Wäre da nicht sein Marshall (Hurt). Was Marshall genau ist, lässt sich schwer sagen, Earl’s Alter Ego trifft es denke ich am besten, denn für sein Gewissen ist er zu böse und um die Funktion des Teufelchens auf der Schulter auszuüben müsste auch ein ebensolches Engelchen vorhanden sein (was es aber nicht ist – es sei denn Marshall hat es getötet). Alter Ego passt meiner Ansicht nach also am besten und Marshall teilt Earl auch oft Informationen oder Entscheidungen mit, auf die dieser selber nicht zu kommen scheint und das Verhältnis beider zueinander ist durchaus freundschaftlich geprägt. Die Tatsache, dass Marshall immer im Plural von Earl spricht, wenn Gefahr im Raum steht, unterstützt wiederum meine Alter Ego These. Es wirkt zu Beginn so, als hätte Mr. Brooks seine „Sucht“ im Griff, bis ihn Marshall dazu „anstachelt“ ein Tanzpärchen umzubringen. Hierbei begeht Earl einen Fehler und hat alsbald mit Mr. Smith (Cook) einen Zeugen am Hals. Dieser will ihn jedoch nicht verpfeifen, sondern bei Earl’s nächstem Mord live dabei sein. Während sich Earl nunmehr mit einem blutgeilen „Praktikanten“ herumschlagen darf, steht ihm mit seiner schwangeren Tochter und seinem Interesse für die gegen ihn ermittelnde Ermittlerin Atwood weiterer Ärger ins Haus. Dabei will der gute Mr. Brooks doch nichts weiter als ein ganz normales Leben führen, ohne Blut an den Händen und sonstigen Gelüsten.

Aufmerksam auf Mr. Brooks haben mich meine Bloggerkollegen Timo und Jochen mit ihren positiven Worten nicht nur über den Film, sondern insbesondere über Costners Leistung gemacht (da wurde teils schon fast in Superlativen gesprochen). Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass Costner mich schauspielerisch ziemlich kalt gelassen hat. Die meiste Zeit des Films spielt er mit ein und demselben Gesichtsausdruck und an Leistungen wie in JFK oder Dances With Wolves kann er hier bedauerlicherweise nicht anknüpfen. Moore spielt akzeptabel und wie oben bereits hervorgehoben ist William Hurt das Sahnehäubchen des Films. Herrlich diabolisch und gekonnt souverän spielt er den Part des Marshall, sodass einem dessen Gegenwart gegen Ende des Films richtiggehend fehlt. Was manchmal störend wirkt, ist der Einsatz der Musik, welcher nicht immer zu passen scheint, auch wenn das Theme des Filmes recht gelungen wirkt. Leider reißt einen die Handlung nie wirklich mit und daher plätschert alles so vor sich dahin, das Ende wirkt recht absehbar. Wiederum gar nicht passen will die letzte Einstellung, die bei mir ein WTF-Moment hervorgerufen hat, in seiner Auflösung dann wiederum jedoch absolut unnötig wirkte. So bleibt Mr. Brooks ein solider, gut gemachter Thriller, den man aber nicht unbedingt im Kino sehen muss und der auch nicht sonderlich lange in Erinnerung bleibt.

6.5/10

1 Kommentar:

  1. Also in Open Range war Costner auch sehr gut und ist wohl der letzte Film in dem er eine gute Leistung vollbracht hat. Mr.Brooks werd ich mir nach deinem Review auf jedenfall vormerken!

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