13. September 2007

Breach

He was smarter than all of us.

Was macht ein Filmautor eigentlich für Filme, wenn er die Drehbücher für Filme wie Color of Night, Volcano, Hart’s War und Flightplan geschrieben hat? Überraschenderweise eben nicht solche Filme, im Gegenteil. Billy Ray hat für sein erstes Regieprojekt 2003 eine Geschichte über einen Journalisten erwählt, der viele seiner Reportagen einfach frei erfunden hat. Shattered Glass hieß dieser Film und wurde unter anderem mit Hayden Christensen, Peter Saarsgard, Chloë Sevigny und Rosario Dawson verfilmt. Ebenso wie Shattered Glass basierte auch Ray’s zweiter Film auf wahren Begebenheiten. Breach kam im Februar dieses Jahres in die amerikanischen Kinos und erzählt die Geschichte des FBI-Agenten Robert Hanssen, bzw. dessen Assistenten Eric O’Neill. Besonderes Lob erfuhr der Film für die Darstellung von Chris Cooper als Hanssen und es ist nicht auszuschließen, dass er hierfür erneut eine Oscarnominierung erhält.

Eric O’Neill (Ryan Phillippe) hat sich in den Dienst seines Landes gestellt und observiert potenzielle Terroristen, will eigentlich aber lieber ein Federal Agent sein, bzw. werden. Seine Chance erhält er, als im aufgetragen wird als Assistent für den Veteranagenten Robert Hanssen (Cooper) zu arbeiten. Dieser belästige angeblich weibliche Untergebene und O’Neill soll kontrollieren mit wem Hanssen über was genau spricht. Bald darauf stellt O’Neill jedoch fest, dass neben dem Fachgebiet auf Computerebene auch die katholische Erziehung eine Gemeinsamkeit zwischen Hanssen und ihm darstellt. Dessen Wissen und Familienleben beeindruckt den jungen Anwärter und so stellt er seine Vorgesetzten zur Rede. Diese offenbaren ihm den eigentlichen Hintergrund seiner Arbeit: Hanssen arbeitet als Doppelagent und russischer Spion, vermittelt diesen seit über fünfzehn Jahren Informationen über russische Spitzel und Aufenthaltsorte militärischer Einrichtungen. Doch Hanssen wird immer paranoider und O’Neill muss zusammen mit dem FBI rechtzeitig Beweismaterial finden.

Der Film selbst wird eingeleitet vom Pressestatement des 20. Januars 2001 durch den damaligen amerikanischen Justizminister John Ashcroft. Dieser teilt mit, dass es zwei Tage zuvor gelungen sei, mit Robert Hanssen den größten Spion der amerikanischen Geschichte zu verhaften. Dadurch ist die gesamte Spannung des Films natürlich dahin, wobei viele Amerikaner, welche wohl das Hauptpublikum darstellen, ohnehin über Hanssen Bescheid gewusst haben dürften. Da man als Zuschauer weiß, dass Hanssen überführt wird, baut sich keine rechte Spannung auf, besonders nicht in den genretypischen Spannungselementen, wo der Protagonist immer kurz davor steht aufzufliegen. Folglich ist Breach eine Charakterisierung der zwei Hauptfiguren Hanssen und O’Neill. Wer sind diese Männer, wie sieht ihre Familiensituation aus, was verbindet sie und was trennt sie voneinander. Der wie immer fabelhafte Chris Cooper zeigt uns einen paranoiden Hanssen, jemand der seit fünfzehn Jahren spioniert und bereits schon einmal auf seine eigene Fährte angelegt war. Ein durch und durch christlicher Amerikaner, der jeden Tag in die Kirche geht und der ebenjene amerikanischen Elemente hochhält, für welche sich die USA immer so stolz auszeichnen.

Aber auch er hat seine Geheimnisse, verschickt beispielsweise Amateurpornos mit seiner Frau an Bekannte. Dennoch fasziniert dieser Mann O’Neill und es wächst so etwas wie eine Männerfreundschaft zwischen den beiden, begründet auf ihren katholischen Glauben. Dies und die Vorwegnahme des Endes, sowie die üblichen Spannungselemente sind jedoch so altbacken, bekannt und vorhersehbar, dass man dem Film (welcher ordentlich inszeniert ist, mit Laura Linney und Dennis Haysbert in Nebenrollen) eher beiläufig folgt. Was kann man auch schon groß verpassen? Man muss keine Puzzleteile zusammenfügen und sollte man eben für fünf Minuten vom Bildschirm oder dem Kinosaal verschwinden und zurückkommen, verpasst man höchstens eine weitere charakterliche Begebenheit, aber nichts essentielles des Films. Ray hält Breach in sehr kühlen Bildern, oft in Garagen, Parks oder anderen verlassen Orten, sodass der Film zwar in Washington D.C. spielt, irgendwie aber auch in seiner eigenen kleinen verlassenen Welt. Da beinah jedes Element des Films jedoch von der Realität, bzw. dem Genre vorgegeben ist, entwickelt sich leider keine rechte Spannung in diesen durchaus gut gespielten Spionagethriller.

6.5/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen