Lange wollte man es nicht glauben und allein der Versuch war für viele bereits zum Scheitern verurteilt, aber J.R.R. Tolkiens Lord of the Rings ließ sich – zumindest visuell – auf Zelluloid bannen. Peter Jacksons überschätzte Fantasytrilogie sorgte nicht nur dafür, dass sich Edward Norton dazu entschied, in The Incredible Hulk mitzuspielen, sondern genehmigte quasi blanko die Budgets für allerlei andere kultige Fantasy-Romane. In den Nachwehen von LotR entstanden somit Adaptionen von C.S. Lewis’ The Lion, the Witch and the Wardrobe sowie von Philip Pullmans The Golden Compass. Vor drei Jahren wagte es Walden Media dann mit unverbrauchten Jungdarstellern den Schritt zu gehen und mit Andrew Adamson einen bisher lediglich mit Animationsfilmen erfahrenen Regisseur an Lewis’ ersten Roman zu lassen. Ein weltweites Einspielergebnis von 745 Millionen Dollar bestätigte die Erwartungen und sicherte die Produktion der Fortsetzung(en).
Ursprünglich sollte Prince Caspian wie sein Vorgänger an Weihnachten erscheinen, doch wurde der Starttermin von den Produzenten von Dezember 2007 auf Sommer 2008 verschoben. Diese Aktion dürfte wohl ein Griff ins Klo gewesen sein, blieben die Einspiele des Filmes vor allem in den Vereinigten Staaten doch weit hinter den Erwartungen zurück. Auch wenn der Film in vielen Ländern, wie Deutschland, erst noch anläuft, dürfte dem zweiten Teil der Narnia-Reihe lediglich die Hälfte des Einspiels seines Vorgängers gesichert sein. Immerhin konnten die Produktionskosten zurück gewonnen werden, sodass ein Verlustgeschäft ausblieb. Da die Verfilmung des dritten Bandes The Voyage of the Dawn Treader im Oktober dieses Jahres beginnt, wird wohl damit zu rechnen sein, dass man diese wieder an Weihnachten in die Kinos bringt, auch wenn bisher erneut ein Starttermin im Mai 2010 angedacht ist. Ob jedoch alle sieben Teile von Lewis’ Fantasyepos produziert werden, steht noch in den Sternen.
Ein ganzes Jahr ist seit den Ereignissen in Lion/Witch/Wardrobe vergangen, zumindest in England. Im magischen Königreich Narnia hingegen vergeht die Zeit sehr viel schneller, als in der Welt der Menschen. Das haben auch die vier Pevensie-Geschwistern am Ende des ersten Teiles bemerkt. Lewis lockt das Publikum zu Beginn in ein fremdes und neues Königreich – nämlich das der Telmarer. Ein Knabe wird geboren und da es sich hierbei um den Sohn des ehrgeizigen Miraz (Sergio Castellitto), Mitglied des herrschenden Rates und Bruder des verstorbenen Königs, handelt, ist das Leben eines anderen Knaben in Gefahr. Der rechtmäßige Thronfolger, Prinz Caspian (Ben Barnes) muss fliehen, ehe er im Rechtsstreit ermordet werden kann. Seine Flucht führt ihn in den Wald und inmitten zweier Zwerge und eines sprechenden Dachses. Mit letzter Kraft bläst Caspian in ein mysteriöses Horn und löst damit eine Kette der Ereignisse aus.
Denn in London werden die Pevensies plötzlich direkt nach Narnia transportiert und müssen feststellen, dass ihr Königreich nicht so ist, wie sie es hinterlassen hatten. Weit mehr als ein Jahrtausend ist in ihrer Abwesenheit vergangen und ihr Königreich sprichwörtlich der Vegetation anheim gefallen. Die Legende besagt, dass mit den vier königlichen Geschwistern auch Aslan aus Narnia verschwand, von den Fabelwesen existieren nur noch einige hundert im Untergrund. Während Lucy (Georgie Henley) Aslan zu sehen glaubt, strebt Peter (William Moseley) den direkten Angriff an. Als sich die Geschwister mit den Narniern rund um Caspian vereinen, beginnen die Planungen für eine alles entscheidende Schlacht, die über Überleben und Untergang der Narnier entscheiden wird. Doch nicht jeder folgt Peter so bedingungslos wie seine Schwester Susan (Anna Popplewell) und sein Bruder Edmund (Skandar Keynes): zwischen dem Hochkönig von Narnia und Prinz Caspian entsteht ein Kampf um die Autorität über die Armee.
Mit 200 Millionen Dollar erhielt Prince Caspian noch mal einen kleinen Obolus im Vergleich zum Budget des Vorgängers. Adamson wollte das Geld in noch mehr narnische Figuren und größere Schlachten stecken. Das Endresultat bestätigt ihn in seiner Absicht. Gab es in Lion/Witch/Wardrobe lediglich die finale, Braveheart und LotR zitierende, Schlacht, so wird in Prince Caspian gekämpft was das Zeug hält. Fast die gesamte zweite Hälfte des Filmes besteht aus Kampfsequenzen und das Töten nimmt praktisch kein Ende. Die Schlachtszenen sind dabei von ihren Effekten her wieder ebenso gelungen, wie Ausstattung und Kostüme, auch die Musik fügt sich erneut in das ansehnliche Bild ein. Erfreulicherweise können die Jungdarsteller in ihrem zweiten Abenteuer weitaus besser überzeugen, als dies noch im Vorgänger der Fall war.
Antagonist Castellitto kommt als Javier Bardem-Verschnitt daher, was man aber nicht als negatives Kriterium verstehen sollte. Er überzeugt ebenso wie Caspian-Darsteller Ben Barnes, der ungemein glaubhaft den spanischen Akzent seiner Figur auf die Leinwand bannen kann. Obschon Barnes in Matthew Vaughns Stardust Fantasy-Erfahrung gesammelt haben sollte, scheint er sich manchmal unwohl zu fühlen, ins Nichts – zu den später digitalisierten Narniern – spielen zu müssen. Doch weiß Barnes dies dank seiner Theater-Erfahrung in den Griff zu kriegen, sodass einer eingespielten Leistung im dritten Teil nichts im Wege stehen dürfte. Auch die Synchronisationen, dieses mal von Eddie Izzard als Reepicheep sind erneut gelungen.
Fans der Vorlage dürften gleich zu Beginn merken, dass Adamson im Gegensatz zu Lewis’ Werk die Chronologie etwas durcheinander bringt. Caspian bläst weitaus früher in Susans Horn, sodass der Aufenthalt der Geschwister ausgedehnt wird. Dies diente Adamson wohl dazu, die beiden Handlungsstränge parallel laufen lassen zu können. Interessant wird sein, wie die treue Leserschaft den Mittelteil des Filmes aufnimmt. Hier fügten Christopher Markus und Stephen McFeely nämlich eine gänzlich neue Episode ein: einen nächtlichen Angriff auf die Burg der Telmarer. Adamson war von der Idee fasziniert, Fabelwesen eine mittelalterliche Burg stürmen zu lassen und ließ diese Sequenz extra zusätzlich in das Drehbuch schreiben. Sie dient vor allem dazu, den Konflikt zwischen Peter und Caspian zu verstärken, sowie die Gefahr für die Narnier, ihre Existenzbedrohung, vor der finalen Schlacht zu verbildlichen. Diese zusätzliche Szene ist per se nicht wirklich schlecht, vielleicht sogar ein kleines Highlight des Filmes, doch geht sie unmittelbar mit den Abänderungen zur Vorlage einher.
Viel Gewichtung wird auf den Peter-Caspian-Konflikt gesetzt, Chancen werden genutzt auch Tilda Swinton nochmals auf irgendeine Art und Weise einzubauen. Ob dies jedem zusagen dürfte bleibt ungewiss. Kritisch ins Auge fällt jedoch erneut die unwahrscheinliche Verherrlichung von Gewalt, welche diesmal vormerklich die Macher und nicht unbedingt Lewis betreiben. Wo in der Vorlage ein Warnschuss stattfindet, wird hier von den Geschwistern eiskalt ermordet. Auch die Burgsequenz dient dazu dieses Bild zu bestärken. Mancher Kritiker sprach bereits davon, dass es Prince Caspian ein Film sei von Kindern, die zwei Stunden lang morden. Dabei geht es nicht nur um die Gewalt, welche die Pevensie-Kinder ausüben, sondern ebenso um die Gewalt, die den Narniern zugefügt wird. Vergleicht man Film mit Vorlage, so fällt auf, dass Narnier hier aus dramaturgischen Gründen gezielt getötet werden. Die Zahlen ihres Heeres nehmen in jeder Szene ab, sodass sie sich am Ende kaum halten können und der Rettung in letzter Sekunde bedürfen.
Hier begeht Adamson denselben Fehler wie im ersten Teil, das Ende ist im Vergleich zum restlichen Film wieder absolut misslungen. Konnte man dies bei Lion/Witch/Wardrobe noch Lewis anlasten, trifft die Schuld dieses Mal Adamson selbst. Ohne zu viel zu verraten, spielt der Löwe Aslan wieder eine entscheidende Rolle, nur wird er im Gegensatz zur Vorlage hier praktisch zum Arschlochmessias. Das Finale ist im Kontext seiner Geschichte absolut deplatziert und widerspricht sich letztlich selbst. Konnte der Film über weite Strecken unterhalten und eine Steigerung zum Vorgänger darstellen - allein der Kampf zwischen Peter und Miraz ist ungemein spannend - macht Adamson am Ende wieder genau denselben Fehler wie beim ersten Teil. Inkonsequent zur restlichen Handlung und seiner eigenen Vorgabe widersprechend wird erneut die gesamte Geschichte unterm Strich gesehen hinfällig.
Manch fanatischer Peter Jackson Fan wird sich zudem daran stören, dass sich Adamson bei Fellowship of the Ring und The Two Towers bedient, selbst wenn Tolkien hier einst selbst Hilfe bei Lewis’ Werk gesucht haben mag. Im Großen und Ganzen ist Prince Caspian durchaus eine Steigerung zum ersten Teil, den er oft zitiert und Referenz erweist, so wie er es auch bei der LotR-Trilogie oder Kingdom of Heaven tut. Man hätte allerdings auf viele der Action- und Kampfszenen verzichten können, da der Film gerade in den Schlachtszenen ungemein langatmig ist und auf der Stelle tritt. Es ist also wieder der inhaltliche Aspekt, der dem Werk einen Abbruch tut, während die technische Seite im Grunde tadellos bewerkstelligt wird. Da für Voyage of the Dawn Treader Michael Apted als Regisseur engagiert wurde, besteht jedoch ein Funken Hoffnung, dass er eventuell endlich mal in einem Narnia-Film das Ende retten kann.
6/10
Das Bild vom Prinzen mit Fönwelle ist echt mal so derbe gay.
AntwortenLöschenKann ich schlecht beurteilen, fand Barnes jedoch sehr sympathisch im Film, Fönwelle hin oder her.
AntwortenLöschenNa ja, gay und sympathisch schließen sich ja auch nicht aus. *zwinker*
AntwortenLöschenLOL
AntwortenLöschenBäh, dieser Film.
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