18. Dezember 2008

Heroes - Volume Three (Villains)

With gift comes opportunity.

Wenn eine Serie im letzten Jahr besonders unter dem Autorenstreik zu leiden hatte, dann ist das neben 24 wohl Tim Krings Heroes gewesen. Ursprünglich sollte die zweite Staffel aus zwei Bänden bestehen, doch mit dem Streik der Autoren im Herbst verzögerte sich alles so weit, dass man den dritten Band in die dritte Staffel schob. Diese besteht nun aus zwei Bänden, von denen der dritte zu Ende gegangen ist und in 6 Wochen der vierte startet. Kring versprach aus seinen Fehlern des Vorjahres zu lernen. Damals hatte er dem Publikum zwei vollkommen unnötige Nebenhandlungen mit Hiro (Masi Oka) und Sylar (Zachary Quinto) geschenkt, die abseits des normalen Geschehens stattfanden. Nach der brillanten ersten Staffel wirkte die zweite nicht nur unwahrscheinlich zäh, sondern auch uninspiriert. Zu wenig akut wurde die Gefahr durch die Epidemie dargestellt, fehlte dem Geschehen doch jene Tiefe und in gewissem Sinne auch Redundanz wie es bei der Explosion in der ersten Staffel der Fall war.

Grundsätzlich schlägt der dritte Band hier nun eine neue, andere, alte Richtung ein, ohne jedoch völlig frei von den Fehlern aus dem Vorjahr zu sein. Gelegentlich wird man das Gefühl nicht los, dass die Autoren etwas überfordert sind, was kreative Aus- und Charakter Einarbeitung betrifft. So wurden Figuren wie Monica (Dana Davis), West (Nicholas D’Agosto) oder Molly (Adair Tishler) scheinbar einfach aus der Serie geschrieben. Taucht Molly zu Beginn zwar noch auf, wird allerdings im Laufe des Bandes keine Erklärung gegeben, wo sich die Waise aufhält, während Matt (Greg Grunberg) und Mohinder (Sendhil Ramamurthy) abwesend sind. Auch auf Maya (Dania Ramirez) wird größtenteils verzichtet. Bei all dem Terz des Vorjahres ist dies sicherlich kritisch zu betrachten, bedenkt man dass diese aufgezwungenen Figuren einem wieder genommen werden, nachdem man sich an sie gewöhnt hat.

Im Staffelauftakt The Second Coming erfährt das Publikum wer auf Nathan (Adrian Pasdar) schoss, als dieser die Existenz der Mutanten aufdecken wollte. Peter (Milo Ventimiglia) aus der Zukunft hatte einen neuerlichen Besuch abgestattet. Diese Zukunft ist, wie so oft, im Arsch. Nachdem die Superhelden bekannt geworden sind, hatte sich die Menschheit gegen sie gewendet. X-Men lässt grüßen. Allerdings stirbt Nathan nicht, wie so oft. Während er eine Läuterung erfährt und mit neuen christlichen Idealen seinen Posten als Senator antreten möchte, wird Gegenwarts-Peter von Zukunfts-Peter in den Körper eines Gefangenen gepfercht. Auch für unsere anderen Helden werden einige Überraschungen parat gehalten. Sylar besucht Claire (Hayden Panettiere), um fortzuführen, was er im ersten Band begonnen hatte. Wie sich herausstellt ist Claire unsterblich und Sylar selbst hat eine weitere nützliche Fähigkeit dazu gewonnen.

Sein Schicksal wendet sich, als er seine vermeintlich echte Mutter trifft und schließlich sogar die Firma mit Noah (Jack Coleman) unterstützt. Allerdings braucht man sich dieses Jahr nicht großartig mit Allianzen beschäftigen, denn diese werden schneller gewechselt, als man schauen kann. Grundsätzlich geht es diesmal darum… die Welt zu retten. Dafür sind Peter und Hiro natürlich sofort Feuer und Flamme und machen sich beide auf getrennten Wegen auf die ominöse Formel zu zerstören, die Normalsterblichen eine genetische Mutation verleiht. Da der Band nun Villains heißt, bedarf es auch eines würdigen Gegners, für all unsere Helden, von denen jeder seine eigene Schlacht zu schlagen hat. Und um das Ganze etwas spannender und familiärer zu gestalten, erscheint Peters und Nathans Vater Arthur (Robert Forster) wieder auf der Bildfläche – als scheinbar omnipotenter Größenwahnsinniger.

Kring hat sich um einen packenden Band bemüht, das merkt man den Folgen durchaus mitunter an. Nur will die Handlungsprämisse nicht immer passen. Speziell die vielen Seitenwechsel gehen einem mit der Dauer auf die Nerven. Statt einen Judgement Day abzuziehen, wie man kurzzeitig erwarten würde, fällt Heroes doch wieder in alte Muster zurück. Dabei hätte ein guter Sylar durchaus Potential gehabt, wie in I Am Become Death
zu sehen war. Ohnehin ist Sylar inzwischen eine müßige Figur geworden, die sich charakterlich nicht wirklich weiterentwickelt. So tötet er seine Opfer beispielsweise immer noch, obschon er gelernt hat auch so an ihre Fähigkeiten zu gelangen. Da wirkt es im Bandfinale geradezu lächerlich, wenn sich Noah zum zigsten Male aufmacht, Sylar zu töten. Wo hier die Spannung bestehen soll, wenn eine Figur gejagt wird, die nicht sterben kann, wissen wohl nur die Autoren. Exemplarisch steht dieser Aspekt für die teilweise abwesende Kreativität der Serie. Auch die anderen Figuren, am prominentesten Claire und Peter, stagnieren enorm in ihrer Entwicklung. Ohnehin ist es fraglich, inwiefern es mit Charakteren wie Peter und Hiro im nächsten Band weitergehen soll.

Die Titulierung Villains ist zugleich ein starker Euphemismus, existiert im Grunde nur ein richtiger Bösewicht. Dass es sich hierbei um Arthur Petrelli handelt stößt etwas sauer auf, zum Teil auch dadurch, dass Robert Forster nicht so recht in die Rolle des Familienvaters passen will. Sowohl die Etablierung der Figur als auch ihre Platzierung innerhalb des Bandfinales Dual lassen zu wünschen übrig. Auch hier merkt man wie der Serie die Ideen zur Neige gehen und die ersten Eindrücke des vierten Bandes lassen hier nicht wirklich auf eine Besserung hoffen. Wie schon in der zweiten Staffel ist die Gefahr, in der sich die Welt befindet, kaum spürbar und schon gar nicht greifbar. Hier tut man sich mit diesen kurzen Bänden von etwas mehr als zehn Episoden keinen Gefallen. Gerade dann nicht, wenn man dramatische familiäre Strukturen wie Claire und Meredith (Jessalyn Gilsig) oder die Petrellis einbauen möchte. Unter der Quantität an Nebenhandlungen hat im Nachhinein die Qualität der einzelnen Folgen zu leiden. Es verwundert daher nicht, dass die Auftaktfolge The Second Coming die unterhaltsamste des Bandes geworden ist.

Hier sind die Helden konzentriert und nicht wie schon kurz darauf in alle Welt verstreut und mit ihren eigenen Problemen behaftet. Wenn das Publikum alle paar Minuten zwischen Hiro und Ando (James Kyson Lee) in Tokyo, Matt in Afrika, Sylar hier und Peter da wechseln muss, kann kein Handlungsstrang irgendwann seine nötige Tiefe erhalten. Hinzu kommt, dass die neuen Figuren weit weniger interessant sind, als es früher der Fall war. Pseudobösewichter wie Knox (Jamie Hector) oder Flint (Blake Shields) - letzterer ist übrigens auch Teil der großen Serienfamilie - sind langweilig und nicht mehr als Anhängsel. Ihre Kräfte zudem mehr als unspannend. Andere Charaktere wie Eric Doyle (kann Menschen zu Marionetten machen) oder Stephen Canfield (Gravitationsmanipulation) wären weitaus unterhaltsamer einzusetzen gewesen. Lediglich Daphne (Brea Grant) ist ein akzeptabler Neuzugang, sowohl vom Charakter als auch ihren Kräften her gesehen.

Nach einer kultigen ersten Staffel ist Heroes nunmehr im oberdurchschnittlichen Serienmittelfeld gelandet. Zwar sehe ich die Serie immer noch außerordentlich gerne, allerdings hat sie an derselben fehlenden Inspiration zu knabbern, wie es auch bei Prison Break der Fall geworden ist. Themen wie Mohinders fehlgeleitete Selbstinjektion und seine anschließende Tätigkeit für Pinehearst sind zu Beginn interessant, bald darauf jedoch schon anstrengend und müßig. Grundsätzlich lässt sich dies von allen anderen Themen dieses Bandes auch sagen. Besonders schade, dass selten wirklich Kapital aus der Serie geschlagen wird, sieht man hier doch Superhelden, die ihre Superkräfte kaum effektiv nutzen (bezeichnenderweise außer Sylar). Während das Finale des zweiten Bandes hier mal ein bisschen was wagte, ist das diesjährige Finale eine kleine Enttäuschung. Allgemein ist die zweite Hälfte des dritten Bandes schwächer als die erste. Lediglich Our Father knüpft von der Qualität an die ersten sieben Folgen an. 

Neben Robert Forster geben sich in Gastrollen auch wieder Ali Larter, George Takei, Malcom McDowell und Kristen Bell die Ehre. Außerdem sind in Cameos Seth Green und Breckin Meyer zu sehen. Von Villains selbst hatte ich mir sehr viel mehr versprochen und man hätte weiß Gott auch mehr daraus machen können. Eine ähnliche Zuversicht ist für den vierten Band Fugitives nicht vorhanden. Aufgrund seiner Dreharbeiten zum neuen Star Trek-Film scheint Quinto für diesen Band auszuscheiden, wie oben angesprochen ist unklar was aus Peter beziehungsweise speziell aus Hiro werden wird. Generell wäre es empfehlenswert, wenn nicht an jeder Ecke ein Verwandter der Petrelli-Familie auftauchen würde und sich zumindest ein paar der Charaktere ernsthaft weiterentwickeln. Ansonsten wir mit Heroes bald nicht mehr viel anzufangen sein, wie die zurückgehenden Quoten bereits drohend anzudeuten wissen.

8/10

8 Kommentare:

  1. Ich bin bei "Heroes" dieses Jahr ausgestiegen. Fand ich die zweite Staffel schon recht schwach, hatte ich für die dritte jedoch wieder Hoffnung. Nach ein paar Folgen habe ich dann gemerkt, dass mir die Charaktere komplett egal sind, mich die völlig überfrachteten und teils auch redundanten Handlungsstränge langweilen und ich die Zeit weit besser nutzen kann. Das gleiche Schicksal hat übrigens auch "Prison Break" ereilt, welches allerdings schon mit Season 3 seinen Zenit überschritten hatte...

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  2. Ich sehe es im Grunde wie Flo. Die Serie hat offensichtliche Defizite und ich habe auch teilweise schon mal etwas den Überblick verloren, was einzelne Motivationen angeht - aber dennoch macht die Serie weiterhin ziemlich großen Spaß und ich schaue sie recht gerne. Dementsprechend blieb ich auch konstant am Ball.

    Prison Break habe ich im Übrigen genauso wahrgenommen (klare Defizite, aber trotzdem noch Spaß) - würde es allerdings auch etwas niedriger ansiedeln als Heroes.

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  3. @moviescape: Na na na, wer wird denn gleich? ;)
    Egal sind mir die Charaktere nicht geworden, zumindest teilweise nicht. Aber redundant ist es bisweilen schon, das sprach ich ja auch an.

    Bzgl. PB halte ich es wie Hirngabel, die Serie macht mitunter durchaus noch Spaß, was sicherlich daran liegt, dass man den Figuren jetzt seit vier Jahren folgt.

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  4. Jup, und ausserdem spielt Michael Rapapapapaport mit. =)

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  5. Hab - zum Glück!!! - Heroes weiter geguckt. Am Anfang wollte ich die Serie sogar komplett zur Seite schieben. Jetzt bin ich echt froh, dass ichs nicht getan habe.
    Prison Break hab ich aber wirklich aufgehört...vielleicht hol ich das irgendwann nach.
    Die dritte Staffel Heroes ist richtig super, schade um den Anfang. Hiro ftw!

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  6. Wieso sollte Sylar im nächsten Band ausfallen? Die Dreharbeiten für Star trk liefen doch schon vor einem Jahr, vor allem während des Autorenstreiks. Der Film liegt schon abgeschlossen in der Konserve. Siehe Star Trek Movie Report.http://trekmovie.com/2008/12/22/a-holiday-update-from-jj-abrams/

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  7. Sylar wird ja wieder zum x-ten Mal dem Publikum als tot verkauft und ich war im Glauben, dass noch Nachdrehs zu STAR TREK stattfanden, weshalb man den Film verschoben hatte. Kann mich jedoch hier auch irren.

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