So once, when I was 6, I did.
Der Mensch ist fasziniert von Zahlen, eignen sie sich doch gut für allerlei Spielereien. In der TV-Serie Lost mussten die Charaktere alle 108 Minuten die Zahlenfolge 4, 8, 15, 16, 23 und 42 in einen Computer eingeben, deren Summe wiederum ebenfalls 108 war. Die Zahl 23 faszinierte die jeweilige Hauptfigur in Filmen von Joel Schumacher und Hans-Christian Schmid, während Max Cohen (Sean Gullette) in Darren Aronofskys Debütfilm Pi besessen von der Kreiszahl π ist. “Mathematics is the language of nature”, ist dieser sich sicher. “There are patterns, everywhere in nature.” Und alles, was es bedarf, um die Natur – und damit die Welt – zu verstehen, ist eine entsprechende mathematische Formel. Hält π also alle Antworten?
Für $60.000 mit Unterstützung von Freunden und Familien teils illegal in New Yorker U-Bahn-Stationen gedreht, weist Pi bereits viele Merkmale von Aronofskys späterem Schaffen auf. Dabei können Pi und Requiem for a Dream sowie The Wrestler und Black Swan getrost als Pärchenfilme bezeichnet werden, mit dem Langzeitprojekt The Fountain als center piece. Was alle Filme miteinander eint, ist der von Obsessionen geplagte Hauptprotagonist, der sich mehr und mehr in seinem Streben zu verlieren scheint. Egal ob Ballerina Nina (Natalie Portman), Wrestler Randy (Mickey Rourke), Neurologe Tom (Hugh Jackman), die drogensüchtige Familie Goldfarb (Ellen Burstyn/Jared Leto) oder hier nun Gullettes Max Cohen.
Das vorherrschende Element der Paranoia eint Aronofskys Debüt wiederum mit seinem jüngsten Film. Sowohl Max als auch Nina fühlen sich von ihrer Umgebung verfolgt, doch nur im Falle von Max scheint diese Gefahr auch tatsächlich real. Seine Forschungen rufen Drittparteien auf den Plan, Vertreter von Kapitalismus und Religiosität. Max zufolge ist die Natur durchzogen von Mustern: “So what about the stock market?” Sein Bestreben, die Aktienkurse vorauszusagen, weckt das Interesse der Wall Street in Person von Marcy Dawson (Pamela Hart), während die Entdeckung einer 216-stelligen Zahlenfolge Lenny Meyer (Ben Shenkman) und seine chassidistische Sekte auf ihrer Suche nach Gott anlockt.
“Hebrew is all math”, gewinnt Lenny mittels Gematrie die Aufmerksamkeit von Max. Hin und hergerissen zwischen den beiden Parteien – die Banker bieten ihm einen Ersatzchip für seinen gewaltigen, durchgebrannten Rechner „Euklid“ – verliert Max mehr und mehr den Boden unter den Füßen als seine Migräneanfälle zunehmen. Mit Fortführung der Geschichte bewahrheitet sich, wovor Max von seinem Mentor und Freund Sol (Mark Margolis) gewarnt wurde: Er mutiert vom Mathematiker zum Numerologen. Von der 216-stelligen Zahlenfolge, π und ihren Zusammenhängen besessen, gleiten die Figuren immer mehr in den Abgrund hinab. “This is insanity”, sagt Sol an einer Stelle. “Maybe it’s genius”, erwidert Max.
Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander – so auch in Aronofskys Pi. Die Beziehung zwischen Sol und Max wird auch von Ersterem selbst in Relation gesetzt mit der Geschichte von Ikarus. “Life isn’t just mathematics”, versucht Sol, der selbst vier Jahrzehnte an π geforscht hat, seinen Schützling wieder in die Realität zurückzuholen. Doch im Regelfall sind Aronofskys Figuren zum Scheitern verurteilt und haben im Kampf mit ihrer Obsession das Nachsehen. Narrativ ist sein Debüt, welches Aronofsky im Audiokommentar als seinen – nur bedingt gelungenen – Versuch eines “cyberpunk movies” beschreibt, somit nicht weit weg von seinen späteren Arbeiten, sodass sich Pi am ehesten durch seine Inszenierung auszeichnet.
In Erinnerung bleibt Aronofskys Einsatz der SnorriCam, um den Zuschauer näher an Max’ Erlebnissen teilhaben zu lassen. Auch der Schnitt von Oren Sarch und die Musik von Clint Mansell stechen hervor und lassen teilweise Einflüsse von Danny Boyles Trainspotting erkennen. In allen Bereichen, von der Narration über die Verwendung der SnorriCam sowie Schnitt und Musik, wird Aronofskys zwei Jahre später erscheinender Requiem for a Dream eine Weiterentwicklung aufweisen können. Als erste Fingerübung und experimenteller Independent-Film geht Pi jedenfalls durchaus in Ordnung und hat einige interessante Ideen zu bieten. Und ein Einspiel von über $3 Millionen. Eine Zahl, mit der Aronofsky gut gelebt haben dürfte.
Für $60.000 mit Unterstützung von Freunden und Familien teils illegal in New Yorker U-Bahn-Stationen gedreht, weist Pi bereits viele Merkmale von Aronofskys späterem Schaffen auf. Dabei können Pi und Requiem for a Dream sowie The Wrestler und Black Swan getrost als Pärchenfilme bezeichnet werden, mit dem Langzeitprojekt The Fountain als center piece. Was alle Filme miteinander eint, ist der von Obsessionen geplagte Hauptprotagonist, der sich mehr und mehr in seinem Streben zu verlieren scheint. Egal ob Ballerina Nina (Natalie Portman), Wrestler Randy (Mickey Rourke), Neurologe Tom (Hugh Jackman), die drogensüchtige Familie Goldfarb (Ellen Burstyn/Jared Leto) oder hier nun Gullettes Max Cohen.
Das vorherrschende Element der Paranoia eint Aronofskys Debüt wiederum mit seinem jüngsten Film. Sowohl Max als auch Nina fühlen sich von ihrer Umgebung verfolgt, doch nur im Falle von Max scheint diese Gefahr auch tatsächlich real. Seine Forschungen rufen Drittparteien auf den Plan, Vertreter von Kapitalismus und Religiosität. Max zufolge ist die Natur durchzogen von Mustern: “So what about the stock market?” Sein Bestreben, die Aktienkurse vorauszusagen, weckt das Interesse der Wall Street in Person von Marcy Dawson (Pamela Hart), während die Entdeckung einer 216-stelligen Zahlenfolge Lenny Meyer (Ben Shenkman) und seine chassidistische Sekte auf ihrer Suche nach Gott anlockt.
“Hebrew is all math”, gewinnt Lenny mittels Gematrie die Aufmerksamkeit von Max. Hin und hergerissen zwischen den beiden Parteien – die Banker bieten ihm einen Ersatzchip für seinen gewaltigen, durchgebrannten Rechner „Euklid“ – verliert Max mehr und mehr den Boden unter den Füßen als seine Migräneanfälle zunehmen. Mit Fortführung der Geschichte bewahrheitet sich, wovor Max von seinem Mentor und Freund Sol (Mark Margolis) gewarnt wurde: Er mutiert vom Mathematiker zum Numerologen. Von der 216-stelligen Zahlenfolge, π und ihren Zusammenhängen besessen, gleiten die Figuren immer mehr in den Abgrund hinab. “This is insanity”, sagt Sol an einer Stelle. “Maybe it’s genius”, erwidert Max.
Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander – so auch in Aronofskys Pi. Die Beziehung zwischen Sol und Max wird auch von Ersterem selbst in Relation gesetzt mit der Geschichte von Ikarus. “Life isn’t just mathematics”, versucht Sol, der selbst vier Jahrzehnte an π geforscht hat, seinen Schützling wieder in die Realität zurückzuholen. Doch im Regelfall sind Aronofskys Figuren zum Scheitern verurteilt und haben im Kampf mit ihrer Obsession das Nachsehen. Narrativ ist sein Debüt, welches Aronofsky im Audiokommentar als seinen – nur bedingt gelungenen – Versuch eines “cyberpunk movies” beschreibt, somit nicht weit weg von seinen späteren Arbeiten, sodass sich Pi am ehesten durch seine Inszenierung auszeichnet.
In Erinnerung bleibt Aronofskys Einsatz der SnorriCam, um den Zuschauer näher an Max’ Erlebnissen teilhaben zu lassen. Auch der Schnitt von Oren Sarch und die Musik von Clint Mansell stechen hervor und lassen teilweise Einflüsse von Danny Boyles Trainspotting erkennen. In allen Bereichen, von der Narration über die Verwendung der SnorriCam sowie Schnitt und Musik, wird Aronofskys zwei Jahre später erscheinender Requiem for a Dream eine Weiterentwicklung aufweisen können. Als erste Fingerübung und experimenteller Independent-Film geht Pi jedenfalls durchaus in Ordnung und hat einige interessante Ideen zu bieten. Und ein Einspiel von über $3 Millionen. Eine Zahl, mit der Aronofsky gut gelebt haben dürfte.
6.5/10